EuroBarometer: ‚ich hab gerne Homo-Nachbarn‘

„Ich habe gerne einen homosexuellen Nachbarn“ – das denkt die Mehrzahl der Europäer. Doch im Detail zeigen sich Unterschiede.

Die Europäische Union (genauer: die Generaldirektion Beschäftigung, Soziales und Chancengleichheit der EU-Kommission) hat einen Bericht vorgelegt: das EuroBarometer „Diskriminierung in der Europäischen Union: Wahrnehmungen, Erfahrungen und Haltungen“.
Untersucht wurden die sechs in der EU gesetzlich verbotenen Formen der Diskriminierung: Diskriminierung aus Gründen des Geschlechts, der ethnischen Herkunft, der Religion / Weltanschauung, des Alters, einer Behinderung oder der sexuellen Orientierung. Die Daten basieren auf Interviews (Fragebogen) mit annähernd 27.000 Personen EU-weit.

Dabei wurde als wahrgenommene Diskriminierung diejenige aufgrund der sexuellen Orientierung (die im bericht immer ’sexuelle Ausrichtung‘ genannt wird) mit EU-weit 51% am zweithäufigsten nach der Diskriminierung aufgrund der ethnischen Herkunft angegeben (in Deutschland 40%).
Erstaunlicherweise ist der Wert der wahrgenommenen Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung für Deutschland (wie in 5 weiteren EU-Staaten) angestiegen (2006: 32%; 2008: 40%).

Unter ‚Einstellung gegenüber homosexuellen Menschen‘ vermerkt der Bericht als Überschrift „Die meisten Europäer fühlen sich wohl bei dem Gedanken, einen homosexuellen Nachbarn zu haben“. Der EU-Durchschnitt des „Wohlfühlfaktors schwuler Nachbar“ lag bei 7,9 – die Schweden fühlen sich mit Homo-Nachbarn am wohlsten (9,5), am unwohlsten die Bulgaren (5,3). Männer fühlten sich im Schnitt weniger wohl als Frauen, Menschen mit rechtsgerichteten Ansichten weniger als jene mit linksgerichteten, und Menschen mit niedrigerer Bildung weniger als Menschen mit höherer Bildung.

Nebenbei, auch so manche Politiker können aufatmen – oder ihre Karriere-Pläne weiter schmieden: „die meisten Europäer würden sich wohl fühlen, wenn das Staatoberhaupt ihres Landes homosexuell wäre“, stellt der Bericht fest.

EuroBarometer „Diskriminierung in der Europäischen Union: Wahrnehmungen, Erfahrungen und Haltungen“ online als pdf in deutscher Sprache hier

9 Gedanken zu „EuroBarometer: ‚ich hab gerne Homo-Nachbarn‘“

  1. Auch auf die Gefahr hin, wg. Vorurteil ausgebuht zu werden – ein homosexueller Nachbar legt tendenziell mehr Wert auf Ästhetik, Ordnung und Sauberkeit als der Durchschnittsnachbar.

    Oder?

  2. @ TheGayDissenter:
    alles eine frage des wohnorts? aber auch der prioritäten …
    jedenfalls – ich fühle mich mit schwulen nachbarn wohl …

  3. Ich fühle mich sogar mit Heteros wohl. ^^

    Was will uns diese Studie denn nun eigentlich zeigen? „die meisten Europäer würden sich wohl fühlen, wenn … “ heißt wohl „Schaut mal Ihr Schwuppen, die Europäer haben euch doch gern.“ – „Solange ihr sie nicht anfasst“, oder wie?

  4. @ René:
    vielleicht ist mein ratloses augenzwinkern nicht deutlich genug geworden … ich fand einige der überschriften auch, nun ja … seltsam. klang fast nach positiver diskriminierung … oder homosexueller folklore.
    klar mag ich auch einige meiner hetero-nachbarn …
    was schon interessant ist, sind die details die im report zu finden sind – sei es zb regionale unterschiede, oder entwicklungen über die zeit. bei dem anstieg wahrgenommener diskriminierung in d zb könnte man ja mal nach den ursachen fragen …
    insofern denke ich dass der report durchaus sinnvoll ist … vielleicht ein wenig arg flach „vermarktet“ …

  5. Ja, da gebe ich Dir Recht. Die Antwort auf die Frage nach Ursachen für teils frappierende Unterschiede wäre noch ein wenig interessanter gewesen.

    Aber: „Homosexuelle Folklore“ ist toll. – Danke, Ulli. 😉

  6. @ Torsten: Na, da kenne ich aber auch ganz andere…

    @ Ulli: Ich habe leider keine homosexuellen Nachbarn, bin aber auch den anderen gegenüber tolerant. Mmh, aber ich wollte ja sowieso dieses jahr noch umziehen. Vielleicht sollte ich meine zukünftigen Nachbarn genauer unter die Lupe nehmen, schaun mer mal.

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