China HIV : kombinierte Prävention könnte HIV-Epidemie deutlich beeinflussen

Kombinierte Prävention könnte einem mathematischen Modell zufolge einen deutlichen Einfluss auf den Verlauf der HIV-Epidemie in China haben.

China HIV : Ein Ausweiten der HIV-Tests oder der antiretroviralen Behandlung allein würde nicht genügen, um die HIV-Epidemie in China in den Griff zu bekommen. Eine ‚kombinierte Prävention‘ hingegen wäre hierzu geeignet. Dies haben Wissenschaftler mit Hilfe eines mathematischen Modells ermittelt.

Die kombinierte Prävention sollte u.a. beinhalten eine Ausweitung von HIV-Tests, zielgerichtete harm reduction – Programme für Drogengebraucher/innen, sowie breiteren Einsatz von antiretroviraler Therapie.

Das Modell betrachtete den Verlauf der HIV-Epidemie in China über einen Zeitraum von 30 Jahren. Den deutlichsten Einfluss auf den Verlauf der Epidemie hatte demzufolge die kombinierte Prävention, die biomedizinische und sozialwissenschaftliche Maßnahmen kombiniert. Mit kombinierter Prävention könnten, so die Forscher, zwischen 21% und 43% der projizierten Neuinfektionen der kommenden 30 Jahre vermieden werden.

Als ‚kombinierte Prävention‘ (combination prevention‘) wird analog zu den ‚Kombinations-Therapien‘ das Zusammenspiel eines Mixes verschiedener Präventions-Maßnahmen bezeichnet. Der Begriff wurde insbesondere auf der XIX. Internationalen Aids-Konferenz in Washington 2012 geprägt.

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weitere Informationen:
Li J et al. Epidemiological impact and cost-effectiveness of HIV testing, antiretroviral treatment and harm reduction programs in China. AIDS, online edition. DOI: 0.1097/QAD.0b013e3283574e54, 2012.
aidsmap 07.08.2012: Combination prevention approach could have a big impact on HIV epidemic in China
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China: neuer Fünf-Jahres-Plan zur Aids-Bekämpfung

Duie chinesische Regierung hat einen neuen Fünf-Jahres-Plan zur Aids-Bekämpfung veröffentlicht. Im Mittelpunkt u.a.: stark verbesserte HIV-Prävention.

Die Personengruppen, die das höchste HIV-Infektionsrisiko haben, sollen bis zum Jahr 2015 zu mindestens 90 Prozent gut über HIV-Prävention informiert sein. Dies ist ein Haupt-Ziel des Fünf-Jahres-Plans auf derm Gebiet der ids-Bekämpfung.

Insbesondere sollen dem Fünf-Jahres-Plan 2011 bis 2015 zufolge abgestimmte Maßnahmen ergriffen werden, um die sexuelle HIV-Übertragung einzuschränken. In 95% der Hotels und auf zahlreichen öffentlichen Plätzen sollen bis 2015 Kondome bzw. Kondom-Verkausautomaten verfügbar sein. In den Gruppen mit höchstem HIV-Infektionsrisiko soll die Kondom-Verwendungsrate auf 90% steigen.

Die Zahl der HIV-Neuinfektionen soll bis 2015 um 25% reduziert werden im Vergleich zur Zahl der Neuinfektionen 2010. Maximal 1,2 Millionen Chinesen und Chinesinnen sollen 2015 mit HIV infiziert sein (derzeit nach ofiziellen Abngaben geschätzt 780.000). Bei Drogengebraucher/innen soll die Zahl der HIV-Übertragungen um 15% sinken.

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weitere Informationen:
CDCNPIN 29.02.2012: China to Promote Condoms to Cap HIV/AIDS Cases
CRUI 29.02.2012: China stellt neuen Aktionsplan zur AIDS-Bekämpfung vor
China.org / Xinhua 29.02.2012: China strives to control HIV/AIDS spread
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Kurz notiert … Februar 2012

23.02.2012: Die Finanzbehörden wollen überprüfen, ob Vorgaben für gemeinnützige Vereine eingehalten werden im Zusammenhang mit Vorwürfen, der Förderverein der Aids-Hilfe Mannheim habe Geld gehortet.

21.02.2012: Die Zahl der Toten in Folge von Hepatitis C ist in den USA inzwischen höher als die Zahl der Toten in Folge von Aids.

Rückschlag für Gileads Hepatitis-C– Substanz GS-7977 (aus der Übernahme des Unternehmens Pharmaset). Die Mehrzahl der Patienten in einem Studienarm hatte Medienberichten zufolge einen Relapse.

20.02.2012: Im Epidemiologischen Bulletin Nr. 07 / 2012 veröffentlicht das RKI eine „Stellungnahme der STIKO zur Impfung Erwachsener gegen Pneumokokken“.

17.02.2012: Das Justizministerium Mecklenburg-Vorpommern hat eine Anweisung herausgegeben, im Justizvollzug die Kennzeichnung ‚Blutkontakt vermeiden‘ zukünftig nicht mehr zu verwenden.

16.02.2012: Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat dem Zulassungsantrag der Kombination Tenofovir / Emtricitabine (Truvada®) für Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP) den Status „priority review“ eingeräumt.

14.02.2012: Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG) gibt zu HPV-Tests keine Empfehlung, diese sind weiterhin keine Kassenleistung. Es gebe keine Evidenz für Nutzen bezüglich Lebensqualität oder Überleben.

13.02.2012: Die Abnwendung von Tenofovir ist mit einer leichten Erhöhung des Risikos für Nierenerkrankungen verbunden, zeigt eine US-Studie.

09.02.2012: Die Autonome Region Gunagxi in China plant ein sehr restriktives Gesetz mit Pflicht zur Offenlegung der HIV-Infektion.

08.02.2012: Die Regierung Russlands hat über die Abnti-Drogen-Behörde die Internetseite der Andrey Rylkov Foundation blockieren lassen. Hintergrund ist die Diskussion um die Verwendung von Methadon. Methadon, in vielen Staaten weltweit eingesetzt zur Behandlung von iv-Drogengebrauchern, ist in Russland bisher illegal. Eine englischsprachige Version der Internetseite der Stiftung ist weiterhin hier online: rylkov-fond.org

Das Risiko für Analkarzinom ist für alle Gruppen von HIV-Positiven erhöht, nicht nur für schwule HIV-Positive. Dies zeigte eine US-amerikanische Studie.

07.02.2012: Die US- Centers for Disease Control empfehlen eine HPV-Impfung für junge Männer.

Schützt der HPV-Impfstoff Gardasil® gegen ein Wiederauftreten von AIN (anale intraepithale Neoplasien, mögliche Vorstufen von Analkarzinom)? Ergebnisse einer ersten Studie bei HIV-negativen schwulen Männern deuten darauf hin.

06.02.2012: China: Diskriminierung und gesellschaftlicher Druck führen dazu, dass 70% bis 90% der chinesischen Schwulen (heterosexuell) heiraten. Dies erschwere die HIV-Prävention, betont die Deutsche Aids-Hilfe.

China: droht das Ende anonymer HIV-Tests?

HIV-Tests sollten in China zukünftig unter Angabe des echten Namens vorgenommen werden. Dies forderte Wang Yu, Direktor des ‚Chinese Center for Disease Control and Prevention‘ der Volksrepublik China, auf einer Pressekonferenz des chinesischen Gesundheitsministers Anfang Februar. Eine Namens-Pflicht sei vorteilhaft für HIV-Prävention wie auch -Behandlung, erklärte er.

Namensregister bei HIV-Tests sind bisher nur in einzelnen Provinzen Chinas Pflicht. Nun könnten sie im gesamten Staat verpflichtend eingeführt werden. Dies würde die Abschaffung bisher bestehender Möglichkeiten für anonyme HIV-Tests bedeuten.

Laut Xinhua, der Nachrichtenagentur der Regierung der Volksrepublik China, ‚fragte‘ Wang Yu, ob der Schutz der Privatsphäre von HIV-Positiven über dem Schutz der öffentlichen Gesundheit stehen könne:

„HIV carriers might spread the virus to others through unprotected sex or other channels. Under such circumstances, should we protect the privacy of the carriers, or control the epidemic and protect public health?“

Wang Yu, Direktor des Chinese Center for Disease Control and Prevention (Foto: Griffith University)
Wang Yu, Direktor des Chinese Center for Disease Control and Prevention (Foto: Griffith University)

Mit namentlichen HIV-Tests könnte die frühzeitige Information HIV-Positiver sichergestellt werden, so dass diese ihr Verhalten ändern und zudem frühzeitig Therapie erhalten könnten, so Wang Yu. Neben der Vorlage des Personalausweises fordert die Initiative aus der Provinz Guanxi, auf die Wu sich bezieht, auch die Verpflichtung HIV-Positiver, binnen 30 Tagen ihre Sexualpartbner namentlich anzugeben.

Ein HIV-Positiver, Vorsitzender der Selbsthilfegruppe ‚Haihe Star‘ in Tianjin, wies hingegen darauf hin, dass namentliche HIV-Tests möglicherweise viele Menschen davon abhalten könnten, überhaupt einen HIV-Test zu machen. Sexarbeiter, schwule und bisexuelle Männer und Drogengebraucher könnten befürchten, dass Informationen weitergegeben werden. Eine Pflicht zu namentlichen HIV-Test sei ‚kurzsichtig‘.

Auch ein Vertreter der Gesundheitsbehörden von Shanghai wies darauf hin, dass schon angesichts des Stigmas,, das mit HIV in China verbunden sei, eine Namenspflicht viele vom HIV-Test abhalten könne.

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weitere Informationen:
Xinhua 08.02.2012: Health official calls for real-name HIV testing
german.china.org 10.02.2012: HIV-Tests nur mit echten Namen: Beijing unterstützt Vorschlag aus Guangxi
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China: 60.000 neue HIV-Infektionen in den vergangenen 11 Monaten

Annähernd 60.000 neue HIV-Infektionen wurden zwischen November 2010 und September 2011 in China offiziellen Angaben zufolge registriert.

In China wurden offiziellen Angaben zufolge Ende September 2011 429.000 Menschen mit einer HIV-Infektion registriert. Dies bedeutet in den vorangegangenen 11 Monaten einen Zuwachs um 60.000.

Einer Studie des chinesischen Gesundheitsministeriums sowie der Welt-Gesundheits-Organisation WHO zufolge wurde die Zahl der HIV-Infektionen in China Ende 2009 auf 740.000 geschätzt.

Die chinesische Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, die Ausbreitung von HIV innerhalb der Staatsgrenzen bis 2020 zu kontrollieren.

China gerät immer wieder in die Kritik wegen massiven Vorgehens gegen Aids-Aktivisten – wie gegen den im Juni 2011 wieder frei gelassenen Hu Jia oder den im August 2011 aus der Haft entlassenen Tian Xi.

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weitere Informationen:
Xinhua 31.10.2011: China reports about 60,000 new HIV/AIDS cases
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China: Aids-Aktivist nach einem Jahr Haft wieder frei (akt.)

Tian Xi, chinesischer Aids-Aktivist, ist nach Verbüßen einer einjährigen Haftstrafe wieder frei. Er hatte sich für Opfer des chinesischen Aids-Blut-Skandals eingesetzt.

Tian Xi, ein 23jähriger chinesischer Aids-Aktivist, wurde am 10. Februar 2011 ist zu einem Jahr Haft verurteilt. Er war am 17. August 2010 verhaftet worden. Sein Vergehen: ‘absichtliche Zerstörung fremden Eigentums’. Tian Xi hatte Büroausstattung geworfen, aus Wut. “Da kann man nichts tun”, hatte ihm ein Mitarbeiter desjenigen Krankenhauses gesagt, in dem er durch Blut mit HIV infiziert wurde.

Tian Xi sei wieder ‚vollkommen frei‘, berichtete sein Anwalt Medienberichten zufolge. er sei zu seinen Eltern in die Provinz Henan zurück gekehrt.

In mehreren chinesischen Provinzen wurden in den 1990er Jahren 30.000 bis 50.000 Menschen durch illegalen Handel mit illegal gewonnenen Blutprodukten mit HIV infiziert. Der Schwerpunkt lag in der Provinz Henan – allein hier verkauften fast 300.000 Bauern ihr Blut, um ihr Einkommen aufzubessern, 25.000 infizierten sich mit HIV. Am 23. August 2001 gab die chinesische Regierung den “Blut-Aids-Skandal”, der zuvor als ‘Staatsgeheimnis’ behandelt wurde, offiziell zu. Tian Xi schwieg nicht – er setzte sich gemeinsam mit anderen vom Blut-Skandal in der Provinz Henan Betroffenen für Unterstützung und Entschädigungen ein.

Im Zusammenhang mit dem Skandal in der Provinz Henan sind immer wider schwere Vorwürfe gegen chinesische Spitzen-Politiker erhoben worden, insbesondere auch gegen Li Keqiang, seit März 2008 als Vize-Premierminister Mitglied des Staatsrates, sowie gegen Li Changchun, erst im April 2010 auf Staatsbesuch in Deutschland und von Außenminister Westerwelle sowie dem damaligen Bundespräsident Köhler empfangen (seit 1992 bis 1998 Parteisekretär von Henan).

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Aktualisierung
19.08.2011, 12:20:
Er habe während seiner einjährigen Haft keine medizinischen Untersuchungen gehabt, äußerte der 24-jährige Tian Xi gegenüber chinesischen Medien. Während des ersten Monats seiner Haft habe er auch keinerlei Medikamente gegen HIV, Hepatitis A und Hepatitis C erhalten; dies habe sich erst nach beginnender Berichterstattung in den Medien geändert. Er sei nun auf der Reise nach Peking für medizinische Untersuchungen.
Mit seiner Freilassung seien keinerlei Auflagen verbunden gewesen.

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weitere Informationen:
CDCNPIN 18.08.2011: China Aids Activist freed after finishing one-year sentence
South China Morning Post 19.08.2011: Activist released after year in prison
chine.aujourdhuilemoinde 19.08.2011: Chine : l’activiste du Sida Tian Xi est libre
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China: HIV-Präventions-Strategie für MSM in Großstädten?

Die Großstadt Chengdu im Südwesten Chinas, will ihre HIV-Prävention für Männer, die Sex mit Männern haben, stark intensivieren. Community-Organisationen sollen aktiv eingebunden werden.

Chengdu ist die Hauptstadt der südwest-chinesischen Provinz Sichuan (Sezuan). Chengdu hatte bereits 2004 über 10 Millionen Einwohner und ist der wichtigste Verkehrs-Knotenpunkt West-Chinas sowie Sitz mehrerer Universitäten und Hochschulen. Zahlreiche deutsche Unternehmen kooperieren mit Unternehmen in der Region Chengdu.

Lage der Stadt Chengdu
Lage der Stadt Chengdu

Ein Workshop, der von Regierungsstellen Chengdus Anfang Juli 2011 organisiert wurde, widmete sich der HIV-Epidemie in Chengdu und den steigenden Infektionszahlen unter Männern, die Sex mit Männern haben (MSM). An dem Workshop nahmen auch Vertreter des Gesundheitsministeriums Chinas sowie UNAIDS-Direktor Michel Sidibé teil.

Die Stadt Chengdu plant eine deutliche Ausweitung ihres HIV-Präventions-Programms für MSM. Dabei sollen auch Organisationen der Communities eingebunden werden. Yang Xiaoguang, Direktor für Gesundheitswesen in Chengdu, erläutert

„By working to build a strong, multi-sectoral response in Chengdu, with meaningful community participation, we can scale up coverage of prevention, treatment and care services among MSM and halt the spread of HIV in our city“.

Regierungsangaben zufolge sind etwa 5% der chinesischen Homosexuellen mit HIV infiziert. Insgesamt liegt die HIV-Prävalenz in China bei 0,057% – Männer, die Sex mit Männern haben, hätten also eine 88-fach erhöhte HIV-Prävalenz. In Chengdu seien über 10% der Homosexuellen mit HIV infiziert.

Geschätzt wird, dass inzwischen eine von drei Neu-Infektionen mit HIV bei Männern erfolgt, die Sex  mit Männern haben. Regierungsangaben zufolge hat weniger als die Hälfte aller MSM in China Zugang zu HIV-Tests. Weniger als 15% der therapiebedürftigen HIV-Positiven Chinas erhalten antiretrovirale Medikamente.

In China wird Homosexualität verbreitet tabuisiert. Schwule sehen sich oft Drangsalierungen, Verfolgungen und Verhaftungen seitens Polizei und Justiz ausgesetzt. In Großstädten wie Peking, Shanghai oder Chongqing gibt es andererseits eine teils beachtliche Szene an Bars und Treffs für Schwule.
Die Haltung der chinesischen Regierung zu Homosexualität scheint sich verhalten zu bewegen: am 17.6.2011 enthielt sich China bei der knapp angenommenen Resolution des UN-Menschenrechtsrats gegen die Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung, während es in den Jahren zuvor bei ähnlichen Anträgen immer mit „Nein“ gestimmt hatte

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weitere Informationen:
UNAIDS 09.07.2011: New city-based HIV strategy in China to address HIV infection among men who have sex with men
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China: Aids- und Menschenrechts-Aktivist Hu Jia wieder frei (akt.)

Nach jahrelanger Haft ist der chinesische Aids- und Bürgerrechts-Aktivist Hu Jia wieder frei. Hu Jia hatte sich für Aids-Kranke in Provinzen Chinas eingesetzt.

Einer Twitter-Meldung seiner Ehefrau vom Sonntag (26.6.2011) zufolge befindet sich der chinesische Aids- und Menschenrechts-Aktivist Hu Jia wieder in Freiheit und zuhause. Er steht allerdings vermutlich unter Hausarrest.

Der heute 37jährige Hu Jia war im April 2008 in Peking festgenommen worden. Er wurde zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Hu Jia leidet an einer Leber-Zirrhose.

Das Europäische Parlament hat den chinesischen Menschenrechts- und Aids-Aktivisten Hu Jia 2008 mit dem Sacharow-Preis ausgezeichnet.

Das Europäische Parlament betonte in einer Pressemitteilung: “Hu Jia ist ein prominenter Menschenrechtler und Dissident, der sich in der Volksrepublik China für eine Vielzahl von Themen einsetzt – insbesondere dem Umweltschutz, dem Engagement für von HIV/AIDS betroffenen Menschen und der Forderung nach einer offiziellen Untersuchung des Massakers auf dem Platz des Himmlischen Friedens im Jahr 1989 hat sich Hu Jia verschrieben. Zudem engagierte er sich als einer der Koordinatoren der „ barfüßigen Anwälte“.

Hu Jias Freilassung erfolgte ebenso wie die des regime-kritischen Künstlers Ai Weiwei im Umfeld der Europareise des chinesischen Ministerpräsidenten Wen Jiabao. Dies werten Menschenrechts-Aktivisten als Anzeichen, dass politischer Druck auf China in Sachen Menschenrechts-Politik doch Wirkung haben kann.

China will Ausbreitung von HIV bis 2020 kontrollieren

Die chinesische Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, die Ausbreitung von HIV innerhalb der Staatsgrenzen bis 2020 zu kontrollieren.

560.000 bis 920.000 Menschen lebten Schätzungen zufolge in China mit HIV (2009). Etwa 100.000 HIV-Positive werden im Land behandelt. Einer effizienten Aids-Bekämpfung stünden im Land auch bisher unzureichende Prävention und ineffizienten Politiken im Weg, betonte ein Artikel auf der Internetplatform der Zentralregierung.

Nun hat sich China das Ziel gesetzt, die Ausbreitung von HIV im ganzen Land bis 2020 zu kontrollieren. Als Zwischenziel soll schon bis 2015 der Anstieg der Neu-Infektionen in bestimmten Regionen und Populationen gebremst werden.

Hierzu sollen u.a. Präventionsmaßnahmen ausgeweitet, die Verfügbarkeit von Kondomen verbessert und die Prostitution begrenzt werden. Zudem sollen Monitoring und HIV-Test verbessert und breiter angewendet werden, um HIV-Infizierte zu identifizieren.

China ist in den vergangenen Jahren immer wieder in die Kritik geraten, u.a. aufgrund der Verfolgung von Aids-Aktivisten. So ist erst jüngst der Aids-Aktivist Tian Xi zu einem Jahr Haft verurteilt worden.

weitere Informationen:
MSNBC 16.02.3011: China aims to bring AIDS spread under control by 2020
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Kurz notiert … März 2011

30. März 2011: Frankreichs Sozialministerin Roselyn Bachelot plant einen Gesetzentwurf, demzufolge Freier von Prostituierten zukünftig bestraft werden sollen.

29. März 2011: Millionen Bürger Kenias sind von einer Kondom-Knappheit betroffen. 45 Millionen aus den USA importierte Kondome sollen nun Abhilfe schaffen.

27. März 2011: Nach dem Aus für die Aids-Hilfe Mannheim-Ludwigshafen im Sommer 2010 zeichnet sich ein Neuanfang ab: eine Initiative will der Stadt Mannheim bis Mai 2011 ein Konzept vorlegen.

25. März 2011: Ändern schwule Männern nach einem positiven HIV-Test ihr Sex-Verhalten? Ja, meinen zwei Studien (Amsterdam und San Francisco), die auf der CROI präsentiert wurden – und sind sich nicht einig, in welchem Umfang.

Die US-amerikanische Medikamentenbehörde erteilt der neuen Formulierung von Nevirapin unter dem Handelsnamen Viramune XR® eine Zulassung.

21. März 2011: Der wegen der ‚Parkplatz-Morde‚ angeklagte 56jährige Mann könnte – so spekulieren Medien – aus Homo- / Serophobie gehandelt haben: er habe sich während eines Sex-Urlaubs in Kenia bei einem Transvestiten mit HIV infiziert.

18. März 2011: Dürre in der (Medikamenten-) Pipeline? Führt der Erfolg antiretroviraler Medikamente indirekt dazu, dass es immer schwieriger wird, neue Aids-Medikamente auf den Markt zu bringen?

17. März 2011: Erstmals seit den 1980er Jahren hat sich in den USA ein Mensch durch eine Organ-Transplantation mit HIV infiziert. Zwei Jahre nach einer Nieren-Transplantation wurde bei einem zuvor HIV-negativen Mann in New York Aids diagnostiziert.

15. März 2011: Am 12. März 2011 kam der Sozialwissenschaftler Günter Amendt bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Eine Würdigung Amendts durch die DAH.

14. März 2011: Periphere Neuropathien treten bei HIV-Positiven weiterhin häufig auf, berichten US-Forscher. Besonders höheres Lebensalter erhöhe das Risiko des Auftretens von Peripheren Neuropathien.

12. März 2011: Gut ein Viertel der (untersuchten 28) schwulen HIV-positiven Männer in Amsterdam, die erfolgreich wegen einer Hepatitis C behandelt wurden, infizierten sich innerhalb von zwei Jahren erneut mit Hepatitis C (nahezu alle mit einem anderen Genotyp). Dies berichteten niederländische Ärzte auf der 18. CROI.

11. März 2011: Mit Darunavir (Handelsname Prezista®) ist ein weiteres Aids-Medikament in Europa für die einmal tägliche Einnahme zugelassen.

04. März 2011: Gegen den Pharmakonzern Abbott wird erneut ermittelt wegen der Verfünffachung des Preises für sein Aids-Medikament Norvir® in den USA im Jahr 2003, dieses Mal u.a. aufgrund einer Klage des Pharmakonzerns GSK wegen Wettbewerbsverzwerrungen.

Der experimentelle Hepatitis-C- Proteasehemmer Telaprevir scheint in Kombination mit pegyliertem Interferon plus Ribavirin auch bei Hepatitis-C- und HIV- Koinfektion wirksam zu sein.

Etwa 1,1 Prozent der Erwachsenen in der Ukraine sind mit HIV infiziert. Doch aufgrund von Mißständen und Repressalien ist ihre Behandlung gefährdet.

03. März 2011: Der Attachment-Inhibitor BMS-663068 erwies sich in einer ersten frühen Studie (Phase IIa) als vermutlich sicher und gut verträglich. Attachment-Inhibitoren behindern den ersten von drei Schritten, mit dem HIV in eine Zelle eindringt (das Andocken an den CD4-Rezeptor).

02. März 2011: Gels, die als vaginale Mikrobizide getestet werden (Caprisa004), könnten für die rektale Anwendung nicht ausreichend sicher sein (Nebenwirkungen). Nun sollen neue Formulierungen der Gels entwickelt werden, die besser für eine rektale Anwendung geeignet sein sollen.

Das Bundesgesundheitsministerium hat die Ständige Impfkommission (STIKO) neu besetzt. Die Hälfte der Mitglieder wurde ausgetauscht, zum teil gegen deren Willen.

01. März 2011: China plant die Einführung der Aids-Strategie „Therapie als Prävention“ (treatment as prevention). Dies beinhalte weitreichende HIV-Testungen sowie medizinische Behandlung für alle Personen, bei denen es in Frage kommt.

Die Gesundheitsbehörden Brasiliens verteilen zum Karneval 84 Millionen Kondome gratis. Parallel sollen Werbespots über Kondome und Schutz vor sexuell übertragbaren Erkrankungen informieren.

China: „da kann man nichts tun“ – ein Jahr Haft für Aids-Aktivist

Tian Xi, ein 23jähriger chinesischer Aids-Aktivist, ist zu einem Jahr Haft verurteilt worden. Sein Vergehen: ‚absichtliche Zerstörung fremden Eigentums‘. Tian Xi hatte Büroausstattung geworfen, aus Wut – „da kann man nichts tun“, hatte ihm ein Mitarbeiter desjenigen Krankenhauses gesagt, in dem er durch Blut mit HIV infiziert wurde.

In mehreren chinesischen Provinzen wurden in den 1990er Jahren 30.000 bis 50.000 Menschen durch illegalen Handel mit illegal gewonnenen Blutprodukten mit HIV infiziert. Der Schwerpunkt liegt in der Provinz Henan – allein hier verkauften fast 300.000 Bauern ihr Blut, um ihr Einkommen aufzubessern, 25.000 infizierten sich mit HIV. Am 23. August 2001 gab die chinesische Regierung den „Blut-Aids-Skandal“, der zuvor als ‚Staatsgeheimnis‘ behandelt wurde, offiziell zu.

Einer der in Henan mit HIV infizierten Menschen ist Tian Xi. Im Juli 2004 wurde bei Tian Xi eine HIV-Infektion diagnostiziert, als er gemeinsam mit seiner Mutter an einer freiwilligen HIV-Testkampagne in der Provinz Henan teilnahm. 1996 hatte er als Kind eine Bluttransfusion erhalten, dies vermuten er und seine Mutter als Ursache seiner HIV-Infektion.

Tian Xi schweigt nicht – er setzte sich gemeinsam mit anderen vom Blut-Skandal in der Provinz Henan Betroffenen für Unterstützung und Entschädigungen ein.

Tian Xi, inzwischen ausgebildeter Lehrer, fand selbst trotz zahlreicher Versuche und zusagen keine Anstellung – er durfte nicht Lehrer werden. Er klagte wegen Diskriminierung – und scheitere damit. Das Schulamt sei frei in seiner Entscheidung, wen es beschäftige, zudem sei die Beschäftigung von HIV-Positiven als Lehrer nicht gestattet, beschied das Gericht.

In dem Krankenhaus, in dem Tian Xi sich mit HIV infizierte (Xincai County No. 1 People’s Hospital), geriet er am 17. August 2010 mit einem Verwaltungs-Offiziellen aneinander. Er fragte, was man in seinem Fall unternehmen könne (er hatte einen Antrag auf Schadenersatz gestellt), und erhielt die Antwort „da kann man nichts machen“. Tian Xi geriet in Wut und warf mit Bürogegenständen um sich. Die Folge: das Krankenhaus rief die Polizei – Tian Xi wurde verhaftet.

Am 10. Februar 2011 wurde Tian Xi nach Angaben seines Anwalts vom Xincai County Volksgericht (Provinz Henan) zu einem Jahr Haft verurteilt. Er plant, gegen das Urteil in Berufung zu gehen.
Gegen das Krankenhaus erging keinerlei Urteil.

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weitere Informationen:
MSNBC 12.02.2011: China AIDS activist gets 1-year prison sentence
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zum Aids-Blut-Skandal in China:
Dong, Dong: The Discourse of HIV/AIDS in China: News Construction and Representation of the Chinese HIV Blood Scandal (1998-2002), in: Annual Meeting of the International Communication Association, New Orleans Sheraton, New Orleans, 27. Mai 2004 (online)
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Wikileaks: US-Depeschen zu HIV und Aids – von Banalem bis Korruption (akt.)

Zehn der bisher von Wikileaks veröffentlichten Depeschen des Diplomatischen Dienstes der USA beschäftigen sich mit HIV und Aids. Thematisiert werden Scheitern in der Aids-Politik, Korruption bei Aids-Organisationen oder Carla Brunis Bemühungen um einen Aids-Event.

Zwischen Banalitäten und deutlicher Kritik an der Aids-Politik mancher Regierungen bewegt sich die Bedeutung derjenigen Depeschen, die Wikileaks bisher publizierte und die sich mit HIV/Aids beschäftigen (Dank an John S. James / ATN für das mühsame Aufstöbern!).  Eine südafrikanische Ministerin gibt zu, Südafrika habe in der Vergangenheit Fehler in seiner Aids-Politik gemacht. Gibt es Korruption bei UNAIDS? Uganda hat Probleme mit seiner Aids-Politik. Und der chinesische Vize-Präsident kennt einen Dokumentarfilm einer Exil-Chinesin über chinesische Aids-Waisen.

Alle Depeschen wurden eingesehen über einen Schweizer Spiegel der Wikilekas-Site.

10LUANDA84
2010: Vermerk über mögliche Kooperationen der USA und Chinas, u.a. bei HIV/Aids-Programmen.

09PRETORIA2245
2009: Detaillierter Bericht über ein Erstgespräch des US-Botschafters mit der südafrikanischen Ministerin für Internationale Beziehungen und Kooperation Maite Nkoana-Mashabane, die u.a. Fehler bei der HIV-Aids-Politik Südafrikas in der Vergangenheit zugebe.
Präsident Zuma werde zum Welt-Aids-Tag ein bedeutendes Statement abgeben, zukünftig wolle das Land eine führende Rolle im Kampf gegen Aids einnehmen. Die Ministerin betont ihr großes Interesse, in größerem Umfang Generika einsetzen zu können, um Kosten zu sparen.
Der US-Botschafter äußert den US-Wunsch zu Kooperation beim Tthema Gewalt gegen Frauen, das u.a. Bezüge zum Bereich HIV/Aids habe. Die Ministerin teilt die Bewertung der Bedeutung des Themas.

09KAMPALA1197
2009: Bericht u.a. über die HIV/Aids-Situation in Uganda – das Land drohe seine einst führende Rolle im Kampf gegen Aids zu verlieren. Viele ugandische erfolge gegen Aids seien seien in Wirklichkeit Erfolge des us-amerikanischen Prepfar-Programmes. Prepfar wachse allerdings sehr schnell und schaffe Abhängigkeiten. Uganda müsse seine Aids-Politik neu justieren.

09LONDON2005
2009: Die US-Botschaft in London berichtet, die Gattin des französischen Staatspräsidenten Sarkozy, Carla Bruni, plane bei der UN-Vollversammlung einen Event zu HIV/Aids. Der britische Premierminister Brown plane zum gleichen Anlass eine Veranstaltung zu Mutter-Kind-Gesundheit, Großbritannien bemühe sich diese konfliktträchitge Situation zu entschärfen.

09STATE80163
2009: Sehr ausführliche Depesche zu zahlreichen Themen / Volltext der ‚National HUMINT Collection Directive‘ (NHCD) der Vereinten Nationen. Dabei als Themen erwähnt u.a. Zugang zu antiretroviraler Therapie sowie Korruption bei internationalen Gesundheits-Organisationen, u.a. bei UNAIDS und dem Globalen Fond zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria, sowie Management-Stil und Einfluss wichtiger Personen im Gesundheitsbereich, u.a. des Direktors von UNAIDS.

09STATE37561
2009: Depesche ebenfalls über HUMINT (s.o.), als Themen erwähnt u.a. Regierungspolitiken zu HIV / Aids sowie Medikamenten-Resistenzen.

09STATE37566
2009: Depesche ebenfalls über HUMINT (s.o.), als Themen erwähnt u.a. Auswirkungen von HIV/Aids auf Militär, Regierungen und wirtschaftliche Situation in Burkina Faso, Kapverdische Inseln, Tschad, Gambia, Mali, Mauritanien, Niger und Senegal.

08STATE116392
2008: Depesche ebenfalls über HUMINT (s.o.), als Themen erwähnt u.a. Situation der HIV-Infektion in Palästina.

07BEIJING1840
2007: Bericht über Gespräche des US-Botschafters mit Xi Jinping (inzwischen seit 2008 Vizepräsidenten der Volksrepublik China, seit Oktober 2010 zusätzlich stellvertretender Vorsitzender der Zentralen Militärkommission). Erwähnt wird kurz ein Dokumentarfilm einer Exil-Chinesin über Aids-Waisen, der gerade einen Oscar als bester Kurz-Dokumentarfilm gewonnen habe [Anmerkung: gemeint sein dürfte der Film „The Blood of Yingzhou District“ von Ruby Yang und Thomas Lonnon].

01PRETORIA1173
(von ATN genannt, trotz Suchen nicht identifizierbar)
2001: Dünnhäutig sei er, Südafrikas Präsident Tabo Mbeki, berichtet der südafrikanische US-Botschafter. Ein erneuter Hinweis, dass Mbekis Urteilsvermögen in Frage zu stellen sie, sei sein Verhalten zu Aids. Sein Zögern, zu akzeptieren dass HIV Aids auslöse, sei international und in Südafrika erstaunt zur Kenntnis genommen worden. Sein früherer Sprecher Parks Mankahlana sei an einer Krankheit gestorben, von der viele annähme es sei Aids gewesen, auch wenn Mbeki dies niemals zugeben würde. Im Gegenteil, er halte weiterhin z.B., seiner Gesundheitsministerin die Treue, die im gesamten Kabinett große Menegne eines Buches eines Aids-Leugners verteilt habe.
Selbst als auch in Südafrika in Wissenschaft und öffentlicher Meinung zunehmend die Verbindung zwischen HIV und Aids anerkannt wurde, habe Mbeki statt einer klaren Äußerung einfach betont, er ziehe sich aus der Debatte zurück. Es gehe der Opposition nur darum, dass sie meckern könne, in Südafrika geschehe unter seiner Regierung Schlechtes.
Der Botschafter versuche, einen Draht zu Mbeki zu etablieren und auf ihn einzuwirken, dass er seine Ton in Sachen Aids mäßige.

[Hinweis auf die Cables via Aids Treatment News]

China: schwere Vorwürfe gegen Spitzenpolitiker im Aids-Skandal

Chinesische Spitzen-Politiker hätten sich der groben Fahrlässigkeit im Umgang mit dem Blut-Skandal in der Provinz Henan schuldig gemacht – und seien bisher nicht zur Rechenschaft gezogen worden. Diesen Vorwurf erhebt ein ehemaliger Offizieller des chinesischen Gesundheitsdienstes.

Bis zu 100.000 Menschen infizierten sich in den 1990er Jahren in Folge des ‚Blut-Skandals‘ in der chinesischen Provinz Henan mit HIV, mindestens 10.000 sind bereits an den Folgen gestorben. Die Verantwortlichen wurden bisher nicht zur Rechenschaft gezogen. Nun erhebt ein ehemaliger Offizieller des chinesischen Gesundheitswesens Vorwürfe gegen chinesische Spitzenpolitiker.

Namentlich weist er hin auf Li Keqiang, seit März 2008 als Vize-Premierminister Mitglied des Staatsrates. Und auf Li Changchun, an 5. Stelle des Ständigen Ausschusses des Politbüros der Kommunistischen Partei Chinas.

Li Keqiang gilt als einer der einflussreichsten Politiker Chinas. Er gilt als möglicher Nachfolger von Premierminister Wen Jiabao. Wikipedia schreibt über Li Keqiang, der seit 1999 Gouverneur der Provinz Henan war und seit 1997 Mitglied im Zentralkomitee ist,  u.a.

„Als Gouverneur von Henan versuchte er einen Aidsskandal zu vertuschen. Seine Behörden schikanierten Opfer und Bürgerrechtler.“

Li Changchun, erst im April 2010 auf Staatsbesuch in Deutschland und von Außenminister Westerwelle sowie dem damaligen Bundespräsident Köhler empfangen, war seit 1992 bis 1998 Parteisekretär von Henan. Über ihn schreibt Wikipedia

„Li wird allerdings auch mit dem Blutspende-Skandal in der Provinz Henan, wo er Mitte der 1990er Jahre Parteisekretär war, in Verbindung gebracht. Damals wurden tausende Bauern beim Blutspenden mit dem AIDS-Erreger infiziert.“

Chen Bingzhong, heute 78 Jahre alt, war früher Chef des chinesischen ‚Institute of Health Education‘. Er betont in einer auf der Internetseite Aizhixing veröffentlichten Stellungnahme, die beiden Spitzenpolitiker sollten Verantwortung für ihr Handeln übernehmen. Er forderte eine volle und offene Untersuchung der Vorfälle.

Chen Bingzhong leidet an Leber-Krebs in fortgeschrittenem Stadium. Wenn er weiter schweige, habe er kein ruhiges Gewissen, sagte er in einem Interview. Er spreche, er flehe für die Opfer.

weitere Informationen:
AFP 01.12.2010: Ex-Official implicates two Chinese Leaders in AIDS Scandal
Washington Times 30.11.2010: Ex-health official tells of ’90s AIDS scandal
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Kurz notiert … Dezember 2010

22. Dezember 2010: Eine in Kenia geborene 28-jährige Frau wurde in Finnland zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt. Der Frau, die als ‚Erotik-Tänzerin‘ arbeitete, wurde vorgeworfen, zwischen 2005 und 2010 kondomlosen Sex mit 16 Männern gehabt zu haben, ohne ihren HIV-Status mitzuteilen.

Die US-Medikamentenbehörde FDA hat für die USA eine 200mg-Tablette von Etravirine (Handelsname Intellence®) zugelassen.

Die US-Medikamentenbehörde FDA hat erstmals einen Impfstoff auch zur Prävention von Anal-Karzinomen zugelassen (zur Anwendung bei Männern und Frauen im Alter von 9 bis 26 Jahren).

21. Dezember 2010: Der Pharmakonzern BMS erwirbt vom japanischen Unternehmen Oncolys BioPharma die Lizenz für den NRTI Festinavir. Die Substanz ist ein Derivat von d4T (Stavudin, Handelsname Zerit®). Festinavir soll Phase-I-Studien-Daten zufolge auch wirksam sein bei Resistenzen gegen Abacavir und Tenofovir. Für die weiteren Entwicklungsrechte zahlt BMS bis zu 286 Millionen US-$.

20. Dezember 2010: In den Vorgängen um die Verhaftung von Wikilekas-Gründer Julian Assange rückt immer mehr die Frage von Kondom-Benutzung und HIV-Test in den Vordergrund.

Ein Angeklagter vor dem Strafgericht Lüttich drohte dem Vorsitzenden, er werde den Richter mit HIV infizieren. Bevor er den Richter erreichte, überwältigten ihn Sicherheitsbeamte.

17. Dezember 2010: Auf den Zusammenhang zwischen der Verhaftung von Wikileaks-Gründer Julian Assange und den sehr repressiven HIV-Gesetzen in Schweden weist Edwin J. Bernard in seinem Artikel auf ‚Criminal HIV Transmission‘ hin.

In San Francisco hat am 10. Dezember 2010 das GLBT History Museum eröffnet. Betrieben wird es von der GLBT Historical Society.

16. Dezember 2010: Die USA und Südafrika haben eine auf fünf Jahren angelegte Partnerschaft zur Bekämpfung von Aids vereinbart.

15. Dezember 2010: Ein HIV-infizierter Amerikaner, der mit mehreren Frauen Sex ohne Kondom gehabt haben soll, wurde vom Landgericht Nürnberg-Fürth zu einem Jahr und sechs Monaten Haft verurteilt. Damit wurde das Urteil erster Instanz des Amtsgerichts Neumarkt bestätigt. Das Urteil ist rechtskräftig.

14. Dezember 2010: Richard Holbrooke stirbt im Alter von 69 Jahren. Der US-Star-Diplomat war neben vielen anderen Aktivitäten auch gegen Aids engagiert, war z.B. maßgeblich am Zustandekommen der Sitzung (wie der daraus folgenden Resolution) des Welt-Sicherheitsrates zu Aids im Jahr 2000 beteiligt.

HIV-Positive mit erhöhten Triglyzerid-Werten haben auch ein erhöhtes Risiko für Neuropathien, so eine (online auf AIDS publizierte) Studie.

9. Dezember 2010: In Südafrika startet 2011 ein „real life“ – test der ‚test-and-treat‚-Strategie (möglichst viele Menschen auf HIV testen, als HIV-positiv diagnostizierte Menschen direkt antiretroviral behandeln). Die Studie wird von der französischen ANRS durchgeführt.

8. Dezember 2010: In London solle ein Aids-Memorial errichtet werden, dass an diejenigen erinnert, die an den Folgen von HIV-Infektion und Aids verstorben sind, fordert eine neue Kampagne.

6. Dezember 2010: Tabu, Scham & Co. – eine im Auftrag der DAH erstellte Studie untersucht, warum viele HIV-Infektionen spät erkannt werden.

„Großer Erfolg“ – die DAH berichtet über erste Ergebnisse der EMIS-Befragung.

4. Dezember 2010: Die European Medicines Agency (EMA) weitet die Zugangsmöglichkeiten der Öffentlichkeit zu Unterlagen über Medikamente aus.

3. Dezember 2010: Die US-Medikamentenbehörde FDA erteilt einem „1-Minute – HIV-Schnelltest für die USA die Zulassung.

Schweiz: R. Staub, im Bundesamt für Gesundheit zuständig für Prävention und Promotion im BAG, benennt den gewünschten „kulturellen Wandel“ in der HIV-Prävention: Menschen mit neuer HIV-Diagnose sollen sich per SMS bekennen und Sexpartner zu informieren.

In New York wurden am Rand eines Benefiz-Events mehrere Aids-Aktivisten verhaftet. Sie hatten gegen die Aids-Politik von New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg protestiert.

2. Dezember 2010: Die Polizei in Russland hat am Welt-Aids-Tag zehn HIV-Positive festgenommen, die gegen die Politik des Gesundheitsministeriums protestiert hatten.

Das Pharmaunternehmen Vertex hat in den USA einen Zulassungsantrag für den Hepatitis-C – Proteasehemmer Telaprevir gestellt.

1. Dezember 2010:Auch Menschen ohne einen legalen Aufenthaltsstatus haben Anspruch auf Behandlung, darauf weist die Bundesärztekammer hin („Patientinnen und Patienten ohne legalen
Aufenthaltsstatus in Krankenhaus und Praxis“, pdf)

Der Pharmakonzern MSD hat nach Empfehlung des Sicherheits-Komitees eine Phase-III-Studie zur einmal täglichen Anwendung von Raltegravir (Isentress®) vorzeitig abgebrochen. Insbesondere bei HIV-Infizierten mit hoher Viruslast sei die virologische Antwort weniger gut gewesen als bei der zweimal täglichen Dosierung.

Pünktlich zum Welt-Aids-Tag startet auf Kuba eine neue Kampagne für Sexual-Aufklärung und Aids-Prävention.

In China wird ein Erstklässler wegen seiner HIV-Infektion nach Protesten anderer Eltern der Schule verwiesen.

China: HIV-Positiver darf nicht Lehrer werden (akt.)

Ein 23jähriger Mann in China, in Folge des Blut-Skandals in der Provinz Henan HIV-positiv, darf nicht als Lehrer arbeiten. Seine Klage wegen Diskriminierung scheiterte.

HIV wurde bei dem jungen Mann im Juli 2004 diagnostiziert, als er gemeinsam mit seiner Mutter an einer freiwilligen HIV-Testkampagne in der Provinz Henan teilnahm. 1996 hatte er als Kind eine Bluttransfusion erhalten, dies vermuten er und seine Mutter als Ursache seiner HIV-Infektion.

Tian Xi, so wird sein Name von der Internetseite ‚Global Times‘ angegeben, setzte sich gemeinsam mit anderen vom Blut-Skandal in der Provinz Henan Betroffenen für Unterstützung und Entschädigungen ein.

2005 begann er selbst ein Studium in Peking. Nach vier Jahren, er hatte seinen Abschluss als Pädagoge gemacht, suchte er eine Anstellung, wie seine Kommilitonen auch. Doch niemand wollte ihn beschäftigen.

Schließlich wandte er sich an chinesische Offizielle, reichte Petitionen ein. Er traf sich mit zahlreichen Beamten, besonders des Gesundheitsministeriums in Peking. Schließlich bat ihn der Parteisekretär der Provinz, aus der Tian Xi stammt, und in der er arbeiten wollte, ihn zurück zu kommen, um eine Lösung zu verhandeln.

Im August 2010 wurde Tian Xi dann festgenommen – vorbereitet und geplant, wie Menschenrechtsorganisationen enthüllten. Es bestehe Foltergefahr, warnten sie. Tian Xi werde in Haft zudem nicht ausreichend medizinisch betreut, so sein Anwalt.

Inzwischen meldet EPD, das zuständige Gericht habe Tian Xis Klage wegen Diskriminierung abgewiesen. Das Schulamt sei frei in seiner Entscheidung, wen es beschäftige, zudem sei die Beschäftigung von HIV-Positiven als Lehrer nicht gestattet.

Aktualisierung
16.11.2010:  Wie CNN berichtet, überlegt Tian Xi, gegen das Urteil in Berufung zu gehen. Sein Anwalt wies darauf hin, dass ein Arbeitsgesetz aus dem Jahr 2008 Diskriminierungen aufgrund von Infektionskrankheiten untersage.

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weitere Informationen:
Global Times 29.10.2010: AIDS patient and petitioner is convicted
EPD: China weist Diskriminierungsklage von Aids-Infiziertem ab
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Aids-Medikamente als Prävention: ‚test and treat‘ im realen Leben nicht so einfach wie gedacht?

HIV-Medikamente als Mittel der Aids-Prävention – ein viel diskutiertes Konzept in den letzten Monaten.  Eine Studie aus China zeigt, dass im realen Leben manchmal einiges anders laufen kann als in der Theorie erwartet …

‚Therapie als Prävention‘ (treatment as prevention), dieses Konzept geht davon aus, dass dadurch dass möglichst HIV-Positive erfolgreiche antiretrovirale Therapien einnehmen, aufgrund der stark reduzierten Infektiosität auch die HIV-Übertragungsrate sinken müsste. Gedankliche Basis dieses Konzepts ist das so genannte ‚EKAF-Statement‘ (keine Infektiosität bei erfolgreicher HIV-Therapie ohne andere STDs).

Eine Studie aus China, die in der 1. Oktober-Ausgabe des Journal of Acquired Immune Deficiency Syndromes publiziert ist, wirft nun die Frage auf, ob dieses aufgrund theoretischer Überlegungen entwickelte Konzept sich im realen Leben ohne weiteres umsetzen lässt.

In der Studie lag die HIV-Transmissionsrate bei heterosexuellen serodifferenten Paaren (ein Partner HIV-positiv, ein Partner HIV-negativ) bei 5% – im Vergleich zu 3% bei anderen Paaren.

Die Studie fand in der chinesischen Provinz Henan statt – einer Region, die u.a. durch den ‚Blutspende-Skandal‘ bekannt wurde: durch unsaubere Verfahren bei kommerziellen Blutspenden wurden Tausende Chinesinnen und Chinesen in der Region mit HIV infiziert, als sie zum Gelderwerb Blut spendeten.
Aids-Aktivisten wie der mit dem Sacharow-Preis geehrte Hu Jia oder der jüngst festgenommene Tian Xi, die auf diese Missstände hinwiesen und sich für HIV-Infizierte einsetzten, wurden von den chinesischen Behörden kriminalisiert und verfolgt.

An der nun publizierten Studie nahmen 1.927 serodifferente Paare teil. Für die Jahre 2006 bis 2008 wurde die HIV-Inzidenz retrospektiv analysiert; die Teilnehmer wurden hinsichtlich ihres HIV-Schutzverhaltens befragt.

Dr. Myron Cohen (Foto: UNC)
Dr. Myron Cohen, Leiter der Studie (Foto: UNC)

Insgesamt konnten 4.918 Personen-Jahre ausgewertet werden. 84 Serokonversionen traten auf (HIV-Infektionen) – eine Rate von 4%.

91% der Paare, in denen eine HIV-Infektion auftrat, berichteten vom Geschlechtsverkehr in den letzten drei Monaten (im Vergleich zu 83% in der Gruppe, in der keine HIV-Infektion auftrat).
Die Häufigkeit von Geschlechtsverkehr korrelierte eindeutig mit dem Infektionsrisiko (fünffach höheres Transmissions-Risiko bei Paaren, die viermal oder häufiger Sex hatten im Vergleich zu Paaren mit niedrigerer Sex-Häufigkeit). Nur sieben Personen berichteten Sex außerhalb der Beziehung (darunter eine Serokonversion). Eine Person berichtete Drogengebrauch (keine Serokonversion); keiner der männlichen Teilnehmer berichtete von Sex mit anderen Männern.

1.369 Studienteilnehmer nahmen antiretrovirale Medikamente ein (80%); Daten zur Viruslast lagen nicht vor. Bei den Studienteilnehmern, die Medikamente nahmen, lag die HIV-Transmissionsrate bei 5%, bei denen ohne Medikamente bei 3% (Unterschied nicht signifikant).

Der Hypothese ‚Therapie als Prävention‘ folgend, wäre bei den behandelten Studienteilnehmern eine wesentlich niedrigere Transmissionsrate zu erwarten gewesen als bei den unbehandelten.

Die Forscher fanden heraus, dass bei denjenigen behandelten Teilnehmern, die ihre im Verlauf der Studie ihre Therapie wechselten, die Transmissionsrate niedriger war als bei denjenigen, die durchgehend die gleiche Therapie erhielten.

„Wird antiretrovirale Therapie auch unter den Bedingungen des realen Lebens geeignet sein, die HIV-Übertragungsrate zu senken?“, fragte der Leiter der Studie, Dr. Myron Cohen (University of North Carolina School of Medicine). Er halte es für klug, diese Frage zunächst zu beantworten, bevor Strategien wie „test and treat“ mit der Hoffnung auf einen positiven Effekt für die Bevölkerung breit angewendet werden.

Die Autoren vermuten, dass eine schlechte Compliance (Genauigkeit und Zuverlässigkeit der regelmäßigen Einnahme der Medikamente) eine der Ursachen des überraschenden Ergebnisses sein könnte.

weitere Informationen:
Cohen, Myron S MD: HIV Treatment as Prevention: To be or not to be? in: J Acquir Immune Defic Syndr, 55, 137-8, 2010 (online, kostenpflichtig)
aidsmap 07.10.2010: Does ‚real world‘ study cast doubt on use of HIV treatment as prevention?
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