UNAIDS-Direktor Michel Sidibé: die Welt steht tief in der Schuld der Lesben-, Schwulen- und Transgender-Communities

Michel Sidibé, Generaldirektor von UNAIDS, erinnert an die Verdienste und Errungenschaften von Schwulen, Lesben und Transgender (LGBT) m Kampf gegen Aids in den vergangenen 30 Jahren:

„The global AIDS response would never have reached where it is today without their courageous, inspiring and consistent action and activism over the last 30 years.“

Sidibé weist darauf hin, dass es Schwule waren, die Anfang der 19080er Jahre die ersten Organisation zur Unterstützung und Pflege gründeten. Dass es Schwule, Lesben und Transgender waren, die Mitte der 1980er Jahre in einer Zeit der weitgehenden Ignoranz durch die offizielle Politik mit selbst kreierten Kampagnen Druck machten, nach Lösungen verlangten. Dass es eine Gruppe von schwulen Männern war, die 1983 die ‚Denver Prinzipien‚ als erstes bedeutendes Statement der Rechte von Menschen mit HIV verfassten.

UNAIDS-Generaldirektor Michel Sidibé bei der Eröffnung der Konfernez "HIV, law and human rights" in Dakar am 7. Februar 2011 (Foto: UNAIDS)
UNAIDS-Generaldirektor Michel Sidibé bei der Eröffnung der Konfernez "HIV, law and human rights" in Dakar am 7. Februar 2011 (Foto: UNAIDS)

Sidibé betont die nicht zu unterschätzende Bedeutung von ACT UP als einer der ersten Organisationen, die die Schwulen-, Lesben- und Transgender-Bewegung mit der Bürgerrechts-Bewegung zusammen gebracht habe, um wirtschaftliche und politische Lösungen der Aids-Krise zu verlangen.

Die heutigen Erfolge auch in der Behandelbarkeit von HIV beruhten, so Sidibé, auf diesem Engagement der Lesben-, Schwulen- und Transgender-Bewegungen in den 1980er und 1990er Jahren.

„Today’s treatment success sprang from this bold and „outside the box“ grassroots leadership of the LGBT community in the 1980s and ’90s.“

Diese Erfolge hätten jedoch einen bitteren Beigeschmack, da schwule Männer immer noch weit überproportional von HIV betroffen seien:

„After 30 years of the world’s strongest HIV programs led by the LGBT community, the AIDS epidemic is still taking a tragic and disproportionate toll on LGBT communities all over the world. In the United States, gay and bisexual men comprise less than two percent of the population, yet they have accounted for at least half of new HIV infections and cumulative HIV cases since the first cases were reported in the 1980s.“

Es sei eine bittere Ironie, dass ausgerechnet einige derjenigen Staaten, die am meisten von den Errungenschaften der letzten Jahre der Aids-Bekämpfung profitiert hätten, auch diejenigen Staaten seien, die am deutlichsten Schwule, lesben und Transgender diskriminieren und verfolgen.

Die Welt stehe tief in der Schuld der Lesben-, Schwulen- und Transgender-Communities weltweit. Es sei nun an der Zeit, dieser Schuld gerecht zu werden, danke zu sagen:

„The world owes the LGBT community a great debt. Now it is time to repay our debt of thanks. Those of us in positions of global leadership must stand by LGBT people all over the world and say, „You are not alone. We are in this together.““

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Michel Sidibé: The AIDS Response Owes a Great Debt to LGBT Communities
in: Huffington Post 20.07.2012

UNAIDS-Bericht: ‚Together we will end AIDS‘

Aktuelle Daten u.a. über die Zahl der HIV-Positiven weltweit, und Angaben darüber, wie viele HIV-Infizierte in welchen Staaten Zugang zu antiretroviraler Therapie haben – der neue Jahresbericht von UNAIDS „Together we will end AIDS“ wurde vorgestellt.

UNAIDS-Direktor Michel Sidibé wies auf die erreichten Erfolge hin, betonte jedoch auch, dass weitere Anstrengungen der internationalen Gemeinschaft erforderlich sind:

„it is not enough for international assistance to remain stable­­—it has to increase if we are to meet the 2015 goals“

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UNAIDS: Together we will end AIDS
auf issu

Global Commission on HIV and the Law: Bericht über die Auswirkungen von Gesetzen auf die HIV-Epidemie

Er war mit Spannung erwartet worden, der Bericht der „Global Commission on HIV and the Law“ über die Effekte schlechter Gesetzgebung auf die HIV-Epidemie – heute (9.7.2012) wurde er veröffentlicht.

Der Bericht ‚HIV and the Law: Risks, Rights & Health – How evidence and human rights based laws can end an epidemic of bad laws and transform the global AIDS response!‘ basiert auf der Beteiligung von über 1.000 Menschen aus 140 Staaten, seine Erarbeitung nahm 18 Monate in Anspruch. Im Mittelpunkt: die rechtlichen und menschenrechtlichen Aspekte der  Kriminalisierung der HIV-Infektion.

Die „Global Commission on HIV and the Law“ ist ein unabhängiges Gremium, das eingerichtet wurde vom United Nations Development Program (UNDP) im Auftrag des Joint United Nations Programme on HIV/AIDS (UNAIDS).

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weitere Informationen:
Global Commission on HIV and the Law:
‚HIV and the Law: Risks, Rights & Health‘ (je pdf)
English | Spanish | French | Russian

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eine erste Analyse hat das HIV Justice Network: Global Commission on HIV and the Law: an analysis of their HIV criminalisation recommendations sowie Edwin J. Bernard auf POZ: Global Commission on HIV and the Law: an analysis of their HIV criminalization recommendations

siehe auch
DAH 09.07.2012: „Wir können die Menschen nicht weiter leiden und sterben lassen“
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UNAIDS-Expertenmeeting 2011 zu HIV – Kriminalisierung: Bericht verfügbar

Vom 31. August bis 2. September 2011 fand in Genf das „UNAIDS Expert meeting report on the scientific, medical, legal & human rights aspects of HIV criminalisation“ statt. Inzwischen wurde der 35seitige Bericht über das Treffen präsentiert.

UNAIDS 06.07.2012: UNAIDS Expert meeting report on the scientific, medical, legal & human rights aspects of HIV criminalisation (pdf)

Thx Edwin!

(Nicht) Willkommen mit HIV

Die Aids-Organisation der Vereinten Nationen UNAIDS hat unter dem Titel „Welcome (not)“ eine Info-Grafik erstellt, die aufzeigt, in welchen Staaten und Regionen weltweit Menschen mit HIV willkommen sind – oder nicht:

mit HIV (nicht) willkommen (Grafik: UNAIDS)
mit HIV (nicht) willkommen (Grafik: UNAIDS)

UNAIDS zufolge verwehren 5 Staaten HIV-Positiven Visa selbst für kurzzeitige Einreise, weitere 5 Staatenverlangen eine Offenlegung des HIV-Status für eine Einreise. 21 Staaten deportieren HIV-Positive, sobald ihr HIV-Status bekannt wird. Weitere 47 Staaten haben weitere Formen der Ein- oder Beschränkungen der Reise- oder Aufenthaltsbedingungen für HIV-Positive.

Erfolg: sechs Staaten haben in jüngerer Zeit ihre zuvor bestehenden Einreisebeschränkungen aufgehoben.

mehr hier: UNAIDS: Welcome (not)

HIV ist kein Verbrechen – UNAIDS-Direktor: „Ich bin schockiert“

Er sei schockiert angesichts dessen, was Nick und Robert geschehen sei, äußerte der Direktor der Aids-Organisation der Vereinten Nationen UNAIDS, Michel Sidibé, nachdem er den Kurzfilm „HIV is not a crime“ gesehen hatte.

„I was shocked, I am Executive Director (of UNAIDS), I am supposed to be very committed to all the human rights issue and trying to push this agenda… and I’m not even knowing a minimum of those unacceptable things that are happening around me. It was shocking for me and upsetting to hear the stories of Nick and Robert.“

Sidibé äußerte sich nachdem er den Kurzfilm „HIV is not a crime!“ (Sean Strub, 2011) gesehen hatte, der die Kriminalisierung von HIV-Positiven thematisiert (Ausschnitt des Dokumentarfilm-Projekts):

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POZ 15.02.2012: UNAIDS‘ Michel Sidibé: ‚I was shocked‘

UNAIDS: 34 Millionen Menschen weltweit sind mit HIV infiziert

Die Zahl der HIV-Infizierten ist weltweit bis Ende 2010 auf 34 Millionen Menschen gestiegen. Dies teilte UNAIDS im neuen 2011 World Aids Day Report mit.

Seit 2001 ist die Zahl der HIV-Infizierten weltweit um 17 % gestiegen und beläuft sich nun auf 34 Millionen. Dies teilte UNAIDS-Generaldirektor Michel Sidibé am 21. November 2011 in Berlin mit. Sidibé hielt sich anläßlich der Konferenz „Health. Right. Now!“ in Berlin auf.

2,7 Millionen Menschen infizierten sich 2010 neu mit HIV – ein deutlicher Rückgang im Vergleich zum Jahr 2001, in dem sich 3,1 Millionen Menschen mit HIV infizierten. 1,8 Millionen HIV-Positive starben weltweit 2010 an den Folgen von HIV und Aids.

Der regionale Schwerpunkt liegt weiterhin in Afrika südlich der Sahara: 22,9 Millionen HIV-Positive leben in dieser Region. An zweiter Stelle: Süd- und Südost-Asien mit 4 Millionen HIV-Positiven. Auch die HIV-Prävalenz bei Erwachsenen ist in Afrika südlich der Sahara mit 5% am höchsten.

Große Fortschritte konnten bei der Verfügbarkeit antiretroviraler Therapien erzielt werden:  nahezu die Hälfte (47%) derjenigen HIV-Positiven, die antiretrovirale Medikamente benötigen, haben inzwischen auch Zugang dazu.

Insgesamt waren Ende 2010 Mittel in Höhe von 15 Mrd. US-$ für den Kampf gegen Aids weltweit verfügbar. Die internationale Unterstützung ging jedoch deutlich zurück: statt 7,6 Mrd. $ (2009) wurden 2010 nur noch 6,9 Mrd. $ bereitgestellt. Dies bedeutet jedoch weiterhin, dass 53% derjenigen, die dringend Aids-Medikamente benötigen, auch heute noch keinen Zugang zu ihnen haben.

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weitere Informationen:
UNAIDS 21.11.2011: UNAIDS 2011 World AIDS Day report
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Kurz notiert … Juli 2011

26. Juli 2011: Alexander McQueen, am 11. Februar 2011 verstorbener britischer Modedesigner, hat aus seinem 16 Millionen Pfund umfassenden Nachlass 100.000 Pfund der britischen Aids-Organisation Terrence Higgins Trust vermacht.

25. Juli 2011: Dem Kondom-Hersteller Durex werden die Kondome knapp, aufgrund einer bereits seit Mai 2011 andauernden Auseinandersetzung mit einem indischen Lieferanten.

20. Juli 2011: Die europäische Arzneimittelbehörde EMA hat dem Hepatitis-C- Proteasehemmer Boceprevir (Handelsname Victrelis®) die Zulassung erteilt.

18. Juli 2011: Der Pharmakonzern Abbott kündigt an, eine Kombi-Pille aus Kaletra® und 3TC zu entwickeln.

14. Juli 2011: Die Regionen in den USA mit den höchsten HIV-Infektionsraten zählen zugleich zu den ärmsten Regionen der USA, berichten US-Medien. In den am meisten von HIV betroffenen Regionen im Süden der USA lebe einer von fünf HIV-Positiven unterhalb der Armutsgrenze.

13. Juli 2011: Zwei große Studien zur Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP) haben gezeigt, dass Tenofovir bzw. Tenofovir plus Emtricitabine das Risiko einer sexuellen HIV-Übertragung bei heterosexuellen Paaren um 62 bzw. 73% reduzieren können.

12. Juli 2011: Liza Minelli wurde zum ‚Offizier‘ der französischen Ehrenlegion ernannt, u.a. wegen ihrer Verdienste um die Aids-Bekämpfung. Die Ehrenlegion ist die höchste Auszeichnung Frankreichs.

11. Juli 2011: Australien: HIV-positiver Mann zu 3 Jahren Haft verurteilt wegen Gefährdung von 3 Frauen durch ungeschützten Sex. Keine der Frauen wurde mit HIV infiziert.

Wissenschaftler haben in Japan einen Gonorrhoe- (auch: Tripper) Stamm entdeckt, der gegen die eingesetzten Antibiotika resistent ist.

Jerry Herman, offen HIV-positiver Hollywood-Erfolgs-Komponist u.a. der Musicals „Hello Dolly“ oder „La Cage Aux Folles“ (Ein Käfig voller Narren) wurde am 10. Juli 80 Jahre alt.

08. Juli 2011: Schweiz: eine 32jährige Frau aus Ostafrika wurde wegen schwerer Körperverletzung zu einer „teilbedingten Freiheitsstrafe“ von drei Jahren verurteilt. Falls das Urteil rechtskräftig wird, droht der Frau die Abschiebung aus der Schweiz.

05. Juli 2011: Millionen HIV-Positive, die auf günstige Aids-Medikamente angewiesen sind, werden sterben, falls Indien aufgrund des Handelsabkommens mit der EU aufhören muss, generische Aids-Medikamente herzustellen. Dies betont UNAIDS-Direktor Michel Sidibé.

04. Juli 2011: Eine Gruppe von 55 US-Ärzten fordert die US-Arzneimittelbehörde FDA auf, Truvada® nicht als ‚Präventions-Pille‚ zuzulassen.

03. Juli 2011: „Will Karel De Gucht be responsible for millions deaths ?“ EU-Handelskommissar Karel de Gucht wurde am frühen Sonntag Morgen von Aktivisten von ACT UP Paris geweckt (Video), die gegen die (von de Gucht vertretene) Position der EU in Handelsabkommen protestierten. Die Haltung der EU gefährde die Versorgung von Millionen HIV-Positiven mit preiswerten Generika.

02. Juli 2011: „Die gestoppten Gelder für den Globalen Fonds schnellstens freigeben“, fordert (nicht nur) die Deutsche Aids-Hilfe von Bundesentwicklungsminister Niebel.

01. Juli 2011: Der Schmuck der am 23. März 2011 verstorbenen Filmschauspielerin Elizabeth Taylor soll im Dezember 2011 versteigert werden. Der Erlös soll der Elizabeth Taylor Aids Foundation zugute kommen.

Einige Aids-Medikamente der Klasse der NRTIs können bei HIV-Positiven zu vorzeitiger Alterung beitragen. Die durch sie verursachten Veränderungen an den Mitochondrien könnten irreversibel sein, so Wissenschaftler.

Aids – jetzt auch als App …

Mit einer eigenen App informieren die Vereinten Nationen seit neuestem auch auf iPhone und iPad über HIV und Aids: ‚AIDSinfo‘.

Neu seit 31. Mai 2011 gibt es Aids auch als App für iPhone und iPad: „AIDSinfo“, die neue offizielle App der Vereinten Nationen. Die App stellt überwiegend länderbezogene Daten zu HIV und Aids zu einer Vielzahl von UN-Mitgliedsstaaten dar und basiert auf dem „AIDSinfo“ – Dienst von UNAIDS. Sie ist bisher auf englisch und niederländisch verfügbar und erfordert iOS 3.2 oder höher.

Aus der Beschreibung der App:

„AIDSinfo is a data visualization and dissemination tool to facilitate the use of AIDS-related data in countries and globally. AIDSinfo is populated with multisectoral HIV data from a range of sources including WHO, UNICEF, UNAIDS and Measure DHS. The data provided by UNAIDS include AIDS spending, epidemiological estimates, information on policies, strategies and laws, and other country-reported data from government and civil society.“

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weitere Informationen:

ITunes: AIDSinfo by United Nations
UNAIDS: AIDSinfo
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UNAIDS: neues Projekt untersucht Evidenz der Kriminalisierung der HIV-Übertragung

Die Aids-Organisation der Vereinten Nationen UNAIDS wird sich in einem neuen Projekt damit beschäftigen, ob das Strafrecht überhaupt im Kontext HIV angewandt werden sollte, und falls ja, mit welcher Evidenz welche Maßnahmen vertretbar sein können.

Eine Kriminalisierung der HIV-Übertragung kann erfolgreicher HIV-Prävention deutlichen Schaden zufügen. Zahlreiche Gründe sprechen, wie Experten immer wieder betont haben, gegen eine Kriminalisierung der HIV-Infektion. Diese Erkenntnis setzt sich inzwischen auch bei Staaten durch, die bisher die (tatsächliche oder potentiell mögliche) HIV-Übertragung kriminalisieren.

Einige Staaten haben in den letzten Monaten erkannt, dass eine Kriminalisierung der HIV-Übertragung kontraproduktiv ist, und Schritte eingeleitet, kriminalisierende Maßnahmen oder Gesetze zu überprüfen oder abzuschaffen. So hatten einige Staaten Einreiseverbote oder Aufenthaltsbeschränkungen für HIV-Positive abgeschafft. Österreich hatte 2010 die strafrechtliche Kriminalisierung HIV-Positiver abgeschafft. In Dänemark hat der Justizminister ein HIV-spezifisches Gesetz außer Kraft gesetzt, um es überprüfen zu lassen. Auch die schwedische Regierung wurde jüngst erneut aufgefordert, kriminalisierende Maßnahmen zu überprüfen. Und UNAIDS-Generalsekretär Michel Sidibé hatte erst jüngst erneut betont, “Gesetze sollten für die Aids-Bekämpfung arbeiten, nicht gegen sie”.

Nun soll sich ein Projekt von UNAIDS, zu dem auch eine internationale Konsultation gehören wird, damit beschäftigen, welche Evidenz für kriminalisierende Maßnahmen überhaupt besteht. Hierzu sollen wissenschaftliche, medizinische, rechtliche und Menschenrechts-Aspekte untersucht werden.

„To assist countries in the just application of criminal law in the context of HIV, UNAIDS has initiated a project to further investigate current scientific, medical, legal and human rights aspects of the criminalization of HIV transmission. This project aims to ensure that the application, if any, of criminal law to HIV transmission or exposure is appropriately circumscribed by the latest and most relevant scientific evidence and legal principles so as to guarantee justice and protection of public health.“

Einer der Berater in dem Projekt wird der in Brighton und Berlin lebende Autor und Aktivist Edwin J. Bernard sein, der sich seit Jahren mit den Folgen der Kriminalisierung der HIV-Übertragung beschäftigt. Bernard ist u.a. auch Herausgeber der Internetseite „Criminal HIV transmission“, die Informationen zum Thema sammelt.

Das Projekt, das von der Regierung Norwegens finanziell unterstützt wird, wird sich nach Angaben von UNAIDS auf wohlhabende Staaten konzentrieren – sie seien diejenigen mit der höchsten Zahl an bekannt gewordenen Verfolgungen wegen HIV-Infektion oder -Gefährdung.

Die Ergebnisse des Projektes sollen der „Global Commission on HIV and the Law“ vorgestellt werden.

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weitere Informationen:
UNAIDS 26.04.2011: Countries questioning laws that criminalize HIV transmission and exposure
Criminal HIV Transmission 27.04.2011: UNAIDS announces new project examining „best available scientific evidence to inform the criminal law“
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UNAIDS-Direktor fordert Deutschland auf, Unterstützung fortzusetzen

UNAIDS-Exekutivdirektor Michel Sidibé forderte bei einem Besuch in Berlin am 8. Februar 2011 Deutschland auf, sein Engagement im Kampf gegen Aids weiter aufrecht zu erhalten.

Michel Sidibé, Exekutivdirektor des Aids-Programms der Vereinten Nationen UNAIDS, hielt sich am 8. Februar 2011 in Berlin zu politischen Gesprächen auf. Sidibé traf sich mit Außenminister Westerwelle sowie Gesundheitsminister Rösler.

UNAIDS-Direktor Michel Sidibé mit Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler am 8. Februar 2011 in Berlin (Foto: UNAIDS)
UNAIDS-Direktor Michel Sidibé mit Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler am 8. Februar 2011 in Berlin (Foto: UNAIDS)

Sidibé forderte Deutschland in den Gesprächen dazu auf, seinen (auch finanziellen) Einsatz im Kampf gegen Aids aufrecht zu erhalten. Erst wenige Tage zuvor hatte Entwicklungsminister Niebel nach Vorwürfen der Zweckentfremdung von Mitteln in einigen Empfängerstaaten die Zahlungen an den globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Malaria und Tuberkulose gestoppt und erklärt, er wolle weitere Zahlungen von eigenen Untersuchungen abhängig machen. Deutschland ist bisher mit 398 Mio. US-$ (2009) nach den USA und Großbritannien das drittgrößte Geberland beim internationalen Kampf gegen Aids.

Zudem forderte Sidibé die Bundesregierung auf, eine aktive Rolle bei der UN-Generalversammlung zu HIV/Aids im Juni 2011 in New York wahrzunehmen und Teilnahme auf dem höchstmöglichen Level sicherzustellen. Rösler wie auch Westerwelle drückten ihr Interesse an einer Teilnahme aus.

Sidibé betonte in seinen Gesprächen, auch mit Parlamentariern, die Notwendigkeit von Präventionsmaßnahmen für besonders von HIV bedrohte Gruppen wie schwule Männer, Sexarbeiter, Transgender oder Drogengebraucher. Zudem wies er darauf hin, dass Handelsabkommen nicht zu Hindernissen beim Zugang zu antiretroviralen Therapien führen dürften.

Am Vortag hatte Sidibé auf einem Treffen von hochrangigen Juristen und Justiz-Politikern in Kampala gesprochen und die Staaten aufgefordert, gegen Diskriminierung und Ungerechtigkeit vorzugehen. Gesetze dürften nie Gesundheit oder Überleben eines Individuums gefährden.

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weitere Informationen:
UNAIDS 09.02.2011: Official visit to Berlin for meetings with Minister of Foreign Affairs and Vice-Chancellor, and Minister of Health
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„Gesetze sollten für die Aids-Bekämpfung arbeiten, nicht gegen sie“

„Gesetze sollten für die Aids-Bekämpfung arbeiten, nicht gegen sie“, sagt Michel Sidibé, UNAIDS-Generaldirektor. „Sie sollten nie die Gesundheit oder das Überleben des Individuums behindern.“

Vom 6. bis 8. Februar 2011 fand in Dakar (Senegal) ein Treffen von Justizministern und Richtern aus West- und Zentralafrikanischen Staaten statt. Diese „high-level consultation on HIV, the law and human rights“ sollte sich der Frage widmen, wie sich die Justiz auf nationaler Ebene mit HIV auseinander setzt.

Bei der Eröffnung der Konferenz sprach Michel Sidibé, Exekutivdirektor des Aids-Programms der Vereinten Nationen UNAIDS.

UNAIDS-Generaldirektor Michel Sidibé bei der Eröffnugn der Konfernez "HIV, law and human rights" in Dakar am 7. Februar 2011 (Foto: UNAIDS)
UNAIDS-Generaldirektor Michel Sidibé bei der Eröffnung der Konferenz "HIV, law and human rights" in Dakar am 7. Februar 2011 (Foto: UNAIDS)

Sidibé thematisierte die Frage der Kriminalisierung von HIV und HIV-Positiven. Er forderte zum eindeutigen Vorgehen gegen Diskriminierung und Ungerechtigkeit auf.

„Laws should work for the AIDS response, not against it—they should never obstruct the health or survival of any individual. We must truly address discrimination and injustice related to AIDS.“

Juristen und Justiz-Politikern komme eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung von Aids, aber auch bei der Bewahrung von Menschenrechten zu, betont ein Artikel von UNAIDS über das Treffen. Viele Staaten auf der Welt hätten immer noch Gesetze, die eine wirksame HIV-Bekämpfung unterminieren, und Menschen eher bestrafen als zu schützen, die dies bedürften.

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weitere Informationen:
UNAIDS 08.02.2011: Judicial officials convene in Dakar for consultation on HIV, the law and human rights
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Wikileaks: US-Depeschen zu HIV und Aids – von Banalem bis Korruption (akt.)

Zehn der bisher von Wikileaks veröffentlichten Depeschen des Diplomatischen Dienstes der USA beschäftigen sich mit HIV und Aids. Thematisiert werden Scheitern in der Aids-Politik, Korruption bei Aids-Organisationen oder Carla Brunis Bemühungen um einen Aids-Event.

Zwischen Banalitäten und deutlicher Kritik an der Aids-Politik mancher Regierungen bewegt sich die Bedeutung derjenigen Depeschen, die Wikileaks bisher publizierte und die sich mit HIV/Aids beschäftigen (Dank an John S. James / ATN für das mühsame Aufstöbern!).  Eine südafrikanische Ministerin gibt zu, Südafrika habe in der Vergangenheit Fehler in seiner Aids-Politik gemacht. Gibt es Korruption bei UNAIDS? Uganda hat Probleme mit seiner Aids-Politik. Und der chinesische Vize-Präsident kennt einen Dokumentarfilm einer Exil-Chinesin über chinesische Aids-Waisen.

Alle Depeschen wurden eingesehen über einen Schweizer Spiegel der Wikilekas-Site.

10LUANDA84
2010: Vermerk über mögliche Kooperationen der USA und Chinas, u.a. bei HIV/Aids-Programmen.

09PRETORIA2245
2009: Detaillierter Bericht über ein Erstgespräch des US-Botschafters mit der südafrikanischen Ministerin für Internationale Beziehungen und Kooperation Maite Nkoana-Mashabane, die u.a. Fehler bei der HIV-Aids-Politik Südafrikas in der Vergangenheit zugebe.
Präsident Zuma werde zum Welt-Aids-Tag ein bedeutendes Statement abgeben, zukünftig wolle das Land eine führende Rolle im Kampf gegen Aids einnehmen. Die Ministerin betont ihr großes Interesse, in größerem Umfang Generika einsetzen zu können, um Kosten zu sparen.
Der US-Botschafter äußert den US-Wunsch zu Kooperation beim Tthema Gewalt gegen Frauen, das u.a. Bezüge zum Bereich HIV/Aids habe. Die Ministerin teilt die Bewertung der Bedeutung des Themas.

09KAMPALA1197
2009: Bericht u.a. über die HIV/Aids-Situation in Uganda – das Land drohe seine einst führende Rolle im Kampf gegen Aids zu verlieren. Viele ugandische erfolge gegen Aids seien seien in Wirklichkeit Erfolge des us-amerikanischen Prepfar-Programmes. Prepfar wachse allerdings sehr schnell und schaffe Abhängigkeiten. Uganda müsse seine Aids-Politik neu justieren.

09LONDON2005
2009: Die US-Botschaft in London berichtet, die Gattin des französischen Staatspräsidenten Sarkozy, Carla Bruni, plane bei der UN-Vollversammlung einen Event zu HIV/Aids. Der britische Premierminister Brown plane zum gleichen Anlass eine Veranstaltung zu Mutter-Kind-Gesundheit, Großbritannien bemühe sich diese konfliktträchitge Situation zu entschärfen.

09STATE80163
2009: Sehr ausführliche Depesche zu zahlreichen Themen / Volltext der ‚National HUMINT Collection Directive‘ (NHCD) der Vereinten Nationen. Dabei als Themen erwähnt u.a. Zugang zu antiretroviraler Therapie sowie Korruption bei internationalen Gesundheits-Organisationen, u.a. bei UNAIDS und dem Globalen Fond zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria, sowie Management-Stil und Einfluss wichtiger Personen im Gesundheitsbereich, u.a. des Direktors von UNAIDS.

09STATE37561
2009: Depesche ebenfalls über HUMINT (s.o.), als Themen erwähnt u.a. Regierungspolitiken zu HIV / Aids sowie Medikamenten-Resistenzen.

09STATE37566
2009: Depesche ebenfalls über HUMINT (s.o.), als Themen erwähnt u.a. Auswirkungen von HIV/Aids auf Militär, Regierungen und wirtschaftliche Situation in Burkina Faso, Kapverdische Inseln, Tschad, Gambia, Mali, Mauritanien, Niger und Senegal.

08STATE116392
2008: Depesche ebenfalls über HUMINT (s.o.), als Themen erwähnt u.a. Situation der HIV-Infektion in Palästina.

07BEIJING1840
2007: Bericht über Gespräche des US-Botschafters mit Xi Jinping (inzwischen seit 2008 Vizepräsidenten der Volksrepublik China, seit Oktober 2010 zusätzlich stellvertretender Vorsitzender der Zentralen Militärkommission). Erwähnt wird kurz ein Dokumentarfilm einer Exil-Chinesin über Aids-Waisen, der gerade einen Oscar als bester Kurz-Dokumentarfilm gewonnen habe [Anmerkung: gemeint sein dürfte der Film „The Blood of Yingzhou District“ von Ruby Yang und Thomas Lonnon].

01PRETORIA1173
(von ATN genannt, trotz Suchen nicht identifizierbar)
2001: Dünnhäutig sei er, Südafrikas Präsident Tabo Mbeki, berichtet der südafrikanische US-Botschafter. Ein erneuter Hinweis, dass Mbekis Urteilsvermögen in Frage zu stellen sie, sei sein Verhalten zu Aids. Sein Zögern, zu akzeptieren dass HIV Aids auslöse, sei international und in Südafrika erstaunt zur Kenntnis genommen worden. Sein früherer Sprecher Parks Mankahlana sei an einer Krankheit gestorben, von der viele annähme es sei Aids gewesen, auch wenn Mbeki dies niemals zugeben würde. Im Gegenteil, er halte weiterhin z.B., seiner Gesundheitsministerin die Treue, die im gesamten Kabinett große Menegne eines Buches eines Aids-Leugners verteilt habe.
Selbst als auch in Südafrika in Wissenschaft und öffentlicher Meinung zunehmend die Verbindung zwischen HIV und Aids anerkannt wurde, habe Mbeki statt einer klaren Äußerung einfach betont, er ziehe sich aus der Debatte zurück. Es gehe der Opposition nur darum, dass sie meckern könne, in Südafrika geschehe unter seiner Regierung Schlechtes.
Der Botschafter versuche, einen Draht zu Mbeki zu etablieren und auf ihn einzuwirken, dass er seine Ton in Sachen Aids mäßige.

[Hinweis auf die Cables via Aids Treatment News]

UNAIDS: weltweite HIV-Epidemie hat Zenit überschritten – aber viel zu wenige Positive haben Zugang zu Therapie

Weltweit leben über 33 Millionen Menschen mit HIV. Die Zahl der Neuinfektionen weltweit geht langsam zurück. Dies betont der neue Jahresbericht von UNAIDS.

Die weltweite HIV-Epidemie hat ihren Gipfel überschritten und ist im langsamen Rückgang. Es sei allerdings eine sehr wichtige Frage, wie stark und schnell dieser Rückgang gestaltet werden könne, betont UNAIDS im 2010-Jahresbericht zum weltweiten Stand der HIV-Epidemie.

30 Jahre nach Beginn der HIV-Epidemie leben weltweit nach Schätzungen von UNAIDS über 33 Millionen HIV-Infizierte. Seit 1999, dem Jahr, in dem die HIV-Epidemie weltweit ihren höchsten Stand erreichte, sank die Zahl der HIV-Neuinfektionen weltweit um 19 Prozent. Besonders in zahlreichen von HIV besonders stark betroffenen Staaten sinke die Zahl der NMeuinfektionen – dies zeige auch, dass gerade auch hier die HIV-Prävention möglich sei und funktioniere.

Von den geschätzt 15 Millionen HIV-Positiven in Staaten mit niedrigem oder mittlerem Volkseinkommen haben inzwischen 5,2 Millionen Zugang zu antiretroviraler Therapie. Allein 2009 konnten 1,2 Millionen HIV-Positive erstmals antiretrovirale Medikamente nehmen, ein Zuwachs um 30% gegenüber dem Vorjahr.

Über zehn Millionen Menschen allerdings, die nach den neuen WHO-Richtlinien Zugang zu antiretroviralen Therapien haben sollten, warten immer noch vergeblich auf wirksame Medikamente.

Die Aids-Organisation der Vereinten Nationen UNAIDS hat ihren jährlichen „Report on the global AIDS epidemic“ vorgestellt. Der Bericht basiert auf Angaben zu 182 Staaten weltweit und stellt damit die wohl umfassendste Analyse zum Stand der HIV-Epidemie weltweit sowie zur Antwort der Staaten und Gesellschaften darauf dar. Erstmals werden zu über 60 Staaten auch Trends zur Entwicklung der HIV-Inzidenz vorgestellt.

HIV-Prävalenz 2009 (Karte: UNAIDS)
HIV-Prävalenz 2009 (Karte: UNAIDS)

Die Daten zeigen, so UNAIDS, dass der Kampf gegen Aids weltweit erfolgreich geführt werden könne – und dass nun ein vermehrter Mitteleinsatz erforderlich sei, um die erreichten Erfolge nicht zu gefährden, sondern auszubauen.

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weitere Informationen:
UNAIDS: Report on the global AIDS epidemic 2010 (pdf, 3,9 MB) (online lesen)
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WHO, UNICEF & UNAIDS: internationale Anstrengungen gegen Aids müssen intensiviert werden

Im Jahr 2009 wurden bedeutende Fortschritte dabei erzielt, den Zugang zu HIV-Prävention und -Therapie zu verbessern. Dennoch sei eine weitere Intensivierung erforderlich, betonen UNAIDS, WHO und UNICEF in einem gemeinsamen Bericht.

In zahlreichen Staaten mit niedrigem oder mittlerem Einkommen, darunter einigen mit sehr hohen HIV-Infektionszahlen, konnte 2009 der Zugang zu HIV-Prävention und antiretroviraler Therapie deutlich verbessert werden. Dies stellt der Bericht fest, der den Fortschritt des Kampfes gegen Aids in 144 Staaten mit niedrigem oder mittlerem Einkommen untersucht.

Dies zeige einmal mehr, dass das Ziel des „universal access“ (universeller Zugang zu Prävention und Therapie) möglich und erreichbar sei. Global allerdings sei die Erreichung dieses Zieles weiterhin in großer Ferne – schon aus diesem Grund sei es erforderlich, dass die Staatengemeinschaft an ihren Anstrengungen im Kampf gegen Aids festhalte und diese intensiviere.

„Wir sind auf dem richtigen Weg, sollten dort weitergehen, allein – uns fehlen 10 Milliarden US-$“, betonte der stellvertretende UNAIDS-Direktor Dr Paul De Lay. „Bei der Wiederaufffüll-Konferenz [für den Zeitraum 2011 – 2013] zum Globalen Fonds nächste Woche in New York haben wir die Chance für eine sinnvolle Investition und Sicherstellung des Kampfes gegen Aids.“

Towards universal access: Scaling up priority HIV/AIDS interventions in the health sector
Towards universal access: Scaling up priority HIV/AIDS interventions in the health sector

Der am 28. September 2010 vorgestellte Bericht ist bereits der vierte in einer Reihe von Fortschritts-Berichten.

WHO, UNICEF, UNAIDS: „Towards universal access: Scaling up priority HIV/AIDS interventions in the health sector“
Zusammenfassung (pdf, 1,57 MB)
Bericht in Kapiteln hier

bisherige Berichte:
2009 progress report
2008 progress report
2007 progress report
2006 progress report
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siehe auch:
SZ 29.09.2010: UN-Bericht zu HIV und Aids – Langsamer Fortschritt
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