XIX. Internationale Aids Konferenz 2012 : täglich live dabei mit Roland

Die XIX. Internationale Aids Konferenz 2012 findet vom 22. bis 27. Juli 2012 in Washington, USA statt.

Roland, ein HIV-positiver Mann, nimmt durch ein Scholarship der Deutschen Aids-Hilfe zum ersten Mal an einer Welt-Aids-Konferenz teil. Für ondamaris berichtet Roland in den Tagen vor und während der Konferenz über die XIX. International Aids Conference 2012 und seine Reiseeindrücke und Erfahrungen täglich live aus Washington.

Bisher erschienen:

XIX. Internationale Aids-Konferenz Washington 22.-27.7.2012

ondamaris 27.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag 5: Aids 2012: Mexikanische Gefängnisse schützen vor Syphilis

ondamaris 26.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag 4: Aids 2012: Verteilungskämpfe

ondamaris 25.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag 3: Aids 2012: die grosse Demo – Bring it back, Robin Hood!

ondamaris 24.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag 2: Aids 2012 – Geld, Geld, Geld

ondamaris 23.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag 1: Aids 2012 – Es geht los … mit Demo und Minister

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Anreise und Vor – Konferenzen

ondamaris 23.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -1: Aids 2012 – Indigenious Youth is the Present … weil sie schon angefangen haben die Welt zu verändern

ondamaris 21.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -2: Kriminalisierung der HIV-Infektion … und … der Präsident … rauscht vorbei

ondamaris 20.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -3: Obama spricht nicht

ondamaris 18.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -4: Einladung bei Barack Obama

ondamaris 18.07.2012: XIX. International Aids Conference 2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -5: Flug und Einreise

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CSD Duisburg: Absage des Auftritts umstrittener Band – Aids-Verschwörungstheorien auf Duisburger CSD ? (akt.3)

Bekommen Aids-Verschwörungstheorien ein Podium auf dem Duisburger CSD? Eine dort eingeladene Band verbreitet Kritikern zufolge homophobes Gedankengut – und Aids- Verschwörungstheorien.

Aufregung in Duisburg: Homophobe Musik auf dem CSD? Und dazu eine Prise Aids-Verschwörungstheorien?

Am 28. Juli 2012 findet der Duisburger CSD mit einem Straßenfest auf dem Averdunkplatz statt. Die auf dem Duisburger CSD eingeladene Duisburger Band „Die Bandbreite“ macht Meldungen zufolge im neu veröffentlichten Lied „Aids“ die US-Regierung für die Verbreitung von HIV verantwortlich, berufe sich dabei auf ihrer Internetseite auf einen antisemitischen Autor. In dem Song wird u.a. formuliert, „dat die Geschichte von Aids ne Lüge ist“.

Auf ihrer Website betont ‚Die Bandbreite‘:

„Vorlage für den Song “AIDS”, der auf unserem aktuellen Album “Reflexion” erschienen ist, war neben der Broschüre des Wissenschaftsjournalisten Christoph Klug “AIDS in Afrika” auch das Buch “Die geplanten Seuchen” von Wolfgang Eggert“.

Und ergänzt

„Unserer Meinung nach bieten wir mit unserem jüngsten Clip die wahrscheinlich plausibelste Theorie für den Ursprung des Immunschwäche-Virus an“.

Die „bei Rechten und bei Teilen der deutschen Linken beliebte“ Band (wie das ‚Neue Deutschland‘ schreibt) sei ansonsten eher „auf den Fes­ti­vals der Ver­schwö­rungs­szene zu Hause“, meint Martin Wassermann, Berliner Blogger („reflexion“).

Plakat des CSD Duisburg 2012
Plakat des CSD Duisburg 2012

Der CSD Duisburg wird organisiert vom Verein ‚DU GAY‘, der initiiert wurde vom „Arbeitskreis Duisburger Lesben und Schwule e.V.“ (AkDuLuS). Ihm war ein als homophob kritisiertes Lied der Band vorher bekannt. Dies verteidigte der Arbeitskreis mit dem Hinwies auf eine internationale Auszeichnung, es sei eine Persiflage, kein Aufruf zu Homophobie. „Wir freuen uns, dass „die Bandbreite“ in diesem Jahr beim CSD Duisburg auftritt“.

Das erst vor kurzem veröffentlichte Lied „Aids“ hingegen sei dem Arbeitskreis bei Einladung der Band nicht bekannt gewesen.

Dietmar Heyde, Geschäftsführer der Aids-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel lehnt den Inhalt des Liedes ab, distanziert sich gegenüber regionalen Medien klar. Für die Prävention sei der Song ‚massiv kontraproduktiv‘.

Der Journalist Marcus Meier, der kritisiert dass auch Linke die Band ’salonfähig‘ machten, betont im ‚Neuen Deutschland‘:

„Die Vorwürfe gegen ‚Die Bandbreite‘ sind seit Langem manifest: Immer wieder greift die Band verschwörungstheoretische Thesen auf und vermengt sie mit links wirkenden Parolen.“

Die ‚Linke queer NRW‘ fordert den Duisburger CSD auf, die Band auszuladen:

„Ein Fest von Schwulen und Lesben für Schwule und Lesben darf einer Band wie der „Bandbreite“ keine Bühne für rechte, homophobe und antisemitische Verschwörungstheorien bieten. ‚DU Gay e.V.‘ sollte sein Programm für den diesjährigen CSD von daher dringend überdenken und „Die Bandbreite“ ausladen.“

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Aktualisierung
28.06.2012, 14:45: In der ‚Zeit‘ hat der Genetiker Erhard Geißler bereits 2010 ausführlich diese Verschwörungstheorie seziert. „In einem Artikel in der sowjetischen Literaturnaya Gazeta wurde am 30. Oktober 1985 behauptet, der Erreger sei im Biowaffeninstitut der US-Armee in Fort Detrick im Rahmen der Biowaffenforschung entwickelt worden. … Das griff unter anderem ein eloquenter DDR-Wissenschaftler auf. … Segal behauptete, das Erbmaterial des Aids-Erregers sei von Geningenieuren in Fort Detrick konstruiert worden. Diese Hypothese strotzte vor Irrtümern und Fehlkalkulationen.“
Geißlers Resümee: „eins ist sicher: Die Aids-Erreger sind natürlichen Ursprungs. Sie sind nicht in Fort Detrick oder einem anderen Genlabor von Menschenhand konstruiert worden.“
Erhard Geißler: ‚Verschwörungstheorien: Der Mythos vom Ursprung des Aids-Virus‚, Zeit 14.01.2010 [danke an Holger für den Hinweis!]

09.07.2012, 19:40: Der umstrittene Auftritt der Band ist abgesagt, die Band wurde von den Initiatoren wieder ausgeladen. Dies meldet queer.de wie auch die WAZ. Eine angekündigte ausführliche Stellungnahme des Veranstalters steht noch aus.

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weitere Informationen:
WAZ 27.06.2012: CSD Duisburg: Aids- und Nazi-Song der Bandbreite spalten Homosexuelle vor dem CSD
„Stellungnahme des „DU Gay e.V.“ zum Auftritt der Band „die Bandbreite“ auf dem CSD Duisburg 2012″ 20.06.2012 auf Facebook
DieLinkequeer NRW 21.06.2012: „Die Bandbreite“: Homophobe Paranoia-Band tritt beim Duisburger CSD auf
reflexion 21.06.2012: Der Auftritt
heise 13.10.2003: AIDS, der Mossad und Idi Amin
Neues Deutschland 20.06.2012: Wie links ist Paranoia? – Politpop-Band »Bandbreite« ist beliebt bei Rechten – und bei Teilen der deutschen Linken
Die Bandbreite 29.05.2012: Videoclip ‚Aids‘
Steven Milverton 28.06.2012: Homosexuelle Spaltpilze
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Larry Kramer: Happy Birthday, ACT UP

Einer der Gründer von ACT UP, der US-Autor und Aktivist Larry Kramer, gratuliert der Aids-Aktionsgruppe ACT UP zum 25. Geburtstag – mit kritischen Anmerkungen zum Schweigen der Schwulen.

Am 24. März 1987 – vor 25 Jahren – fand die erste ACT UP – Demonstration in New York statt. Aids-Aktivisten legten den Verkehr auf der Wall Street vor der New Yorker Börse lahm, um gegen hohe Preise für Aids-Medikamente und schleppende Zulassungsverfahren für neue Substanzen zu protestieren. Einige ACT UP – Aktivisten drangen bis in den Börsensaal („das Parkett“) vor.

Bereits zwei Wochen zuvor, am 10. März 1987, hatte Larry Kramer, US-Autor und Mitglied von GMHC Gay Men’s Health Crisis, im Gay Community Center in New York eine flammende Rede gehalten, in der er zu stärkerem Engagement für Aids-Kranke aufforderte. Tage später gründete Kramer gemeinsam mit Eric Sawyer und einigen weiteren Aktiven ACT UP.

Larry Kramer 2007 (Foto: David Shankbone)
Larry Kramer 2007 (Foto: David Shankbone)

25 Jahre später gratuliert Larry Kramer  ACT UP zum 25. Geburtstag – mit deutlichen Worten. Es sei schwer, dankbar zu sein (für 25 Jahre ACT UP Aktivismus), wenn die Aids-Krise weltweit betrachtet schlimmer als jemals zuvor sei, und  zugleich zwei Organisationen, die er mitgegründet habe, nur noch Schatten ihrer selbst seien. Dennoch sei es schwer, diese früher so bedeutenden Organisationen heute zu kritisieren, wenn gleichzeitig die Schwulen des Landes weiterhin so passiv und apathisch seien:

„It’s hard to blame these remnants of former greatness when the gay population of this country continues to be so passive, so apathetic, so shut-the-fuck-up-with-all-your-message-queen-shit.“

Kramer kritisiert, wie viele Schwule bereit seien, zweitklassige und marginalisierte Lebenswege zu akzeptieren – gerade wenn wir doch wüssten, was zu tun sei:

„We know what we have to do.
Why don’t we once-and-for-all do it?
And by „we,“ I mean all of us.
It is downright pathetic how so many of us are prepared to live in such a second-class and marginalized way.“

Kramer sieht eine der Ursachen für den Untergang der ACT UP – Gruppen in ‚Selbstzerstörung‘. Man sei hereingefallen auf hasserfüllte Taktiken, die man eigentlich gerade beseitigen wollte:

„For a variety of reasons, men and women who had worked so lovingly and courageously hand in hand in the kind of cooperation I have never ever seen before turned upon each other and effectively put paid to the organization’s usefulness. We succumbed to the very hateful tactics that we were pledged to eliminate.“

Kramer verweist auf die Passivität der Schwulen und die notwenfgkeit, sich zu wehren. Man erreiche nichts, ohne dafür zu kämpfen, gemeinsam und zahlreich. Nicht zuletzt dies habe ACT UP gelehrt:

„You don’t get anything unless you fight for it, united and with visible numbers. If ACT UP taught us anything, it taught us that.“

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weitere Informationen:
Larry Kramer: Happy Birthday, ACT UP, Wherever You Are. in: HuffPost Gay Voices, 28.03.2012
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Berlin bekommt endlich eine Karl-Heinrich-Ulrichs-Straße (akt.2)

Berlin bekommt eine Karl-Heinrich-Ulrichs-Straße. Der Bezirk Schöneberg ehrt so ein „Vorbild und Inspirationsquelle der Emanzipationsbewegung der Homosexuellen“, so die Initiatoren.

Am 15. Februar 2012 beschloss die Bezirksverordnetenversammlung Berlin-Schöneberg, die Einemstrasse in Karl-Heinrich-Ulrichs-Strasse umzubenennen. Geehrt wird damit „der erste Schwule der Weltgeschichte“, wie Volkmar Sigusch ihn bezeichnete.

Karl Heinrich Ulrichs (der auch unter dem Pseudonym Numa Numantius schrieb) ist einer der Vorkämpfer für die Rechte der Homosexuellen in Deutschland (Karl-Heinrich Ulrichs: Biographie). Der am 28. August 1825 in Westerfeld (heute zu Aurich gehörend) geborene Jurist stellte die Hypothese auf, bei manchen Menschen wohne eine weibliche Seele in einem männlichen Körper. Dies sei nicht krankhaft, sondern natürlich – und dürfe nicht bestraft werden.

Karl Heinrich Ulrichs
Karl Heinrich Ulrichs

„Die heterosexuelle Majorität der Männer hat kein Recht, die menschliche Gesellschaft ausschließlich heterosexuell zu determinieren.“
(Karl Heinrich Ulrichs)

Umbenannt in „Karl-Heinrich-Ulrichs-Straße“ wird die (bald ehemalige) Einemstraße. Der preußische Offizier, Kriegsminister (1903 – 1909), fanatische Monarchist und Hitler-Bewunderer Karl von Einem (1853 – 1934) gilt nach Angabe der ‘schwulen Juristen’ als Wegbereiter des Faschismus und wünschte in seiner Funktion als Kriegsminister in einer Reichstagsrede 1907 die Vernichtung homosexueller Männer.

Die Umbenennung geht zurück auf Aktivitäten der Initiative „Eine Straße für Karl„. Die initiatoren Gerhard Hoffmann und Dirk Siegfried: „Wir sind glücklich darüber, dass Karl Heinrich Ulrichs, Vorbild und Inspirationsquelle der Emanzipationsbewegung der Homosexuellen, nun diese lange verdiente Würdigung in Berlin erhält.“

symbolische Umbenennung der Karl-Heinrich-Ulrichs-Straße 2011 (Foto;: Pressemitteilung)
symbolische Umbenennung der Karl-Heinrich-Ulrichs-Straße 2011 (Foto: Axel Hildebrand / Pressemitteilung)

Video Dirk Siegfried: „Von Karl zu Karl: Eine Straße für Karl-Heinrich Ulrichs!“ :

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weitere Informationen:
ondamaris 17.03.2010: Berlin: Straße zum Gedenken an Karl-Heinrich Ulrichs gefordert
ondamaris 12.04.2012: Göttinger Laudationes: Karl Heinrich Ulrichs, Jurist
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anale Untersuchungen häufig Mangelware

Schwule Männer erhalten in fast allen Staaten Europas zu selten anale Untersuchungen. Dies zeigt eine Detail-Auswertung der EMIS-Befragung.

Anale Abstriche werden der EMIS-Untersuchung zufolge regelmäßig nur angeboten in Großbritannien, Irland, Malta, den Niederlanden und Schweden. Viele andere Staaten – siehe Karte – Fehlanzeige:

EMIS Anteil Anal-Abstrich
EMIS Anteil Anal-Abstrich

Prozentsatz aller EMIS-Teilnehmer, die von einer STI-Untersuchung berichten,
bei der ein analer Abstrich gemacht wurde
(Quelle: EMIS Community Report Nr. 2)

Auch für Deutschland gaben nur 6% der EMIS-Teilnehmer an, in den vorangegangenen 12 Monaten Untersuchungen an Penis und Anus erhalten zu haben (immerhin 28% hatten sich einem Test auf sexuell übertragbare Erkrankungen unterzogen). EMIS (Europäische Internet-Befragung schwuler und bisexueller Männer) ist mit über 180.000 Teilnehmern (davon über 50.000 aus Deutschland) die größte Studie, die es je über Sex zwischen Männern gab.

Das Fehlen regelmäßiger analer Untersuchungen inkl. Abstrich kann für schwule Männer weitreichende Folgen haben. Feigwarzen (Kondylome), analer Tripper oder anale Chlamydien bleiben so lange Zeit unentdeckt – und unbehandelt. Feigwarzen sind eine der tabuisierten Krankheiten, insbesondere anale Feigwarzen (Fotos hier).

Besonders wichtig sind regelmäßige anale Untersuchungen für HIV-Positive: HIV-positive Männer, insbesondere (aber nicht nur) wenn sie Analverkehr haben / hatten, haben ein erhöhtes Risiko für Analkarzinom (Krebs am Darmausgang). Verursacht werden sie durch Humane Papillomaviren (HPV) – Auslöser auch der Feigwarzen. Möglichkeiten zur Früherkennung (Rektoskopie, Analabstrich) sollten aus diesem Grund gerade auch von HIV-Positiven genutzt werden.

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weitere Informationen:
EMIS Community Report Nr. 2 (hier)
Alle EMIS Community Reports sind im Internet inm 24 Sprachen abrufbar unter www.emis-project.eu.

Zu positiv ? Kampagne in Frankreich thematisiert Diskriminierungen unter Schwulen

Die französische Aidshilfe-Organisation ‚Aides‘ wendet sich in einer Anzeigen- und Postkarten – Kampagne mit neuen Motiven gegen Diskriminierungen unter Schwulen, auch gegen die Diskriminierung positiver Schwuler durch Schwule.

HIV-Positive sehen sich auch 30 Jahre nach den ersten Berichten über Aids immer noch Diskriminierung und Stigmatisierung ausgesetzt. Dies gilt auch für HIV-positive Schwule, und auch innerhalb der Schwulen-Szenen. Dieser Diskriminierung von Positiven unter Schwulen widmet sich die französische Aidshilfe-Organisation Aides mit einem der sechs Motive ihrer Sommer-Kampagne 2011.

Diese Sommer-Kampagne thematisiert einige Arten, auf die Schwule unter einander Diskriminierung und Stigmatisierung betreiben.
Aides dazu:

„Ce sont les premiers slogans de la nouvelle campagne de AIDES. Six personnages. Six différences. Six couleurs qui rappellent le rainbow flag. Bref, six affiches et cartes postales décalées pour rappeler que les discriminations existent encore dans le milieu gay. A découvrir tout au long de l’été…“
(etwa: Dies sind die ersten Slogans der neuen Kampagne von Aides. Sechs Personen. Sechs Unterschiede. Sechs Farben, die an die Regenbogen-Flagge erinnern. Kurz: sechs Anzeigen und Postkarten die daran erinnern sollen, dass es immer noch Diskriminierung unter Schwulen gibt. Ab jetzt den ganzen Sommer hindurch zu entdecken …“)

Aides: "Trop Vieux ?" und "Trop grosse ?"
Aides: "Trop Vieux ?" und "Trop grosse ?"

Motiv „trop vieux?“: „Zu alt ? – Jeder ist für irgendjemanden ‚zu viel‘ oder ’nicht genug‘ …“
Motiv „trop grosse ?“: „Zu dick? – – Jeder ist für irgendjemanden ‚zu viel‘ oder ’nicht genug‘ …“

Aides: "Trop Folle ?" und "Trop typé ?"
Aides: "Trop Folle ?" und "Trop typé ?"

Motiv „trop folle ?“: „zu tuntig? – – Jeder ist für irgendjemanden ‚zu viel‘ oder ’nicht genug‘ …“
Motiv „trop typé“: „zu sehr Stereotyp ? – Jeder ist für irgendjemanden ‚zu viel‘ oder ’nicht genug‘ …“

Aides: "Trop Seropo ?" und "Trop Mec ?"
Aides: "Trop Seropo ?" und "Trop Mec ?"

Motiv „trop seropo ?“: „Zu (HIV-) positiv ? – Jeder ist für irgendjemanden ‚zu viel‘ oder ’nicht genug‘ …“
Motiv „trop mec ?“: „zu kerlig ? – Jeder ist für irgendjemanden ‚zu viel‘ oder ’nicht genug‘ …“

Großbritannien: dürfen Schwule Blut spenden – wenn sie 10 Jahre keinen Sex hatten ? (akt.2)

Der bisherige Ausschluss Homosexueller von Blutspenden wird einem Pressebericht zufolge in Großbritannien demnächst aufgehoben. Schwule dürfen zukünftig ebenfalls Blut spenden – wenn sie in den vergangenen zehn Jahren keinen Sex hatten.

Männer, die Sex mit Männern haben, sind bisher in Großbritannien – ebenso wie in zahlreichen anderen Staaten – von Blutspenden ausgeschlossen. Hierdurch soll das Risiko einer Übertragung von HIV durch Blutprodukte gesenkt werden. Zwar werden alle Blutspenden auf HIV untersucht, aufgrund des ‚diagnostischen Fensters‘ (Zeit zwischen Infektion und Nachweisbarkeit) könnten hierbei aber einige HIV-Infektionen ‚übersehen‘ werden. Dieses Risko soll durch die Maßnahme gesenkt werden.

Dieses Verbot soll nun in Großbritannien aufgehoben werden. Ein völliger Ausschluss Homosexueller von Blutspenden sei diskriminierend. Andererseits müsse man die öffentliche Gesundheit schützen, deswegen sie die Zehnjahresfrist gerechtfertigt, erläuterte ein Regierungsvertreter der Zeitung „Telegraph“.

Eine Beratungsgruppe habe ermittelt, dass bei einer „5jährigen sexuellen Abstinenz“ das Risiko einer Kontamination von Blutspende um 5% steige. Durch die Verdopplung des Zeitraums auf 10 Jahre sei dieses Risiko nun noch halbiert worden.
Eine Zehnjahres-Frist soll bereits auch in Neuseeland für homosexuelle Blutspender gelten.

Die britische Neuregelung soll den Berichten zufolge in den kommenden Wochen von Gesundheitsministerin Anne Milton offiziell bekannt gegeben werden.

Aids-Organisationen in Großbritannien zeigten sich von den Medienberichten überrascht. Ihnen sei bisher keine neue Empfehlung an die Ministerin bekannt. Bisher seien die Beratungen nicht abgeschlossen, solange werde man sich nicht äußern.

Auch in Deutschland kritisieren Schwulengruppen und einige Blogger  seit längerem das bestehende pauschale Blutspende-Verbot für Homosexuelle (gemäß Transfusionsrichtlinie der Bundesärztekammer) als diskriminierend.

Bis Mitte 2010 waren in Deutschland pauschal „Menschen mit einem erhöhten Übertragungsrisiko“ [von z.B. HIV, d.Verf.] von der Blutspende ausgeschlossen: „zum Beispiel homo- und bisexuelle Männer, Drogenabhängige, männliche und weibliche Prostituierte, Häftlinge“. Seit einer Neufassung heißt es nun „Personen, deren Sexualverhalten ein gegenüber der Allgemeinbevölkerung deutlich erhöhtes Übertragungsrisiko für durch Blut übertragbare schwere Infektionskrankheiten wie HBV, HCV oder HIV bergen“.

Bedeutet dies, dass Schwule unter bestimmten Umständen in Deutschland Blut spenden dürfen? „Diese Klärung muss noch erfolgen“, berichtete die Deutsche Aidshilfe im November 2010, „Gegenwärtig erarbeitet eine Expertengruppe am Robert Koch-Institut (RKI) Konzepte und Vorschläge zur Spenderbefragung, die eine gezieltere Erfassung der individuellen Infektionsrisiken ermöglichen.“

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weitere Informationen:
Advocate 10.04.2011: UK Gay Blood Ban Over?
The Telegraph 10.04.2011: Homosexual men allowed to give blood but sex banned for decade
Pinknews 10.04.2011: Gay blood donation ban to be lifted but only for men who haven’t had sex for 10 years
Queer 11.04.2011: Briten erlauben keuschen Schwulen Blutspende
Pinknews 11.04.2011: HIV charities surprised at gay blood ban reports
SZ 23.02.2009: Blutspenden von Homosexuellen Böses Blut
Focus 07.08.2006: Aids-Angst: Schwule dürfen kein Blut spenden
DAH 04.11.2010: Blutspende: Homosexuelle Männer müssen (noch) draußen bleiben
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Richtlinien der Bundesärztekammer zur Gewinnung von Blut und Blutbestandteilen und zur Anwendung von Blutprodukten (Hämotherapie)

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Homosexuelle – Patienten wie jeder andere?

„Homosexuelle – Patienten wie jeder andere?“ fragen die Vereinigung schwuler Mediziner und die französische Aidshilfe-Organisation Aids in einer neuen Publikation.

Bekommen schwule und lesbische Patient/innen beim Arzt die gleich Aufmerksamkeit und Behandlungsqualität wie alle anderen Patienten auch? Wird auf ihre Lebenssituation, ihre spezifischen Bedürfnisse und Anforderungen entsprechend ausreichend eingegangen?

Die ‚Association des médecins gays‘ (AMG) und die französische Aidshilfe-Organisation ‚Aides‘ beschäftigen sich in ihrer neuen Broschüre ‚Homosexuels – des patients comme les autres?‘ mit der Situation und Versorgungsqualität lesbischer Patientinnen und und schwuler Patienten beim Arzt.

Association des medecins gays & Aids: Homosexuels - des patients comme les autres?
Association des médecins gays & Aids: Homosexuels - des patients comme les autres?

Die 20-seitige französisch-sprachige Broschüre widmet sich dabei Themen wie der Frage ‚warum Schwul- / Lesbisch-Sein beim Arzt eine Rolle spielen kann‘, geht auf Infektionskrankheiten, psychoaktive Substanzen sowie psychische Gesundheit ein und hinterfragt, ob schwule und lesbische Patienten besonderer Aufmerksamkeit beim Arzt bedürfen.

In einem ‚Praxis-Teil‘ werden Tipps zur Situation in der Arzt-Praxis gegeben, zur Frage ob und wie Homosexualität angesprochen werden kann oder auch HIV-Tests und Untersuchungen auf sexuell übertragbare Erkrankungen. Zusätzlich werden Tipps für das Gespräch mit Fachärzten gegeben. Besonders eingegangen wird auch auf Situation und Bedürfnisse HIV-positiver Patienten.

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Association des médecins gays & Aides: ‚Homosexuels – des patients comme les autres?‘ (pdf)

Finanzgericht Niedersachsen: Steuersplitting auch für Eingetragene Lebenspartnerschaften. Bestehende Regelungen verfassungswidrig

Wie heute bekannt geworden ist, hat das Niedersächsische Finanzgericht am 9. November 2010 (Az. 10 V 309/10) entschieden, dass das Ehegattensplitting auch für eingetragene Lebenspartner anzuwenden sei. Dazu erklärt Manfred Bruns, Sprecher des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD):

Wir begrüßen die Entscheidung des Niedersächsischen Finanzgerichtes, sie entspricht unseren langjährigen Forderungen nach der Gleichstellung der Eingetragenen Lebenspartnerschaften bei Rechten und Pflichten. Das Finanzgericht hat, wie es erforderlich ist, die Forderungen des Bundesverfassungsgerichtes vom 21. Juli 2010 zur rückwirkenden Gleichstellung bei der Erbschaftssteuer auf die Einkommensteuer übertragen.

Das ist eine klare Rüge für die Bundesregierung, die gerade ein Jahressteuergesetz auf den Weg gebracht hat, das die Diskriminierung von Lesben und Schwulen im Einkommensteuerrecht weiter festschreibt. Trotz des eindeutigen Votums des Bundesverfassungsgerichtes hatten sich Union und FDP geweigert, die notwendigen Schritte der rechtlichen Gleichstellung zu vollziehen. Dagegen sagt das Gericht in seiner Begründung klar, dass der Ausschluss Eingetragener Lebenspartnerschaften von der Anwendung der Regelungen über das Ehegattensplitting verfassungswidrig sei.

Seit 2001 sind vor Finanzämtern und Finanzgerichten Verfahren zur gemeinsamen Veranlagung anhängig. Der LSVD hatte wiederholt dazu aufgerufen, aktiv zu werden und das Steuersplitting für Eingetragene Lebenspartnerschaften zu beantragen. All diese Verfahren kommen nun neu ins Rollen: Die Betroffenen können mit Verweis auf den Beschluss des Niedersächsischen Finanzgerichtes beantragen, dass die Vollziehung der ablehnenden Bescheide des Finanzamts ausgesetzt wird. Das Finanzamt muss ihnen dann den Unterschiedsbetrag zwischen der Einzelveranlagung und der Zusammenveranlagung auszahlen.

Entsprechende Mustertexte finden die Betroffenen auf unserer Webseite: http://www.lsvd.de/638.0.html#c3368

(Pressemitteilung des LSVD)

USA: neues Internetangebot zur Gesundheit schwuler und bisexueller Männer

Die US-amerikanischen Centers for Disease Control, eine dem Gesundheitsministerium unterstellte Behörde der US-Regierung, hat ein neues Internetangebot speziell zur Gesundheit schwuler und bisexueller Männer bereitgestellt.

Gesundheits-Informationen speziell für Schwule, für Bisexuelle sowie für Männer, die Sex mit Männern haben (MSM) stehen im Mittelpunkt eines neuen Internetangebots der staatlichen Centers for Disease Control and Prevention (CDC), das unter der Adresse www.cdc.gov/msmhealth zu finden ist:

CDC: Gay and Bisexual Men's Health (Screenshot)
CDC: Gay and Bisexual Men's Health (Screenshot)

Die neue Site informiert in zahlreichen Rubriken unter anderem zu Themen wie Sexuell übertragbare Krankheiten, HIV/Aids, virale Hepatitiden, Drogengebrauch, Tabak-Konsum, psychische Gesundheit, Stigmatisierung und Diskriminierung oder Selbstmord- und Gewalt-Prävention.

weitere Informationen:
Centers for Disease Control and Prevention: Gay and Bisexual Men’s Health
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Kalifornien: Homo-Ehe wieder legal, aber Wartefrist bis Dezember (akt.2)

Homo-Ehen sind in Kalifornien ab sofort bis auf weiteres wieder legal. Allerdings wurde eine weitere Wartezeit bis 18. August verordnet – bis zu diesem Termin sind Homo-Ehen weiterhin nicht möglich. Inzwischen ordnete ein Berufungsrichter eine erneute Wartezeit bis zur Berufungsverhandlung im Dezember 2010 an.

Donnerstag, 12. August 2010, 12:20 Uhr Ortszeit. Richter Walker hat entschieden: das Verbot der Homo-Ehe in Kalifornien ist gemäß Urteil vom 4. August 2010 verfassungswidrig – und das Urteil tritt ab sofort in Kraft der Richter lehnte eine permanente Außer-Kraft-Setzung des Urteils ab. Die Homo-Ehe ist bis auf weiteres in Kalifornien wieder legal – kann aber bis zum Ablauf einer erneuten Frist (18. August 17:00 Uhr Ortszeit (PDT)) weiterhin nicht vollzogen werden.

Der Antrag, das Urteil vom 4. August weiterhin permanent nicht in Kraft treten zu lassen, wurde als rechtlich unbegründet abgewiesen. Ab sofort können schwule und lesbische Paare in Kalifornien wieder heiraten. Allerdings wurde den Parteien eine weitere Frist bis 18. August eingeräumt.

Damit können Schwule und Lesben in Kalifornien ab 18. August 17:00 Uhr wieder heiraten – so nicht eine höhere Instanz die Regelung erneut außer Kraft bzw. das Verbot in Kraft setzt.

Bereits vor der für heute angekündigten Entscheidung versammelten sich zunehmend mehr schwule und lesbische Paare vor dem Rathaus von San Francisco wie auch anderen kalifornischen Rathäusern in der Hoffnung, den Moment nutzen und heiraten zu können. Einige Rathäuser hatten interessierten Paaren bereits vorab in Erwartung der Entscheidung gestattet, die erforderlichen unterlagen auszufüllen. Die Mitarbeiter waren darauf vorbereitet, nach der Verkündung sofort mit Trauungszeremonien zu beginnen. In Los Angeles hatte Bürgermeister Villaraigosa angekündigt, die erste Trauung persönlich vorzunehmen.

Die jetzige Entscheidung könnte allerdings von kurzer Dauer sein: das Berufungsgericht als nächste Instanz könnte schon bald eine erneute vorläufige Gültigkeit des Verbots der Homo-Ehe anordnen bis zum Urteil im Berufungsverfahren.

Das Verbot der Homo-Ehe mittels einer Volksabstimmung verstößt gegen die US-Verfassung. Dieses Urteil fällte am 4. August 2010 der US District Court Northern District of California. Keine 24 Stunden nach der Veröffentlichung des Urteils gingen die unterlegenen Gegner der Homo-Ehe in Berufung.

Offen war nach dem Urteil von Richter Walker noch die Frage, ob die als verfassungswidrig erklärte Regelung (Verbot der Homo-Ehe gemäß Proposition 8) bis zur endgültigen juristischen Klärung weiterhin in Kraft bleibt oder sofort außer Kraft gesetzt wird.

Die Gegner der Homo-Ehe betonten, wenn jetzt schwule und lesbische Ehen ermöglicht würden, schaffe dies „schädliche Unsicherheit“. Die Kläger beantragten sofortige Wirksamkeit des Urteils und damit Ermöglichung der Homo-Ehe.

Für eine Überraschung sorgte der Gouverneur Kaliforniens Arnold Schwarzenegger. Er beantragte (ebenso wie Generalstaatsanwalt Brown) beim Gericht die sofortige Wiederzulassung der Homo-Ehe:

„The Administration believes the public interest is best served by permitting the Court’s judgment to go into effect, thereby restoring the right of same-sex couples to marry in California. Doing so is consistent with California’s long history of treating all people and their relationships with equal dignity and respect.“

Unterdessen bereiteten sich die Veranwortlichen in der Stadt San Francisco auf alle Fälle vor. Sollte Richter Walker Homo-Ehen wieder zulassen, wolle man vorbereitet sein. Die Öffnungszeiten können ausgeweitet werden (auch Samstag und Sonntag von 09:00 bis 17:00 Uhr), Freiwillige wurden gebeten, bei dem erwarteten Ansturm zu unterstützen.

Schon einmal, zwischen Mai und November 2008, waren Homo-Ehen in Kalifornien möglich. Über 18.000 schwule und lesbische Paare nutzen in diesen wenigen Monaten die Gelegenheit zur Eheschließung – über 100 pro Tag, den Angaben eines Vertreters der Stadt zufolge.

Schon vorher hatten die Gegner der Homo-Ehe angekündigt, falls Richter Walker das Verbot der Homo-Ehe mit sofortiger Wirkung außer Kraft setzt und damit Homo-Ehen wieder ermöglicht, würden sie das Berufungsgericht und den Obersten Gerichtshof anrufen und eine Eilentscheidung beantragen.

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weitere Informationen:
Urteil zum „stay“ und der Frist bis 18.8.2010 als pdf
Seite des Gerichts zum Verfahren „Perry et al v. Schwarzenegger et al“
365gay 06.08.2010: Prop 8 judge to receive stay arguments today
LA Times 06.08.2010: Prop. 8 supporters argue same-sex weddings now would create ‚harmful uncertainty‘
LA Times 06.08.2010: Judge who overturned Prop. 8 receives written arguments on whether to put his ruling on hold
KQED News 06.08.2010: San Francisco City Hall Preparing for a Big „If“
JoeMyGod 06.08.2010: Schwarzenegger Files Motion To Immediately Resume Gay Marriages
towleroad 09.08.2010: Prop 8 proponents may not have power to appel judges ruling
LGBT Pov 08.08.2010: Lambda Legal’s Jon Davidson Explains What’s Next: Judge Walker’s Stay of His Prop 8 Ruling, Timeline For Appeals and More
LGBT POv 10.08.2010: Judge Walker’s Court Posts Video and Documentary Evidence Presented During Federal Prop 8 Trial
Advocate 10.08.2010: Conservative Calif. County Appeals Prop. 8 Decision
queer.de 12.08.2010: Kalifornien: Zittern um Homo-Ehe geht weiter
advocate 12.08.2010: Walker Extends Temporary Stay in Prop. 8 Case
pinknews 12.08.2010: Judge rules gay marriage in California to resume next week
towleroad 12.08.2010: We (Almost) Have Marriage Equality: An Analysis of Judge Walker’s Prop 8 Stay Ruling
SpON 12.08.2010: Kalifornien – Schwule und Lesben dürfen wieder heiraten

Advocate 16.08.2010: Ninth Circuit: Marriages on Hold
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Homo-Ehe: Gegner gehen in Berufung

Die Gegner der Homo-Ehe gehen in Berufung gegen das Urteil, mit dem Richter Walker jüngst das Verbot für verfassungswidrig erklärte.

Das Verbot der Homo-Ehe mittels einer Volksabstimmung verstößt gegen die US-Verfassung. Dieses Urteil fällte am 4. August 2010 der US District Court Northern District of California. Keine 24 Stunden nach der Veröffentlichung des Urteils gehen die unterlegenen Gegner der Homo-Ehe in Berufung.

Nächste Instanz ist der U.S. Ninth Circuit Court of Appeals, die Verhandlung findet vermutlich schon im Oktober 2010 statt.

Beide Parteien kündigten bereist an, die Entscheidung bis zum obersten Gericht der USA zu bringen. Eine Verhandlung vor dem Supreme Court könnte damit 2011 anstehen.

Für heute wird auch die Entscheidung des Richters erwartet, ob sein Urteil die sofortige Aufhebung des Verbots der Homo-Ehe bedeutet (und damit Schwulen und Lesben wieder die Möglichkeit der Eheschließung eröffnet), oder ob die Verbots-Regelung weiter bestehen bleibt.

weitere Informationen:
Advocate 05.08.2010: Formal Prop. 8 Appeal Filed
pinknews 06.08.2010: Opponents file appeal over ruling on California’s gay marriage ban
Tetu 06.08.2010: Californie: les opposants au mariage homo font appel
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Verbot der Homo-Ehe in Kalifornien verfassungswidrig – erste Reaktionen (akt.)

Am 4. August 2010 kippte ein kalifornisches Gericht das Verbot der Homo-Ehe – dieses Verbot sei verfassungswidrig. Erste Reaktionen:

USA: Reaktionen aus der Politik:
advocate 04.08.2010: White House Statement on Proposition 8
Office of the Governor: Governor Schwarzenegger Issues Statement on Proposition 8 Ruling

USA: Reaktionen der Befürworter und Gegner der Homo-Ehe
LGBT POV 04.08.2010: Prop 8 Win: Olson, Boise on Rachel Maddow Show [Olson und Boise sind die beiden Anwälte der (erfolgreichen) Kläger gegen Proposition 8, d.Verf.]
advocate 04.08.2010: Prop. 8 Ruling: The Reactions
Towleroad 04.08.2010: Chad Griffin, Board President American Foundation for Equal Rights, speaks
Box Turtle Bulletin 04.08.2010: Prop 8 Supporters React
Towleroad 04.08.2010: reactions to ruling striking down proposition 8 in california
Joe.My.God 05.08.2010: NYC Celebrates Prop 8 Overturn
Towleroad 04.08.2010: It’s in: an analysis of the proposition 8 ruling
Rex Wockner 05.08.2010: Day of Decision | Prop 8 federal case | San Diego | Videos

US-Medien:
LA Times 04.08.2010: Judge strikes down Prop. 8, allows gay marriage in California
NYT 04.08.2010: Court Rejects Same-Sex Marriage Ban in California
NYT Kommentar 04.08.2010: Marriage Is a Constitutional Right
NYT 04.08.2010: In Same-Sex Ruling, an Eye on the Supreme Court

deutschsprachige Medien:
SpON 05.08.2010: Kalifornien – US-Gericht kippt Verbot der Homo-Ehe
queer.de 05.08.2010: Kalifornien: Verbot der Homo-Ehe verstößt gegen Verfassung
SZ 05.08.2010: Kalifornien Richter kippt Verbot der Homo-Ehe
FAZ 05.08.2010: Kalifornien: Bundesgericht erklärt Verbot der Homo-Ehen für ungültig
think outside your box 05.08.2010: USA: Homo-Ehe-Verbot (Prop8) verfassungswidrig, doch (vorerst) weiter in Kraft
Welt 05.08.2010: Kalifornien: Gegner der Homo-Ehe wollen Verbotsparagrafen retten

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Französisches höchstes Gericht: Kind kann zwei Eltern gleichen Geschlechts haben

Ein Kind kann in Frankreich zwei Eltern des gleichen Geschlechts haben. Dies entschied am 8. Juli 2010 der französische Kassations-Gerichtshof.

Der französische Kassations-Gerichtshof hatte zu entscheiden: kann ein Kindschaftsverhältnis bestehen zwischen einem Kind und der (gleichgeschlechtlichen) Lebenspartnerin der Mutter? Ja, entschied der Gerichtshof in einem als historisch bezeichneten Urteil am 8. Juli 2010.

Dabei wandte der französische Kassations-Gerichtshof das so genannte Exequatur an: ein ausländisches Urteil wird dabei als im Inland vollstreckbar erklärt.

Madame B. ist französische Staatsbürgerin, arbeitet jedoch als Medizinerin in den USA. Dort lernte sie Madame N. kennen, ebenfalls Medizinerin, und US-Staatsbürgerin. 1999 brachte Madame N. nach anonymer künstlicher Befruchtung ein Mädchen zur Welt. Madame B. beantragte anschließend die Adoption der Tochter ihrer Partnerin.

Das oberste Gericht des Countys DeKalb (Illinois, USA) entschied, der Antrag von Madame B. sei im besten Interesse des Kindes. In den USA war Madame B. damit als zweite Mutter anerkannt.

Doch Madame B. wollte auch in ihrem Heimatland Frankreich als Mutter anerkannt sein. Dort waren ihre Partnerin und sie am 21. Mai 2002 einen PACS (Pacte civil de Solidaritè, ähnlich der Lebenspartnerschaft in Deutschland) eingegangen.2007 stellte sie einen entsprechenden Antrag. Sie beantragte beim Landgericht Paris, das us-amerikanische Urteil als auch für Frankreich gültig anzuerkennen. Am 23. Juli 2007 lehnte das Landgericht dies ab. Auch eine Berufung 2008 blieb erfolglos.

Doch dieses Urteil sei falsch, betonte nun der Kassations-Gerichtshof. Das us-amerikanische Urteil habe ja die Rechte der leiblichen Mutter nicht beschnitten, sondern aufrecht erhalten. Der Kassations-Gerichtshof ordnete das Exequatur des US-Urteils an.

Damit hat die kleine Tochter von Madam B. nun juristisch völlig legal zwei Mütter – auch in Frankreich.

Der Kassations-Gerichtshof habe eine Bresche geschlagen für das Adoptionsrecht für Homo-Paare, kommentierte das französische Homo-Magazin Tetu. Wolle der Kassations-Gerichtshof ein Signal an den Gestezgeber senden, fragt Yagg.

Der französische Kassations-Gerichtshof entspricht in seiner Bedeutung ungefähr dem Bundesgerichtshof in Deutschland.

weitere Informationen:
Cour de Cassation 08.07.2010: Entscheidung
Yagg 07.07.2010: Exclusif: La Cour de cassation a l’occasion d’ouvrir l’adoption aux couples gays et lesbiens
Yagg 08.07.2010: Exclusif: La Cour de cassation reconnaît qu’un enfant peut avoir deux parents de même sexe
Tetu 08.07.2010: La Cour de cassation ouvre une brèche vers l’adoption pour les couples homos
Yagg 09.07.2010: Homoparentalité: La Cour de cassation serait-elle en train d’envoyer un message au législateur?
Tetu 11.07.2010: Adoption pour les couples homos en France: état des lieux
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‚Stonewall Uprising‘ – Dokumentation über einen Wendepunkt der Geschichte der Homosexuellen

„Stonewall Uprising“ – der Stonewall-Aufstand, einer der zentralen Wendepunkte der modernen Schwulenbewegung und Namensgeber der heutigen CSDs, ist als Doku-Drama im Kino angekommen.

28. Juni 1969. Wieder einmal Polizei-Razzia im ‘Stonewall Inn’ in der Christopher Street im New Yorker Greenwich Village. Doch in dieser Nacht war etwas anders. Anders als zuvor kuschen die Gäste nicht, beugen sich nicht der Willkür der Polizei – sondern wehren sich.

Stonewall“ – die Aufstände Homosexueller gegen Drangsalierungen und Verfolgungen durch die New Yorker Polizei wurden zu einem der Startpunkte der Schwulenbewegung. „The big news here is gay power“, kommentierte damals Edmund White die Vorgänge um die Stonewall Bar in der Christopher Street in New Yorks Greenwich Village.

In dem Film „Stonewall Uprising“ kommen zahlreiche Zeitzeugen zu Wort. Historische Aufnahmen werden mit Spielszenen kombiniert

Der Verleih bewirbt den Film lautstark: „Vor nicht zu langer Zeit … 1969 waren  homosexuelle Handlungen in den ganzen USA illegal. … Die Geschichte einer Revolution …“.

Der Trailer für den Film:

Die New York Times betont in ihrer Filmkritik Notwendigkeit der Dokumentation wie auch der Form des Doku-Dramas:

„It is a sad indication of the marginalization of homosexuality in the late 1960s that media coverage of the Stonewall riots was mostly after the fact. And even then it was cursory and often condescending. Because so little photographic documentation exists of the unrest, the film relies mostly on eyewitnesses, including Seymour Pine, the now-retired police officer who led the initial raid of six officers and who describes it as “a real war.”“

Der 80 Minuten dauernde Film hatte am 16. Juni 2010 in New York Premiere und wird am 24. Juni auf dem ‚Frameline San Francisco International LGBT Film Festival‘ aufgeführt. Ob er auch nach Deutschland kommt, ist bisher nicht bekannt.

CSD – was bedeutet das nochmal? Viele feiern an den kommenden Wochenenden den „CSD“, nicht allen ist bewusst, was CSD bedeutet, warum ein Homo-Party-Spektakel mit diesen drei Buchstaben abgekürzt wird. Was auf der Christopher Street stattfand, welchen Schritt die Unruhen in und um eine von der Mafia betriebene Bar für Homosexuelle damals bedeuteten – und was das mit uns heute zu tun hat. Filme wie „Stonewall Uprising“ könnten dazu beitragen, ein wenig mehr Geschichtsbewusstsein, ein wenig mehr Wissen um unsere eigene Vergangenheit zu schaffen. Bleibt zu hoffen, dass es der Film auch in Kinos in Deutschland schafft …

weitere Informationen:
towleroad 17.06.2010: Watch Stonewall uprising trailer
New York Times 16.06.2010: Movie Review Stonewall Uprising
Stonewall Uprising bei IMDb
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Syphilis: Azithromycin gleich wirksam wie Penicillin?

Das oral einzunehmende Antibiotikum Azithromycin könnte einer US-Studie zufolge bei HIV-Negativen in der Behandlung der frühen Syphilis gleich wirksam wie Penicillin sein.

Syphilis (Lues) ist eine auch bei schwulen Männern und HIV-Positiven häufiger auftretende sexuell übertragbare Erkrankung. Bisher wird Syphilis i.d.R. mit intramuskulär zu verabreichendem Penicillin behandelt. Azithromycin könnte für die Therapie der frühen Syphilis eine Alternative darstellen, zeigt eine US-Untersuchung.

517 HIV-negative Patienten zwischen 18 und 55 Jahren mit früher Syphilis wurden in der vom National Institute of Allergy and Infectious Diseases unterstützten Studie in den USA und auf Madagaskar untersucht. Sie erhielten entweder Azithromycin (2.0 g oral als eine Dosis) oder Benzathine Penicillin G (2.4 Mio. Einheiten intramuskulär).

Nach sechs Monaten waren 180 (77,6 Prozent) der 232 Azithromycin-Patienten serologisch geheilt, 186 (78,5 %) der 237 Penicillin-Patienten. Nebenwirkungen (überwiegend Magen-Darm-Probleme) traten bei den Azithromycin-Patienten häufiger auf (61,5% zu 46,3%).

Die Autoren kommen zu dem Schluss

„In this trial, the efficacy of azithromycin at a dosage of 2.0 g administered orally was equivalent to that of benzathine penicillin G for the treatment of early syphilis in persons without HIV infection.“

Die deutschen Therapie-Richtlinien für Syphilis empfehlen bisher (RKI, s.u.) weiterhin einzig Penicillin:

„Die Therapie der ersten Wahl ist in allen Stadien bis heute Penicillin.“

Die Deutsche Aidshilfe stellt fest

„Die Behandlung sollte so früh wie möglich erfolgen, die Dauer der Behandlung richtet sich nach dem Krankheitsstadium. Therapie der Wahl sind in jedem Krankheitsstadium Penicilline (i.d.R. intramuskuläre Gabe, bei regional beobachteter verringerter Empfindlichkeit der Erreger eventuell langfristig hochdosiert), bei angeborener Syphilis z.B. Benzylpenicillin; bei Allergie oder Unverträglichkeit eventuell Doxycyclin, Ceftriaxon oder Erythromycin (nicht liquorgängig, daher nicht bei Neurosyphilis).“

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weitere Informationen:
Edward W. Hook III et al.: A Phase III Equivalence Trial of Azithromycin versus Benzathine Penicillin for Treatment of Early Syphilis. The Journal of Infectious Diseases 2010;201:1729–1735 (abstract)
RKI: Syphilis (Lues) – RKI-Ratgeber Infektionskrankheiten – Merkblätter für Ärzte
DAH: Syphilis (Lues)
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