Etwa 1.000 Teilnehmer protestierten am Donnerstag in Marburg gegen einen Kongress, dem sie die Teilnahme auch homophober und sexistischer Referenten vorwarfen.
In Marburg begann am Mittwoch 20.5. in der Stadthalle ein Kongress, der bereits im Vorfeld für heftige Proteste sorgte. Am Donnerstag, 21. Mai protestierten etwa 600 bis 1.000 Personen friedlich gegen diesen Kongress, insbesondere gegen zwei homophobe und sexistische Referenten.
Bereits bei der Anreise zur Demonstration war es zu Polizeikontrollen anreisender Teilnehmer gekommen.
Die Demonstranten, die vom Hauptbahnhof zum Elisabeth-Blochmann-Platz zogen, trugen Plakate mit Aufschriften wie „Homosexualität ist keine Krankheit“ oder „Homophobie ist heilbar“. Aufgerufen zur Demonstration hatte ein Aktionsbündnis namens „Kein Raum für Sexismus, Homophobie und religiösen Fundamentalismus“.
Die Veranstalter bezeichneten die Demonstration als erfolgreich. „Ein breites Spektrum von bundesweit politisch, wissenschaftlich und gesellschaftlich aktiven Gruppen und Einzelpersonen hat gezeigt, dass pseudowissenschaftliche, diskriminierende Meinungen in öffentlichen Gebäuden nichts zu suchen haben“, so Nora Nebenberg vom Bündnis.
„Die Eingänge des Hörsaalgebäudes wurden von Demonstrierenden besetzt. „Die dort angekündigten Veranstaltungen konnten nicht stattfinden“, freut sich Stefanie Petersen vom Bündnis ‚Kein Raum für Sexismus, Homophobie und religiösen Fundamentalismus‘, „damit haben wir uns diskriminierenden Veranstaltungen wirksam in den Weg gestellt.“ Auch vor der Martin-Luther-Schule, wo das Seminar des Homo-Umpolers Markus Hoffmann von Wüstenstrom stattfinden sollte, versammelten sich Kongresskritiker_innen und begleiteten den Kongress lautstark mit Trommeln und Sprechchören.“
Auf dem „6. Internationalen Kongress für Psychotherapie und Seelsorge“ vom 20. bis 24.05.2009 in der Stadthalle und Universität von Marburg werden auch Referenten auftreten, die Homosexuelle zu Heterosexuellen „therapieren“ wollen.
Der LSVD protestierte bereits im Vorfeld gegen Seminare, die sich „gegen homosexuelle Identitäten und Lebensweisen“ richten und forderte „die Universität und die Stadt Marburg auf, sich von den allen Angeboten und Seminaren zu distanzieren, die mit vermeintlich wissenschaftlichem Duktus homophobe und gefährliche Umpolungsangebote machen“.
Die Kongress-Veranstalter untersagten unterdessen entgegen früheren Ankündigungen jegliche Teilnahme von Journalisten. Der Vorsitzende der Akademie, Grabe, betonte,. zur Transparenz seien die veröffentlichten Pressemitteilungen genügend.
Im Jahr 2008 hatte bereits das „Christival“ in Bremen wegen ähnlicher Veranstaltungen für heftige Proteste und Auseinandersetzungen gesorgt.
weitere Informationen:
HR 21.05.2009: Umstrittene „Homoheiler“ – Demo gegen Seelsorge-Kongress
newsticker 21.05.2009: Friedliche Demonstration gegen Psychotherapie-Kongress in Marburg
PR inside 21.05.2009: Studenten demonstrieren in Marburg gegen Psychotherapie-Kongress
thedistraughtqueen 21.05.2009: Hoffnungen auf Gewalt erfüllten sich nicht
queer.de 21.05.2009: 1.000 protestieren gegen Homo-Heiler
taz 22.05.2009: „Ist Homophobie heilbar?“
Oberhessische Presse 21.05.2009: 1000 Menschen demonstrieren in Marburg gegen Homophobie
nh24 21.05.2009: Friedliche Demonstration gegen Psychotherapiekongress
FR 22.05.2009: Protest gegen „Homo-Heiler“
thedistraughtqueen 22.05.2009: Enttäuschte Liebe?
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