Dallas Buyers Club – Spielfilm über Ron Woodruff

Dallas Buyers Club – unter diesem Titel verfilmt Hollywood die Geschichte von Ron Woodruff – und erinnert an ein beinahe vergessenes Kapitel des Kampfes gegen Aids: die Buyers Clubs.

Matthew McConaughey in der Hauptrolle spielt in “ Dallas Buyers Club “ Ron Woodruff, den Gründer des ‚Dalles Buyers Club ‚.

Matthew McConaughey 2011 bei den 83. Academy Awards (Foto: David Torcivia)
Matthew McConaughey 2011 bei den 83. Academy Awards (Foto: David Torcivia)

Ein genannter ‚ Buyers Club ‚ war eine Einrichtung, die wohl nur wenigen (und auch nur noch wenigen HIV-Positiven) heute bekannt ist. In Zeiten, als noch keine oder nahezu keine Medikamente gegen HIV verfügbar waren, stellten Buyers Clubs insbesondere (aber nicht nur) in den USA eine Form dar, selbst aktiv zu werden. Substanzen, denen ein Nutzen gegen HIV oder zur Verbesserung der Lebenssituation mit HIV nachgesagt wurde, wurden gemeinsam (meist als -non-profit-Organisation) beschafft – um den Preis niedrig zu halten, oder die Substanzen überhaupt erst zugänglich zu machen. Oftmals handelte es sich um Präparate aus dem Bereich der ‚Alternativen Heilverfahren‘ oder um ‚Nahrungsergänzungsmittel‘. Vereinzelt wurden aber auch Grundsubstanzen importiert (oft aus Mexiko), um zu versuchen antiretrovirale Substanzen, die noch nicht zugelassen waren und nur schwierig über Studien zugänglich waren, selbst herzustellen und so verfügbar zu machen für diejenigen, die sie dringend benötigten.

Einer dieser Buyers Clubs war der Dallas Buyers Club . Ron Woodruff, Gründer des Dallas Buyers Club , ist heterosexuell. Und wurde selbst 1986 HIV-positiv getestet. Seine Ärztin (im Film: Hilary Swank) teilt den Texaner mit, er habe noch 30 Tage zu leben. Die Kriterien, um in eine Studie mit AZT,  dem gerade in Entwicklung befindlichen ersten Aids-Medikament zu kommen, erfüllt er nicht. So sieht er sich auf dem Schwarzmarkt um. Als er feststellt, dass sich sein Zustand unter (dem damals wesentlich höher dosierten) AZT eher verschlechtert als verbessert, wendet er sich der Alternativ-Medizin zu. Und beginnt mit dem (illegalen) Import von Kräuter-Präparaten, zunächst für sich, bald auch für andere HIV-Positive.

Woodruff selbst wurde zu etwas wie einer „Aids-Schmuggler-Legende“ – und wurde 1992 inhaftiert wegen illegalen Medikamenten-Handels. Ganz nebenbei entwickelt sich der egozentrische und zu Beginn sehr homophobe Woodruff zu einem Aktivisten HIV-Positiver, mit transsexuellen Angestellten (so der Film).

Dallas Buyers Club – der Film wird (nach einigenJahren Vorarbeiten und Finanzierungs-Problemen) 2012 gedreht unter der Regie von Jean-Marc Vallée, Hauptdarsteller Matthew McConaughey und Hilary Swank. In die Kinos kommen soll der Film 2013.

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Advocate 25.07.2012: Matthew McConaughey Wants to Snuggle With Stephen Colbert
LA Times 07.06.2012: No ‚Butler‘ for Matthew McConaughey; ‚Dallas Buyer’s Club‘ advances
Content Media: The Dallas Buyers‘ Club

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Back on Board – Doku über Greg Louganis geplant – Trailer

‚ Back on Board ‚ lautet der Titel einer neuen Dokumentation über das Leben des vierfachen Olympia-Siegers Greg Louganis.

Mehrfacher Olympia-Sieger, fünf Weltmeister-Titel, offen schwul, offen HIV-positiv – Greg Louganis hat bereits jetzt einen beeindruckende Bilanz vorzuweisen. Nun wird sein Leben portraitiert – in der neueen Dokumentation “ Back on Board „. Unter der Regie von Cheryl Furjanic wird die Doku produziert von Will Sweeney; die Dreharbeiten haben bereits letztes Jahr begonnen. Erscheinen soll die (teilweise über Crowdfunding finanzierte) Doku 2013 – zum 25-jährigen Jubiläum von Louganis‘ spektakulärem Doppel-Erfolg.

Mit 16 gewann Gregory ‘Greg’ Efthimios Louganis seine erste olympische Medaille (Silber) – 1988 war er der erste Sportler überhaupt, dem es gelang, bei zwei aufeinander folgenden Olympischen Spielen jeweils Doppel-Olympiasieger im Turmspringen zu werden.

Bei den Olympischen Spielen 1988 ging Louganis noch nicht offen mit seiner HIV-Infektion um – der Gastgeber der Olympischen Spiele war Südkorea, ein Staat, der seinem Freund Ryan White als HIV-Positivem die Einriese verweigert hätte. 1994 teilte Luganis offiziell mit, seit 1988 von seiner HIV-Infektion zu wissen.

1988 beendete Greg Louganis seine aktive sportliche Laufbahn, arbeitet fortan als Schausspieler, Tänzer und Autor. Darüber hinaus engagierte er sich als Botschafter für die ‘gay games’ sowie im Kampf gegen Aids.

Greg Louganis war auch Vorbild für den Olympia Silbermedaillen-Gewinner Ji Wallace, der Anfang August 2012 seine HIV-Infektion öffentluich machte.

Louganis selbst hatte in einem Interview im August 2012 erzählt, er habe bei seiner HIV-Diagnose damals „nicht gedacht noch 30 Jahre alt zu werden„. Louganis, der im Alter von 28 Jahren von seiner HIV-Infektion erfuhr, ist heute 52 Jahre alt.

Cheryl Furjanic und Will Sweeney stellen den Trailer des Films vor:

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Advocate 19.08.2012: Greg Louganis Subject of New Documentary

Trailer: Aids-Doku “ How to survive a plague ”

“ How to survive a plague ” – ein weiterer Dokumentarfilm über Aids- und Therapieaktivimus kommt in den USA in die Kinos.

“ How to survive a plague ” – ein Film über Aids-Aktivismus und Aids-Therapieaktivismus in den USA Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre. Beginnend beim ‘Treatment and Data Committee’ von ACT UP New York, weiter über die erregten Diskussionen und Probleme, die (auf dem Höhepunkt der Aids-Krise) zur Abspaltung der ‘Treatment Action Group’ (TAG) von ACT UP führten, bis hin zu den großen Therapie-Durchbrüchen Mitte der 1990er Jahre.

Hier der Trailer:

Parallel läuft derzeit in US-Kinos auch der Dokumentarfilm „“United in Anger: A History of ACT UP”, siehe hierzu ondamaris 26.04.2012: erstmals in Europa: “United in Anger: A History of ACT UP” sowie die Filmkritik von Manuel Schubert auf ondamaris 31.07.2012: erstmals in Europa: “United in Anger: A History of ACT UP” .

Zeitlich beginnt “ How to survive a plague “ damit etwa dort, wo „United in Anger“ aufhört – an einem Punkt, an dem wesentliche Trennlinien des Aids-Aktivismus deutlich werden.

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Inzternetseite ‚HOW TO SURVIVE A PLAGUE

The Normal Heart

“ The Normal Heart „, ein Stück des US-amerikanischen Autors und Aids-Aktivisten Larry Kramer über die frühen Jahre der Aids-Epidemie in den USA, war während der XIX. Internationalen Aids-Konferenz in Washington zu sehen.

Alexander Pastoors, Rotterdam, hat das Stück in Washington gesehen und berichtet für ondamaris:

The Normal Heart

„Seid euch bewusst dass alles in The Normal Heart stattgefunden hat. Dies waren und sind echte Menschen die lebten und sprachen und starben, und die ich hier vorgeführt habe so gut ich konnte. Einige von ihnen sind seitdem gestorben, inklusive Bruce (dessen echter Name Paul Popham war) und Tommy (dessen echter Name Rodger McFarlane war und der mein bester Freund wurde und der, nach dem Aufbau dreier schwulen AIDS-Organisationen von Grund auf, verzweifelt Selbstmord beging), und Emma, (deren Name Dr. Linda Laubenstein war), nach einem erneuten Anfall von Polio und Behandlung mit einer eisernen Lunge. Auf seinem Totenbett im Memorial Krankenhaus, rief Paul mich an (wir hatten nicht mit einander gesprochen seit unserem letzten Streit im Schauspiel) und sagte mir nie auf zu hören zu kämpfen. “

Mit diesen Worten fängt der Brief von Larry Kramer an, der mir beim Ausgang des Theaters gereicht wird, in dem ich mir ‚The Normal Heart‘ angesehen habe. Plötzlich kamen mir Tränen. Mehr als dreißig Jahre nach dem Anfang der Aids-Epidemie sprangen mir der Schmerz, die Wut über das was ihm, seinen Freunden, schwule Männer weltweit betroffen hat, auf einem Blatt A4 kondensiert entgegen.

Larry Kramer 2007 (Foto: David Shankbone)
Larry Kramer, Autor von ' The Normal Heart ', im Jahr 2007 (Foto: David Shankbone)

Aber es war freilich nicht nur der Brief Larry Kramers, der mich bewegt hatte. Das Schauspiel selbst ist gut 25 Jahre nach der Uraufführung noch immer sehenswert und benennt Themen, die weiter greifen als die Bedeutung von HIV und AIDS für schwule Männer seit Anfang der Epidemie. Das ‚Arena Stage‘ Theater hatte die Produktion aus New York nach Washington DC geholt als kulturelles Nebenprogramm, nachdem es im vorigem Jahr in New York auf Broadway mit Erfolg wiederbelebt wurde. Als ich bei der Vorbereitung auf die Konferenz hörte, dass das Schauspiel in Washington aufgeführt werden sollte, habe ich trotz des vollen Programms Zeit eingeräumt, um es mir an sehen zu können.

Protagonist des Schauspieles ist Ned Weeks, ein in New York wohnender und als Schriftsteller arbeitende junger schwuler Mann. Durch ihn und mit ihm erlebt das Publikum, wie er und seine Freunde die ersten Jahre eine schnell um sich greifenden mysteriösen Krankheit erleben, die anscheinend nur schwule Männer betrifft. Der wichtigste Antagonist ist Bruce Niles, mit dem Ned eine Gesundheitsorganisation für schwule Männer stiftet.

Der pamphletistische Stil ist zwar nicht der stärkste Punkt des Schauspieles, zeigt aber deutlich, wie Larry Kramer (denn Ted Weeks ist eindeutig nach seinem Muster geschneidert) mit aller Kraft die er hatte die Lethargie des größten Teiles der schwulen Männer und der Behörden bekämpfte. Diesen Kampf führte er rücksichtslos, er entfremdete ihn letztendlich von vielen seiner Freunde. Im Schauspiel führt dies zum Rauswurf von Ted Weeks aus dem Vorstand der Organisation, die er selbst gegründet hatte.

In Wirklichkeit hieß diese Organisation ‚Gay Men’s Health Crisis‘ (GMHC) und war die erste Organisation in den USA, die Menschen die von Aids betroffen waren geholfen hat. Da sich GMHC nach der Gründung vor allem mit Hilfeleistung, Unterstützung und Auskünfte an und für schwule Männer beschäftigte und sich nicht mit der politischen Dimension der Krise auseinandersetzen wollte, kam es zu einem Konflikt zwischen dem damaligen Vorsitzenden Paul Popham (Bruce Niles) und Larry Kramer (Ted Weeks). Was das Schauspiel nicht zeigt, aber in Wirklichkeit passierte, war dass Larry Kramer danach im Jahr 1987 eine radikal politische Organisation gründete: ‚AIDS Coalition to Unleash Power‘, kurz ACT UP.

Nebst diesem zentralen Thema wie man die Aids-Krise beantworten sollte, kehrt die Sicht von Larry Kramer auf die Gestaltung der ’schwulen Community‘, das negative Selbstbild vieler schwulen Männer und die einseitige Ausrichtung vieler Männer auf so viel wie möglich Sex mit so viel wie moglich verschiedene Männern zu haben an vielen Stellen im Schauspiel zurück. Ted Weeks ist sehr zynisch über seine Freunde (und schwule Männer generell), wenn an einem bestimmten Punkt innerhalb der Hilfsorganisation diskutiert wird, ob man Männern wirklich den Rat geben sollte, keinen Sex mehr zu haben. Die meisten seiner Freunde schrecken davor zurück, solch einen Rat zu veröffentlichen und unter schwulen Männern zu verbreiten. In dem Sinne war und ist Larry Kramer sehr radikal und ganz anders gestrickt als sein Zeitgenosse Richard Berkowitz, der 1983 die erste safer Sex Richtlinie ‚How to Have Sex in an Epidemic‘ publizierte.

In dem Stück klingt vor allem die Enttäuschung Larry Kramers gegenüber einer ’schwule Community‘  durch,die sich in seinen Augen vorwiegend mit Sex identifiziert. Er fragt sich sogar, ob es überhaupt eine Community gibt. Es sind gerade diese Fragen, die das Stück aktuell machen. Die Fragen, was eine Community ist, wie wir uns als Schwule zu Sex verhalten, und ob dies nicht als ein zu wichtiger Bestandteil unseres Lebens eingeschätzt wird, gelten heute nach wie vor. Die Frage, was man zum Beispiel Männern raten sollte, wie sich zu verhalten um das Infektionsrisiko mit Hepatitis C zu verringern, kann man vergleichen mit den damaligen Diskussionen über safer Sex.

Ich war sehr froh durch dieses Schauspiel erneut mit diesen Fragen konfrontiert zu werden. Eine Antwort hatte ich für vieler dieser Fragen am Ende des Abends noch nicht. Ich nahm mir vor, während der Konferenz darüber weiter zu grübeln.

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Herzliches Danke, Alexander!

UNITED IN ANGER : A HISTORY OF ACT-UP

Der Dokumentarfilm ‚United in Anger : A history of ACT UP‘ hatte am 26. Juni 2012 in Berlin europäische Erstaufführung.

Zu diesem Film eine Kritk als Gastbeitrag von Manuel Schubert / Filmanzeiger:

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UNITED IN ANGER: A HISTORY OF ACT-UP

Im ersten Entwurf dieses Textes gab es einen längeren Prolog, der allgemeine zeitgeschichtliche Informationen zu HIV/AIDS in unseren Gesellschaften beinhaltete, konkretisiert am Beispiel der sozialen Bewegung „Act-Up„. Es ist einigermaßen Unfug in einer Rezension über eine Geschichts-Dokumentation, um nichts Anderes handelt es sich bei Jim Hubbards UNITED IN ANGER: A HISTORY OF ACT-UP, eine historische Abhandlung voran zustellen. Entweder leistet der Film diese Aufgabe oder eben nicht. Geht man mit keinem oder wenig Wissen über die Gruppe „Act-Up“ in diesen Film, so kommt man relativ umfassend wieder heraus. Jim Hubbards Werk erfüllt so gesehen seinen Zweck. Dies muss es auch, schließlich hat er es im Rahmen eines größeren Projekts zur Geschichtsschreibung der „Act-Up“-Bewegung realisiert.

„Act-Up“ – das waren Mitte der 80er Jahre wenige Dutzend Aktivisten in New York und San Francisco, die im Angesicht des Massensterbens ihrer Freunde, Bekannten und Angehörigen an den Folgen der AIDS-Krankheit, etwas tun wollten. Schnell wuchs die kleine Gruppe zu einer ganze Bewegung mit Hunderten Aktivisten überall in den USA. Es ging um Aufmerksamkeit und öffentlichen Druck auf Verantwortliche, damit das Leiden der Kranken wenn schon nicht beendet, so doch wenigstens gelindert werden konnte.

Act Up - Graffito an der Westseite der Berliner Mauer, 2008 (Foto: Gary dee)
Act Up - Graffito an der Westseite der Berliner Mauer, 2008 (Foto: Gary Dee)


Chronologisch arbeitet Jim Hubbard wegweisende Höhepunkte in der Geschichte von „Act-Up“ heraus. Sei es die Besetzung der Wall Street oder der Sturm auf die US-Pharmabehörde FDA, mit dem Zweck die jahrelangen Verfahren der Medikamentenzulassung massiv zu beschleunigen. Wir sehen Found-Footage, wir hören Protagonisten der Zeit bei ihren Erzählungen des Erlebten. Um es freundlich zu formulieren, dieser Film ist … Nein, hier möchte ich nicht mehr freundlich sein. Dafür umso deutlicher.

Werke wie UNITED IN ANGER haben an Orten, die auch nur ansatzweise einem Kino ähnlich sehen, nichts zu suchen! Es ist leider eine schlechte Angewohnheit im zeitgenössischen US-Dokumentarfilm, sich den dramaturgischen und formalen Prämissen des Fernsehens allzu sehr zu unterwerfen. Hat man eines dieser Werke gesehen, hat man sie alle gesehen. Die Themen kommen und gehen, die Form bleibt stets dieselbe: Found-Footage, gezoomte Fotos und Veteranen irgendeiner Zeit, die, vor mehr oder weniger abstraktem Hintergrund sitzend, ihre Berichte abliefern. Angesichts dieser unsäglich platten, uninspirierten und enervierend drögen Uniformität ist es fast unvorstellbar, daß die USA die Heimat des „Direct Cinema“ sind. Dass in diesem Land einmal großartige Filmemacher wie Robert Drew, die Gebrüder Maysles, D.A. Pennebaker oder Richard Leacock tätig waren, und heute noch James Benning und Frederick Wiseman ihre Filme drehen. Alle hier genannten haben ihre Arbeiten mit geringsten Mitteln und auf einfachste Weise realisiert, dabei aber eine dokumentarische Form entwickelt, die an Unmittelbarkeit, Glaubwürdigkeit, Respekt vor dem Intellekt des Publikums und an kinematografischem Verständnis nichts zu wünschen übrig ließ und lässt.

Sowohl die Geschichtsschreibung der Schwulenbewegung als auch die Aufarbeitung der Geschichte der Anti-AIDS-Bewegung finden nachwievor im Kino keine auch nur ansatzweise brauchbare Form, es regieren der History-Channel und die HBO-Doku von der Stange; schmerzhaft mit anzusehen.

Jim Hubbard, Regisseur von "United in Anger: A History of ACT UP" bei der europäischen Uraufführung am  26. Juni 2012 in Berlin
Jim Hubbard, Regisseur von "United in Anger: A History of ACT UP" bei der europäischen Uraufführung am 26. Juni 2012 in Berlin

Besonders negativ stößt hierbei im HIV/AIDS-Kontext die „Veteranisierung“ auf. Alles, was noch lebt, wird vor die Kamera gezerrt. Um des tragischen Eindrucks willen sind die Schreckensbilder abgemergelter und siechender junger Männer in ihren Betten dazwischen geschnitten. Seht, wir haben gelitten aber überlebt! Seht, unsere Freunde sind so grauslich gestorben. Unwillkürlich fragt man sich, was da für ein Andenken gepflegt wird? Das an die Verstorbenen oder das an das Glück, vom Schicksal verschont geblieben zu sein?Wenn alles, was die AIDS-Krise übrig gelassen hat, aus wenigen Handvoll verheulter und erinnerungsschwerer Veteranen besteht, dann hat das Virus nicht nur Tausende Menschen umgebracht. Geist und Intellekt der schwulen Bewegungen wurden durch HIV ebenfalls ausgerottet. Oder wie es die Autorin Fran Lebowitz sinngemäß formulierte, „hat AIDS eben nicht jene getötet, die brav und an die Norm angepasst vor sich hinlebten. Dem Virus sind die Freigeister, die Intellektuellen, die Künstler und ihr Publikum zum Opfer gefallen. Beinahe über Nacht verschwanden diese Menschen von der Bildfläche, was selbst in Städten wie New York einen nachhaltigen kulturellen Wandel verursachte.“

Freilich, „Act-Up“ hatte nachhaltigen Erfolg, von dem selbst die heutige „Occupy“-Bewegung“ zehrt. Gerechterweise muss man Jim Hubbard zugestehen, dass sein Film UNITED IN ANGER dies anklingen lässt. Darüber hinaus findet sich nicht viel in diesem Werk. Erst recht nichts, was nicht auch ein Wikipedia-Artikel leisten könnte. Dem Kino bleibt eine adäquate dokumentarische Auseinandersetzung mit dem Virus weiterhin versagt.

UNITED IN ANGER: A HISTORY OF ACT-UP
USA 2012
Dokumentarfilm
90 Minuten
Regie: Jim Hubbard
Buch: Jim Hubbard, Ali Cotterill
Kamera: James Wentzy
Schnitt: Ali Cotterill
Siehe auch den Text: „Gedenkendlosmontage“ zu WE WERE HERE (USA 2012).
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Danke an Manuel für den Gastbeitrag!

I party. I bareback. I’m positive. I’m responsible. – Fotos der Aktion von Aids Action Now! in Washington

Die kanadische Aktionsgruppe ‚Aids Action Now!‘ war auf der XIX. Internationalen Aids-Konferenz in Washington u.a. mit ihrer Kampagne ‚I party. I bareback. I’m positive. I’m responsible.‘ (etwa: Ich feiere. Ich habe Sex ohne Kondom. Ich bin HIV-positiv. Ich verhalte mich verantwortunsgbewusst.) präsent.

Der Artikel über diese Aktion der kanadischen Gruppe ‚Aids Action now!‘ (ondamaris 25.07.2012: Bareback / Sex ohne Kondom kann verantwortungsvoller Sex sein – Kunstkampagne wendet sich gegen Kriminalisierung) hat viele Nachfragen verursacht – aus diesem Grund bin ich sehr froh, das Olivier mir zahlreiche weitere Fotos zur Verfügung gestellt hat, die einen Euindruck von der Arbeit der Gruppe und der Präsenz während der XIX. Internationalen Aids-Konferenz in Washington vermitteln.

Die Themen der Kampagne von ‚Aids Action now!‘ reichen von Kriminalisierung HIV-Positiver über HIV-positive Frauen und Sex bis Bareback / kondomfreier Sex und Viruslast-Methode sowie der Situation HIV-Positiver in Haft:

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Merci à Olivier pour les photos!

Elton John : Mehr Mitgefühl!

Pop-Star Elton John hat die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der XIX. Internationalen Aids-Konferenz in Washington aufgefordert, sich deutlich gegfen die Stigmatisierung von HIV-Positiven einzusetzen.

Er forderte mehr Mitgefühl mit HIV-Positiven zu zeigen – dies gelte für alle Menschen mit HIV, für schwule Männer genauso wie für Bisexuelle, für Sexworker, für Drogengebraucher

Elton John 2011 beim Tribeca Film Festival (Foto: David Shankbone)
Elton John 2011 beim Tribeca Film Festival (Foto: David Shankbone)

Wenn mehr Mitgefühl mit HIV-Positiven gezeigt werde, habe auch niemand mehr Angst seine HIV-Infektion behandeln zu lassen, so Elton John:

“We need to put our arms around people who are HIV-positive. If you show compassion, no one will be afraid to seek treatment.”

Angesichts seines eigenen Verhaltens in Sachen Drogengebrauch und Sex betonte Elton John, wie leicht es möglich geswesen wäre, dass auch er sich in dne 1980ern mit HIV infiziert hätte und inzwischen längst verstorben sei:

“I should be dead. Six feet under and in a wooden box. I should have contracted HIV in the 1980s and died in the 1990s.”

Scham und Stigma trügen dazu bei, dass Menschen sterben, auch heute:

“I felt that shame before- it almost killed me. It’s killing people all over the world right now

Aus diesem Grund müsse Schluss sein mit Scham – Scham durch Liebe ersetzt werden, Stigma durch Mitgefühl.

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PinkNews 23.07.2012: Elton John urges International AIDS Conference to show compassion

Felix-Rexhausen-Preis 2012 für ‚Der Aids-Krieg‘

Für seine Dokumentation ‚Der Aids-Krieg‘ erhält Jobst Knigge den Felix-Rexhausen-Preis 2012. Der Preis wird seit 1998 jährlich vom Bund Lesbischer und Schwuler JournalistInnen (BLSJ) verliehen.

Der BLSJ begründet

„Autor Jobst Knigge stellt Erinnerungen von Zeitzeugen Archivaufnahmen gegenüber, ergänzt durch bislang nie gezeigte Privat-Fotos und Filme. Zu Wort kommen Menschen, die in den 1980er-Jahren plötzlich und unvorbereitet mit dem Thema Aids konfrontiert wurden, sei es als Infizierte, als verantwortliche Politiker oder als Betreuer von Sterbenden. Knigge gelingt es auf anrührende und zugleich informative Weise, an die Jahre nach dem Aufkommen der Immunschwächekrankheit zu erinnern. Spannend erzählt, beleuchtet die Dokumentation eine Zeit, in der erstmals in aller Öffentlichkeit über schwulen Sex gesprochen wurde und in der lange nicht klar war, wie “Der Aidskrieg” ausgehen würde – ob zum Beispiel im Kampf um geeignete Maßnahmen gegen die Epidemie demokratische Grundrechte auf der Strecke bleiben würden.“

Die Preise wurden am 14. Juli 2012 in München überreicht.

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BLSJ 14.07.2012: Felix-Rexhausen-Preis 2012: Nomierungen stehen fest
WDRdok: Der Aids-Krieg

Donna Summer an ACT UP: ich war nie gegen Schwule

Die jüngst verstorbene Disco-Ikone Donna Summer bestritt in einem Brief an die Aids-Aktionsgruppe ACT UP, dass sie Aids als Strafe Gottes bezeichnet habe.

Hat sie – oder hat sie nicht? Hat Donna Summer, einst Star der Schwulen-Szenen, 1983 Aids als Strafe Gottes für die Schwulen bezeichnet? Nein, sagte Donna Summer einige Jahre später in einem Brief an ACT UP, der nun erstmals vollständig bekannt wurde.

Donna Summer soll damals Presseberichten zufolge u.a. geäußert haben, die Schöpfung beginne mit Adam und Eva, nicht Adam und Steve:

„It was Adam and Eve, not Adam and Steve.“

Donna Summer am 13.9.2011 in einem interview (Foto: Oleg Frish)
Donna Summer am 13.9.2011 in einem interview (Foto: Oleg Frish)

Sie werde für die Schwulen beten. Aids sei eine Strafe Gottes.

„I’ve seen the evil homosexuality come out of you people… AIDS is your sin … Now don’t get me wrong; God loves you. But not the way you are now.“

ACT UP hatte damals Aktionen gegen Summer gestartet und war mit Protesten auf bzw. vor Donna Summer Konzerten präsent. Auch bei einem Auftritt Summers beim Boston Gay Pride 1989 kam es zu Protesten.

Auf die ihr zugeschriebenen Äußerungen und die Proteste ACT UPs bezieht sich Summer in dem Brief, den jetzt Peter Staley auf seinem Blog erstmals vollständig bekannt macht. In ihrem Brief vom 26. Juli 1989 bezeichnet Donna Summer die Kritik an ihr und Proteste gegen sie als „unjust and unfair“

„I did not say God is punishing gays with aids, I did not sit with ill intentions in judgement over your lives. I haven’t stopped talking to my friends who are gay, nor have I ever chosen my friends by their sexual preferences.“

Sie habe sich nie von den Schwulen abgewandt – im Gegenteil, diese hätten ihr den Rücken gekehrt:

„I never denied you or turned away, but in fact you turned away from me.“

Peter Staley selbst meint sich zu erinnern, dass ACT UP damals etwaige Proteste gegen Donna Summer nicht wegen dieses „strange letter“ beendet habe – sondern weil die Arbeit von ACT UP andere Prioritäten gehabt habe.

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weitere Informationen:
Peter Staley 12.06.2012: Donna Summer’s Letter to ACT UP
Donna-Tribute: The Advocate (mid 80s): Summer and Smoke, by Adam Block
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„30 Years from here“ – Aids-Doku für Emmy nominiert

Die Dokumentaion „30 Years from here“ ist für die Emmy Awards nominiert. Die TV-Dokumentation schildert 30 Jahre Kampf gegen und Leben mit Aids, mit Schwerpunkt auf New York.

Regisseur Josh Rosenzweig lässt in „30 Yeards from here“ Ärzte, Aktivisten und weitere Zeitzeugen zu Wort kommen.

It is a unique combination of interviews from medical experts, activists, and everyday people who were here on the ground in the early ’80s, working and living with this epidemic all around them — and these are the stories that we have not heard.  We also felt that we wanted and needed to present the story in a somewhat matter-of-fact manner and let it speak for itself. Therefore, it is somewhat devoid of sentimentality. It’s not brutal, but I would say it is very frank.

Die Erstausstrahlung des Films war im Dezember 2011; er wurde bisher im US-Fernsehen gesendet. Die 39. ‚Annual Daytime Emmy Awards‘ werden am 23. Juni vorgestellt. Der „Emmy“ ist der bedeutendste Fernsehpreis der USA.

Zwei weitere neue Dokumentarfilme beschäftigen sich mit der (US-) Geschichte des Aids-Aktivismus, beide mit deutlichem Fokus auch auf ACT UP und Therapie-Aktivismus: „How to survive a plague“ sowie “United in Anger: A History of ACT UP”, der erstmals am 26. Juni in Europa (in Berlin) zu sehen ist.

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weitere Informationen:
Advoctae 09.05.2012: Acclaimed AIDS Documentary Nominated For Emmy Award
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erstmals in Europa: „United in Anger: A History of ACT UP“

ACT UP wird 25 – und kommt ins Kino. Erstmals bietet sich im Juni 2012 in Berlin die Möglichkeit, den Dokumentarfilm ‚United in Anger: A History of ACT UP‘ zu sehen.

Im Rahmen der Lecture Series ‚Talking Eyes‘ wird der Film ‚United in Anger: A History of ACT UP‚ am 26. Juni 2012 erstmals in Europa zu sehen sein, am

26. Juni 2012
19:30 Uhr
Kino Babylon Mitte Berlin

„United in Anger: A History of ACT UP is the first feature-length documentary about how ACT UP (the AIDS Coalition to Unleash Power), a small group of men and women of all races and classes, came together to change the world and save each other’s lives. The film takes the viewer through the planning and execution of a dozen exhilarating major actions including Seize Control of the FDA, Stop the Church, and Day of Desperation, with a timeline of many of the other zaps and actions that forced the U.S. government and mainstream media to deal with the AIDS crisis. UNITED IN ANGER reveals the group’s complex culture – meetings, affinity groups, and approaches to civil disobedience mingle with profound grief, sexiness, and the incredible energy of ACT UP.“

United in Anger: A History of ACT UP
United in Anger: A History of ACT UP

„Jim Hubbard, who is a co-founder of MIX – the New York Lesbian and Gay Experimental Film/Video Festival is still working on the „ACT UP Oral History Project“ and among his 19 other films are Elegy in the Streets (1989), Two Marches (1991), The Dance (1992) and Memento Mori (1995). „United in Anger“ which he coproduced with critical acclaimed author Sarah Schulman presents video activism and audiovisual testimonies as one way to think about the figure of the “talking eye.” „

Die Lecture Series ‚Talking Eyes‘ wird angeboten von der Arbeitsgruppe ‚Visual Culture‘ des Graduiertenkollegs ‚Geschlecht als Wissenskategorie (Gender as Category of Knowledge)‘ an der Humboldt-Universität Berlin.

Ein weiterer Film über ACT UP, “How to survive a plague”, der erste Dokumentarfilm über Aids- und Therapieaktivimus hatte jüngst Premiere auf dem Sundance Film Festival. Bisher ist nicht bekannt, ob der Film einen Verleih in Euroapa hat.

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Danke für den Hinweis an filmanzeiger

‚Tribute von Panem‘ – Star Josh Hutcherson: „Zwei meiner Onkel starben an Aids“

US-Schauspieler Josh Hutcherson, Star in ‚Die Tribute von Panem – The Hunger Games‘, hatte zwei schwule Onkel, die beide an den Folgen von Aids starben.

„Ich hatte zwei  schwule Onkel, die beide in den frühen Jahren der Epidemie an den Folgen von Aids starben“, berichtete der 19-jährige Josh Hutcherson dem Magazin ‚E!Online‘. Beide seien ungefähr zu der Zeit gestorben, als er geboren wurde. Joshua Ryan Hutcherson wurde am 12. Oktober 1992 in Union, Kentucky (USA) geboren.

„They were in their early thirties, in great shape, but unfortunately they were taken away from us too soon. Both passed away at about the time I was born.“

Josh Hutcherson bei der Premiere von 'The Mysterious Island' in Sydney, Januar 2012 (Quelle: Josh Hutcherson)
Josh Hutcherson bei der Premiere von 'The Mysterious Island' in Sydney, Januar 2012 (Quelle: Josh Hutcherson)

Hutcherson enagiert sich für die Rechte von Lesben und Schwulen in den USA. Dies sei ihm eine Herzensangelegenheit:

„My mom has always been a big advocate, especially in the gay, lesbian, transsexual and bisexual community so for me it’s always been a part of my soul.“

Am 21. April 2012 wurde Hutcherson als jüngster Preisträger überhaupt bei den 23. GLAAD Media Awards mit dem ‚Vanguard Award‘ ausgezeichnet.

Hutcherson wurde 2004 bekannt durch seine Rolle in ‚Der Polarexpress‘ und spielte u.a. 2008 zusammen mit Brendan Fraser in ‚Die Reise zum Mittelpunkt der Erde‘. 2012 spielt er die Rolle des Peeta Mellark in der Verfilmung des Bestsellers ‚Die Tribute von Panem‘. ‚Die Tribute von Panem – The Hunger Games‘ (2012; Originaltitel: ‚The Hunger Games‘) ist ein US-amerikanischer Science-Fiction-Film, der auf dem Werk ‚Die Tribute von Panem – Tödliche Spiele‘ von Suzanne Collins basiert.

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weitere Informationen:
eonline 19.04.2012: Hunger Games‘ Josh Hutcherson Opens Up on Gay Rights: „I Had Two Uncles Die From AIDS“
queer.de 22.03.2012: Kinostart „Die Tribute von Panem“ – Straight but not narrow: Josh Hutcherson und Liam Hemsworth
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„How to survive a plague“ – Dokumentation über Aids- Therapieaktivismus hat Premiere (akt.)

„How to survive a plague“ – der erste Dokumentarfilm über Aids- und Therapieaktivimus hat am kommenden Sonntag Premiere auf dem Sundance Film Festival .

Es war eine Zeit, in der Tausende HIV-Positive und Aids-Kranke starben. In der Hunderte auf die Straßen gingen und protestierten. In der ACT UP entstand. In der es keine Medikamente gegen HIV gab, oder später nur Medikamente, die nicht lange wirksam waren und heftigste Nebenwirkungen haben konnten. Es war eine zeit, in der HIV-Positiver selbst die Initiative ergriffen, aktiv wurden, sich engagierten – eine Zeit, in der aus dem Aids-Aktivismus der Therapie-Aktivismus entstand.

Diese Zeit, ihre Problemen und Bruchlinien, diese Entwicklung vom Aids-Aktivismus der ACT UP – Gruppen hin zum Aids- Therapieaktivismus von Gruppen wie TAG steht im Mittelpunkt des Films „How to survive a plague“, der am kommenden Sonntag (22. Januar 2012) auf dem US- Sun Dance Film Festival Premiere hat.

Ein Film über Aids-Aktivismus und Aids-Therapieaktivismus in den USA Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre. Beginnend beim ‚Treatment and Data Committee‘ von ACT UP New York, weiter über die erregten Diskussionen und Probleme, die (auf dem Höhepunkt der Aids-Krise) zur Abspaltung der ‚Treatment Action Group‘ (TAG) von ACT UP führten, bis hin zu den großen Therapie-Durchbrüchen Mitte der 1990er Jahre.

How To Survive A Plague (Regie: David France)
How To Survive A Plague (Regie: David France)

Die Initiatoren selbst beschrieben ihren Film wie folgt:

„How To Survive A Plague“ is the untold story of the efforts that turned AIDS into a mostly manageable condition – and the improbable group of young men and women who, with no scientific training, infiltrated government agencies and the pharmaceutical industry, and helped identify promising new compounds, moving them through trials and into drugstores in record time. These drugs saved their lives and ended the darkest days of the epidemic, while virtually emptying AIDS wards in American hospitals.

These activists’ efforts created a paradigm for patient empowerment and health care activism that has since been replicated in the fight against many other diseases from breast cancer to heart disease. And as AIDS spread to Africa, India, and Asia, these activists helped open local groups, exporting AIDS activism to press for better, and more accessible, treatment.

Their story stands as a powerful inspiration to future generations, a road map, and a call to arms. Science has yet to find a cure, and without rejuvenated vigilance, transmission is on the rise – most remarkably, among young gay men who are ignorant of how AIDS activists beat back a plague, and along the way changed the world.“

Regie führte New York Times – Autor David France, der seit 1982 zu HIV und Aids schreibt. „How to survive a plague“ ist sein erster Film. France arbeitet zur Zeit an einer „Geschichte von Aids“, die 2013 in den USA erscheinen soll.

Peter Staley, Gründer der US-Internetsite aidsmeds.com (1999) und Gründungsmitglied von ACT UP New York (1987) sowie der Treatment Action Group (1992), der den Film vorab sehen konnte, betont, der Film zeige die eine Seite (TAG), und er warte schon auf den Film „United in Anger“, der die Geschichte von ACT UP zeigen werde.

„I found it almost impossible to view the film objectively. It brought me back to those years like nothing else I’ve seen (…) It took thousands of deaths before we were angry enough to hit the streets, and I remain amazed by the movement’s resilience during the carnage that followed.
I suspect that this film will reopen old wounds for some from the infighting that led to T&Ds split from ACT UP, and the founding of TAG. We largely fell into two camps at the time, and for the most part, the film tells the story of those on just one side of that divide.“

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Aktualisierung
23.01.2012, 20:30: Regisseur David France zu seinem Film auf den Sundance Film Festival:

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Peter Staley betont in seiner Besprechung, beide Filme, sowohl „How to survive aplague“ als auch „United in Anger“ hätten wohl große Hürden zu überwinden – die meisten Menschen wollten heute kaum noch etwas über Aids hören, auch die meisten Schwulen nicht.

„Both of these films have a huge wall of resistance to climb – sadly, most folks don’t want to hear about AIDS these days, even most gay folks.“

Umso wichtiger, dass es solche Filme gibt – auch um dieses erneute Schweigen zu durchbrechen.

Zu wünschen ist, dass sich bald für diesen Film ein deutscher Verleih findet, dass er bald auch in deutschen Kinos zu sehen ist. Selbst wenn sich der Film mit der US-Geschichte des Therapieaktivismus auseinander setzt, viele Entwicklungen und Diskussionen (wie auch Bruchlinien) verliefen auch in Deutschland und Europa an ähnlichen Punkten.

Und das erneute Schwiegen über Aids und HIV, es ist auch hier zu beobachten, gerade auch unter Schwulen …

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How to survive a plague
USA 2012
Regie: David France
Mit Peter Staley, Garance Franke-Ruta, Mark Harrington, Iris Long, Larry Kramer und anderen

Elton John verklagt säumigen Banker auf Zahlung hoher Spende

Popstar Elton John verklagt einen Banker auf Zahlung von umgerechnet über 800.000 Euro. Der Banker hatte eine Spende zugesagt, jedoch nie bezahlt.

Spencer L., ein in Dubai ansässiger Banker, besuchte im Juni 2010 einen Charity-Event von Elton John zugunsten dessen ‚Elton John Aids Foundation‘ (EJAF), den ‚White Tie and Tiara Ball‘ auf Johns Anwesen in Windsor. Dort bot er 700.000 britische Pfund für einen Tag mit dem britischen Sänger und dessen Lebenspartner David Furnish.

Elton John 2011 beim Tribeca Film Festival (Foto: David Shankbone)
Elton John 2011 beim Tribeca Film Festival (Foto: David Shankbone)

Der 40jährige Banker unterzeichnete dafür einen Vertrag, in dem er zusagte, der Stiftung den Betrag zu überweisen. Diese hat jedoch bisher keinerlei Zahlung erhalten. Der gemeinsame Tag beinhaltete u.a. Besuche einiger Projekte, die durch die ‚Elton John Aids Foundation‘ unterstützt werden.

Nach zahlreichen erfolglosen Versuchen, den Banker zu kontaktieren, wandte sich die Stiftung nun an die Gerichte, um ihre Forderung durchzusetzen.

L. ist Medienberichten zufolge Inhaber eines Investment-Beratungs-Unternehmens und im Nahen Osten tätig.

Die Elton John Aids Foundation unterstützt weltweit über 1.100 Projekte und ist in Großbritannien die mit Abstand bedeutendste Organisation bei der finanzielle Unterstützung von Aids-Projekten. Bisher hat sie über 40 Millionen britische Pfund an Spendenmitteln akquiriert.

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weitere Informationen:
Mirror 28.09.2011: Banker owes Elton John charity £700k after auction
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Larry Kramers ‚The Normal Heart‘: heute Broadway-Premiere, bald dank Elton John in Großbritannien? (akt.)

„The Normal Heart“, ein Stück des US-amerikanischen Autors und Aids-Aktivisten Larry Kramer über die frühen Jahre der Aids-Epidemie in den USA, hat heute am Broadway Premiere. Nun soll es auch in Großbritannien auf die Bühne kommen – Pop-Star Elton John bemüht sich um die Aufführung des Stücks.

1985 schrieb Larry Kramer „The Normal Heart“. Kramer, US-Autor und Aids-Aktivist, beschreibt darin das New York der beginnenden 1980er Jahre – und der aufkommenden Aids-Epidemie. Zeigt eine Schwulen-Szene, die im Schock ist angesichts einer unbekannten, zunächst kaum greifbaren Bedrohung – und in der sich doch viele engagieren, ihren erkrankten Freunden und Weggefährten helfen.

Larry Kramer 2007 (Foto: David Shankbone)
Larry Kramer 2007 (Foto: David Shankbone)

Larry Kramer ist u.a. Mit-Begründer von ‚The Gay Men’s Health Crisis‘ (GMHC) sowie ACT UP New York. Elton John sei, so sein Lebenspartner David Furnish, durch das Stück Kramers veranlasst worden, sich selbst gegen Aids zu engagieren. Elton John gründete vor zwanzig Jahren die ‚Elton John Aids Foundation‘, die britische und internationale Aids-Projekte mit beträchtlichen Mitteln unterstützt.

„The Normal Heart“ hat heute (27.04.2011) Premiere als Bühnenaufführung am New Yorker Broadway. Elton John und sein Lebenspartner David Furnish bemühen sich derzeit um die Finanzierung einer britischen Aufführung.

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Aktualisierung
04. Mai 2011, 09:20: Die Broadway-Aufführung von „The normal heart“ wurde in den USA für 5 ‚Tony Awards‘ nominiert. Der ‚Tony Award‘ gilt als wichtigster US-amerikanischer Theaterpreis.

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weitere Informationen:
The Herald Sun 26.04.2011: Elton John aims to bring AIDS play to British stage

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Safer Sex 12 Points: AIDS-Hilfe startet Präventions-Kampagne zum Eurovision Song Contest in Düsseldorf

Der Countdown läuft. Im Mai findet der Eurovision Song Contest in Düsseldorf statt. Die größte Musikshow der Welt kommt in die Landeshauptstadt.
Es wird ein Riesenevent und ein schwules dazu: glamouröse Auftritte, gute Stimmen, Windmaschinen, Trickkleider und nicht zuletzt Lieder über Freiheit, Frieden und die Liebe lassen viele Herzen höher schlagen. Die AIDS-Hilfe Düsseldorf bereitet sich seit vielen Wochen auf den Ansturm der Fans aus den Eurovisions-Ländern vor.

Die AIDS-Hilfe Düsseldorf möchte sich die Chance nicht nehmen lassen, während der beiden ersten Maiwochen viele Leute präventiv zu erreichen und der Welt zu zeigen, dass Safer Sex ein wichtiges Thema ist. Unter dem Motto:

SaferSex12points

Bei Veranstaltungen, Partys und an Public Viewing Plätzen werden die ehrenamtlichen Mitarbeiter der AIDS-Hilfe (Health!angels, Heartbreaker und LifeGuards) und Herzenslust-Gruppen aus ganz Nordrhein-Westfalen unterwegs sein.
Insgesamt werden mit der Unterstützung vieler Ehrenamtlicher 10.000 mehrsprachige ESC-Packs gepackt, 5.000 davon speziell für schwule Gäste.
Die ganze Kampagne Safer Sex: 12 Points wird unterstützt von der Kommunikationsagentur Kunst und Kollegen, der DAH-Kampagne „Ich weiss was ich tu!“, der NRW-Präventionskampagne Herzenslust und dem Gesundheitsamt Düsseldorf.

(Pressemitteilung der Aids-Hilfe Düsseldorf)