Poesie, Gedichte sind nicht so mein Metier. Gelegentlich kann ich ihre Sprache schätzen – allein, sie ist nicht die meine, manches Mal mit dem Gefühl des Bedauerns.
Eines der schönsten Gedichte, die ich je gelesen habe, das je mein Herz bewegte, stammt vom 1999 an den Folgen von Aids verstorbenen schwulen Autoren Detlev Meyer:
Wo du jetzt bist, da wird es niemals regnen,
und selbstverständlich ist es niemals kalt.
Ein junger Gott wird deine Heimstatt segnen,
das ist ein Haus von Marmor und Basalt.
In deinen Höfen blühen Hyazinthen,
in deinen Brunnen sprudelt kühl der Sekt.
Ein schöner Gärtner liebt dich scheu von hinten,
weil ihn dein junges Antlitz fast erschreckt.
Wo du jetzt bist, wird niemals etwas enden,
drum bleibt der Gärtner ewig an dir dran,
hält ewig dich in seinen schönen Händen –
was ich nicht konnte, weil das niemand kann.
Ich ließ dich los nach ein paar schönen Jahren,
und du verschwandest wie ein schöner Traum.
Sacht spielt der Wind in deinen schönen Haaren.
Spürst du das noch? Du spürst es kaum.
(Dieses Gedicht von Detlev Meyer stammt aus der für die deutsche Aids-Hilfe verfassten Broschüre „Ich ließ dich los nach ein paar schönen Jahren“)
(Bücher von Detlev Meyer sind u.a. im Männerschwarm Verlag verlegt)