Integrierte Prävention bei Drogengebrauchern : CDC bündeln Berichte zu einer Richtlinie

Integrierte Prävention bei Drogengebrauchern im Fokus: Drogengebrauchern verbesserten Zugang zu Prävention von HIV, sexuell übertragbaren Erkrankungen, viraler Hepatitis und Tuberkulose zu ermöglichen und die Wirksamkeit dieser Maßnahmen zu verbessern ist das Anliegen eines neuen Reports der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC.

Der Bericht bündelt Berichte und Empfehlungen diverser mit Öffentlicher Gesundheit befasster US-Agenturen zu wissenschaftsbasierten Präventionstrategien bei Drogengebrauchern und fasst diese zusammen. Er betont die Bedeutung integrierter Prävention

„Implementing integrated services for prevention of HIV infection, viral hepatitis, STDs, and TB is intended to provide persons who use drugs illicitly with increased access to services, to improve timeliness of service delivery, and to increase effectiveness of efforts to prevent infectious diseases that share common risk factors, behaviors, and social determinants.“

Integrierte Prävention bei Drogengebrauchern umfasst dem Bericht der CDC zufolge folgende Bestandteile:

„An integrated approach to service delivery for persons who use drugs incorporates recommended science-based public health strategies, including 1) prevention and treatment of substance use and mental disorders; 2) outreach programs; 3) risk assessment for illicit use of drugs; 4) risk assessment for infectious diseases; 5) screening, diagnosis, and counseling for infectious diseases; 6) vaccination; 7) prevention of mother-to-child transmission of infectious diseases; 8.) interventions for reduction of risk behaviors; 9) partner services and contact follow-up; 10) referrals and linkage to care; 11) medical treatment for infectious diseases; and 12) delivery of integrated prevention services. These strategies are science-based, public health strategies to prevent and treat infectious diseases, substance use disorders, and mental disorders. Treatment of infectious diseases and treatment of substance use and mental disorders contribute to prevention of transmission of infectious diseases. Integrating prevention services can increase access to and timeliness of prevention and treatment.“

Der Bericht geht dabei explizit z.B. auch auf Kriminalisierung und Stigmatisierung ein, zeigt auf, dass diese erfolgreiche Prävention beeinträchtigen und fordert die Einhaltung ethischer Prinzipien sowie die Wahrung von Menschenrechten (Kap. „Fear of Criminalization or Stigmatization“).

Integrierte Prävention bei Drogengebrauchern und schwulen Männern ist auch ein Anliegen der Deutsche Aids-Hilfe. Sie will als eines ihrer jüngst beschlossenen „mittelfristigen Ziele (Horizont 2020)“ erreichen dass

„eine lebensweisenakzeptierende, szenenahe, integrierte HIV-, STI- und Hepatitis- Prävention und -Versorgung insbesondere für schwule Männer und Drogengebraucher/innen umgesetzt wird“

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weitere Informationen:
CDC: Integrated Prevention Services for HIV Infection, Viral Hepatitis, Sexually Transmitted Diseases, and Tuberculosis for Persons Who Use Drugs Illicitly: Summary Guidance from CDC and the U.S. Department of Health and Human Services. Morbidity and Mortality Weekly Report (MMWR), Recommendations and Reports, November 9, 2012 / 61(rr05);1-40
DAH: DAH reloaded. Einen neuen Aufbruch wagen – selbstbestimmt, solidarisch, emanzipatorisch. Beschlussfassung (pdf)
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Methadon reduziert Risiko der HIV-Übertragung

Heroin-Ersatz-Therapien wie Methadon sind geeignet, das Risiko einer HIV-Übertragung zu reduzieren. Dies berichten Forscher in einem Beitrag für das British Medical Journal. Die Forscher aus den USA, Kanada, Italien und Australien werteten die Ergebnisse zahlreicher veröffentlichter und unveröffentlichter Studien aus. Sie stellten einen bedeutenden Einfluss von Opiat-Ersatz-Therapien (OST, opiate substitution therapies) auf das HIV-Übertragungsrisiko bei iv-Drogengebrauchern (PWID, people who inject drugs) fest:

„Through their analysis, the researchers determined that the impact of OST on HIV reduction was strong—OST was associated with a 54 percent reduction in risk of HIV infection among PWID.“

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CHUM Centre hopitalier de l’université de Montreal 05.10.2012: La méthadone réduit le risque de transmission du VIH
Science Codex 05.10.2012: Methadone reduces the risk of HIV transmission
CDC NPIN 05.10.2012: Methadone Reduces the Risk of HIV Transmission

Geburtstagsgrüße für die Aidshilfe – Teil 1

Zum inzwischen ja sattsam abgefeierten dreißigjährigen Jubiläum von HIV und Aids gibt es von Bernd Aretz noch im Nachhinein einen Text aus dem Frühjahr 2007, also etwa ein Jahr vor der EKAF Erklärung über die Nichtinfektiösität der gut therapierten HIV-Infizierten. In diesem Rücklick anläßlich des 20 jährigen Jubiläums der Marburger Aidshilfe gibt er einen sehr persönlichen Eindruck von dem Leben als positiver schwuler Mann in der Provinz und der Bedeutung der Aidshilfe Marburg, für ihn.Der Text war dann für die Festbroschüre gar zu opulent, so dass er hier erstmalig in voller Länge veröffentlicht wird. Die Aidshilfe ist inzwischen fünf Jahre älter. Schenken wir also die Veröffentlichung der Aidshilfe Marburg zum Fünfungzwanzigsten (in zwei Teilen, Teil 1 heute, Teil 2 am 5.9.2012):

Geburtstagsgrüße für die Aidshilfe

Fünf mal Pommes rot/weiß war die Standardbestellung in der Gerichtsschänke gegenüber der Profamilia, wenn das Team der Aidshilfe nach getaner Beratung sich zum Diskutieren und Pläneschmieden am großen Tisch versammelte. Die Köpfe rauchten, die Aschenbecher quollen über, man bediente sich großzügig am immer wieder nachbestellten Standardgericht der Gruppe. Derweil wurden die Aktionen geplant. Das Klima war grauenhaft. Die Liste der anzugehenden Aufgaben lang. Prof. Krause von der Hautklinik bestritt, dass Marburg ein Problem mit HIV und Aids habe, im übrigen könnten die Patienten, die man ohnehin am liebsten von hinten sehe, doch nach Frankfurt gehen, da seien sie doch gut aufgehoben. Eine Aids-Hilfe brauche man hier wirklich nicht. Das war 1987. Da war ein kleiner Kreis um Uta Bednarz, Cristoph Gutenbrunner, Harald Jaekel und Behruz Foroutan schon seit drei Jahren beratend zu Gange gewesen. Ich hatte schon 1984 auf der Aids-Station 68 in Frankfurt die Testamente zweier sterbender Marburger Männer beurkundet. Das war zwar standesrechtlich nicht zulässig, weil ich dazu meinen Amtsbezirk verlassen musste, aber der Klinik war es nicht gelungen, in Frankfurt einen Notar zu finden, der sich ganz kurzfristig dieser Aufgabe gestellt hätte. Meine Dienstaufsicht hat auf meine sofort erfolgte Selbstanzeige das Verfahren gleich eingestellt. Im Klinikum wurde heimlich getestet und der einzige, der dort das Fähnlein einer vorurteilsfreien Lehre aufrecht hielt, war der Psychosomatiker Wolfram Schüffel, der einmal im Semester HIV und ethische Fragen auf dem Lehrplan hatte und dazu – auch betroffene – ExpertInnen von außen zum vortragen einlud.

Der Test war heiß umstritten, die deutsche Aids-Hilfe lehnte ihn, ab, die Marburger und Frankfurter boten ihn an. Harald Jaekel verfasste im Juni 1987 ein Papier „Kann die Mitgliedschaft regionaler Aids-Hilfen in der Deutschen Aids-Hilfe von einer strikten Ablehnung des HIV Tests abhängig gemacht werden?“ Er bestand auf dem Recht auf Wissen, auch wenn es noch keine therapeutischen Interventionsmöglichkeiten gab, und fand es unethisch, wie die meisten Mitarbeiter von Aids-Hilfen bundesweit, zwar selbst gestestet zu sein, Ratsuchenden dieses Recht übervorsorglich aber abzusprechen.

Die schwule Szene war ein zu bearbeitendes Feld. Erwünscht war da in Marburg die Aids-Hilfe nicht. Man könne doch den Kindern im Coming out, deren Leben ohnehin schwer genug sei, nicht auch noch die Angst vor HIV aufladen. Widerstand erregte der Plan, sich mit einem Button „Aids-Hilfe Marburg“ unter das feiernde Volk zu mischen und sich so als Anzusprechender anzubieten. Die Veranstalter, die mich als Redner zu einer schwulen Demo in Marburg eingeladen hatten, versuchten vergeblich, mir HIV und Aids als Thema auszureden.

Ganze Bevölkerungsgruppen waren abgeschrieben. Die repressive Drogenpolitik war offensichtlich gescheitert und forderte täglich mehrere Opfer in der Bundesrepublik. Alles was man zur Entschärfung der Situation forderte, nämlich saubere Spritzen, Methadon, Notschlafplätze, Anlaufstellen, Druckräume und – damals eigentlich noch völlig undenkbar – Originalstoffvergabe, insgesamt eine die Menschen akzeptierende Politik war dem Vorwurf ausgesetzt, wir bestärkten die Menschen in ihrer Abhängigkeit. Lange mussten sich Abhängige erst eine HIV-Infektion zuziehen, um sich die Gnade zu erkaufen, die Aufnahmekriterien für ein Substitutionsprogramm zu erfüllen. Und auf Gegenliebe für eine rationale Drogenpolitik konnte man bei dem zuständigen Vertreter der Marburger Staatsanwaltschaft wahrlich nicht hoffen. Er sah es nicht als sein Recht, schon gar nicht als seine Pflicht an, seine Stimme gegen die verfehlte Repressionspolitik zu erheben. In unseligster Tradition ging er davon aus, er habe die Gesetze anzuwenden und nicht zu beurteilen. Kein Wort von ihm zu dem Skandal, dass trotz bekannten Drogengebrauchs in den Vollzugsanstalten abhängige Gefangene keinen Zugang zu sauberen Spritzbestecken haben. Dazu gehört dann, bei jeder neuen Statistik des Robert Koch Institutes Tränen zu vergießen und Unverständnis dafür zu heucheln, dass immer noch Infektionen stattfinden. Im Drogenbereich ist eine Teilerklärung dafür ganz einfach. Der Staat schafft in den Vollzugsbedingungen für abhängige Gefangene eine Situation, in der sie sich infizieren müssen, auch mit Hepatitis C.

Für Migranten gab es nichts und die Unterstützung der dritten Welt – und sei es nur durch die Skandalisierung von Zuständen – war nun auch nicht jedermanns Anliegen. Aber die Aidshilfe war mittendrin im Thema.

Broschüren in persisch und türkisch und japanisch wurden von den Marburgern erstellt, die Zusammenarbeit mit der Blindenstudienanstalt, mit der Interessensgemeinschaft der mit Ausländern verheirateten Frauen gesucht, die ganzen Netzwerke der Stadt immer wieder aktiviert und umgekehrt solidarisch unterstützt. Bundesweit wird es erst jetzt wieder Thema, wie man denn Migranten muttersprachliche Informationsbroschüren zukommen lassen kann. Eine einzelne Aids-Hilfe ist damit überfordert, es wird aber zurzeit gibt es Anstrengungen, eine vernünftige Linkliste zum Download zu erstellen. In der alltäglichen Betreuungsarbeit begegnet Aids-Hilfe inzwischen ohnehin Menschen aus allen Kontinenten.

Die Situation infizierter Frauen wollte bedacht sein. Infizierte Frauen wurden ungeniert zur Abtreibung gedrängt, die Perspektive von infizierten Müttern, die erleben, dass ihre Kinder erwachsen werden, war noch undenkbar. Heute liegt die Übertragungsrate während der Geburt von Müttern auf ihre Kinder in Deutschland unter zwei Prozent. Und wir freuen uns, dass eine unserer früh infizierten Frauen inzwischen gewollt und bewusst Mutter geworden ist.

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(Bernd Aretz: ‚Geburtstagsgrüße für die Aidshilfe – Teil 2‘ erscheint am 5.9.2012)

DRUCK-Studie: Ergebnisse der Pilot-Studie zu HIV und Hepatitiden bei Drogengebrauchern

Über die “ DRUCK-Studie – Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Deutschland: Ergebnisse der Pilotierung eines Sero- und Verhaltenssurveys bei i. v. Drogengebrauchern“ berichtet das Robert-Koch-Institut in der aktuellen Ausgabe des Epidemiologischen Bulletins.

Die DRUCK-Studie hat folgenden Ansatz:

„Um die Verbreitung von HBV, HCV und HIV bei intravenös injizierenden Drogengebrauchern (IVD) sowie deren Verhalten, Einstellungen und Wissen zu diesen Infektionskrankheiten in Städten mit größerer Drogenszene besser kennen zu lernen und zu erfassen, hat das RKI die DRUCK-Studie (Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Deutschland) initiiert. Die Ergebnisse sollen in gezielte Präventionsempfehlungen zum Schutz vor HIV und Hepatitiden bei IVD einfließen.“

Die Ergebnisse der Pilotstudie fasst das RKI zusammen:

„Die DRUCK-Studie des Robert Koch-Instituts, ein Infektions- und Verhaltenssurvey zu HIV, Hepatitis B und Hepatitis C bei Drogen injizierenden Menschen, wurde im Jahr 2011 in Berlin und Essen pilotiert. Erste Ergebnisse belegen die Machbarkeit einer solchen Studie und ergaben neben hohen Seroprävalenzen von HIV und Hepatitis C in Berlin und Essen einen höheren Anteil HCV-Positiver in höherem Lebensalter, bei längerem Drogenkonsum, nach Inhaftierung und i. v. Drogenkonsum in Haft. Eine überregionale Studie in mehreren Städten ist in Planung. Die Ergebnisse sollen in gezielte Präventionsempfehlungen zum Schutz vor HIV und Hepati tiden bei i.v. Drogengebrauchern einfließen.“

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Robert-Koch-Institut: Infektionskrankheiten bei IVD: Ergebnisse der DRUCK-Studie des RKI – ein Infektions- und Verhaltenssurvey
in: Epidemiologisches Bulletin 33/2012 (pdf)

Deutsche AIDS-Hilfe: AIDS auch in Deutschland beenden!

Während der Welt-AIDS-Konferenz in Washington, die heute zu Ende geht, hat die Deutsche AIDS-Hilfe die „ Washingtoner Erklärung “ unterzeichnet. Sie steht unter dem Motto: „Turning the Tide Togehter – A Declaration to End the AIDS Epidemic“ („Gemeinsam das Blatt wenden – Eine Erklärung, um die Aids-Epidemie zu beenden“).

In der Deklaration werden neun dringend notwendige Maßnahmen benannt, darunter Zugang zu Prävention, Behandlung, Versorgung und Beratung, weitere Schritte gegen Stigmatisierung, Diskriminierung und Kriminalisierung von Menschen mit HIV sowie verstärkte Anstrengungen in der Forschung (www.dcdeclaration.org, www.2endaids.org).

Der im internationalen Vergleich sehr erfolgreichen deutschen HIV-Prävention wurde in Washington großes Interesse entgegengebracht. Oft wurde die Frage gestellt, welche Maßnahmen auf andere Länder übertragbar seien. Dazu sagt Carsten Schatz, Mitglied im Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe:

„Die deutsche HIV-Prävention ist so erfolgreich, weil sie auf Beteiligung der am stärksten von HIV betroffenen Gruppen setzt und Diskriminierung entgegenwirkt. Wir wünschen uns, dass dieses Modell in noch mehr Ländern Fuß fasst. Zugleich müssen wir aber noch Lücken im eigenen Land schließen: Menschen in Haft sind von wirksamen Maßnahmen wie Spritzentauschprogrammen ausgeschlossen und haben oft keinen Zugang zu Substitutionstherapien. Drogenkonsumräume retten nachweislich Leben, dürfen aber noch immer in mehreren Bundesländern nicht betrieben werden. Vermeidbare HIV- und Hepatitis-Infektionen werden in Kauf genommen – das ist inakzeptabel.“

Schatz weiter: „In der Forschung muss Deutschland seine Anstrengungen erheblich verstärken. Die Konferenz hat bezüglich der Heilung der HIV-Infektion international ein Aufbruchssignal gesetzt. Wenn Deutschland bei der Finanzierung der Forschung so zurückhaltend bleibt wie bisher, laufen wir Gefahr, abgehängt zu werden. Und das trotz vielversprechender Ansätze: Die ,molekulare Schere’, die HIV aus infizierten Körperzellen entfernen kann, wurde vom Hamburger Heinrich-Pette-Institut entwickelt.“

Die Konferenz in Washington hat keine großen Durchbrüche gebracht, wohl aber wichtige Zeichen gesetzt. Hochrangige Meinungsführer wie UNAIDS-Direktor Michel Sidibé haben betont, dass die präventive Wirkung der HIV-Medikamente – sei es nun in Form der Therapien HIV-Positiver oder als Präexpositionsprophylaxe – nicht gegen die Prävention ausgespielt werden darf. Information, Beratung und Interventionen gegen Diskriminierung sind und bleiben essenziell. In Washington wurde das Zusammenspiel verschiedener unverzichtbarer Maßnahmen analog zu den Kombinationstherapien als „kombinierte Prävention“ bezeichnet.

DAH-Vorstand Carsten Schatz abschließend: „AIDS ist heute eine meist vermeidbare Folge der HIV-Infektion. Obwohl wir auf eine Heilung noch länger werden warten müssen, können wir die Krankheit tatsächlich ,beenden’, wenn wir alle Menschen an den Erfolgen von Therapie und Prävention teilhaben lassen. Ob dies gelingt, ist eine Frage des politischen Willens – weltweit, aber auch in Deutschland.“

(Pressemitteilung DAH)

Dritter Fall von Milzbrand bei Drogengebraucher in Berlin – kontaminiertes Heroin im Umlauf?

Auch in Berlin ist nun ein Fall von Milzbrand (Anthrax) bei einem Drogengebraucher aufgetreten. Dies berichtet das Robert-Koch-Institut RKI. Dies ist der dritte Fall bei iv-Drogenkonsumenten in Deutschland seit Juni diesen Jahres. Zwei Fälle von Milzbrand bei iv-Drogengebrauchern sind im Juni 2012 in Süddeutschland bekannt geworden. Die Person in Berlin konnte erfolgreich antibiotisch behandelt werden, der Milzbrand-Verdacht wurde labordiagnostisch bestätigt.

Das RKI betont

„Derzeit gibt es keine Hinweise darauf, dass sich der Berliner Fall in Bayern aufgehalten oder Heroin aus Bayern konsumiert hat. Daher liegt die Vermutung nahe, dass kontaminiertes Heroin über die Region Regensburg hinaus in Deutschland im Umlauf ist.“

Das RKI hatte erst jüngst über serologische Untersuchungen zu den Milzbrandfällen 200 berichtet.

Die Erreger der deutschen und britischen Fälle aus den Jahren 2009 / 2010 sowie die aus den bayrischen Fällen 2012 seien „identisch bzw. zumindest sehr eng verwandt„. Dies lege die Vermutung nahe, „dass dieselbe Infektionsquelle noch aktiv sein könnte.“

Milzbrandinfektion am Unterarm (Foto: CDC)
Milzbrandinfektion am Unterarm (Foto: CDC)

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weitere Informationen:
RKI 04.07.2012: Dritter Milzbrandfall bei Heroinkonsument (Berlin)
DAH 05.07.2012: Erneuter Milzbrandfall bei Heroin-Konsumenten
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siehe auch:
RKI: Milzbrand bei Drogenkonsumenten
RKI: Ratgeber für Ärzte zu Anthrax

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Milzbrand – ist verunreinigtes Heroin im Umlauf?

Im Raum Regensburg ist ein Drogengebraucher an Milzbrand gestorben. Das Robert-Koch-Institut vermutet verunreinigtes Heroin als Ursache der Infektion.

Bereits Ende 2010 war es zu mehreren Fällen von Anthrax (Milzbrand) bei Drogengebrauchern in Deutschland gekommen.

DAH 14.06.2012: Ist verunreinigtes Heroin im Umlauf? In Bayern starb ein Mann an Milzbrand
RKI 14.06.2012: Information für Drogenkonsumenten – Milzbrand (Anthrax) bei Drogenkonsumenten in Deutschland

Bayern: JVA verweigert HIV-positivem Häftling Fortsetzung der Methadon-Therapie – Gericht: zurecht

Zahlreiche Medien greifen (erneut) das Thema Methadon-Vergabe in bayrischen haftanstalten auf. In der JVA Kaishaim wird einem HIV-positive Insassen von der Anstaltsleitung eine Fortsetzung seiner Methadon-Therapie verweigert. Die Verweigerung sei rechtens, entschied das Landgericht Augsburg auf Klage des Betroffenen. Rechtsbeschwerde ist eingelegt.

Die deutsche Aids-Hilfe hatte schon früher betont

„Die Substitution mit Ersatzstoffen wie Methadon wird in bayerischen Haftanstalten den meisten Häftlingen vorenthalten. Damit verstößt Bayern gegen die entsprechenden Richtlinien der Bundesärztekammer sowie gegen das Bayerische Strafvollzugsgesetz, nach dem Gefangene eine genauso gute Gesundheitsversorgung erhalten müssen wie Menschen in Freiheit.“

SZ 06.06.2012: Schwaben JVA verweigert Süchtigem den Drogenersatz
ondamaris 23.04.201: Deutsche AIDS-Hilfe: Bayern missachtet Rechte Gefangener

Griechenland: HIV Zwangstest bei Prostituierten (akt.)

HIV Zwangstest seit Ende April 2012 in Griechenland ohne Einwilligung des/der Betroffenen möglich: Die griechischen Gesundheitsbehörden KEELPNO führen nun in Zusammenabreit mit der griechischen Polizei vermehrt Zwangs-HIV-Tests durch bei Personen, die in legalen sowie illegalen Bordellen arbeiten, sowie bei Prostituierten auf dem Straßen-Strich und bei Drogengebraucher/innen. Das Gesundheitsministerium Griechenlands verlangt eine Intensivierung der Zwangstests bei legalen und illegalen Prostituierten.

Bereits seit September 2011 führen mobile Teams der griechischen Gesundheitsbehörden KEELPNO mit Einverständnis der Prostituierten Tests auf HIV, Hepatitis B und C sowie Tuberkulose durch. Hierbei wurde bei den untersuchten Gruppen ein deutlicher Anstieg festgestellt.

Erst jüngst war das Verhalten der Staatsanwaltschaft und Polzei Griechenlands international in die Kritik geraten, als diese Photos und Daten von elf HIV-positiv getseteten Prostituierten online stellte (siehe ondamaris 2.5.2012: Mittelalter à la grecque ? – griechische Polizei stellt HIV-positive Frauen öffentlich an den Pranger).

Eine internationale Petition wendet sich an den griechischen Präsidenten Lucas Papademos und fordert ihn auf, die HIV Zwangstest s zu beenden.

Eule (Symbol der Athena) auf der Akropolis (Foto: wpopp)
Eule (Symbol der Athena) auf der Akropolis (Foto: wpopp)

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Aktualisierung
11.05.2012, 12:00: UNAIDS zeigte sich besorgt über die jüngsten Vorgänge in Griechenland und fordert Griechenland auf, die Rechte von Sexarbeiter/innen sowie ihren Kunden zu achten und für umfassende und auf Freiwilligkeit basierende HIV-Programme einzusetzen. „There is no evidence that punitive approaches to regulating sex work are effective in reducing HIV transmission among sex workers and their clients.“

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EMG 05.05.2012: Warning signs of HIV+ ‚explosion‘ date back to early 2010, health ministry admits
change.org: To the Prime Minister of Greece: Stop the forced testing and outing of sex workers
Prof. Matthew Weait 05.05.2012: Greek brothel arrests
UNAIDS 10.05.2012: UNAIDS calls on Greece to protect sex workers and their clients through comprehensive and voluntary HIV programmes

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JungeWelt 07.08.2012: »Sie wurden als ›biologische Bomben‹ bezeichnet«

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Inhaftierte Drogenkonsumenten haben ein Recht auf Gesundheit!

Anlässlich der Justizministerkonferenz am 9.11.2011 in Berlin fordert die Deutsche AIDS-Hilfe (DAH) von den Justizministern der Bundesländer, inhaftierte Drogenkonsumenten nicht weiter vom Menschenrecht auf den bestmöglichen erreichbaren Gesundheitszustand auszuschließen.

„Sorgen Sie dafür, dass auch im Gefängnis sterile Spritzbestecke, Kondome und Gleitgel zugänglich sind und dass Gefangene eine geeignete Substitutionsbehandlung erhalten können“, heißt es in einer Unterschriftenaktion unter dem Titel „Drogen und Menschenrechte“. Knapp 1.000 Menschen haben den Aufruf unterzeichnet. Die Deutsche AIDS-Hilfe hat die Unterschriften gestern dem Büro der Berliner Justizsenatorin Gisela von der Aue (SPD) übergeben.

„Es ist ein Skandal, dass in Deutschland Menschen von hoch wirksamen Methoden zum Schutz ihrer Gesundheit ausgeschlossen werden“, sagt DAH-Vorstandsmitglied Carsten Schatz. „Politische Scheuklappen führen dazu, dass Drogenabhängige sich mit HIV und Hepatitis C infizieren. Die Justizminister der Länder stehen in der Pflicht, diese menschenverachtende Praxis so schnell wie möglich zu beenden!“

Die Verteilung von sterilen Spritzbestecken gibt Drogenkonsumenten die Möglichkeit, sich vor Infektionen zu schützen. Die Substitutionsbehandlung, bei der die Droge unter medizinischer Kontrolle durch ein geeignetes Medikament ersetzt wird, verhindert darüber hinaus noch viele weitere gesundheitliche Risiken. Beide Maßnahmen retten nachweislich Leben. Doch die allermeisten Menschen in Haft haben keinen Zugang dazu.

Sterile Spritzbestecke gibt es bislang nur in einem deutschen Gefängnis, der JVA Berlin-Lichtenberg für Frauen. Die Utensilien werden drogenabhängigen Häftlingen vorenthalten, obwohl ein groß angelegter Modellversuch in Deutschland und Erfahrungen in anderen Ländern gezeigt haben, dass aus der Spritzenvergabe kein Gefahr für das Personal der Justizvollzugsanstalten erwächst. Eine Substitutionsbehandlung ist zwar in manchen deutschen Gefängnissen möglich, bleibt aber für die meisten Inhaftierten unerreichbar. Nur wenige der 185 deutschen Haftanstalten stellen eine anonyme Kondomvergabe sicher.

Experten schätzen, dass mindestens 30 Prozent der Gefangenen in Deutschland wegen Drogendelikten oder Beschaffungskriminalität einsitzen und dass die meisten von ihnen auch in Haft Drogen konsumieren. Bei einer Befragung von 1.582 Gefangenen gaben mehr als 20 Prozent an, gelegentlich oder immer Nadeln mit anderen Häftlingen gemeinsam zu benutzen. Das Risiko einer Übertragung des HI-Virus und des Hepatits-C-Erregers HCV ist dabei extrem hoch: Knapp zwei Prozent der Gefangenen, die intravenös Drogen konsumieren, sind HIV-positiv, 50,6 Prozent HCV-positiv.

Zu den 954 Unterzeichnern der Resolution „Drogen und Menschenrechte“ zählen Expertinnen und Experten aus vielen namhaften Organisationen, darunter Prof. Dr. Jürgen Feest (Leiter des Strafvollzugsarchivs an der Universität Bremen), Jürgen Heimchen (Vorsitzender des Bundesverbandes der Eltern und Angehörigen für akzeptierende Drogenarbeit e.V.), Marco Jesse (Vorstand des JES-Bundesverbandes e.V.), Dr. Ingo Ilja Michels (Projektleiter Central Asia Drug Actions Programme der EU), Maximilian Plenert (Sprecher des Bundesnetzwerks Drogenpolitik bei Bündnis ’90/Die Grünen), Prof. Dr. Heino Stöver (Geschäftsführender Direktor des Instituts für Suchtforschung der Fachhochschule Frankfurt am Main, ISFF), Cornelius Wichmann (Vorstandsvorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft für Straffälligenhilfe e.V.) und Prof. Dr. Henning Schmidt-Semisch (Institut für Public Health und Pflegeforschung der Universität Bremen).

(Pressemitteilung DAH)

„Menschenrechte von inhaftierten Drogengebrauchern achten – Gesundheit und Leben schützen!“

Die Deutsche Aids-Hilfe (DAH) möchte ein Zeichen für eine bessere gesundheitliche Versorgung von Menschen in Haft setzen – und hat dazu eine Unterschriften-Aktion gestartet.

Die DAH erläutert:

„Inhaftierte in Deutschland sind bislang von vielen Maßnahmen zum Gesundheitsschutz ausgeschlossen. Unter anderem werden ihnen Möglichkeiten vorenthalten, sich vor HIV und Hepatitis zu schützen. Das ist ein Skandal und steht im Widerspruch zum Menschenrecht auf den besten erreichbaren Gesundheitszustand.“

Die DAH hat hierzu einen Aufruf gestartet. Dieser hat zum Ziel

„Alle Inhaftierten müssen die Möglichkeit haben, ihre eigene Gesundheit und die Gesundheit anderer zu schützen! Wir fordern daher:
– Vergabe steriler Spritzen in Haft
– die umfassende Möglichkeit der Substitutionsbehandlung in Haft
– anonyme Zugänglichkeit von Kondomen und Gleitgel“

Die DAH strebt eine Zahl von mindestens 1.000 Unterzeichnern des Aufrufs an. Die Unterschriften sollen anlässlich der Justizministerkonferenz am 9. November 2011 in Berlin den Justizministern der Länder überreicht werden.

Weitere Informationen zum Aufruf und Möglichkeit, diesen mitzuzeichnen / zu unterstützen auf der Internetseite ‚Drogen und Menschenrechte‘.

Kurz notiert … August 2011

26. August 2011: Ein Artikel in der Fachzeitschrift ‚The Lancet‘ warnt wegen möglicher Schäden für die betreffenden Personen wie die Bevölkerung vor der voreiligen (US-) Zulassung von antiretroviralen Medikamenten für Prä-Expositions-Prophylaxe PrEP.

23. August 2011: Eine große US-Studie kommt zu dem Ergebnis, dass der HPV-Impfstoff Cervarix® Frauen auch deutlich vor analen Tumoren schützt, die von HPV verursacht werden.

18. August 2011: Drogenabhängige Gefangene können in Baden-Württemberg künftig auch mit Diamorphin (pharmazeutisch erzeugtem Heroin) behandelt werden.
Die Bundesregierung würde weitere Standorte für diamorphingestützte Behandlung begrüßen.

Forscher haben wirksame Antikörper gegen HIV entdeckt.

11. August 2011: Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat am 10.8.2011 einer Dreier-Kombinations-Pille aus Emtricitabine, Rilpivirine und Tenofovir die US-Zulassung bei therapie-naiven Erwachsenen erteilt. Die Vermarktung erfolgt unter dem Handelsnamen ‚Complera®‘.

08. August 2011: Die HIV-Inzidenz ist in den USA zwischen 2006 und 2009 vergleichsweise stabil geblieben, unter anderem bei jungen Homosexuelle allerdings habe es Steigerungen gegeben, berichten US-Forscher.

03. August 2011: HIV breite sich unter Homosexuellen in den Staaten Arabiens „explositionsartig“ aus, berichtet das französische Schwulen-Magazin ‚Tetu‘ über eine Studie aus Katar.

02. August 2011: Die US- Kongress-Abgeordnete Barbara Lee (Demokraten) will im September einen Gesetzentwurf in den Kongress einbringen, mit dem HIV-Kriminalisierungs-Gesetzen in US-Bundesstaaten ein Ende gemacht werden soll.

750.000 Euro, die der Pop-Sänger Elton John der Regierung Irlands spendete, wurden nicht verwendet, berichtet PinkNews. Elton John hatte das Geld zweckgebunden für Nadeltausch-Projekte gespendet. Das Projekt wurde jedoch gestoppt, so die irische Regierung.

01. August 2011: Der Regierung von Botswana wird vorgeworfen, HIV-Positiven Insassen von Haftanstalten antiretrovirale Behandlung zu verweigern.

Aktivisten fordern den US-Bundesstaat Iowa auf, ein Gesetz abzuschaffen oder zu überarbeiten, dass HIV-Übertragung kriminalisiert.

21. Juli – Bundesweiter Gedenktag für verstorbene Drogenabhängige

Seit 1990 sind in Deutschland mehr als 33.000 Menschen durch den Konsum illegaler Drogen gestorben Viele dieser Todesfälle wären vermeidbar gewesen – durch Aufklärung, Angebote zur Risikosenkung und durch Überlebenshilfen.
Am 21 Juli, dem Gedenktag für verstorbene Drogenabhängige, erinnern Eltern und Angehörige, Partner, Freunde und solidarische Mitbürger an die „Drogentoten“. Zugleich nutzen sie Mahnwachen, Gottesdienste, Infostände und andere Aktionen dazu, eine bessere Drogenpolitik einzufordern und über Ansätze zu informieren, wie man das Überleben Drogen gebrauchender Menschen sichern kann.

NationalerGedenktagVerstorbeneDrogengebraucher

Warum der 21. Juli?

Am 21 Juli 1994 starb in Gladbeck der junge Drogengebraucher Ingo Marten. Seiner Mutter gelang es unter Mithilfe der Stadt, eine Gedenkstätte für Ingo und andere verstorbene Drogengebraucher/innen zu installieren, der in den nächsten Jahren weitere Orte der Erinnerung und Mahnung folgten. Der erste Gedenktag für verstorbene Drogenabhängige wurde 1998 begangen.

Der 21. Juli: lokal, national, international

Im Jahr 2010 fanden Veranstaltungen in mehr als 60 Städten statt, etwa 150 Organisationen und Initiativen waren beteiligt. Seit 1998 hat sich der Gedenktag zum größten bundesweiten Aktions-, Trauer- und Präventionstag im Bereich illegalisierter Drogen entwickelt. Auf Bundesebene wird der Gedenktag vor allem vom Bundesverband der Eltern und Angehörigen für akzeptierende Drogenarbeit, dem Selbsthilfeverband JES und der Deutschen AIDS-Hilfe getragen, die Schirmherrschaft übernehmen namhafte Politikerinnen und Politiker. Und auch international finden inzwischen zahlreiche Aktionen am 21 Juli statt, 2010 z.B. in Spanien, Dänemark, der Schweiz, den Niederlanden, Großbritannien, Kanada oder Schweden.

Eine Bewegung für das Überleben von Drogengebrauchern

Jedes Jahr beteiligen sich mehr Menschen an Aktionen zum Gedenktag für verstorbene Drogenabhängige: Vertreter der Selbsthilfe, Mitarbeiter aus Aids- und Drogenhilfen, engagierte und solidarische Mitbürger, Politiker, Wissenschaftler, Künstler, Mitarbeiter kirchlicher Einrichtungen und staatlicher Stellen und viele andere mehr. So unterschiedlich unsere Hintergründe sind, so einig sind wir uns in unserem Ziel: Wir wollen das Überleben von Drogengebrauchern sichern und eine menschliche Drogenpolitik erreichen.

Seien auch Sie dabei!

Infostände, Mahnmale oder Gedenktafeln, Menschenketten, Gedenkmauern mit Bildern und Namen von Verstorbenen, Demonstrationen und Kundgebungen, Aktionen zur Information und Prävention, Musikevents, Fachveranstaltungen, Podiumsdiskussionen, Pressemitteilungen – es gibt viele Möglichkeiten, zum Gedenktag für verstorbene Drogenabhängige aktiv zu werden. Wir laden Sie ein: Seien Sie dabei, wenn wir am 21 Juli erinnern, Gesicht zeigen und informieren. Anregungen finden Sie z.B. unter http://www.jes-bundesverband.de/uploads/media/Drogenkurier_Ausgabe83.pdf.

(Text eines Flyers von Deutscher Aids-Hilfe e.V., Bundesverband der Eltern und Angehörigen für akzeptierende Drogenarbeit e.V. sowie des JES Bundesverbands e.V.)

Deutsche AIDS-Hilfe: Bayerische Drogenpolitik kostet immer mehr Menschenleben

Die Zahl der Drogentoten in Deutschland ist 2010 um sieben Prozent gesunken, teilte gestern die Bundesdrogenbeauftragte Mechthild Dyckmans (FDP) mit. Doch diese erfreuliche Zahl ist nur die halbe Wahrheit: In Bayern ist die Zahl der Toten nämlich von 250 auf 262 gestiegen – eine direkte Folge falscher Drogenpolitik.

„Die Bundesregierung und ihre Drogenbeauftragte stehen in der Pflicht, hier ihren Einfluss geltend zu machen“, sagt Hansmartin Schön, Vorstandsmitglied der Deutschen AIDS-Hilfe (DAH). „Überlebenshilfe für Drogenkonsumenten muss bundesweit verfügbar sein!“

In Bayern gibt es bislang keine Drogenkonsumräume. Gesundheitsminister Markus Söder (CSU) und seine Partei weigern sich, eine entsprechende Rechtsverordnung zu schaffen – entgegen der Forderung von Ärzten und Wissenschaftlern, Wohlfahrtsverbänden, Experten der Aids- und Drogenhilfe, der Kirche sowie SPD, FDP, Bündnis90/Die Grünen und Die Linke.

Drogenkonsumräume retten nachweislich Leben: In Notfällen steht sofort medizinische Hilfe zur Verfügung. Die Einrichtungen verlagern den Konsum aus der Öffentlichkeit in ein hygienisches Umfeld mit Beratungsangeboten. Sterile Spritzen, Nadeln und Konsumutensilien verhindern HIV- und Hepatitisinfektionen.

Wie fatal sich die Blockade der bayerischen Landespolitik auswirkt, zeigt sich vor allem in Nürnberg: Hier hat sich die Zahl der drogenbedingten Todesfälle seit 2005 fast verfünffacht – von 6 auf 29 Tote im Jahr 2010.

„Ideologische Schranken führen zum Tod vieler Menschen“, sagt DAH-Drogenreferent Dirk Schäffer. „Dass eine fachlich versierte Drogenpolitik diese Tragödie beenden könnte, zeigen die Erfahrungen aus Berlin und Nordrhein-Westfalen: Dort ist die Zahl der Drogentodesfälle kontinuierlich rückläufig.“

Bayern ist nicht das einzige Bundesland, in dem es keine Drogenkonsumräume gibt. Eine entsprechende Rechtsverordnung fehlt auch in Brandenburg, Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen.

„Deutschland stellt das drogenpolitische Konzept der Schadensminimierung international zu Recht als Erfolgsmodell dar. Doch damit die Zahl der Drogentoten bundesweit sinkt, muss es auch überall in Deutschland Anwendung finden“, sagt Schäffer.

(Pressemitteilung der DAH)

Gefährliches Talkum: Neue Buprenorphin-Tabletten nicht spritzen oder sniefen!

Der zur Ersatzstoffbehandlung bei Drogengebrauchern eingesetzte Wirkstoff Buprenorphin steht seit Kurzem auch in Form von Buprenorphin-Dura®- und Cras®-Tabletten zur Verfügung.

Das Selbsthilfenetzwerk JES (Junkies, Ehemalige, Substiuierte) warnt davor, die neuen Präparate zu spritzen oder zu sniefen: „Im Gegensatz zu Subutex® enthalten diese Buprenorphin-Tabletten zusätzlich Talkum. … Bei missbräuchlicher Verwendung von talkumhaltigen Buprenorphin-Tabletten (spritzen, sniefen) gelangt dieses Talkum in den Körper [d.h. in die Blutbahn, Anm. der Redaktion] und kann sich etwa an den Herzklappen oder in der Lunge ablagern und zu schweren Krankheiten führen“, heißt es in einer Information des JES-Bundesverbands.

(DAH-Meldung)

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weitere Informationen:
JES Bundesverband 19.02.2011: Neue Buprenorphin-Pärparatezur Substitution bergen Risiken
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Rotes Kreuz: Kriminalisierung von Drogengebrauchern ist verfehlte Politik

Der internationale Kampf gegen Aids wäre erfolgreicher, wenn Drogengebraucher/innen nicht weiter kriminalisiert würden, so das Roter Kreuz. Kriminalisierung von Drogengebrauchern sei eine „verfehlte Politik“, so das ICRC in einem neuen Report.

Die Verbreitung von HIV unter Millionen Menschen könnte wirksamer eingedämmt werden, wenn Drogengebraucher/innen als Patienten behandelt würden, statt sie zu kriminalisieren. Dies betont das ICRC.

Die Internationale Föderation der Rot-Kreuz-Gesellschaften (IFRC International Committee of the Red Cross) stellt am Freitag 26.11.2010 ihren 24seitigen Bericht vor. Etwa 33,3 Millionen Menschen weltweit konsumieren Drogen, so der Bericht. 3 Millionen von ihnen seien derzeit mit HIV infiziert.

In Staaten wie China, Malaisia, Russia, Ukraine und Vietnam gebe es derzeit eine ‚Mega-HIV-Epidemie‘ unter Drogengebraucher/innen, so das ICRC. In Staaten wie Georgien, Russland oder dem Iran gehörten mehr als 60% der dort mit HIV Infizierten zur Gruppe der Drogengebraucher.

Die Kriminalisierung von Drogengebrauchern sei eine verfehlte Politik – die zur Ausbreitung von HIV beitrage. Das ICRC spricht von

„evidence that treating people who inject drugs as criminals is a failed policy that contributes to the spread of HIV“.

Das ICRC fordert von den Staaten eine neue Strategie im Umgang mit Drogengebrauchern, um die Ausbreitung von HIV zu stoppen. Im Mittelpunkt müsse stehen, das HIV-Infektions-Risiko von drogengebrauchenden Menschen zu senken. Mit Spritzentausch-Programmen könnte zum Beispiel die HIV-Transmissionsrate um 42% reduziert werden.

weitere Informationen:
International Committee of the Red Cross ICRC
Washington Post 25.11.2010: Red Cross scolds ‚failed‘ HIV policy among nations
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