HIV-Prävention in Zeiten knapper Kassen

„Neue Konzepte in der HIV-Prävention“ fordert die Koalitionsvereinbarung des neuen rot-roten Senats – und stellt keine zusätzlichen Mittel bereit. Da gilt es zu fragen, wofür werden HIV-Senatsmittel bisher eingesetzt? Und – sind sie effizient (gegen HIV wirksam) eingesetzt?

Im rot-roten Entwurf zum Koalitionsvertrag 2006-2011 findet sich im „Bereich 15: Gesundheit“ der Hinweis, neue Ansätze in der HIV-Prävention sollten unterstützt werden: „In den letzten Jahren hat die Zahl von Neuinfektionen mit dem HIV wieder zugenommen. Um dieser Entwicklung entgegen steuern zu können, sind neue Konzepte der Prävention für spezifische Zielgruppen zu entwickeln und durchzuführen, insbesondere zur Ansprache von jungen Homosexuellen sowie von schwulen und bisexuellen Migranten.“
Ein begrüßenswerter, sicher auch erforderlicher Beschluss – nur dass hierfür (angesichts der bekannten Berliner Finanzsituation wenig überraschend) keine neuen Mittel zur Verfügung stehen. Woher sollen Mittel für neue Präventionskonzepte kommen?

HIV-Prävention bei Schwulen wird in Berlin von mehreren Stellen gemacht, u.a. der Berliner Aids-Hilfe, Pluspunkt und Mancheck. Die Projekte widmen sich dabei teils verschiedenen Aufgaben.
Es gibt HIV-Projekte in Berlin, die dabei vor allem gute Vor-Ort – Präventionsarbeit zu machen scheinen. Ihr Problem: sie sind gar nicht weiter ausbaubar sind unter derzeitigen Umständen, wie ich auf einer Podiumsdiskussion lerne. Die Zahl der Freiwilligen, die als DarkAngel oder Freiwilligenteams vor Ort in den Bars, Saunen und Sexparties über HIV und STDs informieren, kann gar nicht weiter aufgestockt werden – das Geld fehlt, um ihre Betreuung, Weiterbildung und Unterstützung durch die (wenigen) hauptamtlichen Mitarbeiter sicherzustellen. Kurz und knapp gesagt: eine gute vor-Ort-Arbeit wird dadurch massiv eingeschränkt, dass die nötigen Mittel für die Betreuung fehlen.

Neue Wege in der HIV-Prävention, wie sie jetzt wieder die Koalitionsvereinbarung fordert, aber keine neuen Mittel – eine Zwickmühle, ein unlösbar scheinender Widerspruch.
Aber auch eine erneute Aufforderung, die vorhandenen Ressourcen möglichst wirksam einzusetzen. Oder anders ausgedrückt: Wenn wir schon nicht genügend Geld in den Aids-Töpfen haben, wer fragt dann eigentlich einmal nach, welches Geld wofür und vor allem wie effizient ausgegeben wird? Wofür gibt Berlin überhaupt Geld aus im Rahmen der HIV-Prävention?

Ich beginne zu suchen, und wundere mich: ich habe anscheinend eine bedeutende Berliner HIV-Präventions-Einrichtung vergessen: Mann-O-Meter. Erstaunt reibe ich mir die Augen, die machen HIV-Prävention? Noch nie was davon gemerkt.
Mann-O-Meter (MoM), das schwul-lesbische Switchboard, wird aus Mitteln der Senatsverwaltung für Gesundheit, Soziales und Verbaucherschutz im „HIV-Topf“ gefördert. Über den LABAS (ab 2006 über den DPW) erhält MoM derzeit wohl etwa 200.000€ aus den HIV- Präventionsmitteln des Landes. Gemäß MoM- Jahresbericht 2005 machten diese Labas-Mittel 48,67% der gesamten Mittel des Projektes aus (der Rest u.a. Mittel für Maneo, Spenden u.a.)

Das erstaunt mich nun noch mehr. Wenn ich in einem ersten Ansatz Mittel und Engagement ungefähr gleichsetze, heißt das dass Mann-O-Meter etwa mindestens zur Hälfte ein HIV-Präventionsprojekt ist? Hab ich da was verpasst?
Ich studiere weiter die Website und die Jahresberichte von MoM. Ja, laut Satzung sind Zweck des Vereins u.a. ‚der Ausgrenzung von Menschen mit HIV und AIDS zu begegnen‘ und ‚Unterstützung von Positiven und AIDS-Kranken‘.
Und die Realität? Auch hier hat der Jahresbericht viele blumige Details zu vermelden, liest sich fast als sei MoM tatsächlich ein Aids-Projekt. Der Internetauftritt von MoM hingegen ist zu HIV/Aids schon spärlicher.
Aber ich bleibe zunächst beim Jahresbericht. Wieviele Menschen nutzen denn MoM? Unter all den vielen, erstaunlich vielen Nutzern fallen unter dem Punkt „Info-Vermittlung 8,84% = 1.440 Besucher und Anrufer zu „HIV/AIDS/STD“ auf (bei weit über 16.000 gesamt Besuchern und Anrufern, denn alle MoM-Bereiche von ‚anonym‘ über ‚Theke‘ und ‚Gruppen‘ bis ‚Maneo‘ werden getrennt per Strichliste erfasst und dann addiert). Bei der Gruppenraumbelegung finden sich allerlei Gruppen, jedoch nichts zu Aids, und von den 712 psychologische Beratungen (davon 408 im MoM) ist auch nicht angegeben, ob einige von ihnen auch zu Aids stattfanden.

[Nebenbei, es ist eine etwas kurios anmutende Methode, die Nutzerzahl durch Addition von Strichlisten der einzelnen Bereiche zu ermitteln: ich war am vergangenen Montag im MoM, um mit Bastian Finke über meine Erfahrungen mit Maneo zu sprechen. Ich fragte zunächst am Beratungscounter nach Bastian, bestellte dann in der Wartezeit ein Wasser am Tresen und sprach anschließend im Maneo-Büro mit Bastian. Zwischendurch war ich auch noch ‚anonym‘ an den Infomaterial- Auslagen. Bin ich nun als insgesamt 4 Besuchskontakte gezählt worden? Wie gut dass ich nicht auch noch nach dem Gruppenraum gefragt hat – das hätte ja die Statistiken arg verfälscht…]

8,84% der Besuchskontakte zu HIV/Aids – und zu beinahe 50% aus HIV-Mitteln finanziert, das ist ein seltsamer Kontrast. Mein Staunen über das vermeintliche HIV-Präventionsprojekt Mann-O-Meter wird größer. Und ich frage mich: warum werden Senats-Mittel aus dem Bereich „HIV-Prävention“ in hohem Umfang für ein Switchboard ausgegeben, das kaum HIV-Prävention zu machen scheint? Wären die wenigen HIV-Mittel, die verfügbar sind, nicht an anderer Stelle effizienter (gleich gegen HIV wirksamer) eingesetzt?

Wohlgemerkt, es geht hier nicht darum, ob das Projekt Mann-O-Meter sinnvoll ist. Aber es geht darum, die für HIV-Prävention und Aids-Bekämpfung vorgesehenen Landes-Mittel möglichst effizient genau für diesen Zweck einzusetzen.
Ein schwul-lesbisches Switchboard mag weiterhin seinen Sinn haben (auch wenn hier sicher die Frage im Raum steht, inwiefern sich z.B. durch Internet etc. veränderte Umfeldbedingungen ergeben haben), und es kann begrüßenswert sein, dieses aus Senatsmitteln zu fördern. Aber bitte doch aus einem Fördertopf für schwul-lesbische Projekte, nicht aus den eh schon sehr ausgezehrten Aids-Fördermitteln.

Wenn ich mir überlege, wie viel ein vor-Ort-Projekt zur HIV-Prävention mit 200.000€ jährlich und geschickter Kombination von hauptamtlicher Betreuung / Qualitätssicherung und ehrenamtlicher vor-Ort-Arbeit bewegen könnte – das würde schon einige der in der Koalitionsvereinbarung angemahnten ’neuen Ansätze in der Prävention‘ ermöglichen …

32 Gedanken zu „HIV-Prävention in Zeiten knapper Kassen“

  1. Hi Ulli,

    guter kritischer Beitrag. Unter Prävention findet man auf der Homepage wenig, aber bei Beratung sticht mir ein Psychologe (und andere Mitarbeiter) für HIV & AIDS ins Auge, der jeden abend (mo – fr) von 17 h bis 21 h vor Ort ist, um hilfreich bei Fragen und Problemen zur Seite zu stehen…

    Lg kalle

  2. @ Kalle:
    Danke!
    Das mit dem Psychologen, der macht nur nicht nur eine (etwaige) HIV-Beratung, sondern auch alles mögliche andere – auch daraus seh‘ ich nicht, dass eine Finanzierung von MoM aus dem HIV-Topf gerechtfertigt scheint…
    Lg, Ulli

  3. Hi Ulli,

    wunderbar, dass endlich mal jemand offen das Thema m-o-m anspricht, das wurde höchste Zeit!!!

    Ich kann mich erinnern, dass schon vor vielen Jahren das Ostberliner PositivenProjekt „Pluspunkt“ als SelbsthilfeProjekt eingestellt werden mußte, um m-o-m die Gelder aus dem Aids-Topf zu retten. (Das heutige „Pluspunkt“ ist ja eine Service-Einrichtung der Schwulenberatung.)

    Es ist wirklich an der Zeit zu fragen, ob der reflexartige Gedanke,dass m-o-m wichtig und erhaltenswert sei nicht längst eine Illusion geworden ist.

    Man sollte die entsprechenden Mittel (immerhin Gelder für die AIDS-Selbsthilfe!) vielleicht besser für Projekte wie das schwule Jugend-Netzwerk „Lambda“ oder an „mancheck“ ausgeben, statt ein schwules Info-Terminalzu betreiben, dass anscheinend nur noch vom Ruf längst vergangener Zeiten lebt, dass irgendwer es brauchen würde.

    Lg Mathias

  4. @ Mathias:
    Danke für deinen Kommentar. Volle Zustimmung!
    Ich kann ich auch noch an die leidigen Pluspunkt-Diskussionen erinnern.

    Wobei ich denke, aktuell sind zwei Fragen zu trennen:
    1. für welche Projekte und wie effizient werden Mittel aus dem HIV-Präventions-Topf ausgegeben, und dienen sie wirklich der HIV-Prävention?
    Und davon getrennt
    2. ist heutzutage ein Switchboard (und wenn ja in welcher Form) noch zeitgemäß und sinnvoll?
    Lg,
    Ulli

  5. Klasse dass das mal jemand laut sagt. Die Finanzierung von Mannometer aus Geldern für die AIDS-Prävention ist doch schon seit Jahren ein erfolgreich beschwiegenes Ärgernis.
    Ob sich da jemals was ändert?
    ein Ex-Berliner…

  6. @ Karsten:
    „erfolgreich beschwiegenes Ärgernis“ ist hübsch formuliert 😉
    na, wenn alle schweigen wird sich nichts ändern – also, als erstes mal mit dem schwiegen aufhören…
    lg Ulli

  7. http://www.linkspartei-berlin.de/politik/positionen/politik_fuer_berlin/rot_rotes_regieren/koalitionsvereinbarung/abschnitt_ii/15_gesundheit/

    wäre der bessere link. sicher. du sagst es. mehr geld wird es nicht geben. allerdings auch nicht weniger. die möglichkeit besteht in der umverteilung, im setzen neuer schwerpunkte. das ist, finde ich auch bitter nötig. die infrastruktur ist faktisch innerhalb der letzten 15 jahre unverändert geblieben. gut, ich nehme mal die pluspunkt-krise raus und das sterben des einen oder anderen projektes. allerdings die frage zu stellen, ist die arbeit so noch zeitgemäß, wo kann abgebaut und wo neu aufgebaut werden, stellt kaum jemand. jetzt stellt sie die koalition. vielleicht ist die zeit reif, miteinander in eine debatte zu kommen…
    ich hoffe es jedenfalls und finde solche initiativen – wie hier – prima.

  8. @ carsten:
    umbauen und neu aufbauen ist eine schöne formulierung, wenn das gelingen würde wäre es sicher ein fortschritt.
    bleibt nur zu hoffen, dass die untersuchung, die dies prüfen soll (und den status quo) nicht von den derzeitigen nutznießern sondern „neutraler seite“ erstellt wird.

    und wenn „wir“ (i.e. die aus schwulen und positiven szenen beteiligten) dazu ins gespräch kommen, debattieren – umso besser, da wär ich dabei …

    lg Ulli

  9. soso, die linkspartei teilt mit, dass es nicht weniger geld für die aids-arbeit geben wird? welcher hohn, nachdem pdspd vor weniger als einem jahr den oben zitierten LaBAS e. v. auf null gefahren haben, nach fünf jahren steter projektkürzungen, zuletzt bei den aidspflegediensten um 3/4 ihrer förderung!
    wenn denn das „nicht weniger“ im koalitionsvertrag stünde, für 5 jahre verbindlich – aber nein, die possierliche „umverteilung, das setzen neuer schwerpunkte, das ab- und neu aufbauen“ stehen unter der vorgabe, dass die fördersumme vertraglich nur bis ende 2007 fixiert ist!
    es geht also wohl eher um die vorbereitung der nexten streichungen!! (wie 2003, als pdspd die lesbisch-schwule bildungsarbeit ersatzlos strichen – um nun 2006 zu vereinbaren, aufklärung an schulen solle unterstützt werden – natürlich ohne geldzusagen!)
    dennoch ist eine überprüfung und veränderung der infrastruktur richtig und nötig! die ist zwar nicht in den letzten 15, wohl aber in den letzten 5 rot-roten jahren unverändert geblieben. mal sehn, welche antworten diese koalition denn finden wird („ist die arbeit so noch zeitgemäß?) – die zeit ist überreif, aber die schwulen seilschaften bis in die senatskanzlei sind lautstark und mächtig…
    schon im koalitionsvertrag wird falsch zitiert (Zunahme von „Neuinfektionen“ mit HIV – statt Neu-Diagnosen), werden falsche schwerpunkte gesetzt: „insbesondere zur Ansprache von jungen Homosexuellen sowie von schwulen und bisexuellen Migranten“…
    wieso müssen die migranten männlich sein (schwul oder bisexuell, als was viele nicht mal bezeichnet werden wollen, wenn sie es sind!), wo doch die zahlen bei migrantinnen steigen? –
    und wieso jung die „Homosexuellen“ (?, hier hätte das schwul/bisexuell gepaßt), wo doch die infektionszahlen nicht bei ihnen, sondern bei denen mittleren alters am stärksten steigen??
    wer schon koalitionsverträge so luschig formuliert, dass die üblichen (schwulen!) lobbyisten ihren eigennützigen unsinn drin verewigen können, ermutigt nicht zur hoffnung auf sachgerechte prüfung und umverteilung.
    aber zum glück wird diese debatte ja eben erst eröffnet – möge sie konstruktive früchte tragen!!

  10. ach edith,
    wenn wir luschen nicht wären, hätte dein leben keinen sinn mehr. das wollen wir doch nicht. deshalb werde ich dir noch eine weile auf die nerven gehen. – versprochen –

  11. @ edith & carsten:
    na – wenn eine von carsten angestrebte debatte über „abbauen und neu aufbauen“ sinn machen soll, so ist diese wohl gerade szeneintern (und angesichts etablierter strukturen) nur durchhaltbar, wenn diese debatte dann nicht nur die legitimation für neue kürzungen liefern soll … insofern ist die von edith gestellte frage der fixierung der mittel tatsächlich äußerst legitim…

    statt rückwärts gewandter vergangenheits-bewältigung wäre mir an einer nach vorne gewandten konstruktiven debatte über „eine überprüfung und veränderung der infrastruktur“ viel mehr gelegen – insofern hoffe ich ebenfalls dass ein konstruktiver (und kontroverser) dialog zustande kommt
    lg ulli

  12. sicher ist die frage legitim. nur kann ich sie nicht beantworten. und: so kann auch jede debatte abgeblockt werden.
    @ulli, dies ist nämlich deine frage nach solidarität, wo du jetzt wieder in eine falle tappst. die böse politik – jetzt aber schulterschluss und maul halten. einen anderen mechanismus scheint es nicht zu geben.

    deshalb führt man diese debatte oder man lässt es. einen mittelweg gibt es nicht.

  13. @ carsten:
    na – dass ich keine debatte abblocken will sondern gerade befördern, müsste klar geworden sein

    deswegen verstehe ich falle und tonfall nicht.
    wenn ich taktisch denke: eine szene-interne debatte über andere mittelverteilungen zu führen ist eh angesichts der verkrusteten strukturen nicht einfach.
    wenn das schwert der kürzungen darüber hängt, macht selbiges eine freiwillige interne diskussion sicher nicht einfacher…

    nachsatz: ich versuch mich immer vor dieser schwarz-weiß-malerei des entweder-oder [die ich manchmal als instrument einer machtpolitik von oben empfinde] zu hüten.
    ich habe in sachen politik gelernt, dass lösungen im konsens meist am effektivsten sind, und (oft künstlich konstruierte) gegensätze à la ‚entweder – oder‘ lösungen unnötig erschweren — aber da scheinen wir ein unterschiedliches politikverständnis zu haben. was uns nicht daran hindern sollte, die debatte über die mittelverwendung im bereich hiv-prävention zu führen 😉

    lg ulli

  14. mit der frage nach streichungen/kürzungen wird keine debatte abgeblockt, sondern zugespitzt. die realität wird die antworten liefern, drum ist es nützlich, jetzt schon kritisch die meßlatte anzulegen!
    die frage nach solidarität ist eben diese: mit wem, warum, wozu? hier sollte der bedarf von nutzerInnen über den eigeninteressen der einrichtungen und mitarbeiterInnen stehen!
    erfahrungsgemäß sind sehr viele umstrukturierungen die echte falle. aber die antwort ist gerade nicht schulterschluss, maul halten (und fachlichen unsinn in koa-verträge zu übernehmen).
    der andere mechanismus wäre echte fachlichkeit, fundierte bestandsaufnahme, offenheit für kritische anregungen zum status quo, gerade auch aus den zielbereichen. diesen weg hat die koalition erst noch vor sich – schieben und begleiten wir sie dabei!
    die datenlage beim rki ist zu migrantInnen tatsächlich bescheiden. seit einem jahr gibt es dazu eine externe ag, die impulse setzt, aber der aktionsplan der bundesregierung ist berlin inhaltlich voraus! (besser: die vorfassung vom september).
    zu männern, die sex mit männern haben, ist die lage klarer: das rki zeigt im epidem. bulletin 47, s. 9, dass die größten zuwachszahlen bei msm ab 40 liegen, während sie bei jungen msm unter 30 sogar leicht rückläufig sind!
    das war auch vor monaten schon so – und hätte andere konsequenzen im koa-vertrag nahe gelegt. keine recherche? einflüsterungen? wie wird da fachlich „gute“ politik gemacht? ohne daten?
    „freiwillige interne diskussionen“ fallen durch solche unfachlichen vorgaben sicher nicht leichter… die aussagen aus dem koa-vertrag taugen allenfalls als prüfauftrag, ob und was daran überhaupt zutreffend ist.
    fakt ist z. b., dass bei gestiegener testbereitschaft die neudiagnosezahlen kaum noch ansteigen, sondern auf dem neuen hohen level stagnieren, die neuinfektionszahlen also statt zu steigen eher gering rückläufig scheinen. warum gibt der koa-vertrag vor, dass sie weiter ansteigen?
    @ ulli: zum konsensprinzip statt ‚entweder – oder‘ stimme ich dir zu, aber das kann auch sehr blockieren. umverteilen ohne weh zu tun geht wohl nicht, und der stillstand der letzten jahre im aidshilfesektor berlins ist diesem umstand geschuldet.
    gerade drum muß diese debatte geführt werden, aber mit der nötigen fachlichkeit!!

  15. na das scheint aber dann ja unter den hiesigen diskutanten konsens zu sein, dass diese debatte geführt werden sollte, und möglichst fachlich fundiert und qualifiziert
    was ja schon mal ein fortschritt gegenüber dem status quo wäre …

  16. freiwillig diskutiert ohnehin niemand einen strukturumbau. 😉 und im konsens wird man da auch nicht zu ergebnissen kommen.

    das rki verweist auf msm bis 40… aber vielleicht kann edith mich aufklären?

    der aktionsplan der bundesregierung ist – -soweit ich weiß – noch ein nonpaper.

    mal abgesehen davon: der koa-vertrag legt nicht fest, wie es ist. er legt fest, was gemacht werden soll. und er sagt, dass sich was verändert hat (im vergleich zu vor 5 jahren) und sagt: da muss was gemacht werden.
    nicht mehr und auch nicht weniger.

    insofern ist da abweichung möglich, wenn im verlaufe der debatte neue impulse kommen, die aufzugreifen sind.

    den einen punkt möchte ich aber noch mal deutlich machen: wenn wir – positive und nutzerinnen der infrastruktur – die debatte über veränderung und weiterentwicklung nicht führen, wird sie für uns geführt werden. von sarrazin & friends. wie das ausgeht, ist hinlänglich bekannt. insofern ist die frage keine zuspitzung, sondern eine beendigung der debatte und letztlich eine kapitulation.

    vielleicht können wir uns darauf verständigen, dass wir was machen müssenund gemeinsam darauf achten wollen, dass das geld, was bei YX weggenommen wird auch in voller höhe bei neuen projekten ankommt.

    so einverstanden?

  17. @ carsten:
    dass andere die debatte (über uns hinweg) führen, wenn wir sie nicht führen, die gefahr sehe ich auch – deswegen ja meine krittelnden postings…

    „vielleicht können wir uns darauf verständigen, dass wir was machen müssen und gemeinsam darauf achten wollen, dass das geld, was bei YX weggenommen wird auch in voller höhe bei neuen projekten ankommt.“

    Okay, da stimme ich mit dir überein.
    Wie bringen wir die szeneinterne debatte in gang?

    lg ulli

  18. vielleicht schaffen wir es, ein paar multiplikator/inn/en zusammen zu bekommen und ein papier zu schreiben und zu veröffentlichen. so als ersten stein. 😉

    ich bestehe darauf, dass die gastarbeiterin beteiligt ist. wer käme denn noch in frage?

  19. na da kommen mir doch spontan kreativ so ein oder mehrere fragen in den sinn . . . wobei ich mich schon mit der gewichtung schwer tu . . .

    wer ist dieses ominöse WIR?

    wer beteiligt sich an der diskussion . . . . .nicht wer sich daran beteiligen SOLLTE . . . .gell

    für wen sprechen WIR . . . . für die AIDShilfen – die bekannten herkömmlichen Institutionen? Hossa da wird aber freude aufkommen wenn da auf einmal Leute zusammen komme die ich setz es mal voraus – den durchblick haben – und sehen was geändert werden muß, wo und wie umverteilt werden muß und nur mal so ganz en passant in welche neuen Konzepte das umverteilte Geld hineinfließen soll . . . und – ich gestehs – neue Konzepte gbts mal ga nicht. weder am Horizont geschweige den in irgendeiner Schublade. . .außer denen im Kopf . . . . 😉

    oder sprechen wir für die vielen hiv + deren kombis s funktionieren und die in lohn und brot stehen und sich ihren wiederentdeckten bei der diagnose verloren gegangenen lebensplan leben – erfüllen was legitim ist . . .

    oder sprechen wir für alle positiven . . . . . ja ja ich weiß dies wär vermessen . . 😉

    die vorbereitungen zur PoBe 2008 zeigen doc wunderschön wie man s machen kann . . so als beispiel wie man s nicht machen sollte . . . Ich vemisse da ganz stark die einbeziheung des realpolitischen aspektes . . .

    schwerbehinderung – gewährung
    1995 = 50 %
    2005 vielleicht 30%

    eurente
    1995 – antrag ausfüllen – mit unterlagen abegeben – warten – rentenbescheid
    2008 – ärztemarathon – arbeitsamt – sozialamt – rehamaßnahme – gutachten von rehaarzt abwarten – anrag ausfüllen – mit unterlagen abschicken – warten – bescheid

    @carsten
    schon was die fachlchkeit betriffi seh ich da probleme . . .viele die fachlich kompetent sind – wären sind ja bereits in institutionen eingebunden. wie ich dich verstehe geht es hier darum bestehende grenzen – ketten zu sprengen – sie neu zu definieren bzw über den tellerrrand zu schauen. zwansläufig wird man da mit vorgaben und bestehende konzepte der institutionen in konflikt kommen wo viele fachlich kompetente eingebunden sind. wer wäre da pers bereit mögliche konsequenzen in kauf zu nehmen?

  20. @ Dennis:
    na – du hast ja gleich einige ganz prägnante beispiele genannt. ich denke jeder versuch sich in politik, hier gesundheitspolitik einzumischen lohnt sich. auch hier gilt, wenn wir uns nicht selbst helfen (zb indem wir uns äußern, hörbar machen), wer dann?

  21. @ulli

    da sind wir natürlich beide der gleichen meinung. nur bleibt die frage nach dem WIR und – imo das wichtigste der effizienz. noch n verein bestehend aus lauter unabhängigen – partei und nicht an institutionen gebundene die nichts zu verlieren haben . . . . . . und fachlch kompetent dazu.

    je größer das team – also die basis wäre imo umso hörbarar – wahrnehmbarer – stärker und würde „vernommen werden“. da wäre die PoBE . . .eine vereinigung vieler positiven doch das funktioniert ja nicht . . . leider.

    ich pers favorisiere die art und weise wie oliviero toscani in die öffentlichkeit getreten ist. vordergründig provokativ aber bei genauerem auseinandersetzen mit seinen arbeiten höchst durchdacht. insofern im grunde genommen genügt ein kleines team von X leuten.

    one virus – one voice

    ein virus – eine gemeinsame stimme . . .

  22. @ Dennis:
    ich denke wer sich zusammentut und seine meinung kund tut, kann von einem ‚wir‘ sprechen – nur nicht namens aller positiver, sondern eben derer die sich artikulieren. wem das nicht gefällt, der könnte ja selbst ebenfalls den mund aufmachen 😉

    die PoBe zu einer -gar politischen- meinung zu bringen, bedürfte wohl einiger vorarbeit … effizienter find ich da positiventreffen …

  23. Pingback: ondamaris » Blog Archiv » Szene-fremd
  24. Ein weiteres, weltweit operierendes HIV-Projekt, das speziell auch in Berlin Präventionsarbeit leistet, ist sicherlich auch der Orden der Schwestern der Perpetuellen Indulgenz (OSPI). *zuzwinker*

Kommentare sind geschlossen.