Leben und Sterben in MeckPomm

In MeckPomm lebt sich’s gefährlicher (und das nicht erst seit der Wahl letzten Sonntag …)

Wenn Sie einen Unfall haben, schwer verletzt sind, sind Sie in Deutschland in guten Händen. Denn Deutschland hat eine hervorragende Unfall-Versorgung, die Mehrzahl der Verletzten wird schnell und erfolgreich versorgt. Die Überlebensrate bei Mehrfach-Verletzten ist auf 78% (1996: 63%) gestiegen. Diese hohe Qualität erwarten wir selbstverständlich überall, und für jeden gleich, so verspricht es uns auch das Gleichheitsgebot.

Eine überall gleich gute Unfallversorgung zu erwarten, das anzunehmen kann sich jedoch als gefährlicher Trugschluss erweisen.

„Daseinsvorsorge“, „gleiche Lebensbedingungen für alle“ – was einst selbstverständliche Ansprüche bundesdeutscher Politik war, ist inzwischen längst außer Mode gekommen, für die einen zum Synonym eines zu ‚liberalisierenden‘, soll wohl oft heißen zu überwindenden Sozialstaats geworden, für viele andere zu einem vergessenen Begriff der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts.

Nur folgerichtig also, dass auch die Versorgung nach einem Unfall keineswegs überall gleich gut funktioniert. Womit wir wieder bei MeckPomm wären…

Laut Statistischem Bundesamt sterben nämlich in Mecklenburg-Vorpommern Unfallopfer weitaus häufiger als in anderen Bundesländern. Haben Sie in MeckPomm einen Unfall mit schweren Verletzungen, liegt Ihr Risiko, diesen Unfall nicht zu überleben, statistisch bei 2,7 Prozent. Haben Sie den gleichen Unfall hingegen in Berlin, liegt Ihr Risiko nur bei 0,5 Prozent, und selbst im Flächenland Nordrhein-Westfalen nur bei 1,1 Prozent.

Die Ärzte und Unfallhelfer in MeckPomm sind nicht etwa blöder oder weniger gut ausgebildet als anderswo. Und auch die vielen ostdeutschen Alleen sind an der niedrigeren Überlebensrate nicht schuld (vielleicht eher an manchem Unfall-Schwerpunkt).
Aber: in Mecklenburg-Vorpommern muss ein Krankenhaus durchschnittlich eine Fläche von 4.634 km² versorgen – in Nordrhein-Westfalen hingegen nur von 541 km². Ein ähnlich gravierender Unterschied findet sich auch bei der Fläche, die ein Rettungshubschrauber zu versorgen hat.

Nun ist MeckPomm sicher wesentlich dünner besiedelt als NRW. Das allerdings kann kein Grund sein, ein über fünffach erhöhtes Todesrisiko zu akzeptieren.

Zumal auch die Krankenhäuser unterschiedlich gut auf die Versorgung von Unfallopfern vorbereitet sind. Zu oft fehlen in der Notaufnahme wesentliche Geräte, um schnell reagieren zu können: 14% haben in der Notaufnahme kein Röntgen-Gerät, 23% fehlt selbst eine Möglichkeit zum Ultraschall. So geht wertvolle Zeit durch Verlegen des Patienten verloren, in der längst behandelt werden könnte.

Wenn Sie also einen Unfall in MeckPomm haben, verletzt sind, und dann auch noch in ein nicht optimal ausgerüstetes Krankenhaus kommen …
Vielleicht doch besser bis Berlin warten? 😉

(oder den zuständigen Gesundheitspolitikern mal einige kritische Fragen stellen?)

Ein Gedanke zu „Leben und Sterben in MeckPomm“

Kommentare sind geschlossen.