Donna Summer an ACT UP: ich war nie gegen Schwule

Die jüngst verstorbene Disco-Ikone Donna Summer bestritt in einem Brief an die Aids-Aktionsgruppe ACT UP, dass sie Aids als Strafe Gottes bezeichnet habe.

Hat sie – oder hat sie nicht? Hat Donna Summer, einst Star der Schwulen-Szenen, 1983 Aids als Strafe Gottes für die Schwulen bezeichnet? Nein, sagte Donna Summer einige Jahre später in einem Brief an ACT UP, der nun erstmals vollständig bekannt wurde.

Donna Summer soll damals Presseberichten zufolge u.a. geäußert haben, die Schöpfung beginne mit Adam und Eva, nicht Adam und Steve:

„It was Adam and Eve, not Adam and Steve.“

Donna Summer am 13.9.2011 in einem interview (Foto: Oleg Frish)
Donna Summer am 13.9.2011 in einem interview (Foto: Oleg Frish)

Sie werde für die Schwulen beten. Aids sei eine Strafe Gottes.

„I’ve seen the evil homosexuality come out of you people… AIDS is your sin … Now don’t get me wrong; God loves you. But not the way you are now.“

ACT UP hatte damals Aktionen gegen Summer gestartet und war mit Protesten auf bzw. vor Donna Summer Konzerten präsent. Auch bei einem Auftritt Summers beim Boston Gay Pride 1989 kam es zu Protesten.

Auf die ihr zugeschriebenen Äußerungen und die Proteste ACT UPs bezieht sich Summer in dem Brief, den jetzt Peter Staley auf seinem Blog erstmals vollständig bekannt macht. In ihrem Brief vom 26. Juli 1989 bezeichnet Donna Summer die Kritik an ihr und Proteste gegen sie als „unjust and unfair“

„I did not say God is punishing gays with aids, I did not sit with ill intentions in judgement over your lives. I haven’t stopped talking to my friends who are gay, nor have I ever chosen my friends by their sexual preferences.“

Sie habe sich nie von den Schwulen abgewandt – im Gegenteil, diese hätten ihr den Rücken gekehrt:

„I never denied you or turned away, but in fact you turned away from me.“

Peter Staley selbst meint sich zu erinnern, dass ACT UP damals etwaige Proteste gegen Donna Summer nicht wegen dieses „strange letter“ beendet habe – sondern weil die Arbeit von ACT UP andere Prioritäten gehabt habe.

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weitere Informationen:
Peter Staley 12.06.2012: Donna Summer’s Letter to ACT UP
Donna-Tribute: The Advocate (mid 80s): Summer and Smoke, by Adam Block
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Kurz notiert … November 2011

28. November 2011: Der Phamakonzern Gilead hat von der EU-Kommission die Zulassung für eine Kombinationspille aus den Wirkstoffen Emtricitabine, Rilpivirine und Tenofovir erhalten. Sie soll unter dem Handelsnamen Eviplera® vermarktet werden.

22. November 2011: Danielle Mitterand, Ehefrau des früheren französischen Präsidenten Francois Mitterand (und sein „linkes Gewissen“), ist tot. Über ihre Stiftung setzte sie sich immer wieder auch für HIV-Infizierte, insbesondere in Afrika, ein.

Das Robert-Koch-Institut RKI informiert über seine Geschichte zwsichen 1933 und 1945.

21. November 12011: Gilead baut seine Marktmacht weiter aus und erwirbt Pharmaset – ein hierzulande weitgehend unbekanntes Unternehmen, das zahlreiche neue Substanzen gegen Hepatitis C in der Entwicklung hat.

20. November 2011: Aids sei „in erster Linie ein ethisches Problem“, meint ein von Papst Benedikt XVI. unterzeichnetes Abschlussdokument der vatikanischen Bischofssynode zu Afrika. Nötig seien sexuelle Enthaltsamkeit und Treue in der Ehe.

15. November 2011: In Kasachstan sind offiziellen Angaben zufolge insgesamt 17.266 Menschen mit HIV infiziert, 1.432 von ihnen sind an Aids erkrankt.

Das CHMP der europäischen Arzneimittelbehörde EMA hat bereits am 20. Oktober 2011 die Zulassung einer ersten generischen Version von Efavirenz empfohlen. Efavirenz wird bisher unter den Handelsnamen Sustiva® und  Stocrin®vermarktet.

Die krankenkasse KKH hat einen Rabattvertrag über 5 HIV-Medikamente mit einem Pharmakonzern abgeschlossen.

14. November 2011: Prof. Gabriele Arent (Düsseldorf) fasst in einem Artikel für SpON die Suituation und aktelle Forschugn zum Thema „HIV und Gehirn“ zusammen.

11. November 2011: Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hat die für 2012 ursprünglich vorgesehenen Kürzungen bei der Prävention im Bereich HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen teilweise zurückgenommen.

10. Nobvember 2011: Dänemark entfernt HIV aus Artikel 252 des Strafgesetzbuches – scheint aber andere die HIV-Übertragung kriminalisierende Regelungen vorzubereiten.

8. November 2011: Für ihre Verdienste wird Gaby Wirz mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

7. November 2011: Die US-Arzneimittelbehörde FDA warnt vor (vermutlich seltenen) schweren Hautreaktionen bei Anwendung von Raltegravir (Handelsname Isentress®).

5. November 2011: Vier von fünf HIV-Patienten weltweit werden mit Aids-Medikamenten des Pharmakonzerns Gilead Sciences behandelt, berichten Finanz-Analysten.

4. November 2011: Der Conseil national du sida (CNS), das 1989 gegründete höchste Beratungsgremium der französischen Politik in Aids-Fragen, unterstützt Forderungen nach einer Finanztransaktionssteuer. Diese sei geeignet, Mittel für die weltweite Aids-Bekämpfung zu generieren.

3. November 2011: Jeff Crowley, Director of the Office of National AIDS Policy and Senior Advisor on Disability Policy im Weißen Haus und „Aids-Zar“ von US-Präsident Obama, hat seinen Rückzug erklärt.

Bundesentwicklungsminister Niebel sieht sich durch jüngst vorgelegte Prüfberichte des Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria (GFATM) bestätigt und fordert Reformen.

2. November 2011: Eine neue Regelung untersagt HIV-Positiven in Swasiland, als Pilot zu arbeiten. HIV-Aktivisten in dem afrikanischen Binnenstaat protestieren.

Kurz notiert … Oktober 2011 / 2

28. Oktrober 2011: Die Pharmakonzerne BMS und Gilead haben angekündigt, an einer mit Gileads Cobicistat geboosteten Version des BMS- Proteasehemmers Atazanavir zu arbeiten. Dies würde ein Boosten mit Ritonavir nicht mehr erforderlich machen.

26. Oktober 2011: Bedenken, eine antiretrovirale Therapie gegen HIV sie bei Viren, die einem anderen Subtypen als B angehören, weniger wirksam, sind unbegründet, zeigt eine Schweizer Studie.

In Ohio (USA) wurde bei einem HIV-positiven Mann Mycobacterium Leprae diagnostitziert, der Lepra auslösende Erreger.

Weniger als die Hälfte der französischen HIV-Positiven hat einen Arbeitsplatz, berichtet Tetu über eine Umfrage von Aids.

25. Oktober 2011: HIV-positiv zu sein bedeutet auch für Chirurgen nicht das Karriere-Ende.

20. Oktober 2011: Der Globale Fonds hat Zahlungen an Mali wegen Zweckentfremdung gestoppt.

19. Oktober 2011: Dass „Fisch Pediküre“ („Knabberfische„) zu einer Übertragung von HIV oder Hepatitis C führt, ist sehr unwahrscheinlich, sagt HPA.

Die Europäischen HIV-Therapie-Richtlinien wurden aktualisiert.

18. Oktober 2011: In den USA wurde ein 24-jähriger schwuler Mann wegen HIV-Übertragung verurteilt, obwohl er seinen Partner vorher über seine HIV-Infektion informiert hatte. Dies sei unerheblich, er habe keine Kondome benutzt.

London: ein evangelikaler Prediger empfiehlt, die Medikamente nicht weiter einzunehmen – die Folge: drei Tote an Aids, laut Bericht der BBC

17. Oktober 2011: In Basel wurde eine ACT UP Gruppe neu gegründet, um gegen den Pharmakonzern Novartis zu protestieren. Novartis klagt gegen Indien und indische Generika-Hersteller.

15. Oktober 2011: „Gare à tes fesses“ (etwa: Pass auf deinen Arsch auf), unter diesem Titel hat die Gruppe ‚Chrysalide‘ aus Lyon eine Gesundheits-Broschüre für Trans* herausgegeben.

Der ‚Osservatore‘ (die ‚offizielle‘ Vatikan-Zeitung) kritisiert die UNO für ihre Aids-Prävention.

Deutsche AIDS-Hilfe fordert Papst zur Umkehr auf

Anlässlich seines Besuches in Deutschland fordert die Deutsche AIDS-Hilfe Papst Benedikt XVI. auf, endlich von seiner kontraproduktiven und menschenfeindlichen Sexual- und Kondompolitik abzurücken.

Der Pontifex hat leider noch immer Berührungsängste. (Fotomontage: DAH)
Der Pontifex hat leider noch immer Berührungsängste. (Fotomontage: DAH)

„Mit dem Kondomverbot verleiten Papst und Kirche Millionen Gläubige dazu, ihre Gesundheit und ihr Leben zu gefährden“, sagt DAH-Vorstandsmitglied Tino Henn. „Ihre dogmatische moralische Position ist ihnen dabei wichtiger als das Schicksal der betroffenen Menschen. Eine verantwortungsbewusste Kirche würde anerkennen, dass Sexualität ein Bedürfnis des Menschen ist, das auch gelebt wird – und auf die Möglichkeit hinweisen, sich und andere zu schützen.“

Stattdessen behauptet der Papst sogar, Kondome würden die Verbreitung von HIV/Aids nicht verhindern, sondern fördern. Das ist falsch und zynisch. „Die katholische Kirche handelt mit dieser Haltung nicht nur gegen das christliche Gebot der Nächstenliebe, sondern auch gegen das Menschenrecht auf den bestmöglichen erreichbaren Gesundheitszustand“, sagt DAH-Vorstand Henn.

Besonders fatal wirkt sich diese Politik in den Weltregionen aus, in denen HIV besonders stark verbreitet ist. In vielen Ländern betreibt die Kirche zugleich vorbildliche Einrichtungen zur Behandlung und Versorgung von HIV-Positiven und Aidskranken. Die bittere Ironie dabei: Viele der Patientinnen und Patienten hätten sich ohne das Kondomverbot gar nicht erst infiziert.

Zugleich diskreditiert die katholische Kirche Menschen, die nicht bereit oder in der Lage sind, ihre Sexualität auf Fortpflanzung zu reduzieren. Wer anders lebt als der Vatikan es wünscht – zum Beispiel Schwule und Lesben oder Geschiedene – wird schuldig gesprochen und zum Sünder gestempelt. Papst und Kirche treten weltweit gegen die Rechte sexueller Minderheiten ein. Das trägt zu Ausgrenzung und schweren psychischen wie auch physischen Verletzungen bei, zum Beispiel zu Hassverbrechen gegen Homosexuelle und erhöhten Selbstmordraten bei homosexuellen Jugendlichen.

Aus der Gesundheitswissenschaft wissen wir außerdem: Wer sich wegen seiner Sexualität schuldig fühlt, hat oft nicht genügend Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein, um sich wirkungsvoll vor HIV zu schützen. Das kommt zum Beispiel zum Tragen, wenn es darum geht, den Wunsch nach Kondomgebrauch gegenüber dem Partner auch durchzusetzen. Frauen haben es in dieser Frage oft besonders schwer. Wer sich infiziert hat, steht dann aufgrund katholischer Sexualmoral erst recht als Sünder beziehungsweise Sünderin dar.

Die Deutsche AIDS-Hilfe hat sich darum dem Bündnis „Der Papst kommt!“ angeschlossen und ruft zur Demonstration unter dem Motto „Keine Macht den Dogmen!“ auf (Donnerstag, 22.9.2011, 16 Uhr, Potsdamer Platz, Berlin). DAH-Pressesprecher Holger Wicht wird die Kundgebungen gemeinsam mit der Radiomoderatorin Frauke Oppenberg moderieren.

Den Papst selbst laden wir zugleich zum Dialog ein. Ganz im Sinne christlicher Nächstenliebe wünschen wir uns seine Unterstützung bei einem Ziel, das uns alle einen sollte: Gesundheit und Wohlbefinden für so viele Menschen wie möglich.

(Pressemitteilung der DAH)

UN-Versammlung zu HIV/Aids: kirchlicher Fundamentalismus und moralischer Imperialismus, Teilnehmer protestieren

In New York fand am 10. Juni 2011 das High Level Meeting on HIV/Aids statt. Die Teilnehmer verabschiedeten als Ergebnis die Erklärung “Political Declaration on HIV/AIDS: Intensifying our Efforts to Eliminate HIV/AIDS”. Die Stellungnahme der Vertreterin des Vatikans löste Unmutsbekundungen aus.

Vor der Verabschiedung der gemeinsamen Deklaration debattierten die Teilnehmer über Themen wie Aids-Prävention, Zugang zu Therapie oder harm reduction. Während des Statements der Vertreterin des Vatikans kam es dabei zu deutlichen Unmutsbekundungen der Teilnehmer/innen des High Level Meetings.

Die Vertreterin des Vatikans (‚Heiliger Stuhl‘, holy see) betonte den für den Vatikan zentralen Wert der Familie:

„… states must acknowledge that the family based on marriage is indispensabel in the fight against HIV and AIDS. For the family is where children learn moral values to help them live in a responsable manner  and where the greater part of care and support is provided.“

H.E. Ms. Jane Adolphe während ihrer Stellungnahme für den Vatikan beim UN High Level Meeting on HIV/Aids 2011
H.E. Ms. Jane Adolphe während ihrer Stellungnahme für den Vatikan beim UN High Level Meeting on HIV/Aids 2011 (Screenshot aus Webcast)

Sie wandte sich in ihrer Stellungnahme gegen den Begriff „populations at high risk“, da dieser den falschen Eindruck erwecken könne, dass manche Verhaltensweisen als „moralisch akzeptabel“ betrachtet werden könnten.

Der Vatikan wandte sich gegen harm reduction

„An observer for the Holy See, however, rejected the text’s references to so-called “harm reduction”, and efforts related to drug abuse, saying that those terms falsely suggested that those suffering from HIV/AIDS could not break free from the cycle of addiction.“

Der Vatikan befürworte nicht die Verwendung von Kondomen als Teil der HIV/Aids-Prävention – an dieser Stelle kam es – ungewöhnlich genug – zu lauten Unmuts-Bekundungen seitens der Teilnehmer des High Level Meetings. Es dürfe nicht darum gehen, riskante und gefährliche Formen des Verhaltens  als Teil eines akzeptablen Lebensstils darzustellen. Die einzige sichere Methode, sexuelle HIV-Übertragung zu vermeiden, sei Abstinenz vor der Ehe und sexuelle Treue in der Ehe (erneute Unmutsbekundungen):

„… the Holy See did not promote the use of condoms in sexual education and HIV prevention.  Efforts should focus, not on trying to convince the world that dangerous behaviour formed part of an acceptable lifestyle, but on risk-avoidance that was ethically and empirically sound.  The only safe and completely reliable method to prevent HIV was abstinence before marriage and respect and mutual fidelity within marriage, which was and must always be the foundation of any discussion of prevention and support.“

Der Vatikan lehne zudem die Bezeichnung sex worker für Prostituierte ab, dies könne kein Beruf sein.

Benötigt werde ein Werte-basierter Ansatz für die Aids-Bekämpfung und ein Leben in Übereinstimmung mit den natürlichen moralischen Werten der Welt.

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weitere Informationen:
2011 High level Meeting on Aids: Statetment Holy See – H.E. Ms. Jane Adolphe, on behalf of Archbishop Francis Chullikatt, Permanent Observer for the Holy See (mit Video)
2011 High level Meeting on Aids: Sitzungsprotokoll (GA/11093)
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Besuch von Papst Benedikt XVI. in Deutschland – Resolution des Bündnisses „Der Papst kommt!“

Joseph Ratzinger, derzeit als Benedikt XVI. Papst der römisch-katholischen Kirche, wird im September 2011 Deutschland besuchen. Als Dokumentation eine Resolution des Bündnisses „Der Papst kommt!“:

Besuch von Papst Benedikt XVI. in Deutschland

Breites Bündnis protestiert gegen die menschenfeindliche Geschlechter- und Sexualpolitik des Papstes

Im September 2011 besucht Papst Benedikt XVI. Deutschland. Dabei spricht er auch vor dem Deutschen Bundestag in Berlin. Dagegen protestieren wir. Der Papst steht für eine menschenfeindliche Geschlechter- und Sexualpolitik. Sie grenzt Menschen aus und diskriminiert.

Wir wenden uns gegen den Papst als einen der Hauptverantwortlichen für die Unterdrückung von Lesben, Schwulen und Transgender auf der Welt. Auf internationaler Ebene kämpft der Vatikanstaat Seite an Seite selbst mit brutalen Diktaturen gegen die Menschenrechte von Lesben, Schwulen und Transgender. Die Entscheidungen demokratisch gewählter Parlamente zur rechtlichen Anerkennung gleichgeschlechtlicher Paare schmäht Joseph Ratzinger als „Legalisierung des Bösen” und ruft Katholiken zum Widerstand auf.

Wir kritisieren die Missachtung der Rechte von Frauen, die der Vatikan in seinem Kampf gegen Gleichberechtigung und Selbstbestimmung an den Tag legt. Gerade die sexuellen und reproduktiven Rechte von Frauen werden, z.B. durch das Verbot von Schwangerschaftsverhütung und -abbruch, deutlich negiert.

Wir verurteilen die Sexual- und Kondom-Politik des Papstes. Sie behindert in vielen Ländern massiv wirksame HIV-Prävention, stürzt Menschen in schwere Gewissenskonflikte, verdammt sie zu Krankheit und nimmt ihren Tod damit billigend in Kauf.

Karikatur zur Demo des Bündnisses "Der Papst kommt!"
Karikatur von Ralf König zur Demo des Bündnisses "Der Papst kommt!"

Wir protestieren gegen die demokratiefeindliche Politik von Papst Benedikt XVI., der die freiheitliche Gesellschaft eine „Diktatur des Relativismus” nennt. So hat er z.B. die Pius-Brüder wieder in die Kirche aufgenommen, obwohl sich in deren Reihen Holocaust-Leugner finden, sie die freiheitliche Demokratie ablehnen und die Strafbarkeit gleichgeschlechtlicher Beziehungen fordern.

Diese Kritik wird von vielen gläubigen Katholikinnen und Katholiken geteilt, die wir einladen, unseren Protest zu unterstützen.

Den Bestrebungen des Papstes, die eigenen Dogmen zur staatlichen Norm anderer Länder zu erheben, setzen wir unseren Widerstand entgegen.

Die menschenfeindliche Geschlechter- und Sexualpolitik von Papst Benedikt XVI. darf nicht unwidersprochen bleiben. Wir rufen alle Menschen zum friedlichen Protest in Berlin auf.

[Quelle: LSVD]

Kurz notiert … Juni 2011

21. Juni 2011: Ein HIV-positiver Pilot klagt vor dem Obersten Gerichtshof der USA wegen des Verlusts seiner Fluglizenz.

19. Juni 2011: HIV und Hepatitis – Aktivisten in Europa und den USA fordern einen schnelleren Zugang zu neuen Medikamenten gegen Hepatitis C.

15. Juni 2011: Fidschi hat eine Verordnung erlassen, die die Diskriminierung HIV-Positiver bei Versicherungen und Pensionskassen untersagt.

13. Juni 2011: Der Aids-Medikamenten-Hersteller Gilead hat eine Strafandrohung des US- Justiz-Ministeriums erhalten, das damit Informationen zu Herstellung, Qualität sowie Vertriebspraktiken mehrerer Medikamente des Konzerns (u.a.a auch Aids-Medikamente) erhalten will. Zu Gründen machte Gilead bisher keine Angaben.

07. Juni 2011: Studien an neuen Krebs-Medikamenten schließen Menschen mit HIV häufig aus, neue Krebs-Medikamente werden selten auf Wirkungen und Nebenwirkungen bei HIV-Positiven untersucht. Anders bei experimentellen Substanz gegen Nierenkrebs, die auch an HIV-Positiven untersucht wird.

06. Juni 2011: TheraTechnologies hat die Zulassung von Tesamorelin (vermarktet unter den Handelsnamen Egrifta(R)) in Europa beantragt. Tesamorelin wird eingesetzt bei Fettansammlungen infolge Lipodystrophie-Syndrom.

Die globalen Mittel für den Kampf gegen Aids müssten kurzfristig um ein Drittel erhöht werden, langfristig um 20% – dann könnten bis zum Jahr 2012 15 Millionen HIV-Infizierte weltweit antiretroviral behandelt werden. Dies betont UNAIDS-Generaldirektor Michel Sidibé.

01. Juni 2011:Der langfristige Anstieg der CD4-Zell-Zahl ist bei HIV-Positiven mit einem Lebensalter von über 50 Jahren niedriger, zeigt eine US-Studie.

„Das Kondom schützt nicht“, zu diesem Ergebnis kommt ein zweitägiger Kongress zu HIV/Aids im Vatikan – 30 Jahre nach der ersten wissenschaftlichen Publikation zu Aids.

Gil Scott-Heron, der ‚Godfather of Rap‘, stirbt am 27. Mai 2011. Er lebe seit vielen Jahren mit HIV, hatte er dem ‚New York‘ Magazin 2008 berichtet.

Aufregung bei Londoner HIV-Präventions-Projekten: das Budget für HIV-Prävention 2011/12 soll um 20% gekürzt werden.

Vatikan: demnächst neues Aids-Papier – nichts Neues

Der Vatikan will in den kommenden Monaten ein „Aids- Positionspapier“ vorlegen. Dies berichtet das katholische ‚Dom-Radio‘.

Der päpstliche Gesundheitsrat habe angekündigt, in den kommenden Monaten ein Positionspapier zu Aids vorzulegen, berichtet „Domradio – der gute Draht nach oben“. ‚Domradio‘ ist der Sender des Erzbistums Köln und der „erste kirchliche Sender in offizieller Trägerschaft eines Bistums“.

Allerdings solle, so zitiert Domradio den Untersekretär des päpstlichen Gesundheitsrates, Rev.mo Mons. Jean-Marie Mpendawatu Mate Musivi (Sottosegretario del medesimo Pontificio Consiglio), das zu erwartende Positionspapier „keine Neuerungen in Fragen der kirchlichen Morallehre“ enthalten. Es werde ausschließlich der „pastorale Gesichtspunkt der Problematik“ behandelt. „Die kirchliche Morallehre habe sich diesbezüglich nicht verändert, ebenso wenig sei etwas hinzuzufügen“, zitiert Radio Vatikan Musivi.

Ende November hatten Äußerungen des Papstes zum Kondomgebrauch zunächst bei einigen Beobachtern Hoffnungen genährt, es könne Bewegung in der Haltung des Vatikans geben.

weitere Informationen:
domradio.de 03.02.2011: Vatikan will Aids-Papier vorlegen
Radio Vatikan 03.02.2011: Vatikan: Demnächst Positionspapier zu AIDS
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Wolfgang Thierse neuer Schirmherr von KIRCHE positHIV

Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse ist neuer Schirmherr der ökumenischen AIDS-Initiative Kirche positHIV. Der SPD-Politiker übernimmt das Amt als Nachfolger der im März 2010 verstorbenen Politikerin Dr. Hanna Renate Laurien.

In einem Gottesdienst zum Welt- AIDS-Tag mit dem Thema „Steh auf und iss“ stellt sich der Bundestagsvizepräsident am Sonntag, 28. November 2010, um 18.30 Uhr den Besuchern vor. Wolfgang Thierse wird in diesem Gottesdienst in der Kirche am Lietzensee, Herbartstr. 4–6 in Charlottenburg , die Predigt halten.

Kirche positHIV wurde 1993 von der evangelischen Pfarrerin Dorothea Strauss, AIDS-Beauftragte der EKBO, gegründet. Für ihren engagierten Einsatz erhielt die Theologin im Jahr 2000 das Bundesverdienstkreuz.

Unterstützt wird Pfarrerin Strauss vom katholischen Franziskanerpater Clemens Wagner, AIDS-Beauftragter der Deutschen Franziskaner, sowie einem Team von rund 25 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. KIRCHE positHIV, die seit ihrem Bestehen mehrere Auszeichnungen erhalten hat, finanziert sich ausschließlich aus Kollekten und Spenden.

Deutsche AIDS-Hilfe begrüßt Papstäußerung zum Kondomgebrauch als Mittel der HIV-Prävention

Die Deutsche AIDS-Hilfe e.V. (DAH) begrüßt die Äußerungen von Papst Benedikt XVI. zum Gebrauch von Kondomen. Der Papst hatte sich erstmals positiv über die Anwendung von Kondomen zum Schutz vor einer HIV-Infektion in seinem neuen Buch „Licht der Welt: Der Papst, die Kirche und die Zeichen der Zeit“ geäußert – wenn auch auf Einzelfälle beschränkt. Der Papst benennt in seinem Buch männliche Sexarbeiter als Beispiel für Menschen, die Kondome nutzen dürfen. Die Katholische Kirche sieht das Kondom weiterhin „nicht als wirkliche und moralische Lösung“ an.

Dazu erklärt Tino Henn, Vorstandsmitglied der DAH: „Die Äußerungen des Papstes sind ein wichtiger Schritt im Kampf gegen HIV und Aids. Erstmals gestattet die Katholische Kirche ihren Gläubigen den Gebrauch von Kondomen zur HIV-Prävention. Wir hoffen, dass dies erst der Anfang ist hin zu einer zeitgemäßen Haltung für eine selbstbestimmte Sexualität und wirksame Verhütung vor ungewollten Schwangerschaften und vor sexuell übertragbaren Krankheiten allgemein. Dies haben Aidshilfen, Präventionseinrichtungen und Wissenschaftler in aller Welt seit Jahren gefordert. Leider hat der Papst das Kondomverbot nicht generell aufgehoben. Wir appellieren an den Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz Zollitsch, sich beim Papst dafür einzusetzen, dass es keine Einschränkungen für den Gebrauch von Kondomen mehr geben wird.“

(Pressemitteilung der DAH)

Kurz notiert … November 2010

29. November 2010: Die südlichen US-Bundesstaaten haben eine ausgeprägte HIV-Epidemie, jedoch ineffizienten Aids-Politik – sie verweigern sich anerkannten Präventions-Methoden, kritisiert Human Rights Watch.

25. November 2010: Der Pharmakonzern Gilead hat in den USA einen Antrag auf Zulassung einer Kombinations-Pille aus drei Wirkstoffen (Emtricitabine, Tenofovir und Rilpivirine) gestellt.

23. November 2010: Vatikan-Sprecher Federico Lombardi konkretisiert die Papst-Aussagen; das „gelockerte Kondom-Verbot“ gelte für weibliche, männliche und transsexuelle Prosituierte.

21. November 2010: In „begründeten Einzelfällen“ will der Papst die Verwendung von Kondomen auch nach katholischer Lehre ‚zulassen‚.

20. November 2010: Nach eine Besuch der Oppositions-Politikerin Suu Kyi schließt Birmas Militärjunta eine Aids-Klinik.

18. November 2010: Die Rock-Musikerin Patti Smith wird mit dem US – National Book Award ausgezeichnet für ihr Buch über den 1989 an den Folgen von Aids verstorbenen Photographen Robert Mapplethorpe.

16. November 2010: Eine iPhone-App der Universität Liverpool informiert über Wechselwirkungen von HIV-Medikamenten mit anderen Substanzen.

15. November 2010: Auf ihrem Jahresempfang 2010 nimmt die Deutsche Aids-Hilfe am 11. November Cori Obst und Bernd Aretz als Ehrenmitglieder auf.

9. November 2010: Das EKAF-Statement (keine Infektiosität bei erfolgreicher HIV-Therapie ohne andere STDs) scheint in der Schweiz Einfluss auf das Sex-Verhalten HIV-Positiver zu haben: Forscher berichten über einen vermutlichen Zusammenhang zwischen erfolgreicher HIV-Therapie (Viruslast unter der Nachweisgrenze) und kondomfreien Sex (im aidsmap-Artikel fälschlicherweise pauschal als „ungeschützter Sex“ bezeichnet).

8. November 2010: Bei Leberkrebs sind die Dreijahres-Überlebensraten bei HIV-Negativen und HIV-Positiven ähnlich, zeigt eine US-Studie.

Ein neuer experimenteller (auf Basis einer südamerikanischen pflanze entwickelter) Wirkstoff zur Behandlung von Durchfällen (‚Cofrelemer‘)soll sich in Studien als wirksam erwiesen haben, berichtet POZ.

7. November 2010: Das Oberhaupt der katholischen Kirche Belgiens, Bischof Léonard, bekam während eines Gottesdienstes von einem Unbekannten eine Torte ins Gesicht. er hatte u.a. Aids als „eine immanente Gerechtigkeit für den Missbrauch der Liebe“ bezeichnet.

6. November 2010: Forscher entschlüsselten, warum einige Menschen natürlich immun gegen eine Infektion mit HIV sind.

3. November 2010: „Jesus war HIV-positiv„, mit dieser Aussage in seinen Predigten will ein südafrikanischer Pastor darauf hinweisen, dass HIV-Positiver immer noch stigmatisiert werden.

Das oberste US-Gericht (Supreme Court) hat eine Klage der Stanford University gegen den Pharmakonzern Hoffmann-La Roche akzeptiert. Stanford will erneut gegen eine Vereinbarung mit dem Pharmakonzern aus dem Jahr 1989 vorgehen, insbes. um die Rechte an einem verfahren zur Bewertung von Aids-Medikamenten.

2. November 2010: Wie hängen Stigma und HIV-Test zusammen? Menschen, die stigmatisierende Vorstellungen von HIV haben, machen mit deutlich niedrigerer Wahrscheinlichkeit einen HIV-Test. Und Menschen, die einen HIV-Test gemacht haben, haben signifikant seltener negative Einstellungen zu und Vorstellungen von Menschen mit HIV. Dies stellte eine Studie in Südafrika fest.

Schweiz: Auf Basis der ersten neun Monate rechnet das Bundesamt für Gesundheit mit ca. 600 bis 640 HIV-Neudiagnosen 2010. 2010 sind bisher (bis 30.9.2010) 18 Menschen an den Folgen von Aids gestorben.

1. November 2010: Der auf politischen Druck gegangene Ex-IQWIG-Chef Prof. Peter Sawicki wechselt ab November 2010 an das Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie (IGKE) der Uni Köln. Sawickis (indirekter) Chef dort: Prof. Karl Lauterbach, Gesundheitsexperte der SPD – und Institutsleiter seit 1998, seit 2005 aufgrund seiner Abgeordneten-Tätigkeit beurlaubt. Sawickis Nachfolger als Chef des IQWIG ist seit 1.9.2010 Prof. Jürgen Windeler.

Korruption bei Ärzten? Bei Umsatz Scheck – erstmals wurden vom Amtsgericht Ulm zwei Mediziner verurteilt, die von einem Pharma-Unternehmen Schecks erhielten – die Höhe jeweils abhängig von der Menge der verordneten Präparate des Herstellers.

Eine hohe Sterblichkeitsrate sowie eine niedrigere Erfolgsrate der Hepatitis-C-Therapie stellten französische Forscher bei mit HIV und Hepatitis-C-Virus ko-infizierten Patienten fest.

Einer der ‚führenden‘ ‚Aids-Leugner‚ Südafrikas, Dr. Anthony Mbewu, ist von seinem Posten als Direktor des ‚Global Forum for Health Research‘ zurückgetreten. Er war für diesen Posten trotz Kritik seitens vieler Aids-Aktivisten vor 10 Monaten ernannt worden.

Schweiz: Kondome von der Kirche

Eine dreitägige Informationskampagne zu HIV und Aids führte die katholische Kirche in der Schweizerischen Stadt Luzern durch – und verteilte dazu auch Kondome.

Vom 25. bis 27. Oktober führte die katholische Kirche vor dem Bahnhof von Luzern eine Aids-Informations-Kampagne durch. Im Mittelpunkt: der „Aids-Truck“ des kirchlichen Hilfswerks Missio, der über die Situation von Aids in Afrika informiert (und der auch an viele Orten Deutschlands bereits Station gemacht hat). Im Rahmen der Aktion wurden auch Kondome verteilt. Das Motto dabei: „Vergessen ist ansteckend. Schütze deinen Nächsten wie dich selbst“.

Florian Flohr, Kirchensprecher, betonte anlässlich der Aktion, wer beim Thema HIV nicht auch über Kondome spreche, handele unethisch.  Kondome seien in der Aids-Prävention zwar kein Allheilmittel, aber eine Möglichkeit.

3.000 Kondome von der katholischen Kirche – das führte zu vielfältigen Reaktionen und einem großen Presseecho. Offiziell spricht sich die katholische Kirche trotz weitreichender Kritik weiterhin gegen Kondome aus. Auch anlässlich der Aktion in Luzern kam Kritik an der Kondom-Verteilung, u.a. von ebenfalls vor Ort anwesenden so genannten ‚Lebensschützern‘ und Abtreibungsgegnern. Sie betonten, die Verteilung von Kondomen sei verantwortungslos, nur Treu und Enthaltsamkeit schützten.

Die Aids-Hilfe Schweiz hingegen begrüßte die Aktion. Kondome seien weiterhin das beste Mittel zur Vermeidung einer HIV-Infektion, so Bettina Maeschli, Sprecherin der Aids-Hilfe Schweiz. Sie hoffe, dass das Luzerner Beispiel Schule mache.

weitere Informationen:
Luzerner Zeitung 25.10.2010: Wirbel um die Kirchen-Kondome
Luzerner Zeitung 26.10.2010: Katholische Kirche wird Kondome nicht los
queer.de 28.10.2010: Katholische Kirchengemeinde verteilt Kondome
POZ 29.10.2010: Swiss Catholic Parishes Give Condoms to Teens
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Arbeitsgruppe für HIV-positive Priester und Ordensleute

Vertraulichen und vertrauensvollen Service für HIV-positive Priester, Ordensleute, Diakone und Seminaristen will eine neue Arbeitsgruppe bieten. Die Gruppe „POZ – pastoral care for HIV positive priests and religious“ wendet sich vornehmlich an Mitglieder der katholischen Kirche, möchte aber auch offen sein für Menschen anderer Glaubensrichtungen und Bekenntnisse.

Weitere Informationen:

Stefan Hippler 22.04.2010: working group for HIV positive priests and religious
und
Stefan Hippler 01.08.2009: Can a priest or religious be hiv positive?

Laudatio zur Verleihung der Ehrenmitgliedschaft der Deutschen AIDS-Hilfe e.V. an Rainer Jarchow

Als Dokumentation die Rede von DAH-Vorstand Winfried Holz aus Anlass der Verleihung der DAH-Ehrenmitgliedschaft an Rainer Jarchow, gehalten auf dem Welt-Aids-Tags-Empfang der Deutschen AIDS-Hilfe am 05.11.2009 in Berlin:

Laudatio zur Verleihung der
Ehrenmitgliedschaft der Deutschen AIDS-Hilfe e.V.
an
Rainer Jarchow
Berlin, 5. November 2009

Sehr geehrte Damen und Herren,
lieber Rainer,

es ist für mich eine ganz besondere Ehre, die Laudatio zur Verleihung unserer Ehrenmitgliedschaft an Rainer Jarchow halten zu dürfen:

Wir ehren heute einen Mann, der als Aktivist der ersten Stunde in der Emanzipations- und Antidiskriminierungs-Arbeit und in der Aidshilfe-Bewegung in Deutschland tätig ist: Rainer Jarchow, 1941 in Hamburg geboren und seit 1970 Pfarrer an der Dreifaltigkeitskirche in Hamburg-Sankt Georg. Er outete sich gegenüber dem Bischof als schwul, und als seine Frau sich deswegen scheiden lassen wollte, wechselte er als Pastor nach Heiligenhafen. Danach wirkte Rainer Jarchow fünf Jahre als Schulpastor im Rheinland. 1980 kündigte er, um sich einer „Aussteiger-Kommune“ anzuschließen. 1983 eröffnete Rainer mit einem Freund eine Praxis für Psychotherapie in Köln.

Winfried Holz, DAH-Vorstand
Winfried Holz, DAH-Vorstand

In den 1980er Jahren zählte Rainer Jarchow zu den Initiatoren des Kölner Schwulen- und Lesben-Zentrums SchuLZ. Diese Einrichtung wuchs zu einer starken Kraft heran und konnte dadurch die politische Durchsetzungskraft der Community bündeln. Sein politisches Engagement führte Rainer auch zur Gründung der AIDS-Hilfe Köln. Erinnern wir uns, dass vor 25 Jahren in Deutschland zu befürchten war, dass Aids zu neuer Repression gegen schwule Männer und heftigster Ausgrenzung von HIV-Positiven führen würde. Dass es dazu nicht kam und dass die HIV-Prävention in Deutschland unter Einbeziehung der Hauptbedrohten und -betroffenen und ihrer Lebensweisen ausgebaut wurde, ist – neben vielen anderen Frauen und Männern – auch Rainer Jarchow zu verdanken.

An der Gründung des späteren DAH-Landesverbandes – der AIDS-Hilfe NRW e.V. – war Rainer Jarchow ebenfalls beteiligt. So konnte das Ziel der Bündelung von Know-how und Ressourcen sowie der Vernetzung zu einer wirkungsvollen politischen Interessenvertretung erreicht werden. Ein weiterer Beitrag zur Verbesserung der Lebenssituation von Menschen mit HIV und Aids war 1987 die Gründung der Deutschen AIDS-Stiftung „positiv leben“ durch Rainer Jarchow, die später in der Deutschen AIDS-Stiftung aufging. Rainer ist bis heute ehrenamtlicher Vorsitzender des Fachbeirates von „positiv leben“.

Zu seinem ehrenamtlichen Engagement kam ab 1986 die hauptamtliche Tätigkeit hinzu: Mit Rainer Jarchow wurde erstmals ein Berater für Menschen mit HIV und Aids und ein Koordinator für HIV/Aids im Gesundheitsamt der Stadt Köln angestellt. Er war maßgeblich an der Umsetzung einer liberalen Gesundheitspolitik der sog. „Kölner Linie“ beteiligt. In der Folgezeit wurde Rainer zu einem bundesweit anerkannten Experten und Aktivisten für die Rechte und Integration HIV-positiver Menschen.

Nach der Wiedervereinigung ging Rainer Jarchow in die neuen Bundesländer, um sein Wissen und seine Erfahrungen in den Aufbau der Beratung und der Ausbildung im Bereich der HIV-Prävention einzubringen.

Von 1994 bis 2004 führte Rainer wieder eine Pfarrstelle in Hamburg – eine ganz besondere: die bundesweit erste Pfarrstelle für die Seelsorge von Menschen mit HIV und AIDS. Er unterstütze als Pastor die Kranken und ihre Angehörigen. Dies bedeutete konkret Sterbebegleitung, Hilfe in sozialen Fragen und jedwede Art von Seelsorge. 1996 segnete er erstmals ein schwules Paar in einem Gottesdienst.

In diese Zeit fiel der Wandel von HIV/Aids von einer unausweichlich zum Tode führenden hin zu einer chronischen Erkrankung. Rainer schreibt dazu im aktuellen Jahrbuch der Deutschen AIDS-Hilfe: „Es ist für mich unmöglich, einen objektiven Bericht darüber zu geben, wie sich das Sterben von Menschen mit Aids im Laufe der letzten Jahre geändert hat. Deutlich ist nur, dass es sich geändert hat. Und deutlich ist auch, dass ich mich in diesen Zeiten gewandelt habe, der ich von Aids und damit auch vom Sterben an Aids geprägt wurde.“

Rainer Jarchow gehörte von 2003 bis 2004 dem Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe an. Durch sein über 30-jährges, vielfältiges Engagement hat er immer wieder neue Entwicklungen angestoßen. Sein Wirken dient bis heute den Interessen der Menschen, die von HIV und Aids bedroht oder betroffen sind.

Rainer Jarchow wurde vielfach ausgezeichnet: 1989 erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande. Bei seiner Verabschiedung in den Ruhestand 2004 würdigte ihn Bischöfin Maria Jepsen mit den Worten: „Ihre Arbeit hat die Kirche verändert“. Und 2005 wurde Rainer „in Anerkennung seines unermüdlichen und selbstlosen Einsatzes für die an Aids erkrankten Menschen“ mit dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse aus der Hand der damaligen Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt ausgezeichnet.

Die Mitgliederversammlung der Deutschen AIDS-Hilfe beschloss am 17. Oktober 2009 in München einstimmig, Rainer Jarchow die Ehrenmitgliedschaft anzutragen. Sein Engagement, sein Mut, seine Menschlichkeit und sein Können werden mit dieser Ehrenmitgliedschaft gewürdigt.

Wir sind Rainer zu tiefstem Dank verpflichtet. Wir wünschen ihm Gesundheit, weiterhin viel Schaffenskraft und Lebensfreude an seinem Wohnort in Hamburg.

Die Deutsche AIDS-Hilfe verleiht nun dem von uns hochgeschätzten Rainer Jarchow die Ehrenmitgliedschaft des Verbandes.

Winfried Holz
Mitglied des Bundesvorstands der Deutschen AIDS-Hilfe e.V.

Verleihung der DAH-Ehrenmitgliedschaft an Rainer Jarchow
Verleihung der DAH-Ehrenmitgliedschaft an Rainer Jarchow

Stefan Hippler: Fortsetzung der Aids-Arbeit in Südafrika gesichert

Der deutsche Pfarrer Stefan Hippler kann seine Aids-Arbeit in Kapstadt fortsetzen. Das Trierer Bistum verlängerte seinen Vertrag um fünf Jahre.

Seit zwölf Jahren arbeitet Stefan Hippler, katholischer Pfarrer, in Südafrika. Er engagiert sich besonders im Kampf gegen Aids – in einem Staat, der von der HIV-Epidemie in besonders gravierendem Umfang betroffen ist.
Hippler wurde u.a. bekannt durch sein Buch ‚Gott, Aids, Afrika‘ (zusammen mit Bartholomäus Grill) sowie seine Kritik an der Ablehnung von Kondomen durch die katholische Kirche selbst bei der Aids-Bekämpfung.

„Neben der praktischen Arbeit im HIV- und AIDS-Bereich befasste sich Hippler auch mit den theologischen Konsequenzen der Pandemie … AIDS gilt ihm als ein Zeichen der Zeit, das die hundertjährige moraltheologische Tradition in Frage stellt und dazu auffordert, diese Tradition mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen der Neuzeit zu versöhnen. Fragen des Verständnisses und Funktionalität von Sexualität, die Frage der Homosexualität, aber auch der Gleichberechtigung von Mann und Frau müssen seiner Meinung nach neu bewertet werden.“ (wikipedia)

Der Papst solle endlich Kondome zulassen, insbesondere auch diese Forderung brachte Hippler viel Ärger ein. So untersagte ihm die Deutsche Bischofskonferenz Ende 2008, sein Buch und seine Aids-Arbeit in Südafrika in einer deutschen TV-Talkshow vorzustellen.

Stefan Hippler bei der Deutschen Aids-Stiftung (Foto: Hope Cape Town)
Stefan Hippler bei der Deutschen Aids-Stiftung (Foto: Hope Cape Town)

Der mit mehreren Preisen geehrte Hippler gründete u.a. auch die Hilfsorganisation HOPE Cape Town, ein Aids-Hilfs-Projekt.

Das Trierer Bistum verlängerte nun Hipplers Vertrag um weitere fünf Jahre. Allerdings muss Hippler seine Tätigkeit bei einer lokalen Gemeinde aufgeben.

Noch Mitte des Jahres hatte die für Auslandseinsätze zuständige Deutsche Bischofskonferenz kundgetan, Hipplers Auslandseinsatz nicht zu verlängern. Trier ist das ‚Heimat-Bistum‘ Hipllers; dort hatte Stephan Ackermann als Nachfolger von Reinhard Marx und jüngster deutscher Diözesan-Bischof erst vor kurzem seine Arbeit aufgenommen.

weitere Informationen:
volksfreund.de 31.08.2009: Ein Bischof zeigt Kante
capetown online 02.09.2009: Stefan Hippler bleibt in Kapstadt
beliefnet news 04.09.2009: German Priest Allowed to Continue Condoms Work in Africa
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Nur Enthaltsamkeit und eheliche Treue schützen?

Enthaltsamkeit, Abstinenz sei ein wirksamer Schutz gegen Aids, dies betonte Papst Benedikt XVI.:

„Enthaltsamkeit sei ein wirksames Mittel gegen Aids. Das hat Papst Benedikt XVI. bei einem Treffen mit dem neuen namibischen Botschafters beim Heiligen Stuhl, Neville Melvin Gertze, erneut unterstrichen.“

Radio Vatikan meldete, der Papst sei der Ansicht

„nur die Erziehung zu individueller Verantwortung in der Sexualität und die eheliche Treue könnten die Pandemie eindämmen.“

Auf Kritik an Abstinenz-Programmen, auf Forderungen nach der Akzeptanz von Kondomen zur Aids-Prävention durch die Kirche, auf Studien, die die Unwirksamkeit von Abstinenz-Programmen zeigen, ging Joseph Ratzinger, der Papst Benedikt XVI. nicht ein.

Abstinenz – dies war einst auch eines der wesentlichsten Stichworte der Aids-Politik der Bush-Regierung in den USA. Einer Aids-Politik, die gescheitert ist.

Abstinenz macht krank, Abstinenz-Programme sind unwirksam, immer wieder haben dies die verschiedensten Untersuchungen und Studien gezeigt, Experten verschiedenster Couleur darauf hingewiesen.

Soll man heulen ob so viel Ignoranz? Wütend werden? Oder einfach weiterschalten, ignorieren, ist doch nur der alte Mann aus Rom?

Ignorance kills – Ignoranz tötet, dies war einst ein Motto von ACT UP. Papst Benedikt XVI und seine päpstliche Ignoranz zeigen, dass dieses Motto immer noch Aktualität hat …