AIDS 2012 in Washington – (K)ein Ende der Ausgrenzung von Menschen mit HIV

Einreiseverbot USA ? Einreiseverbot für Menschen mit HIV in die USA – das ist doch Geschichte seit der Aufhebung des Einreiseverbots durch US-Präsident Obama per Janaur 2010, oder?

Offensichtlich nicht ganz … wie der Gastbeitrag von Heidemarie Kremer zeigt.

Dr. med. Dr. rer nat. Heidemarie Kremer ist ehemalige Ärztin, langjährige AIDS Aktivistin, Psychologin und Wissenschaftlerin.

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Einreiseverbot : AIDS 2012 in Washington –(K)ein Ende der Ausgrenzung von Menschen mit HIV

AIDS 2012 ist erste Internationalen AIDS Konferenz auf amerikanischem Boden, seit Präsident Obama nach 22 Jahren am 4. Januar 2010 offiziell das Einreiseverbot in die USA für Menschen mit HIV aufgehoben hat. Als offen HIV-Positive wurde mir die Teilnahme an diesem historischen Ereignis verweigert.

Im Jahr 1987, ein Jahr vor meiner HIV-Diagnose, implementierte die US Regierung ein generelles Verbot, das Menschen mit HIV die Einreise, Durchreise und Migration in die USA verwehrt. Nur mit einer Sondergenehmigung waren bis zu 30 Tage Aufenthalt zur Teilnahme an einem Kongress möglich. Mittels Zwangstestungen beim Greencard-Antrag, Medikamentenfahndungen und Gesichtskontrollen bei der Einreise wurden HIV-Positive unfreiwillig geoutet und unter der Ziffer 212 als Gesundheitsrisiko eingestuft. Mit dieser Registrierung waren sie neben „Moralverbrechern“ immigrationsrechtlich Schwerstverbrechern gleichgestellt.

Stempel "212" im Pass von Heidemarie Kremer (Foto: Kremer)
Stempel "212" im Pass von Heidemarie Kremer (Foto: Kremer)

Bei meinem Visa-Antrag 2001 outete ich mich freiwillig als 212-Fall und stellte das System auf die Probe. Zu meiner Überraschung erhielt ich über mehrere Jahre eine Sondererlaubnis mit der Bitte mich gegen die menschenrechtsverletzenden Einreiserestriktionen einzusetzen. Als meine Greencard bewilligt wurde, blieb die HIV Sondergenehmigung aus. Damit stand unsere Familie 2009 unter Deportation. Mit der Aufhebung des Einreiseverbots erhielt ich jedoch eine Greencard. Allerdings gab es noch eine Hürde, der historische 212-Eintrag. Bei jeder Einreise in die USA wurde ich weiterhin einem Schwerverbrecher gleichgestellt.

Gemeinsam mit der Internationalen AIDS Gesellschaft versuchte ich eine kollektive Löschung der historischen Registrierung von Menschen mit HIV zu beantragen. Aus Angst vor Menschen mit HIV, wegen ihrer potentiellen Kriminalität und den anderen Ansteckungsgefahren, lehnte die US-Regierung den Antrag kurz vor dem AIDS-Kongress 2012 ab. Obendrein wurden meine Wiedereinreise in die USA nicht genehmigt.

Heidemarie Kremer (Foto: Kremer)
Heidemarie Kremer (Foto: Kremer)

Offiziell hat die historischen Ausgrenzung von Menschen mit HIV in den USA ein Ende. Ausgegrenzt von AIDS 2012 befinde ich mich als historischer 212-Fall jedoch in großer Gesellschaft. Ein Immigrationsgesetz aus dem 19. Jahrhundert subsumiert unter 212 auch „Moralverbrecher“, wie SexworkerInnen und DrogengebraucherInnen (deren lukrative Illegalisierung weltweit vielleicht ebenso viele Menschenleben gekostet wie der legale Handel mit überteuerten HIV-Medikamenten). Zugeschaltet von Satellitenkonferenzen in Kiew und Kalkutta verfolgten historisch kriminalisierte HIV Betroffene, wie fernab in Washington „Making AIDS History“ als gemeinsames Ziel verkündet wurde.

Mehr dazu in der nächsten Ausgabe von Projekt Information und der DHIVA sowie im Internet:

http://www.opendemocracy.net/5050/heidemarie-f-kremer/usa-banning-people-with-hiv-from-attending-aids-2012-conference

http://www.daignet.de/site-content/news-und-presse/newsmeldungen/aktuelle-newsmeldungen-1/daig-verurteilt-u-s-einreiseverbot-fur-menschen-mit-hiv

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Danke Heidemarie für deinen Gastbeitrag !

Südkorea beendet Einreise- und Aufenthaltsbeschränkungen für HIV-Positive

Südkorea beendet Einreise- und Aufenthaltsbeschränkungen für HIV-Positive. Dies berichtet die Deutsche Aids-Hilfe DAH unter Verweis auf eine Rede des südkoreanischen Außenministers Kim Bong-hyun im Umfeld der XIX. Internationalen Aids-Konferenz in Washington.

Bereits Ende 2009 hatte Südkorea Verbesserungen der 1988 eingeführten Beschränkungen für HIV-Positive angekündigt (siehe ondamaris 10.09.2009: Reisen mit HIV: Südkorea und Tschechien bewegen sich).

DAH 23.07.2012: Südkorea schafft Aufenthaltsbeschränkungen für Menschen mit HIV ab

Republik Moldawien hebt Reisebeschränkungen für HIV-Positive auf

Die Republik Moldawien hat Einreise-, Aufenthalts- und Niederlassungs-Beschränkungen für HIV-Positive, die bisher bestanden, mit einer Gesetzesänderung aufgehoben.

Die Aids-Organisation der Vereinten Nationen UNAIDS weist darauf hin, dass nun immer noch 46 Staaten und Territorien weltweit Einreise- oder Aufenthaltsbeschränkungen für Menschen mit HIV haben.

UNAIDS 22.06.2012: Republic of Moldova lifts travel restrictions for people living with HIV, strengthens protections against discrimination

(Nicht) Willkommen mit HIV

Die Aids-Organisation der Vereinten Nationen UNAIDS hat unter dem Titel „Welcome (not)“ eine Info-Grafik erstellt, die aufzeigt, in welchen Staaten und Regionen weltweit Menschen mit HIV willkommen sind – oder nicht:

mit HIV (nicht) willkommen (Grafik: UNAIDS)
mit HIV (nicht) willkommen (Grafik: UNAIDS)

UNAIDS zufolge verwehren 5 Staaten HIV-Positiven Visa selbst für kurzzeitige Einreise, weitere 5 Staatenverlangen eine Offenlegung des HIV-Status für eine Einreise. 21 Staaten deportieren HIV-Positive, sobald ihr HIV-Status bekannt wird. Weitere 47 Staaten haben weitere Formen der Ein- oder Beschränkungen der Reise- oder Aufenthaltsbedingungen für HIV-Positive.

Erfolg: sechs Staaten haben in jüngerer Zeit ihre zuvor bestehenden Einreisebeschränkungen aufgehoben.

mehr hier: UNAIDS: Welcome (not)

Nachrichtensender Al Jazeera kündigt HIV-positivem Journalisten – Internationaler Gewerkschaftsbund protestiert (akt.)

Der Fernsehsender Al Jazeera aus Katar hat einem südafrikanischen Journalisten gekündigt – vermutlich aufgrund seiner HIV-Infektion. Er musste inzwischen das Land verlassen. Menschenrechtsgruppen und Aids-Aktivisten planen für diese Woche Protestaktionen.

Doha, Katar, Nachrichtensender Al Jazeera: Der südafrikanische Journalist MR ist seit Oktober 2010 einer der fünf ‚Senior Herausgeber‘ des arabischen Nachrichtensenders. Einen Monat später musste er zu einem Arbeitstreffen nach Doha reisen. Er musste eine der für eine Arbeitserlaubnis erforderlichen und üblichen medizinischen Untersuchungen vornehmen lassen. Dabei wurde festgestellt, dass er mit HIV infiziert ist. Er wurde von Al Jazeera entlassen, inhaftiert und aufgefordert, sofort das Land zu verlassen. Über die Art der medizinsichen untersuchungen war der Journalist zuvor nicht informiert worden. Erst nach seiner Rückkehr nach Südafrika stellte er fest, dass er wegen seiner HIV-Infektion gekündigt wurde. Dies berichten Medien.

Menschenrechtsgruppen sowie Aids-Aktivisten fordern Al Jazeera seitdem auf, den Journalisten wieder einzustellen. Sie planen für diese Woche Proteste in Südafrika. Der südafrikanische Gewerkschaftsbund Fedusa unterstützt die Proteste.
Der Internationale Gewerkschaftsbund (ITUC / IGB) aus Genf unterstützt die Proteste ebenfalls. Er hat in einem Brief an den Emir von Katar ebenfalls die Wiedereinstellung des Journalisten gefordert. Eine Antwort steht bisher aus.

Al Jazeera befindet sich in Staatsbesitz. Katar hat die Konvention über Diskriminierungen (Discrimination Employment and Occupation Convention) der Internationalen Arbeitsorganisation ILO in Genf unterzeichnet. Diese Konvention nennt HIV allerdings nicht explizit.

Al Jazeera (übers. ‚Die Insel‘ oder ‚Die arabische Halbinsel‘) ist ein 1996 gegründeter arabischer Nachrichtensender mit Sitz in Doha, Katar. Die englischsprachige Ausgabe ‚Al Jazeera English‘ erreicht laut ‚wikipedia‘ ungefähr 190 Millionen Menschen.

Katar ist einer der Staaten weltweit, die Menschen mit HIV eine Einreise verweigern. Alle Ausländer, die sich länger als einen Monat in Katar aufhalten wollen, müssen eine medizinsiche Untersuchung im Land vornehmen lassen, zu der auch ein HIV-Test gehört. Bei HIV-positivem Testergebnis wird die Einreise verweigert.

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Aktualisierung
18.02.2012, 16:15: An den Protesten vor dem Büro von Al Jazeera in Johannesburg beteiligten sich Presseberichten zufolge etwa 100 Personen, darunter Vertreter von zwie der beduetendsten südafrikanischen Gewerkschaften, COSATU und FEDUSA, sowie der Treatment Action Campaign TAC. Sie forderten, dass die Kündigung des Journalisten aufgehoben und er weiterbeschäftigt wird. Solange Katar weiterhin Menschen mit HIV diskriminiere, solle dem Journalisten von Al Jazeera ermöglicht werden, seinen beruf von Südafrika aus auszuüben.
Der Leiter des Johannesburger Büros von Al Jazeera nahm die Protestnote entgegen. Er halte den Protest jedoch für fehl am Platz. Sein Sender habe nichts zu tun mit den Gesetzen des Staates Katar. Man habe erst von dem Journalisten selbst durch seinen Anruf aus Südafrika erfahren, dass er deportiert worden war. Man sehe sich häufiger mit ähnlcihen problemen konfrontiert, könne aber die Einreisebestimmungen von Katar nicht beeinflussen. Er werde die Protestnote aber an seine Vorgesetzten in Katar weiterreichen.

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weitere Informationen:
allafrica.com 09.02.2012: South Africa: Seeking Justice for HIV-Positive Journalist
haaretz.vom 01.12.2011: Rights group to sue Qatar, Al Jazeera for deporting HIV positive journalist
The Telegraph 02.12.2011: Journalist tested for HIV without knowledge as he moved to Qatar
ITUC Blog 14.02.2012: FEDUSA to picket against HIV/AIDS discrimination
hivtravel.org: Qatar
allafrica 16.02.2012: South Africa: Al Jazeera Faces Protest Over HIV-Positive Journalist
IRIN Plus News 20.02.2012: Outrage over HIV-positive journalist’s dismissal and deportation
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Kurz notiert … September 2011

28. September 2011: Auf der ICAAC wurden Daten einer Phase-IIb-Studie des monoklonalen Antikörpers Ibalizumab (Antikörper-basierte Therapie gegen HIV) vorgestellt.

27. September 2011: Die DAIG verabschiedete auf ihrer Mitgliederversammlung die ‚Empfehlungen zur Diagnostik und Behandlung HIV-betroffener Paare mit Kinderwunsch‚ (pdf).

22. September 2011: Norbert Geis, CSU, nutzt den Papstbesuch auf seine Weise – er warnt vor der Verwendung von Kondomen. „Kondome vermehren das, was Aids auslöst, nämlich Promiskuität.“

21. September 2011: Der NNRTI Nevirapin (Handelsname Viramune®) erhält die EU-Zulassung als einmal tägliche Retard-Formulierung.

20. September 2011: Das Hepatitis-C-Medikament Telaprevir erhält die Zulassung für die EU. Es wird vom Pharmakonzern Johnson & Jonsohn in Europa unter dem Handelsnamen Incivo® (USA: Incivek®) vermarktet.

16. September 2011: Die französische Aidshilfe-Organisation Aides und der französische Verband schwuler Unternehmen SNEG haben eine Vereinbarung zur leichteren Durchführung von HIV-Tests (Schnelltests) in Einrichtungen für Schwule (unter Anwesenheit von Aides-Mitarbeitern) geschlossen.

Eine experimentelle therapeutische Vakzine gegen HIV, die u.a. in Hamburg untersucht wird, reduziert bei HIV-Positiven in einer Phase-II-Studie die Viruslast.

Die Treatment Action Group TAG hat einen ‚Guide to Clinical Trials for People with Hepatitis C‘ veröffentlicht.

14. September 2011: Das Aids-Institut von New York hat Richtlinien zur Behandlung von HIV-positiven Transgender herausgegeben.

13. September 2011: Ende August wurde Medienberichten zufolge der usbekische Aids-Aktivist Maxim Popov vorzeitig aus der Haft entlassen.

09. September 2011: „Die Umsetzung der Befragung ist genau so wichtig wie das Ergebnis“, berichtet Julian Howes über den ‚Stigma Index‚ von GNP+.

Im Rahmen eines Demonstrations-Projekts sollen in San Francisco 300 schwule Männer Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP) erhalten.

08. September 2011: Mit einer offiziellen Gedenk-Zeremonie verabschiedet sich Frankreich am 28. September 2011 vom am 3.8.2011 verstorbenen Rudolf Brazda. Brazda war vermutlich er letzte überlebende ‚Rosa Winkel Häftliung‘ der NS-Verfolgung Homosexueller.

05. September 2011: Die kurz zuvor aufgrund des positiven HIV-Tests eines Darstellers gestoppt US-Porno-Produktion ist wieder angelaufen – das Testergebnis hat sich als falsch erwiesen.

02. September 2011: UNAIDS gratuliert der Regierung von Fiji zu ihrem Entschluss, die bisher bestehenden Einreise- und Aufenthaltsbeschränkungen für Menschen mit HIV aufzuheben.

01. September 2011: Der seit drei Jahren inhaftierte iranische Arzt Aresh Alaei wurde aus dem Gefängnis entlassen.  Alaei hatte sich gemeinsam mit seinem Bruder für HIV-Infizierte und Aids-Kranke eingesetzt.

Die NRTI-sparende Kombination Darunavir / Ritonavir plus Raltegravir ist keine gute Kombination für HIV-Positive mit hoher Viruslast, berichten US-Forscher.

Ronald Reagan: Ehrungen für Aids-Ignoranten?

In den USA beginnen in diesen Tagen monatelange Jubelfeiern für Ronald Reagan, den 2004 verstorbenen 40. Präsidenten der USA. Selbst in Deutschland schlagen Politiker vor, ihn zu ehren, Straßen oder Plätze nach Reagan zu benennen. Doch – Ronald Reagan stand in Sachen Aids für Ignoranz, für Tausende Aids-Tote, für Desinteresse, das Leben kostete.

Am 6. Februar 1911 wurde Ronald Reagan in Tampico Illinois geboren. Nach einer Karriere als Schauspieler in zahlreichen ‚B-Movies‘ war er von 1981 bis 1989 der 40., Präsident der USA. Anlässlich seines 100. Geburtstags beginnen in den USA in diesen Tagen Feierlichkeiten zu Reagans Ehren, die als ‚Reaganiana‘ mit Konferenzen, Ausstellungen und anderen Events das ganze Jahr andauern sollen.

Ronald Reagan war als Politiker zu Lebzeiten stark umstritten. Der erzkonservative Republikaner, inzwischen zur Ikone rechter Politik geworden, stand zu Regierunsgzeiten für Abbau des Sozialstaats, Rekord-Verschuldung – und eine Ignoranz gegenüber der gerade beginnenden Aids-Krise, die viele Menschen das leben kostete.

„Die Regierung ist nicht die Lösung, die Regierung ist das Problem“, dieser Satz aus Reagans Rede anlässlich seiner Amtseinführung 1981 wirkt heute geradezu wie sein Credo, das Grund-Motto seiner Regierungszeit: weitgehende Entstaatlichung. Zum Ausdruck kommt auch das bipolare Denken Reagans – die Einteilung der Welt in ‚gut‘ und ‚böse‘, in ‚Freiheit‘ oder ‚Kommunismus‘, in ‚bösen Staat‘ und ‚gute Privatwirtschaft‘. Folgen der ‚Reagonomics‘ waren u.a. ein demontierter Sozialstaat und eine Staatsverschuldung in zuvor unbekannter Höhe.

Ronald und Nancy Reagan 1981 während der Parade zur Amtseinführung (Foto: wikimedia / White House Office)
Ronald und Nancy Reagan 1981 während der Parade zur Amtseinführung (Foto: wikimedia / White House Office)

In Reagans Amtszeit als US-Präsident fällt auch der Beginn der Aids-Krise. Im Juni 1981 wird erstmals über ungewöhnliche Erkrankungen bei ansonsten gesund scheinenden jungen schwulen Männern berichtet.

Der US-Präsident braucht fünf Jahre, bis er Stellung nimmt: am 17. September 1985 erwähnt er erstmals (!) überhaupt in einer öffentlichen Rede Aids – in Reaktion auf die Frage eines Reporters. Und es dauerte bis 1987 (am 1. April, Rede im Philadelphia College of Physicians), bis er ein öffentliches Statement zur HIV-Epidemie und Aids-Krise gab. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits über 45.000 Aids-Fälle allein in den USA gemeldet. Allein im Jahr 1987 starben 4.135 US-Amerikaner an den Folgen von Aids; insgesamt waren zu diesem Zeitpunkt schon über 13.000 Menschen allein in den USA an Aids gestorben.

Am 31. Mai 1987, dem Vorabend der Eröffnung der 3. Internationalen Aids-Konferenz in Washington, forderte Reagan dann anlässlich eines Dinners der American Foundation for AIDS Research nach seinem jahrelangen Schweigen routinemäßige HIV-Zwangstests (und stieß auf der Konferenz mit diesem Vorschlag auf lebhafte Ablehnung). Im Juni 1987 setzte der US Public Health Service Aids auf die Liste derjenigen Erkrankungen, wegen der Menschen aus den USA abgeschoben werden konnten. Und einen Monat später folgte mit dem ‚Helms Amendment‘ die Einführung des US-Einreiseverbots für HIV-Positive.

Unterstützung für seine ultrakonservative Politik fand Reagan immer wieder bei dem 2008 verstorbenen rechtskonservativen Senators Jesse Helms, einer der aggressivsten Kämpfer gegen Rechte von Schwulen und Lesben in den USA – und einem Kämpfer für eine sehr konservative und restriktive Aids-Politik (Helms war Betreiber des erst am 4. Januar 2010n endgültig aufgehobenen US-Einreiseverbots für HIV-Positive).

‚Ignorance Kills‘, Ignoranz tötet – dieser Slogan der Aids-Aktivistengruppe ACT UP war direkte Reaktion auf eine von Ronald Reagan ausgehende US-Politik, die sich jahrelang weigerte, die Aids-Krise ernst zu nehmen.

Am 6. Februar 2011 jährt sich zum 100. Mal der Geburtstag von Ronald Reagan. Verteidigungsminister Guttenberg (CSU) fordert, einen Platz oder eine Straße in Berlin nach Ronald Reagan zu benennen. Dies nicht zu tun, sei geschichtsblind, sekundiert Martin Lindner (FDP).

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weitere Informationen:
salon.com 04.02.2011: Ronald Reagan cared more about UFOs than AIDS
LHBT pov 06.02.2011: Ronald Reagan’s Real Legacy: Death, Heartache and Silence Over AIDS
Welt 22.12.2010: Guttenberg fordert Ronald-Reagan-Platz in Berlin
towleroad 07.02.2011: Reagans Failure to Act
Larry Kramer in ‚The Advocate‘ 06.02.2011 (original 2004): Adolf Reagan
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Ukraine: HIV-Positive diskriminierende Einreisebestimmungen aufgehoben

Die Ukraine hat ihre bisher geltenden Menschen mit HIV diskriminierenden Einreise- und Aufenthaltsbestimmungen aufgehoben. Dies melden das DAH-Blog.

Seit 1991 waren für Aufenthalte in der Ukraine, die länger als drei Monate dauerten , HIV-Tests obligatorisch vorgeschrieben.Menschen mit HIV wurde die Einreise verweigert.

Am 21. Oktober 2010 jedoch reformierte das ukrainische Parlament das „Gesetz zur Prävention und zum sozialen Schutz der Bevölkerung“. In der Neufassung wurden laut DAH die HIV-spezifischen Bestimmungen zu Einreise und Aufenthalt komplett gestrichen.

Eine detaillierte Übersicht findet sich auf der u.a. von der Deutschen Aids-Hilfe erstellten globalen Datenbank zu HIV bedingten Einreisebestimmungen unter www.hivrestrictions.org.

Zeitgleich kriminalisieren ukrainische Behörden jedoch weiterhin HIV-Prävention bzw. Aids-Aktivisten. So protestierte die DAH am 28. Oktober 2010 wie andere Organisationen auch gegen die Beschlagnahme von Präventionsmaterial in der Ukraine.

weitere Informationen:
DAH-Blog 28.10.2010: Gute Nachrichten aus der Ukraine!
DAH 28.10.2010: DAH protestiert gegen Beschlagnahmung von Präventionsmaterial in der Ukraine
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Einreisebestimmungen für HIV-Positive: Schnellfinder in zehn Sprachen verfügbar

Immer noch haben zahlreiche Staaten auf der Welt Einreise- oder Aufenthaltsbeschränkungen für Menschen mit HIV. Doch woher wissen, in welchem Staat welche Bestimmungen gelten? Der „Schnellfinder Einreisebestimmungen“ der DAH hilft weiter – in zehn Sprachen.

Einige erfreuliche Verbesserungen hat es in jüngster Vergangenheit gegeben: seit dem 4. Januar ist das Einreiseverbot für HIV-Positive in die USA aufgehoben; kurz darauf hat China Einreisebeschränkungen für Menschen mit HIV aufgehoben. Auch Namibia hob jüngst Einreisebeschränkungen für HIV-Positive auf, hingegen bleibt Bayern weiterhin im Abseits.

Zahlreiche Gründe also, die Zusammenstellung der weltweiten Einreise- und Aufenthalts-Beschränkungen für Menschen mit HIV zu aktualisieren.

Rechtzeitig zur jüngst beendeten XVIII. Internationalen Aids-Konferenz in Wien hat die Deutsche Aids-Hilfe (DAH) ihren Schnellfinder Einreise- und Aufenthaltsbestimmungen aktualisiert und in einer Version 2010 veröffentlicht.

Schnellfinder Einreise- und Aufenthaltsbestimmungen für Menschen mit HIV/Aids  2010
Schnellfinder Einreise- und Aufenthaltsbestimmungen für Menschen mit HIV/Aids 2010

Die Neuauflage stützt sich auf die Ergebnisse einer neuen weltweiten Befragung der ausländischen Vertretungen von rund 200 Ländern, Territorien und Gebiete, die zwischen November 2007 und Juni 2008 durchgeführt wurde.

Die Übersicht des Schnellfinders wird von der DAH in Zusammenarbeit mit anderen europäischen NGOs derzeit in inzwischen zehn verschiedenen Sprachen herausgegeben (deutsch, englisch, französisch, italienisch, spanisch, russisch, polnisch, slowakisch, kroatisch, portugiesisch).

Sämtliche Informationen des Schnellfinders sind einfach und komfortabel online im Internet recherchierbar auf www.hivtravel.org.

weitere Informationen:
aidshilfe.de: Schnellfinder 2010 deutsch als pdf und online-Bestellung
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DAH-Schnellfinder Einreise- und Aufenthaltsbestimmungen für Menschen mit HIV/AIDS portugiesisch: Guia de consulta rápida 2010/2011 Regulamentações de entrada e residência para pessoas que vivem com VIH e SIDA (pdf)
DAH-Schnellfinder Einreise- und Aufenthaltsbestimmungen für Menschen mit HIV/AIDS polnisch: Informator Przepisy dotyczÄce prawa wjazdu i pobytu dla osób żyjÄcych z HIV i chorych na AIDS 2010/2011 (pdf)
DAH-Schnellfinder Einreise- und Aufenthaltsbestimmungen für Menschen mit HIV/AIDS italienisch: Guida Rapida2010/2011 Norme di ingresso e soggiorno per le persone sieropositive nel mondo (pdf)
DAH-Schnellfinder Einreise- und Aufenthaltsbestimmungen für Menschen mit HIV/AIDS französisch: Guide de Référence 2010/2011 Réglementations applicables aux déplacements et aux séjours des personnes vivant avec le VIH/Sida (pdf)
DAH-Schnellfinder Einreise- und Aufenthaltsbestimmungen für Menschen mit HIV/AIDS slowakisch: PrehÄadná príruÄka 2010/2011 Predpisy na vstup a pobyt Äudí žijúcich s HIV a Aids (pdf)
DAH-Schnellfinder Einreise- und Aufenthaltsbestimmungen für Menschen mit HIV/AIDS russisch: Краткий справочник 2010/2011 Правила въезда и проживания для людей, живущих с ВИЧ и СПИД (pdf)
DAH-Schnellfinder Einreise- und Aufenthaltsbestimmungen für Menschen mit HIV/AIDS spanisch: Guía de referencia rápida 2010/2011 Normativas de entrada y residencia para PVVS (pdf)
DAH-Schnellfinder Einreise- und Aufenthaltsbestimmungen für Menschen mit HIV/AIDS englisch: Quick Reference Guide 2010/2011 Entry and residence regulations for people living with HIV (pdf)
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Bayern im Abseits

Die Reisefreiheit von HIV-positiven Menschen wird noch immer stark eingeschränkt. 66 Länder erschweren ihnen Einreise und Aufenthalt. In 31 droht Einwanderern die Abschiebung, sobald ihr HIV-Status bekannt wird. Das verstößt gegen grundlegende Menschenrechte und behindert die HIV-Prävention. Der Sozialwissenschaftler Peter Wiessner erklärt warum.

Herr Wiessner, noch immer schränken 66 Länder die Reisefreiheit von Menschen mit HIV ein, um die Ausbreitung von HIV zu verhindern…
…da hoffen die 66 Länder vergeblich. Ursache dieser Maßnahmen sind überholte Vorstellungen von HIV und Aids. Die meisten dieser Gesetze wurden geschaffen, als man wenig über die Übertragungswege von HIV wusste. Zwangstests und Isolation der Infizierten sind Strategien, die bei HIV ins Leere laufen. HIV hat vollkommen andere Übertragungswege als zum Beispiel Tuberkulose oder SARS.

Was versprechen sich diese Staaten dann davon?
Das Problem ist, dass diese Restriktionen eine einfache Lösung für ein sehr umfassendes Problem anbieten. Die Staaten versprechen sich einen Schutz, und sie wollen die Kosten für ihre Gesundheitsbudgets niedrig halten. Beides ist ein Mythos: Länder ohne HIV-spezifische Einreisebestimmungen beobachten weder einen „Behandlungstourismus“, noch steigen die Infektionszahlen. Safer-Sex- oder auch Safer-Use-Regeln gelten für Touristen genauso wie für Gesetzgeber, Einheimische und Menschen mit Migrationshintergrund.

In vielen dieser Staaten müssen Migranten zwangsweise einen HIV-Test machen lassen.
Das ist kontraproduktiv. Ein internationaler Standard lautet: HIV-Tests nur freiwillig und nach einer Beratung durchführen! Dass gilt besonders dann, wenn das Testergebnis negative Auswirkungen haben kann. Wenn das Ergebnis eines Tests Abschiebung bedeutet, dann erhöht das nicht die Motivation, die Gesundheitsbehörden aufzusuchen.
Migranten, die von ihrer HIV-Infektion bereits wissen, werden diese so lange wie möglich verborgen halten. Dadurch befinden sie sich in doppelter Gefahr: Sie können möglicherweise erpresst werden, und sie nehmen ein erhebliches gesundheitliches Risiko auf sich. Mit den Belastungen eines HIV-positiven Testergebnisses muss jeder individuell umzugehen lernen. Auch das spricht dafür, dass die Entscheidung für einen Test nicht durch andere Personen getroffen werden sollte.

Auch in Bayern sind Zwangstests für bestimmte Gruppen möglich. Wie kann das sein? Muss sich das Land nicht an Bundesgesetze halten?
Wenn ich mich nicht irre, sind die Voraussetzungen für Aufenthalte, die länger als drei Monate dauern, auf der Ebene der Bundesländer geregelt. Deshalb kann Bayern „den starken Staat“ markieren und Zwangstests für Asylbewerber durchsetzen. Das sind meines Erachtens noch die letzten Überbleibsel aus der Zeit des „Bayerischen Maßnahmenkatalogs“ der 80iger Jahre. Es wäre gut, wenn man in Bayern endlich erkennen würde, wie sehr man dadurch international im Abseits steht.

Sie werden auf der Konferenz in Wien über die Abschiebung von HIV-positiven Migranten referieren. Worüber berichten Sie?
Derzeit gibt es 31 Länder, die Menschen mit HIV aufgrund ihrer HIV Infektionen deportieren. Beispiele belegen, dass sich Menschen nach dem Test unter fragwürdigen Umständen in Abschiebehaft befanden – ohne Medikamente, ohne Information über ihre Erkrankung. Die Menschenrechte dieser Personen werden mit Füßen getreten, und ihre Ausgrenzung sendet ein falsches Signal. Jeder Mensch muss einen universellen Zugang zum Gesundheitssystem haben, unabhängig von seiner Nationalität und seinem Aufenthaltsstatus.

Was meinen Sie: Werden die Einreiseverbote in den nächsten Jahren fallen, oder werden die Kontrollen für HIV-positive Menschen eher noch verschärft?
Ich kann natürlich nicht in die Zukunft schauen. Aber gerade das Jahr 2010 hat mit positiven Entwicklungen in den USA, in China, Namibia, Bulgarien und Georgien gut begonnen. Noch vor einem Jahr hätte das keiner geglaubt. Die Frage ist, ob sich eine Politik durchsetzt, die von rationalen Erwägungen oder von Angst und Fehlinformation bestimmt ist. Bei den 66 Ländern mit Restriktionen fällt es mir schwer, allzu optimistisch zu sein. Vielleicht schaffen wir es ja, dass zumindest Bayern nicht mehr auf Zwangstestung setzt. Dass wäre ja schon mal ein deutscher Anfang.

Peter Wiessner (49) ist freiberuflicher Sozialwissenschaftler und lebt in Köln. Für die Deutsche AIDS-Hilfe bearbeitet er seit 1999 das Thema HIV-bedingter Einreisebestimmungen. Die gesammelten Daten über 200 Länder sind auf der Internetseite www.hivrestrictions.org zusammengestellt. In gedruckter Form liegen sie in zehn Sprachen vor: http://www.aidshilfe.de/de/shop/schnellfinder-2010.

(Pressemitteilung der DAH)

Namibia hebt Einreisebeschränkungen für HIV-Positive auf (akt.)

Namibia hat mit Wirkung ab 1. Juli 2010 seine Einreisebeschränkungen für HIV-Positive aufgehoben. UNAIDS begrüßte die Entscheidung.

„Ich freue mich über diese Entscheidung“, begrüßte UNAIDS-Direktor Michel Sidibé die Änderung der Politik Namibias. „HIV-bezogene Reisebeschränkungen dienen keinem Zweck und beeinträchtigen die globale Reaktion auf Aids.“

Einem Bericht der namibischen Presse zufolge sagte die Innenministerin, HIV und Aids seien 1994 „versehentlich“ auf die Liste geraten. Die Bestimmungen seien nie gegen HIV-Positive angewendet worden.

Zukünftig soll Kriterium für die Möglichkeit der Einreiseverweigerung „ansteckende Krankheiten, die gemäß Welt-Gesundheitsorganisation eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit darstellen“ sein. Von dieser Liste sei HIV/Aids gestrichen worden.

UNAIDS fordert Reisefreiheit für jedermann/frau – unabhängig vom HIV-Status.

Nach der Aufhebung der Einreisebeschränkungen für HIV-Positive in Namibia vermeldet UNAIDS immer noch 51 Staaten und Regionen weltweit, die Einreise oder Aufenthalt von Menschen mit HIV beschränken.

weitere Informationen:
UNAIDS 08.07.2010: Namibia lifts travel ban for people living with HIV
Allgemeine Zeitung (Namibia) 08.07.2010: Teilerfolg für Aids-Aktivisten
HIV als meldepflichtige Krankheit aus Visa-Anträgen gestrichen
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China: Einreise-Beschränkungen für HIV-Positive aufgehoben (akt.3)

Die Volksrepublik China hat ihre Einreisebeschränkungen für Menschen mit HIV aufgehoben.

In den 1980er Jahren führte China Regelungen ein, die es Menschen mit HIV und Aids de facto untersagten, in die Volksrepublik China einzureisen. In der vergangenen Zeit wurden diese Regelungen vielfach als anachronistisch und kontraproduktiv kritisiert.

Das der bisherigen Regelung zugrunde liegende „Grenz-Quarantäne-Gesetz“ wurde nun wenige Tage vor Eröffnung der Weltausstellung in Shanghai aufgehoben. Die entsprechende Gesetzesänderung sei bereits „vor gut einer Woche“ beschlossen worden, berichten Medien.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon begrüßte die Entscheidung der chinesischen Regierung.

Die bisherige Regelung mit Einreiseverboten habe die Ausbreitung von HIV in China kaum aufhalten können, teilte der chinesische Staatsrat mit. Zudem habe sich die bisherige Verordnung als „hinderlich bei der Ausrichtung internationaler Veranstaltungen“ erwiesen.

Noch im März 2010 war dem australischen Schriftsteller Robert Dessaix wegen HIV die Einreise nach China verweigert worden.

Die offizielle chinesische Nachrichtenagentur XinHua spricht davon, Chian zeige mit dem Schritt „international leadership“, und HIV-Positive hätten die gleichen Rechte wie andere Menschen . Zahlreiche Aids-Aktivisten wie der mit dem Sacharow-Preis ausgezeichnete Hu Jia sind in China weiterhin in Haft.

Aktualisierung 12.05.2010: Einem Bericht des China Observer zufolge benötigen Ausländer, die in Peking studieren oder arbeiten wollen, auch weiterhin einen HIV-Test.

weitere Informationen:
XhinHua 28.04.2010: China shows global leadership by lifting entry ban on HIV carriers: UNAIDS
Radio China International 28.04.2010: UN unterstützt geplante Änderung der Einreisebestimmungen für HIV-Infizierte nach China
SpON 28.04.2010: Peking hebt Einreiseverbot für HIV-Infizierte auf
focus 28.04.2010: HIV-Infizierte dürfen nach China einreisen
aidsmap 28.04.2010: China repeals its HIV travel ban

China Observer 11.05.2010: Trotz neuer Vorschriften: HIV-Tests für Ausländer in China dauern an
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China: Einreiseverbot für Schriftsteller – wegen HIV

Chinesische Behörden verweigern dem australischen Schriftsteller Robert Dessaix die Einreise zu einem Literatur-Festival in Schanghai – aufgrund seiner HIV-Infektion.

Robert Dessaix ist einer der bekanntesten Autoren und Journalisten Australiens. Der 65jährige Dessaix wollte am 8. Internationalen Literaturfestival Schanghai (Shanghai International Literary Festival) teilnehmen, das am 5. März 2010 begann.Es ist das größte Literatur-Festival Chinas für ausländische Literatur.

Dessaix ist Teilnehmer der „Writers Tour“, die derzeit durch China tourt und von der australischen Regierung finanziert wird. Doch Dessaix kann nicht nach Schanghai reisen – China verweigert ihm ein Einreisevisum.

1996 verfasste Dessaix den Roman „Night Letters“, der von der Europa-Reise eines Mannes handelt, der an einer unheilbaren Krankheit leidet. Er verfasste u.a. auch den Roman „Corfu“ (2001) sowie 1994 die Autobiographie „A Mother’s Disgrace“. Zuletzt publizierte er 2004 „Twilight of Love: Travels with Turgenev“.

Das autobiographische Werk „A Mother’s Disgrace“ beschäftigt sich mit der Identität seiner leiblichen Mutter (Dessaix wurde adoptiert) sowie seiner eigenen Identität und Sexualität. Dessaix ist zudem Herausgeber der Anthologie „Australian Gay and Lesbian Writing“.

Dessaix wurde mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichnet. Sein Roman „Night Letters“ wurde u.a. auch ins Deutsche übersetzt („Briefe aus der Nacht. Eine Reise durch die Schweiz und Italien“).

Ein Sprecher des Chinesischen Außenministeriums sagte gegenüber Journalisten in Peking, er sei mit den Einzelheiten des konkreten Falles nicht vertraut. Falls es aber zutreffe, dass Dessaix HIV-infiziert sei, könne er nicht nach China einreisen. Diesbezüglich seien die chinesischen Regelungen sehr eindeutig. Er hoffe auf das Verständnis des Autors sowie der australischen Seite.

Über 80 australische Schriftsteller und Autoren, unter ihnen Nobelpreisträger J.M. Coetzee, wandten sich öffentlich gegen das Einreiseverbot Chinas und forderten die chinesischen Behörden auf, sich für das Vorgehen zu entschuldigen.
Dessaix selbst bezeichnete das Einreiseverbot als „mittelalterlich“. Er fühle sich brüskiert und schwer beleidigt. Es habe Intervention von höchster Stelle zu seinen Gunsten gegeben, diese seien jedoch von chinesischen Stellen zurück gewiesen worden.

weitere Informationen:
aegis 11.03.2010: Australian authors protest China visa refusal
shanghaiist.com 08.03.2010: Robert Dessaix barred from Shanghai International Literary Festival because of AIDS?
Sydney Morning Herald 06.03.2010: Author with HIV refused China visa
aidsmap 12.03.2010: Visa refusal shines spotlight on China’s HIV travel ban
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4.1.2010: Ende des US-Einreiseverbots für HIV-Positive (akt.)

4. Januar 2010: Das Einreiseverbot für Menschen mit HIV in die USA ist nach über 22  Jahren endlich Geschichte.

Ab 4. Januar 2010 können Menschen mit HIV wieder in die USA einreisen – legal, ohne gegen ein Einreiseverbot zu verstoßen. Die von US-Präsident Obama seit längerem angekündigte Abschaffung tritt mit Wirkung zum 4. Januar 2010 in Kraft.

Dezember 1987: auf Betreiben des 2008 verstorbenen früheren US-Senators Jesse Helms (Republikaner) wird in den USA ein Einreiseverbot für HIV-Infizierte eingeführt (Amendment vom 31. Mai 1987). 1993 wird diese Regelung vom US-Kongress sogar in Gesetzesrang erhoben.

30. Oktober 2009: US-Präsident Barack Obama hält im Weißen Haus eine kurze Rede anlässlich der Unterzeichnung der 4. Verlängerung des Ryan White Care Act. In seiner Rede kündigte Obama auch die endgültige Aufhebung des US-Einreiseverbots per 4.Januar 2010 an.

Zuvor hatte Obama bereits mehrfach seine Unterstützung für die Abschaffung des HIV-Einreiseverbots betont.

Nach US-Präsident Obamas Ankündigung einer endgültigen Aufhebung des US-Einreiseverbots für HIV-Positive fordert der Generalsekretär der Vereinten Nationen Ban Ki-moon alle anderen Staaten mit HIV-Reisebeschränkungen  auf, dem US-Beispiel zu folgen.
Die USA konnten in Reaktion auf die Aufhebung des HIV-Einreiseverbots als Erfolg verbuchen, dass die Welt-Aids-Konferenz 2012 in Washington stattfinden wird – und damit erstmals seit 1990 wieder in den USA.

Ab 4. Januar 2010 können Menschen mit HIV mit der Neuregelung in die USA einreisen ohne Restriktionen. Wenn sie mit Medikamenten einreisen, erfordern US-Zollbestimmungen allerdings die Vorlage eines ärztlichen Attests in englischer Sprache, dass die mitgeführten Medikamente persönlich zur Behandlung einer medizinischen Komplikation benötigt werden.

Da aufgegebenes Gepäck verzögert ausgeliefert werden oder verloren gehen könnte, empfiehlt sich die Mitnahme der Medikamente im Handgepäck.

Nahezu zeitgleich schuf auch Südkorea mit Wirkung zum 1. Januar 2010 Einreisebeschränkungen für Menschen mit HIV ab.

(Foto Flagge auf Startseite: Mrmariokartguy / Lizenz BY-SA 3.0)

weitere Informationen:
aidsmap 04.01.2010 US HIV travel ban has now ended
pinknews 04.01.2010: US HIV travel ban lifted today
AP 04.01.2010: UN praises US and SKorea for lifting HIV travel ban, urges 57 countries to follow quickly
iwwit-News 07.01.2010: Erstes HIV-positives Paar landet offiziell in den USA
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China erwägt Aufhebung des HIV-Einreiseverbots

China erwägt, das Einreiseverbot für HIV-Infizierte aufzuheben. Dies kündigte der stellvertretende chinesische Gesundheitsminister am Welt-Aids-Tag an.

China ist einer der Staaten der Welt, die immer noch Einreise- und Aufenthalts-Beschränkungen oder -Verbote für Menschen mit HIV haben. Doch nach der Abschaffung des US-Einreiseverbots für HIV-Positive per 4. Januar 2010 scheint nun auch China sich zu bewegen:

„Ich hoffe, China wird das Verbot bis zur Expo in Shanghai ein für alle Mal aufheben“, kündigte der stellvertretende chinesische Gesundheitsminster Huang Jiefu einem Bericht der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua zufolge am 1. Dezember auf einer Veranstaltung in Shanghai an. In Shanghai findet 2010 die Weltausstellung Expo statt.

Das Gesundheitsministerium und weitere Behörden arbeiteten derzeit an entsprechenden Regelungen. Ob eine völlige Aufhebung des Einreiseverbots geplant ist, und ob die Neu-Regelung bereits zum Beginn der Weltausstellung Expo am 1. Mai 2010 in Kraft treten kann, ließ der Minister offen.

Bereits Ende 2007 hatte China die Aufhebung des HIV-Einreiseverbots angekündigt – Taten waren damals nicht gefolgt.

Lasset den Worten Taten folgen …
Frühere Ankündigungen Chinas, das HIV-Einreiseverbot aufzuheben, resultierten nicht in einer Veränderung der praktizierten Politik. Diese Erfahrung lässt der an sich erfreulichen Ankündigung eine gewisse Skepsis folgen.
Zudem fällt aus, dass die offizielle Nachrichtenagentur in ihrem Bericht sehr die Gültigkeit er etwaigen Abschaffung für Ausländer betont.

weitere Informationen:
China Daily 13.11.2007: HIV/AIDS entry ban set to be lifted
Xinhua 30.11.2009: China may lift ban on HIV/AIDS foreigners
China Observer 02.12.2009: Einreiseverbot für HIV/AIDS-Infizierte in China auf dem Prüfstand
german.china.org 01.12.2009: China erwägt Aufhebung des Einreiseverbots für HIV/AIDS-Infizierte
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Washington als Ort der Welt-Aids-Konferenz 2012 ausgewählt

Die Welt-AIDS-Konferenz 2012 wird in Washington stattfinden. Dies teilte die International Aids Society mit. Erstmals seit 1990 findet damit die größte Aids-Konferenz der Welt wieder in den USA statt.

Die XIX International AIDS Conference wird vom 22. bis 27. Juli 2012 in Washington stattfinden. Dies teilte die International AIDS Society am 30.11.2009 IAS im Weißen Haus mit.

Die letzte International Aids Conference, die in den USA stattfand, wurde 1990 in San Francisco abgehalten. Danach fanden diese weltgrößten Aids-Konferenzen nicht mehr in den USA statt, da die IAS als Veranstalter das HIV-Einreiseverbot der USA als zu großes Hindernis für eine erfolgreiche Konferenz sah und die USA als Gastgeber-Land boykottierte.

„The return of the conference to the United States is the result of years of dedicated advocacy to end a misguided policy based on fear, rather than science, and represents a significant victory for public health and human rights,” teilte der Präsident der IAS,  Dr. Elly Katabira, mit. Katabira ist Professor für Medizin an der Makerere University in Uganda.

Die Aufhebung des US-Einreiseverbots für HIV-Positive ab Anfang 2010 mache nun die Rückkehr der Konferenz in die USA möglich, teilte die IAS mit.

Bereits Mitte 2009 waren Spekulationen bekannt geworden, die Konferenz könnte 2012 in Washington stattfinden.

Die USA fahren nun einen kleinen Teil der „politischen Ernte“ ein für die Abschaffung des HIV-Einreiseverbots. Ein Erfolg auch der Bemühungen der IAS, die sich jahrelang für die Abschaffung engagiert hat.

Bleibt zu hoffen, dass die IAS auch bezüglich anderer Staaten ähnlich engagiert auftritt. Ihr derzeitiger Präsident kommt aus Uganda, ist dort Professor für Medizin – und einer der Mit-Gründer von TASO, The AIDS Support Organisation. In Uganda wird gerade ein Gesetzesentwurf im Parlament diskutiert, der HIV-Positive und Homosexuelle mit der Todesstrafe bedroht.

weitere Informationen:
IAS 30.11.2009: The International AIDS Society Announces Washington, DC, as Site of the XIX International AIDS Conference in July 2012
POZ 30.11.2009: International AIDS Conference Returns to U.S. in 2012
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