Aids-Zeiten : HIV & Aids 1987 – 1996

1987

Aus einem Zusammenschluss von 25 schwulen Männern und 2 lesbischen Frauen aus (überwiegend kirchlichen) schwul-lesbischen Arbeitskreisen nahezu der gesamten DDR entsteht der ‚Zentrale AIDS-Arbeitskreis‘. Erwerben von Wissen und Information in den jeweiligen Arbeitskreisen stehen zunächst im Vordergrund.
In der BRD startet die Bundesregierung ein Bundesmodellprogramm zur Verbesserung der ambulanten Pflegesituation von AIDS-Erkrankten unter dem Titel „“Ausbau ambulanter Hilfen für AIDS-Erkrankte im Rahmen von Sozialstationen“. Es läuft bis 1991.
3. Internationaler AIDS-Kongress in Washington.
In den USA wird eine Bestimmung erlassen, die HIV-infizierten Immigranten und Reisenden die Einreise verwehrt.
Randy Shilts, Reporter des San Francisco Chronicle, veröffentlicht eine der ersten Chroniken über AIDS „And the Band Played On – Politics, People, and the AIDS Epidemic“. Das Buch wird schnell ein Bestseller. Shilts selbst, der bereits seit 1982 kontinuierlich über AIDS berichtet hatte, stirbt 1994 an den Folgen von AIDS.
Der Entertainer Liberace stirbt an den Folgen von AIDS.
Der schwule Bürgerrechts-Aktivist Cleve Jones erstellt in San Francisco das erste Panel für den AIDS Memorial Quilt.
In Großbritannien eröffnet Prinzessin Diana die erste auf HIV spezialisierte Krankenhausabteilung. Insbesondere die Tatsache, dass Diana AIDS-Patienten die Hand gibt, ohne Handschuhe zu tragen, erregt öffentliche Aufmerksamkeit.
Sambias Präsident Kaunda lässt verlautbaren, sein Sohn sei an einem mit AIDS zusammenhängenden Zustand gestorben.

Februar
Linwood B. wird von Beamten der Mordkommission Nürnberg festgenommen. Am 16. November des Jahres ergeht das Urteil des Landgerichts Nürnberg-Fürth.
Erstmals informieren in der DDR Experten im Rahmen einer Sonntagsvorlesung an der Berliner Charité Gesundheitsexperten über Aids.
Gründung der „Deutschen AIDS-Stiftung Positiv Leben“ in Köln auf Initiative ihres Stifters Rainer Jarchow.
Am 25.2.1987 beschließt die bayerische Staatsregierung einen ‚Maßnahmenkatalog zur Abwehr von AIDS‚ (u.a. mit der Möglichkeit der Vorladung ‚Ansteckungsverdächtiger‘ zum HIV-Test einschl. polizeilicher Vorführung sowie Tätigkeitsverboten für männliche und weibliche Prostituierte).

März
In New York fordert Larry Kramer am 10. März 1987 in einer Rede im Gay Community Center dazu auf, eine Organisation zu gründen, die die FDA veranlassen solle, freizügiger mit Medikamenten umzugehen, die sich noch im Versuchsstadium befinden.
Hieraus geht die AIDS Coalition to Unleash Power ACT UP hervor – ACT UP New York wird als erste ACT UP-Gruppe weltweit am gleichen Tag gegründet.
Am 4. März wird in Nürnberg das „Komitee AIDS und Menschenrechte“ gegründet.
Die FDA setzen Pentamidin Aerosol, ein potenziell vorbeugendes Mittel gegen PcP, ganz nach oben auf die Prioritätenliste. Weitere 13 Monate geschieht jedoch nichts. Anthony Fauci, für die ACTG verantwortlich, begründet dies später vor einem Untersuchungsausschuss mit fehlendem Personal. In der nutzlos verstrichenen Zeit waren schätzungsweise 16.000 US-Amerikaner mit AIDS an PcP gestorben. Erst im Februar 1989 erteilt die FDA schließlich eine vorläufige Zulassung von Pentamidin-Inhalationen zur Prophylaxe der PcP.
Am 20. März wird AZT (Retrovir) als erstes Medikament gegen AIDS in den USA zugelassen. Die Zulassung von AZT bedeutet einen Meilenstein für die Behandelbarkeit der HIV-Infektion – aber auch für die Medizingeschichte: AZT wird zum bis dato teuersten verschreibungspflichtigen Medikament mit Behandlungskosten von ca. 10.000 US-$ pro Jahr.
Am 4. März erscheint (als Ergebnis der Sonntagsvorlesung vom Februar) in der DDR ein langer Artikel mit Fragen und Antworten zum Thema Aids.
Der US-amerikanische Professor für Molekularbiologie Peter Duesberg publiziert in der März-Ausgabe der Zeitschrift ‚Cancer Research‘ einen Artikel, in dem er behauptet, HIV sei nicht die Ursache von Aids.

April
Am 29. April wird in den USA der erste Western-Blot-Test zugelassen, ein genaueres Testverfahren als die bisherigen Elisa-Tests.

Mai
In Amsterdam eröffnet am 2. Mai die erste „Condomerie“ der Welt
Der Deutsche Bundestag beschließt die Einrichtung der Enquete-Kommission „Gefahren von AIDS und wirksame Wege zu ihrer Eindämmung“. Mitglieder werden neun Abgeordnete aller vier Bundestagsfraktionen sowie acht Sachverständige.

Juni
Die DAH veröffentlicht ihr erstes Memorandum ‚Leben mit Aids‘. Die Botschaft ‚Aids geht uns alle an‘ wird dahingehend modifiziert, dass die Infektionsrisiken nicht alle gleichermaßen betreffen, sondern sehr unterschiedlich verteilt sind.
Am 1. Juni tritt der bayrische AIDS-Maßnahmen-Katalog in Kraft, mit Zwangstestung von Asylbewerbern, Häftlingen und Prostituierten sowie Testung von Beamtenanwärtern, Berufsverboten und Zwangsberatungen mit der Androhung rechtlicher Konsequenzen.
Auf dem Frankfurter Christopher-Street-Day geht ein todkranker Mann namens Klaus mit, mit einem Transparent mit dem Titel „Keine Rechenschaft für Leidenschaft“. Drei Wochen nach dem CSD verstirbt er. Sein Transparent-Titel wird zwei Jahre später Motto einer Großveranstaltung der DAH.
Auf Anweisung des bayrischen Innenministeriums werden ab Juni 1987 Beamtenanwärter im Rahmen ihrer Einstellungsuntersuchung auch pflichtmäßig auf HIV getestet (Anwendung bis November 1995).

Juli
Am 16. Juli findet die konstituierende Sitzung der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages „Gefahren von AIDS und wirksame Wege zu ihrer Eindämmung“ statt.
HIV e.V. (‚Hilfe – Information – Vermittlung), der erste (von schwulen Pflegekräften zusammen mit anderen engagierten Menschen gegründete) ambulante Aids-Spezialpflegedienst nimmt in Berlin seine Arbeit auf.

August
In den USA wird am 18. August die erste Studie mit einem experimentellen Impfstoff gegen HIV genehmigt.

September
Am 24. September beginnt die erste „AIDS-Vorbeugewoche“ in Köln.
Der Nationale AIDS-Beirat formuliert in seinem Votum 6 am 29. September 1987: „Der Arbeitsgemeinschaft der Medizinalbeamten folgend, wird festgestellt, dass durch HIV-Antikörpertests bei allen Ausländern kein wirksamer Beitrag zur Seuchenbekämpfung geleistet werden kann.
Der Ministerrat der DDR beschließt, dass Einreisende aus Ländern mit „besonderem Risiko“ einen HIV-Test vorlegen oder innerhalb von 14 Tagen in der DDR machen müssen. „Bei positivem Ergebnis ist die Ausreise durchzusetzen“, so Willi Stoph.

Oktober
Am 24. Oktober findet in München eine bundesweite Großdemonstration gegen den bayrischen Maßnahmenkatalog (‚Anti-Gauweiler-Demo‘) statt. Die Polizisten tragen Schutzkleidung und Handschuhe.

Dezember
Das „London Lighthouse“ wird als Englands erstes Betreuungszentrum für von HIV/AIDS Betroffene eröffnet.
Die „Verordnung über die Berichtspflicht für positive HIV-Bestätigungstests (Laborberichtsverordnung) legt fest, dass alle Bestätigungstests zum Nachweis von Antikörpern gegen HIV in Form eines anonymen Berichts an das AIDS-Infektionsregister beim Bundesgesundheitsamt zu melden sind.
Der Nationale AIDS-Beirat formuliert in seinem Votum 12 am 16. Dezember 1987, „dass das Problem der HIV-Infektion bei Drogenabhängigen durch eine Erweiterung und Intensivierung der derzeitigen Programme für Drogenabhängige, insbesondere durch alternative Angebote im ambulanten und teilstationären Bereich anzugehen ist. … Die Durchführung eines Antikörpertestes ist wünschenswert, sie darf aber nicht als Eingangsvoraussetzung für die Therapie festgeschrieben werden.
Gründung der ‚Nationalen AIDS-Stiftung‘ auf Anregung von Bundesgesundheitsministerin Rita Süssmuth (Stifter: Verband der privaten Krankenversicherungen e.V., Deutsches Rotes Kreuz, Daimler Benz AG).

1988

Für die DDR stehen erstmals Zahlen über die HIV-Infektion zur Verfügung: ca. 100 HIV-Infizierte und AIDS-Kranke, 80% von ihnen Schwule.
Nachdem es schon vorher zu engen Kontakten zwischen der Aids-Beraterkommission der DDR und dem Freistaat Bayern, besonders Peter Gauweiler, gekommen war, wird zwischen Bayern und der DDR 1988 ein Abkommen zur Aids-Bekämpfung auf Regierungsebene geschlossen.
In Westafrika wird HIV-2 entdeckt.
4. Internationaler AIDS-Kongress in Stockholm.
Die Welt-Gesundheitsorganisation WHO bestimmt den 1. Dezember zum jährlichen Welt-AIDS-Tag.
Anfang 1988 entscheidet der Verband der Lebensversicherungsunternehmen e.V., für alle Anträge auf Lebensversicherung eine Frage nach einem vorliegenden positiven HIV-Antikörpertest zu empfehlen. Zudem wird für alle Lebensversicherungen über 250.000 DM Versicherungssumme empfohlen, in die dabei fälligen ärztlichen Untersuchung auch einen HIV-Antikörpertest einzubeziehen. Bei HIV-positiven Antragstellern sollte ein Vertragsabschluss abgelehnt werden
Verordnung zur ‚Laborberichtspflicht‘ – anonymisierte Meldung positiver HIV-Tests durch die testenden Labors wird Pflicht.
Positiv e.V. wird aus dem Organisationsteam der Positiventreffen heraus gegründet. Der Verein organisiert und veranstaltet  bundesweite Positiventreffen im Waldschlösschen bei Göttingen.
Auf der Mitgliederversammlung der DAH in Berlin kommt es wegen der ‚Klientelisierung der Positiven‘ zum ‚Aufstand der Positiven‘.

Januar
In der am 23. Januar 1988 beschlossenen London Declaration of AIDS Prevention verpflichtet sich die deutsche Bundesregierung zusammen mit 148 anderen Ländern zu einem gemeinsamen internationalen Konzept im Kampf gegen AIDS. In der Deklaration werden unter anderem die Bedeutung von Information und freiem Informationsaustausch sowie die Notwendigkeit des Schutzes von Menschenrechten und Menschenwürde betont.
In Berlin wird das ‚AIDS-Zentrum‘ eingerichtet. Es ist in das Bundesgesundheitsamt eingegliedert.

April
Am 19. April 1988 wird der „AIDS-Erlass“ der Bundeswehr veröffentlicht.

Mai
In München findet unter dem Motto „Mut gehört dazu“ das zweite Europäische Positiventreffen statt.
Am 7. Mai veranstaltet die DAH den bundesweiten Aktionstag „Solidarität der Uneinsichtigen“.

Juli
Am 9. Juli findet in Frankfurt der Aktionstag ‚Solidarität der Uneinsichtigen- für eine menschliche AIDS-Politik‘ statt. Etwa 1.500 Menschen nehmen teil.

September
Der Weltärztebund (World Medical Association, WMA) verabschiedet auf seiner 40. Generalversammlung eine Deklaration, nach der Ärzte ethisch verpflichtet sind, Aids-Patienten und HIV-Positive angemessen zu behandeln.

Oktober
ACT UP und andere Gruppen belagern die us-amerikanischen FDA Food and Drug Administration, da deren Genehmigung neuer Medikamente länger dauert, als viele Menschen mit AIDS Aussicht haben zu leben.

November
Am 21. November werden zwei Interferon-Produkte (Intron-A, Roferon) für die Behandlung des Kaposi-Sarkoms zugelassen.
Am 28. November genehmigen die FDA den Vertrieb von Ganciclovir zur Behandlung der CMV-Retinitis bereits vor der endgültigen Zulassung.

Dezember
Erstmals Welt-Aids-Tag am 1.12.
Am 16. Dezember 1988 stirbt der Disco-Star Sylvester James an den Folgen von Aids.

1989

5. Internationaler AIDS-Kongress in Montreal
Zu Jahresanfang werden in Berlin sowie in 17 Städten Nordrhein-Westfalens erstmals Automaten mit sterilen Einwegspritzen für Drogengebraucher aufgestellt.

Februar
Am 2. Februar 1989 stirbt in Mannheim der slowakische Eiskunstläufer Ondrej Nepela mit 38 Jahren an den Folgen von Aids. Er war u.a. dreifacher Weltmeister und 1972 Olympiasieger.
Am 3. Februar wird bereits vor der eigentlichen Zulassung der Vertrieb von Pentamidin für die Prophylaxe der PcP genehmigt.
Der US-amerikanische Fotograf Robert Mapplethorp stirbt.
Der Papst verurteilt die Benutzung von Kondomen.

Mai
Die us-amerikanischen CDC empfehlen erstmals eine Prophylaxe gegen PcP. Am 2. Mai wird Pentamidin hierfür zugelassen.

Juni
Anlässlich eines Seminars der DAH in Hamburg wird am 21. Juni in Hamburg JES als solidarisches Bündnis von Junkies, Ex-Usern und Substituierten und überregionales Netzwerk gegründet.
Vom 4. bis 9. Juni findet die 5. Welt-AIDS-Konferenz in Montreal statt; ACT UP fordert u.a. einen grundlegenden Richtungswechsel in der AIDS-Forschung und stellt das Konzept des parallel track vor.
Am 27. Juni wird Erythropoetin in den USA für die Behandlung von AZT hervorgerufener Anämie zugelassen.

August
Am 17. August billigt die FDA (Anti-Viral drug Advisory Committee) zusammen mit 20 AIDS-Gruppen das Konzept des parallel track. Mit diesem (von ACT UP maßgeblich mitgestalteten) Konzept soll für Positive, die auf Standardtherapeutika nicht ansprechen, der Zugang zu experimentellen Substanzen ermöglicht werden, die auf ihre Sicherheit überprüft sind. Am 21.5.1990 wird die parallel track – Regelung als gesetzliche Bestimmung veröffentlicht.

September
Am 14. September dringen ACT UP Mitglieder in die New Yorker Börse ein, stören den Börsenverkehr und protestieren, u.a. mit Transparenten wie „Sell Wellcome“ und Anketten an den VIP-Balkon, gegen die Preispolitik von Burroughs Wellcome bei AZT. Die Proteste führen schließlich zu einer Senkung des AZT-Preises um 20%.
Am 28. September wird der Vertreib von Didanosin (ddI) bereits vor der endgültigen Zulassung genehmigt.

Oktober
In den USA wird am 26. Oktober der Vertrieb von AZT auch für den Einsatz bei Kindern zugelassen.

November
Ian Schäfer verstirbt an den Folgen von AIDS. Er war von Anfang an in der AIDS-Bewegung aktiv und trat mit praktisch-politischem Handeln unermüdlich dafür ein, gesellschaftliche Widerstände gegen die AIDS-Aufklärung zu brechen.
In der DDR-Schwulenszene werden Flyer verteilt, in denen u.a. geraten wird „Sucht euch nicht Schlafplätze bei Unbekannten. Geht lieber zum Roten Kreuz. … Pornos sind schön, aber sie gefährden euch, wenn ihr keinen klaren Kopf habt.“ Herausgeber der „Informationen“ ist die Zentrale Beratungsstelle HIV/AIDS der DDR an der Berliner Charité (unter Niels Sönnichsen).

Dezember
Das Memorandum „Aktuelle Erfordernisse im Umgang mit AIDS in der DDR“ der gerade im Aufbau befindlichen AIDS-Hilfe DDR (Autoren: Günter Grau, Rainer Herrn) wendet sich am 21.12.1989 gegen die von der AIDS-Kommission unter Prof. Sönnichsen durch Pressemeldungen, Interviews und Flugblattaktionen inszenierte AIDS-Hysterie in der DDR nach der politischen Wende.
Am 10. Dezember beginnt ACT UP New York mit einer Reihe von Veranstaltungen unter dem Motto „Stop the Church“. 4.500 Demonstranten versammeln sich vor der St- Patrick’s Chruch und protestieren gegen die Haltung der katholischen Kirche zu Safer Sex und AIDS.

1990

Keith Haring und Jim Henson sterben an den Folgen von AIDS.
Gestützt auf die Ottawa-Charta der Welt-Gesundheitsorganisation WHO entwickelt die DAH das Konzept der „strukturellen Prävention“ als Arbeitsziel.
Die ‚Enquete-Kommission AIDS – Fakten und Konsequenzen‘ legt ihren Schlussbericht ‚Gefahren von AIDS und wirksame Wege zu ihrer Eindämmung‘ vor.
In Berlin gründen verschiedene Projekte der Drogen- und Aids-Hilfe die gemeinnützige Gesellschaft ‚zuhause im Kiez‘ (ziK) als modellhaftes Wohnprojekt für Menschen mit HIV und Aids.
Auf dem Deutschen AIDS-Kongress protestieren ACT UP – Gruppen mit einer „Geldsack-Aktion“ gegen die Preispolitik von Burroughs Wellcome.

Januar
Vom 19. bis 21. Januar finden die ersten ‚Münchner Aids-Tage‘ statt.
In den USA wird am 29. Januar Fluconazol (Diflucan) für die Verwendung gegen zwei bei AIDS häufige Erkrankungen (Kryptokokken-Meningitis, Candidiasis) zugelassen.

Februar
Am 3. Februar stirbt Konrad Lutz an den Folgen von Aids (PcP). Er setzte im Mai 1988 als Regisseur und Betroffener das europäische Positiventreffen filmisch um (Video ‚Coming Out‘).
Auf der Mitgliederversammlung am 18. Februar wird zum ersten mal in der Geschichte der DAH ein Vorstand gewählt, in dem HIV-Positive die Mehrheit bilden.
Am Aschermittwoch, 28. Februar, stirbt in Köln Jean-Claude Letist, schwuler Multi-Funktionär und Aktivist, an den Folgen von AIDS.
Der ehemalige US-Präsident Reagan entschuldigt sich für die Ignoranz, die er während seiner Präsidentschaft dem Thema Aids entgegengebracht habe.

März
NIAID empfiehlt eine Behandlung mit AZT auch bei asymptomatischer HIV-Infektion.
In der DDR wird die ‚AIDS-Hilfe DDR e.V.‘ gegründet und als Verein eingetragen. 14 der 15 Aidshilfen in der DDR werden im Laufe des Jahres Mitglied.

April
Ryan White, der sich besonders stark im Kampf gegen die Diskriminierung von Menschen mit AIDS engagiert hatte, stirbt am 19. April 1990 im Alter von 19 Jahren. Im Alter von 13 Jahren war White aufgrund seiner HIV-Infektion vom Besuch der öffentlichen Schule in Kokomo (Indiana, USA) ausgeschlossen worden.
Karl-Georg Cruse stirbt an den Folgen von Aids. Cruse war im Januar 1984 Mitbegründer und bis Januar 1986 Vorstandsvorsitzender der Münchner Aids-Hilfe, später Vorstand der DAH und Schwulenreferent.
Am 17. April führen ACT UP Berlin und die Positiven Aktionsfront Frankfurt eine Belagerung des Büros von Bristol-Myers Squibb durch, um gegen das Design geplanter ddI-Studien zu protestieren und Änderungen zu erreichen.
Am 28. April wird in Bremen der ‚akzept e.V. – Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik‘ gegründet. Die DAH gehört zu den Gründungsmitgliedern.

Mai
Am 21. Mai kommen ACT UP – Gruppen aus den gesamten USA auf dem Campus der US-Bundesgesundheitsbehörde NIH National Institutes of Health zusammen, um gegen die Inkompetenz der Behörde in Sachen AIDS zu protestieren.

Juni
Die AIDS-Hilfe DDR richtet eine Geschäftsstelle ein.
6. Internationaler AIDS-Kongress in San Francisco
ACT UP stört massiv den vom 20. bis 24. Juni in San Francisco stattfindenden 6. Internationalen AIDS-Kongress. Gegenstand der Proteste sind unter anderem die langsame Medikamenten-Entwicklung, mangelnder Zutritt für Positive zur Konferenz sowie das US-Einreiseverbot für Positive. Während der Konferenz wird von ACT UP die AIDS Treatment Agenda entwickelt und veröffentlicht.

September
Vom 27. bis 30. September findet in Frankfurt am Main die erste Bundesweite Positivenversammlung (einschließlich Demonstration am 30.9.) statt. Sie steht unter dem Motto ‚Keine Rechenschaft für Leidenschaft‘.
Die  bis dahin rein ehrenamtlich arbeitende Aids-Hilfe der DDR kann fünf hauptamtliche Mitarbeiter einstellen.

Dezember
Die AIDS-Hilfe DDR e.V. löst sich in Folge der Angliederung der DDR an das Staatsgebiet der BRD auf. Ihren Mitgliedsgruppen wird angeboten, in die DAH aufgenommen zu werden. Die DAH richtet für die spezifischen Belange in den neuen Bundesländern das ‚Referat Ost‘ ein, das noch bis zum 30. Juni 19991 in den Räumen der ehemaligen AIDS-Hilfe DDR arbeitet.

1991

Die Schriftsteller Hervé Guibert und Roland M. Schernikau sowie der Tennisspieler Michael Westphal sterben an den Folgen von AIDS.
Robert Gallo veröffentlicht (den alten Streit mit Montagnier wieder aufgreifend) einen Artikel in der Zeitschrift „Nature“, in der er äußert, eine der Proben, die Montagnier ihm geschickt habe, hätte nicht LAV, sondern eine Verunreinigung enthalten.
Montagnier reagiert auf Gallos Nature-Artikel in der Zeitschrift „Science“ (252, 1991, 961) und gibt zu, dass eine der Proben den Stamm LAI enthalten habe, eine Variante von LAV. Habe Gallo eventuell LAI als HTLV III isoliert?
Gallo gibt daraufhin in Nature (351, 1991, 358) einen eventuellen Fehler im Labor zu. Damit sei auch die Ähnlichkeit der von ihm und Montagnier isolierten Erreger zu erklären.
7. Internationaler AIDS-Kongress in Florenz.
Das von der Künstlergruppe Visual AIDS in New York entwickelte Red Ribbon wird als internationales „AIDS Awareness“ – Symbol eingeführt. Bei der Verleihung der Tony Awards trägt Jeremy Irons erstmals das Red Ribbon als Zeichen der Verbundenheit mit Menschen mit HIV & AIDS.
Auf Initiative des Referates ‚Medizin und Gesundheitspolitik‘ der DAH wird die EATG European Aids Treatment Group gegründet.

Februar
Am 25. Februar nimmt sich Dieter Runze im Alter von 53 Jahren das Leben. Er hatte von Januar 1988 bis Februar 1990 in der DAH als ehrenamtliches Vorstandsmitglied mitgearbeitet und insbesondere durch seine gesellschaftstheoretischen Ausführungen die Entwicklung maßgeblich beeinflusst und zu Kontroversen angeregt.

April
Der Orden der Schwestern der Perpetuellen Indulgenz Deutschland wird gegründet (Mutterhaus in Berlin)

Mai
Am 30. Mai genehmigen die FDA, dass ddC (Hivid) bereits vor der Zulassung vertrieben wird, um bei Patienten eingesetzt zu werden, bei denen AZT versagt hat.

September
Foscavir wird in den USA am 27. September für die Behandlung von Cytomegalie bei AIDS-Kranken zugelassen.
ACT UP-Aktivisten protestieren mit einer Stör-Aktion im Dom zu Fulda anlässlich des Abschluss-Gottesdienstes der Bischofskonferenz lautstark gegen die Positionen der katholischen Kirche zu Aids, insbesondere gegen diffamierende Äußerungen katholischer Würdenträger.

Oktober
Didanosin wird von den FDA am 9. Oktober für die Therapie bei Erwachsenen und Kindern zugelassen.
Die Deutsche Aids-Hilfe DAH richtet im Oktober 1991 in ihrer Bundesgeschäftsstelle den Fachbereich Pflege ein.

November
Am 15. November 1991 stribt der kanadische Eiskunstläufer Robert McCall an den Folgen von Aids. Bei der Winter-Olympiade 1988 gewann er die Bronzemedaille.
Freddy Mercury (Queen) stirbt am 24. November an den Folgen von AIDS (wenige Stunden, nachdem er Gerüchte bestätigt hatte, er sei HIV-positiv).
Magic Johnson, ein bekannter US-amerikanischer Basketballspieler, erklärt am 8.11. öffentlich, er sei HIV-infiziert. Diese Offenheit sowie sein damit verbundener Rückzug aus dem aktiven Sport führen besonders in den USA zu einer bisher nicht erlebten Umgang an Berichterstattung über HIV.

1992

Der US-amerikanische Schauspieler Anthony Perkins (bekannt aus „Psycho“), und Peter Allen, der Ex-Ehemann von Liza Minelli, sterben an den Folgen von AIDS.
Der frühere Tennisstar Arthur Ashe bestätigt, dass er sich bei einer Bluttransfusion im Jahr 1983 mit HIV infiziert hat. Er verstirbt 1993.
Erste Installation des ‚Denkraum: namen und Steine‘ von Tom Fecht auf der Documenta IX in Kassel.
In der BRD schließen sich Anfang 1992 die zu dem Zeitpunkt 14 ambulanten AIDS-Pflegedienste unter dem Dach der DAH in der ‚ArbeitsGemeinschaft Ambulante Versorgung (AGAV) in der Deutschen Aids-Hilfe e.V.‘ zusammen als Forum für Diskussion und zum Austausch über fachliche, strukturelle und organisatorische Fragen.

Januar
Eine Gruppe von Therapieaktivisten spaltet sich aus dem „Treatment & Data Committee“ von ACT UP New York ab und gründet TAG, die Treatment Action Group. Sie wollen ihre Aktivitäten mehr als bei ACT UP nun auf Therapie- und Forschungsaktivismus konzentrieren.

Februar
Der Journalist und AIDS-Aktivist Andreas Salmen stirbt am 13. Februar 1992 an den Folgen von AIDS.

April
Beim ‚Freddie Mercury Concert for AIDS Awareness‘ Tribute Konzert am Ostersonntag 20. April im Londoner Wembley-Stadion werden über 100.000 Red Ribbons verteilt. Damit kommt dieses Symbol erstmals in großem Umfang nach Europa.

Juni
Am 19. Juni erhält ddC (Zalcitabin, Handelsname Hivid) in den USA die Marktzulassung. Damit wird erstmals in den USA eine Substanz unter den neuem Verfahren der Beschleunigten Zulassung lizenziert.

Juli
Die ursprünglich für Boston geplante 8. Internationale AIDS-Konferenz wird nach Amsterdam verlegt und findet dort vom 19. bis 24. Juli statt. Der Grund für die Verlegung: die US-Regierung hält an ihrer Regelung fest, HIV-Positiven die Einreise in die USA zu verwehren.

Oktober
Am 5. Oktober wird mit Stavudin (d4T) erstmals eine Substanz für experimentelle Anwendungen nach dem neuen Verfahren des Parallel Track für Positive zugänglich gemacht.

November
Das Netzwerk Frauen und AIDS wird gegründet.
In Hamburg findet die 3. undespositivenversammlung unter dem Motto ‚Perlen vor die Säue!‘ statt.

Dezember
Marinol (Wirkstoff: Dronabinol) wird in den USA für den Einsatz bei AIDS-bedingtem Gewichtsverlust zugelassen.

1993

Die in Europa durchgeführte Concorde-Studie zeigt, dass der Einsatz von AZT (in Monotherapie) bereits früh im Infektionsverlauf keinen zusätzlichen Nutzen bringt.
Abschlussbericht des Untersuchungsauschusses des Deutschen Bundestags ‚HIV-Infektion durch Blut und Blutprodukte‘.
Gery Keszler veranstaltet im Wiener Rathaus zum ersten mal den Life Ball.
Der italienische Modekonzern Benetton startet eine Werbekampagne mit Plakaten und Anzeigen, in denen Körperteile als ‚H.I.V. positive‘ gestempelt sind. Heftige Proteste und Kontroversen sind die Folge.

Januar
Der Balletttänzer und Choreograf Rudolf Nureyev stirbt am 6. Januar 1993 an den Folgen von AIDS. Bereits seit 10 Jahren hatte er von seiner Infektion gewusst, diese jedoch vor der breiten Öffentlichkeit verborgen gehalten, weiter gearbeitet.
Am 7. Januar stirbt Hans-Geog Floß im Alter von 40 Jahren an den Folgen von Aids. Er setzte sich in den 1980er Jahren dafür ein, dass im Hamburger Magnus-Hirschfeld-Centrum Sexualberatung stattfinden konnte, war später in der Hamburger Aids-Hilfe engagiert. Später war er befristet Leiter des Referats Psychosoziales der DAH.

Februar
Am 25. Februar, kurz vor ihrem 36. Geburtstag, stirbt Celia Bernecker-Welle. Celia trat (weit über ihre Arbeit im JES-Sprecherrat, bei Positiv e.V. und im Vorstand der Münchener AIDS-Hilfe hinaus) offen und engagiert als AIDS-kranke Frau auf, die ohne Reue Drogen konsumierte. Seit 1994 wird der Celia Bernecker-Preis verliehen für ‚Humanität als tatkräftiges Mitgefühl mit Aidskranken und Positiven‘.

März
Ralf Kuklinski, Mitarbeiter im HIV-Referat der DAH, überzeugter Kommunist und AIDS-Beauftragter der Abgeordnetengruppe der PDS im Deutschen Bundestag, stirbt an den Folgen von AIDS.
Am 3. März stirbt Alexander P. Lenzen an den Folgen von Aids. Er war zeitweise Vorstandsmitglied der Kölner Aids-Hilfe sowie des Landesverbands der nordrhein-westfälischen Aids-Hilfen und 1988 Mitbegründer von Positiv e.V.

Mai
Am 7. Mai wird erstmals ein „Female Condom“ in den USA zur Vermarktung zugelassen.
Prof. Dr. Dr. Siegfried Rudolf Dunde stirbt am 20. Mai 1993 an den Folgen von Aids. Er war in den entscheidenden Jahren Referent der damaligen Bundesgesundheitsministerin Rita Süssmuth und neben seiner publizistischen Tätigkeit u.a. auch Gründungsmitglied und stellvertretender Vorstand der „Deutschen AIDS-Stiftung ‚Positiv leben'“.

Juni
9. Welt-AIDS-Konferenz in Berlin. Forscher zeigen sich sehr pessimistisch, was Therapie- und Heilungsmöglichkeiten der HIV-Infektion angeht. Die Teilnehmer werden von einer „Denkraum“ – Installation begrüßt, die aus 600 Basalt- und Granit-Steinen errichtet wurde. Die meisten von ihnen sind unbeschriftet, einige tragen ein eingraviertes Kreuz, der Rest Namen von Personen, die an den Folgen von AIDS verstorben sind.

September
Am 8.9.1993 stirbt Melitta Sundström (Soul-Tunte) an den Folgen von AIDS.

Dezember
Jürgen Baldiga (Fotograf) stirbt an den Folgen von AIDS.
Zwei Tage vor Weihnachten stirbt Jörg Sauer mit 37 Jahren an den Folgen von Aids. Er war Mitinitiator und über 5 Jahre Mitorganisator der bundesweiten Positiventreffen.

1994

Derek Jarman und Randy Shilts sterben an den Folgen von AIDS.
In den USA erscheint eine Werbeanzeige von Benneton, in der der US-Präsident Ronald Reagan mit Kaposi-Läsionen dargestellt wird.
10. Internationaler AIDS-Kongress in Yokohama.
David Ho prägt den Begriff ‚hit hard and early‘ als Konzept eines frühen und intensiven Therapiebeginns..
Die DELTA-Studie (ACTG-175) zeigt die Überlegenheit der Zweier-Kombination gegenüber der Mono-Therapie mit Aids-Medikamenten.
Mithilfe eines von Hoffmann-LaRoche entwickelten Tests wird erstmals die mengenmäßige Bestimmung der HIV-RNA im Blut (Viruslast) möglich.
Die International AIDS Vaccine Initiative IAVI wird gegründet.

Januar
Am 7. Januar wird Co-Trimoxazol (Trimethoprim + Sulfamethoxazol) in den USA für die Prophylaxe der PcP zugelassen.

März
Der Schauspieler Tom Hanks erhält einen Oskar für seine Darstellung eines schwulen HIV-positiven Rechtsanwalts, der um seine Rechte kämpft, in dem „Philadelphia“.

April
Am 15. April 1994 stirbt der Eiskunstläufer John Curry an den Folgen von Aids. Er war u.a. Sieger bei den Olympischen Spielen 1976 in Innsbruck, bei denen er auch Fackelträger der britischen Mannschaft war.

Mai
Die CDC empfehlen den Einsatz von AZT zur Prävention der pränatalen Übertragung von HIV (von der Mutter auf das Kind)

Juni
Stavudin (Handelsname Zerit) wird in den USA am 24. Juni zugelassen.
Gründung des Fonds „Humanitäre Soforthilfe“, der Menschen, die durch Blutprodukte mit HIV infiziert wurden, unterstützen soll.

August
Am 8. August wird in den USA die Zulassung von AZT erweitert. Es ist nun auch zugelassen für die Verhinderung der vertikalen Transmission (Übertragung von Mutter auf Kind).
Am 14. August stirbt Manfred Salzgeber an den Folgen von AIDS. Neben anderen Aktivitäten (wie dem Programmkino Bali oder dem Panorama-Programm der Berlinale) gründete Salzgeber einen eigenen Verleih, die Edition Salzgeber, als er keinen deutschen Verleih für den ersten amerikanischen Film zu AIDS, Buddies, fand.

November
In den USA wird am 7. November erstmals ein Kondom aus Polyurethan zugelassen. Damit haben Männer mit Latex-Allergie eine Alternative zu den bisherigen latxhaltigen Kondomen.

Dezember
Das Herpes-Virus HHV-8 wird als Verursacher des Kaposi-Sarkoms isoliert.
Der Kölner Fotograf Roger Lips stirbt am 27.12.1994 an den Folgen von AIDS.

1995

Die AIDS Vaccine Advocacy Coalition AVAC wird gegründet.
Studien zeigen endgültig, dass die kombinierte Behandlung zweier Wirkstoffe (AZT plus ddI oder ddC) besser als die Monotherapie ist. Die Zweierkombi wird zunächst neuer Behandlungsstandard.

Februar
In einem Interview teilt der Olympiasieger Gregg Louganis mit, dass er mit HIV infiziert ist. Louganis‘ Geschichte und sein Umgang mit seiner HIV-Infektion werden später verfilmt unter dem Titel „Sprung ins Ungewisse“.

Juni
Die FDA genehmigen ein Open-Label-Programm für Saquinavir. Damit wird erstmals ein Proteasehemmer außerhalb klinischer Studien für Positive zugänglich.
Die DAH veranstaltet einen bundesweiten Aktionstag ‚Spritzen in den Knast‘.

Oktober
Am 29. Oktober veranstalten DAH und Berliner Ärztekammer gemeinsam die Fachtagung ‚Medizinischer Gebracuh von Cannabis‘.

November
Am 17. November wird in den USA liposomales Doxorubicin (Doxil) für die Behandlung des Kaposi Sarkoms zugelassen.
3TC wird von den FDA am 20. November 1995 für die Behandlung in Kombination mit AZT zugelassen.
Der bayrische Ministerrat beschließt, den obligatorischen HIV-Test bei Beamtenanwärtern in Bayern nicht mehr durchführen zu lassen. Die SZ spricht 2012 von „vier positive Proben“ im gesamten Zeitraum.

Dezember
Nur 97 Tage nach Eingang des Zulassungsantrags wird in den USA am 6. Dezember Invirase (Saquinavir hgc) als erster Proteasehemmer für den Einsatz im Rahmen von Kombinationstherapien zugelassen.
Am 21. Dezember wird in den USA Stavudin unter dem Handelsnamen Zerit für die Behandlung von Positiven mit vorheriger AZT-Therapie zugelassen.

1996

Jonathan Larson erhält den Pulitzer Preis (Kategorie Drama) für sein Musical „Rent“, in dem er das Leben von 4 HIV-Positiven beschreibt.
Gründung von UNAIDS als Aids-Organisation der Vereinten Nationen.
Schwergewichts-Boxer Tommy Morrison gibt bekannt, er sei HIV-infiziert.
Deutsche Aids-Stiftung ‚positiv leben‘ und nationale AIDS-Stiftung schließen sich zur ‚Deutschen AIDS-Stiftung‘ zusammen.

Februar
Oliver Trautwein stirbt am 13. Februar 30jährig an den Folgen von Aids. Er war u.a. DAH-Beiratsmitglied und initiierte die landesweiten Positiventreffen in Baden-Württemberg. Seine Mutter Erika war lange Sprecherin des 1997 gegründeten Netzwerks der Angehörigen von Menschen mit HIV und Aids.

März
Mit Ritonavir (1.3.) und Indinavir (13.3.) werden in den USA zwei weitere Protease-Hemmer von der FDA zugelassen

Mai
Am 22. Mai 1996 stirbt der Kölner AIDS-Aktivist Ingo Schmitz mit 31 Jahren an den Folgen von AIDS. Er engagierte sich u.a. als Vorstand der Aids-Hilfe Köln, bei ACT UP, als Mit-Initiator des Kölner Positiven-Plenums und Mitorganisator der Bundes-Positivenversammlung 1995 in Köln.

Juni
Am 3. Juni wird in den USA der Amplicor-Test von Hoffmann-La Roche zugelassen, der erste PCR-Test, mit dem die Viruslast bestimmt werden kann.

Juli
Optimismus bei der 11. Welt-AIDS-Konferenz, die unter dem Motto „One World, One Hope“ in Vancouver stattfindet. Im Mittelpunkt des Interesses stehen die neuen Proteasehemmer, die einen Durchbruch in der Behandelbarkeit von HIV zu versprechen scheinen. Auf der Konferenz fragt AIDS-Forscher David Ho am 11. Juli in einem Vortrag provokativ, ob die Eradizierung von HIV aus dem Körper möglich sei. Unter anderem aufgrund dieser Überlegungen benennt das US-Magazin TIME ihn zum „Man of the Year“.
Nevirapin wird als erster NNRTI in den USA von der FDA zugelassen.
Die Ära der HAART beginnt (highly active antiretroviral therapy).

August
Am 23. August erhält Serostim in den USA die Zulassung für die Behandlung von Wasting und Kachexie bei AIDS-Kranken.

September
Unter der Schirmherrschaft von Bundestagspräsidentin Rita Süßmuth findet in Leipzig vom 29.8. bis 1.9. die 7. Bundespositivenversammlung statt.

November
Das New York Times Magazine betont in einem Artikel mit dem Titel „The End of AIDS: The Twilight of an Epidemic“ die Hoffnungen, die mit den neuen Proteasehemmern verbunden sind.

Dezember
Das US-Magazin Time benennt David Ho zum Mann des Jahres (Cover) für seine Forschungsarbeiten zur neuen Therapiestrategie HAART (Hochaktive antiretrovirale Therapie).

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Serie Aids-Zeiten:
Aids-Zeiten : HIV & Aids 1980 – 1986
Aids-Zeiten : HIV & Aids 1987 – 1996
Aids-Zeiten : HIV & Aids 1997 – 2007
Aids-Zeiten : HIV & Aids 2008 – 2012

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Text von ondamaris auf 2mecs 19. Februar 2017, zuletzt aktualisiert 2012