Über andere Seiten im Iran

Auf den Iran wird ja gerne eingeprügelt. Fortschritte werden dabei gern übersehen – Fortschritte auch in der Aids-Bekämpfung.

Der Iran wird in hiesigen Medien gern als Quelle allen (oder vielerlei) Übels gesehen, als Unterstützer von des Terrors verdächtigten Einrichtungen und Organisationen, als expansionistische Mittelmacht, als potenzielle Atommacht mit ideologischem Bedrohungspotenzial usw.

Dabei wird gern übersehen, dass nicht alles im Iran so schwarz ist. Zum Welt-Aids-Tag möchte ich gern auf einen Aspekt der Aids-Bekämpfung im Iran hinweisen.

Der Direktor der Aids-Organisation der Vereinten Nationen UNAIDS, Peter Piot, bezeichnet den Iran (in einem Interview in der FAZ vom 28.10.2006) als „Musterland“. Und wem jetzt ob des unerwarteten Urteils der Atem stockt, für den hier im O-Ton Piots Begründung:

„Im Iran gibt es eine wachsende Zahl junger Menschen, die Drogen injizieren. Das Rauschgift stammt aus dem Nachbarland Afghanistan und ist beliebt, weil es billig zu haben ist. Die Gefängnisse im Iran sind voll mit jungen Drogenkonsumenten. Die Regierung im Iran geht allerdings pragmatisch mit dem Problem um: In allen Provinzen werden Methadon-Programme angeboten, auch in den Gefängnissen. Spritzen und Nadeln werden ausgetauscht. Und überall stehen Kondome unentgeltlich zur Verfügung. Ich wünschte, alle Länder der Region wären dazu bereit.“
(Piot weist im weiteren Verlauf des Interviews auch darauf hin, dass es weiterhin schwer sei, im Iran offen über Sex zwischen Jugendlichen oder zwischen Männern zu sprechen.)

Wenn ich mich daran erinnere, wie die Situation (nicht nur) in hiesigen Knästen aussieht, was Spritzentausch, Nadeln oder auch nur Kondome angeht, kommen mir ganz seltsame Gedanken …

Nicht, dass ich den Iran verteidigen möchte – erst recht nicht in Fragen im Kontext Proliferation / Atomwaffen. Aber eine differenzierte Sicht (auch beim Thema Iran) ist doch immer wieder angebracht, statt einseitiger ‚Verteufelungen‘ oder schwarz-weiß-Malereien.

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