China: schwere Vorwürfe gegen Spitzenpolitiker im Aids-Skandal

Chinesische Spitzen-Politiker hätten sich der groben Fahrlässigkeit im Umgang mit dem Blut-Skandal in der Provinz Henan schuldig gemacht – und seien bisher nicht zur Rechenschaft gezogen worden. Diesen Vorwurf erhebt ein ehemaliger Offizieller des chinesischen Gesundheitsdienstes.

Bis zu 100.000 Menschen infizierten sich in den 1990er Jahren in Folge des ‚Blut-Skandals‘ in der chinesischen Provinz Henan mit HIV, mindestens 10.000 sind bereits an den Folgen gestorben. Die Verantwortlichen wurden bisher nicht zur Rechenschaft gezogen. Nun erhebt ein ehemaliger Offizieller des chinesischen Gesundheitswesens Vorwürfe gegen chinesische Spitzenpolitiker.

Namentlich weist er hin auf Li Keqiang, seit März 2008 als Vize-Premierminister Mitglied des Staatsrates. Und auf Li Changchun, an 5. Stelle des Ständigen Ausschusses des Politbüros der Kommunistischen Partei Chinas.

Li Keqiang gilt als einer der einflussreichsten Politiker Chinas. Er gilt als möglicher Nachfolger von Premierminister Wen Jiabao. Wikipedia schreibt über Li Keqiang, der seit 1999 Gouverneur der Provinz Henan war und seit 1997 Mitglied im Zentralkomitee ist,  u.a.

„Als Gouverneur von Henan versuchte er einen Aidsskandal zu vertuschen. Seine Behörden schikanierten Opfer und Bürgerrechtler.“

Li Changchun, erst im April 2010 auf Staatsbesuch in Deutschland und von Außenminister Westerwelle sowie dem damaligen Bundespräsident Köhler empfangen, war seit 1992 bis 1998 Parteisekretär von Henan. Über ihn schreibt Wikipedia

„Li wird allerdings auch mit dem Blutspende-Skandal in der Provinz Henan, wo er Mitte der 1990er Jahre Parteisekretär war, in Verbindung gebracht. Damals wurden tausende Bauern beim Blutspenden mit dem AIDS-Erreger infiziert.“

Chen Bingzhong, heute 78 Jahre alt, war früher Chef des chinesischen ‚Institute of Health Education‘. Er betont in einer auf der Internetseite Aizhixing veröffentlichten Stellungnahme, die beiden Spitzenpolitiker sollten Verantwortung für ihr Handeln übernehmen. Er forderte eine volle und offene Untersuchung der Vorfälle.

Chen Bingzhong leidet an Leber-Krebs in fortgeschrittenem Stadium. Wenn er weiter schweige, habe er kein ruhiges Gewissen, sagte er in einem Interview. Er spreche, er flehe für die Opfer.

weitere Informationen:
AFP 01.12.2010: Ex-Official implicates two Chinese Leaders in AIDS Scandal
Washington Times 30.11.2010: Ex-health official tells of ’90s AIDS scandal
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