Bill Gates‘ versteckte Aids-Botschaften – demnächst auch bei uns im Fernsehen?

Schleichwerbung im Fernsehen, nicht nur für Kaffee und Cola, sondern auch für Gesundheits-Themen, ist längst Realität. Die Bill und Melinda Gates Stiftung will diese unterschwellige Gesundheits-Werbung nun massiv ausweiten – auch im Aids-Bereich.

Die ‚Bill and Melinda Gates Foundation‘ ist eine Stiftung, die sich insbesondere aus den Mitteln ihrer beiden Namenspatrone Bill und Melinda Gates sowie aus dem Vermögen des Investors Warren Buffett speist. Die im Jahr 2000 gegründete Stiftung ist inzwischen die größte Stiftungen weltweit, kontrolliert ein Vermögen von geschätzten 37 Milliarden US-$.

Bill Gates (Foto: Bill and Melinda Gates Foundation)
Bill Gates (Foto: Bill and Melinda Gates Foundation)

Die ‚Bill and Melinda Gates Stiftung‘ unterstützt viele Projekte weltweit, oftmals mit dem Ziel der Förderung von Gesundheit und Bildung. Eines der bedeutendsten Arbeitsfelder der Stiftung ist HIV/Aids.

Weniger bekannt ist, dass diese Stiftung auch ‚hinter den Kulissen‘ sehr aktiv ist. Aktiv, um Einfluss zu nehmen. Einfluss zum Beispiel auch darauf, welche Geschichten (und wie) in erfolgreichen TV-Serien erzählt werden. Aktiv, um hier ihre Botschaften unterzubringen.

Längst ist es der Stiftung gelungen, dafür zu sorgen, dass die ihrer Ansicht nach wichtigen Botschaften auch zu Gesundheitsthemen in TV-Serien wie „ER“, „Law and Order: SUV“ oder „Private Practice“ auftauchen. Serien, die teils auch im deutschsprachigen Fernsehen laufen. Auch Botschaften zur HIV-Prävention haben so ihren Weg auf Millionen heimische Bildschirme weltweit gefunden.

Doch damit nicht genug. Die ‚Bill und Melinda Gates Stiftung‘ möchte mehr, möchte ihren Einflussbereich weiter ausdehnen. Dazu wurde eine Vereinbarung geschlossen mit dem Medienkonzern Viacom, zu dessen Imperium unter anderem Sender wie MTV, VH1 oder Nickelodeon gehören.

Gegenstand des Vertrags: ‚message placement‘, die Platzierung von Botschaften. Wo bisher Konsumgüter-Konzerne bezahlen, damit die ‚richtige‘ Cola-Marke auf dem Tisch, der ‚richtige‘ Burger in der Hand des Moderators ist, zahlt nun die Stiftung, damit die ‚richtigen‘ Gesundheits-Botschaften verbreitet werden. Auch zu Themen wie HIV und Aids.

Der Zweck scheint gut – allein, heiligt der Zweck alle Mittel?
Gewiss, es wäre naiv zu glauben, wir unterlägen im Alltag keinerlei Manipulationen. Versteckte Botschaften, unterschwellige Nachrichten sind längst Gang und Gäbe. Die alltägliche Einflussnahme, vor allem der Werbeindustrie.

Aber wenn schon Einflussnahme, dann offen – vor allem bei Einflussnahme auf so wichtige Themen wie Gesundheit. Welche Cola getrunken, welcher Kühlschrank in der TV-Küche steht, da mag verdeckte Einflussnahme letztlich vielleicht hinnehmbar (und unter dem Begriff ‚Schleichwerbung‘ längst Usus) sein. Bei Gesundheit allerdings geht es um etwas mehr als nur banale Konsumprodukte.

Die ‚Bill and Melinda Gates Foundation‘ ist erst jüngst ins Gerede gekommen, u.a. wegen des Vorwurfs mangelnder Transparenz (siehe The Lancet 11. Mai 2009: ‚What has the Gates Foundation done for global health ?‘, im Volltext online hier). Transparenz – auch eine Frage, die hier aufgeworfen wird.

Wenn ein beliebter TV-Star in einer beliebten Arzt-Serien so ganz banal nebenbei erwähnt, er habe jetzt einen Organspende-Ausweis – wer würde da nicht denken, wie sympathisch, das mach ich jetzt auch?Und wenn das junge Mädchen, der gut aussehende Held der Teenie-Serie (ganz nach der Doktrin der letzten US-Regierung) sagen würde, ich mach mal schnell einen HIV-Test, zuhause, so eben nebenbei? Oder gar (als TV-Sternchen) laut denkt ‚ich möchte als Jungfrau in die Ehe gehen – kein Sex vorher‘, wie viele junge Mädchen eifern ihr dann nach? Mit womöglich gravierenden Folgen? Wie zahlreiche Studien über das Scheitern von Abstinenz-Programmen gezeigt haben?

Nicht jede Gesundheits-Botschaft ist gleich eine sinnvolle Botschaft. Und erst recht nicht jede unterschwellige Botschaft befördert eine freie, und vor allem informiert und überlegt getroffene Entscheidung.

Zudem stellt sich die Frage, ob eine ‚philanthropische‘ Stiftung nicht anders, mit anderen, eher vertretbaren Mitteln agieren sollte, als profitorientierte Konzerne und ihre Marketing- und Werbeindustrien?

Wenn schon Einflussnahme, wenn schon Gesundheits-Botschaften in TV-Serien, dann bitte schön nicht verdeckt, im Verborgenen, mit herunter gelassenem Visier – sondern offen, be- und hinterfragbar, offen zur Diskussion.

weitere Informationen:

SZ (NYT Beilage) 14.04.2009: „Messages With a Mission, Now in Television Shows“
New York Times 02.04.2009: „Messages With a Mission, Embedded in TV Shows“

2 Gedanken zu „Bill Gates‘ versteckte Aids-Botschaften – demnächst auch bei uns im Fernsehen?“

  1. So wie verstecktes Product Placement von Firmen in Filmen nichts zu suchen hat , so hat „Message Placement“ die auf die Einflußnahme von Privat Personen wie im oben genannten Fall von Bil Gates zurückzuführen ist, nichts in Filmen, Sopas etc zu suchen. Das … Mehr lesenist genau das was durch den Boulevard seit Jahren, was das Thema HIV betrifft unter Berufung auf die Pressefreiheit auf unsägliche Art und Weise betrieben wird. Wenn man sich z.b. den Artikel http://www.poz.com/articles/strub_hiv_criminalizaiton_401_16564.shtml vor Augen hält, dann ist es duchaus im Bereich des Möglichen das durch Manipulieren bestimmter unterschwelliger Botschaften Einfluß auf die Politik – Justiz genommen werden kann.

    Jede Botschaft hat zwei Seiten. Die andere Seite der „richtigen Botschaften“ die expressis verbis nicht zum Ausdruck gebracht wird, hat – kann für all diejenigen die sich nicht an „die richtige Botschaft“ halten verheerende Folgen haben. Von dem gesellschaftlichen Klima das auf diese Art und Weise geschaffen wird ganz zu schweigen.

  2. Die Idee, Propaganda durch Filme zu verbreiten wurde schon während des II. Weltkriegs erfolgreich vom Office of War Information (OWI) und dessen Motion Picture Bureau betrieben.
    OWI-Leiter Elmer Davis merkte dazu mal an „The easiest way to inject a propaganda idea into most people’s minds is to let it go in through the medium of an entertainment picture when they do not realize that they are being propagandized.“

    Außerdem dürften auch Regisseur, Drehbuchschreiber und generell die Geldgeber, die oft genug im Hintergrund und unbekannt bleiben, mit einem Film das Bedürfnis haben, ihre Sicht der Dinge darzulegen und letztlich den Zuschauer zu beeinflussen. So gesehen ist die Bill and Melinda Gates Foundation auch nur ein weiterer Geldgeber, der sich systemkonform verhält. Setzt man bei der Stiftung ein Sendungsbewußtsein voraus, um ihre Ideen unter die Leute zu bringen, dann finde ich, daß dieses nicht wirklich anzukreiden ist. Wobei anzumerken sei, daß ich Ziele und Philosophie der Stiftung nicht kenne, so daß es durchaus sein kann, daß dieses systemkonforme und gängige Verhalten gegen deren Philosophie verstößt.
    Hier wären vielmehr die Regisseur, Studios und Fernsehsender gefragt, die Geldgeber offenzulegen und mit offenen Karten zu spielen. Aber das wird kaum ohne gesetzliche Vorgaben geschehen, dafür läßt sich mit Schleichwerbung zu viel Geld machen. Und selbst bei gesetzlichen Einschränkungen wird sich u.U. nicht viel ändern, siehe Marienhof in der ARD, wo fleißig in einem ÖR-Sender INSM-Botschaften verbreitet wurden. Aber solange keiner der Verantwortlichen diese Verfehlungen finanziell zu spüren bekommt, macht man einfach klandestin weiter…wird schon keiner merken…und wenn, dann sucht man sich halt einen Sündenbock, den man opfert.

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