quo vadis HIV Test?

Wie soll es weiter gehen  mit HIV-Tests? Wie bisher – mit Beratung und expliziter Einwilligung? Oder zukünftig der HIV-Test als Bestandteil der ’normalen Routine-Untersuchung‘ ?

In Deutschland ist vor einem HIV-Test die Einwilligung der Person erforderlich. Eine Beratung ist Standard.
Ein Test ohne vorherige Einwilligung des Patienten (ebenso ein heimlicher HIV-Test) ist unzulässig und eine Körperverletzung.

„Die Vornahme eines HIV-Antikörpertests ohne die Einwilligung des Patienten ist ein Verstoß gegen das Selbstbestimmungsrecht dieses Patienten.“ (LG Köln, 08.02.1995, 25 O 308/92)

Zudem sollte vor dem Test sowie nach dem Test bei Übermittlung des Ergebnisses eine Beratung stattfinden.
So betont auch die Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung (BZgA)

„Sie sollten sich auf ein mögliches positives Testergebnis vorbereiten. Denn die Tatsache, sich mit HIV angesteckt zu haben, wäre höchstwahrscheinlich ein Schock und ein tiefer Einschnitt in Ihr Leben.“

Doch inzwischen wird von einigen Ärzten und Politikern eine Veränderung dieser HIV-Test-Strategie gefordert. Die USA wechseln seit September 2006 (Empfehlung der CDC) auf die Strategie des ‚opt-out‘.

Worum geht es in dieser Debatte?
Prinzipiell gibt es zwei Strategien, mit HIV-Tests umzugehen. Sie werden unterschieden nach der Frage, ob die untersuchte Person eine ausdrückliche Einwilligung in den HIV-Test geben muss oder nicht. Beide Alternativen werden kurz bezeichnet als opt-in und opt-out.

opt-in: Die heutige Situation: Vor dem Durchführen eines HIV-Tests erfolgt eine umfassende Beratung, die auch ein Besprechen der individuellen Situation und Risiken der Person umfasst. Die Beratung behandelt u.a. auch die Frage, wie die Person mit einem positiven Test umgehen könnte. Der Patient erteilt nach der Beratung seine ausdrückliche Einwilligung in einen HIV-Test (‚informed consent‘). Nach Übermittlung des Test-Ergebnisses erfolgt ebenfalls eine Beratung.
(In der Fachpresse wird diese Variante gelegentlich auch bezeichnet als HIV-CT HIV counselling and testing)

opt-out: Was einige fordern: Der HIV-Test wird Bestandteil der normalen Routine-Untersuchungen. Patienten werden hierüber einmalig allgemein informiert (ggf. auch in einem Formblatt) und haben die Möglichkeit, ’nein‘ zu sagen.  Es gibt keine spezifische HIV-Test-Beratung mehr, keine Einverständnis-Erklärung in den HIV-Test (‚informed consent‘); die allgemeine Einwilligung in Laboruntersuchungen wird als ausreichend auch für einen HIV-Test betrachtet.

Argumentation der Befürworter einer Veränderung der HIV-Test-Strategie, der Einführung von opt-out: Viele Menschen sind sich ihres HIV-Status nicht bewusst, viele HIV-Positive wissen nicht von ihrem HIV-Status – und erhalten so potentiell auch verspätet Zugang zu medizinischer Behandlung und antiretroviraler Therapie (‚late diagnosis‘). Die Zahl dieser Menschen könnte durch mehr HIV-Tests reduziert werden. Um mehr Menschen auf HIV zu testen, solle der HIV-Test in die normale Labor-Routine einbezogen werden.

Argumentation der Befürworter des Beibehaltens der heutigen HIV-Test-Strategie „Beratung plus HIV-Test“ (des opt-in): Die Diagnose HIV-positiv ist alles andere als ’normal‘ oder gar ‚banal‘, kann im Gegenteil traumatisierend sein. HIV-positiv zu sein ist mit einem hohen Maß an potentieller Diskriminierung und Stigmatisierung verbunden, kann unkalkulierbare soziale Folgen (z.B. Versicherungen) haben. Ein HIV-Test hat im Gegensatz zu anderen Tests weitreichende Folgen – und sollte -wie bisher erfolgreich praktiziert- in ein entsprechendes Setting mit qualitätsgeprüfter Beratung und informierter Entscheidung eingebaut sein.

Die Debatte um die Zukunft des HIV-Tests wird weitreichende Konsequenzen haben – für die Wahrnehmung von HIV, von HIV-Positiven, für die Arbeit von Aids-Hilfen  – vor allem aber für Menschen, die auf HIV getestet werden, für potentiell Positive, für HIV-positiv getestete Menschen.

Was denkst du? Wie sollten HIV-Tests in Zukunft gehandhabt werden? So wie bisher, mit ausdrücklicher vorheriger Einwilligung, und umfassender Beratung? Oder so schnell, ungefragt und einfach wie ein Diabetes-Test? Opt-In oder Opt-Out?

Mich interessiert deine Meinung!
Schreib mir, kommentiere – wie soll es weiter gehen mit dem HIV-Test?

weitere Informationen:
Deutsche Aids-Hilfe: Informationen rund um den HIV-Test (pdf)
.
siehe auch
someabout.net 09.10.2009: “Ach ja, im Übrigen, Sie sind HIV-positiv…”
.

13 Gedanken zu „quo vadis HIV Test?“

  1. ich bin dezidiert für die gängige methode, gute beratung, nur mit einwilligung und möglichst anonym!
    wir brauchen evt. strategien um den test besser an mann oder frau zu bringen, als bisher.
    aber opt-out ist keine alternative. nie. schon gar nicht solange das bild von menschen mit hiv nicht von uns selbst bestimmt wird und somit der diskriminierung und stigmatisierung ein riegel geschoben wird.
    ich empfinde diese debatte, die- jedenfals bei uns- sehr scheinheilig und undifferenziert geführt.
    opt-out ist nicht nur bequem (muss mir keine gedanken mehr machen, was es so bräuchte um menschen den zugang und die „lust“ auf tests zu erleichtern), sondern auch politisch gefährlich (sie öffnet tür und tor für entmündigung der patienten- aller patienten wohlbemerkt, ermöglicht gezieltes auswählen und einsortieren von menschen – wer soll wann,wieso per opt-out getestet werden entscheiden dann ärtzte und politiker?) und sie frönt der allmachtsfantasie: das bekommen wir in den griff. so nicht!
    auch wenn ich mir wünschen würde es gäbe weniger ignoraten, menschen hätten früher zugang zur therapie etc, die freiheit des einzelnen wissen zu wollen oder eben nicht, und selbst zu entscheiden zu welchem zeitpunkt ist mir „heilig“.

    in eile&herzlich
    michèle

  2. keine frage, opt-in muß beibehalten werden. der wichtigste grundsatz für mich warum dies so sein muß ist das recht auf die freiheit der wahl welche entscheidung auch immer zu treffen. dies beinhaltet gerade das recht auf verdrängung und leugnung. wie man dies bewertet ist völlig unerheblich. es ist durch und durch menschlich nein zu sagen. ob aus kühler überlegung heraus oder aus angst – ist dabei völlig unerheblich. die argumentation der gegner von opt-in auf „public health oder volksgesundheit“ möglicherweise mit den kosten die dadurch der solidargmeinschaft/gesundheitswesen entstehen ist nun wirklich kein argument. da könnte man zig andere ursachen anführen gegen die anzugehen wesentlich sinnvoller, effektiver und kostensparender wären.

    von stigma und diskriminierung wie michelle es anführt das mit einer diagnose „sie sind hiv +“ einhergeht ganz zu schweigen. solange in diesem bereich keine verstärkten bemühungen unternommen werden ist die opt-out option keine option.

  3. grins, keine frage (@alivenkickn 9), opt-out muss eingefuehrt werden.

    opt-in ist in einer zeit eingefuehrt worden in der es alles andere als klar war, dass es im besten interesse eines infizierten war zu wissen, ob er/sie infiziert ist (der test existierte bevor wirklich viel auf medizinischer ebene getan werden konnte). es machte also sinn, diese entscheidung von informed consent abhaengig zu machen.

    heute gibt es sowohl gute public health gruende fuer opt-out als auch gute gruende aus sicht der infizierten zu wissen ob jemand infiziert ist oder nicht. Man koennte sich ueber opt-out legitimerweise streiten, wenn lediglich public health als argument fuer opt-out angefuehrt wurde, aber dem ist natuerlich nicht so. es ist mittlerweile klar, dass leben erhalten werden koennen wenn rechtzeitig medizinische pflege einsetzt. dafuer muss man/frau wissen, ob medizinische intervention angeraten ist.

    opt-out gibt leuten immer noch die gelegenheit ’nein‘ zum test zu sagen, allerdings koennen sie sich nicht laenger der verantwortung fuer eine bewusste entscheidung diesbezuelich entziehen. wir wissen aus den usa, wo in einigen bundesstaaten schwangere frauen dezidiert opt-out sagen muessen um nicht getestet zu werden, dass test zahlen deutlich gestiegen sind. das resultat, sowohl reduktion von schwangerer-frau-zu-kind uebertragung, als auch rechtzeitige medizinische versorgung betroffener frauen.

    gleiche resultate fuer botswana wo diese regel auf bevoelkerungsniveau praktiziert wird.

    meine these: falls eine geselltschaft tatsaechlich sich sorgt um das ueberleben von menschen die infiziert sind, wird sie mehr daran setzen (tun muessen) solche menschen zu finden als mit hilfe von opt-in moeglich ist.

    my 2 cents.

  4. Mit den plakativen „HIV-Test-Wochen“ wurde ja bereits der erste Schritt vollzogen, aus einem eigentlich ernsthaften Anliegen eine Rummelveranstaltung zwischen Bockwurst und Bier zu machen. (Ja, das ist jetzt ganz bewusst ganz fies überzogen!) Insofern arbeitet gerade die DAH daran, neue Normen / eine Normierung durchzusetzen: der Test als Norm-alität.
    „Es müssen solche Menschen gefunden werden“ ??? Ist jetzt die Jagdsaison eröffnet? Wandern in Europa Horden von ahnungslosen HIV-Positiven durchs Land? Das wäre mir neu. Die Analogie von flächendeckendem Screening zu Pre-Crime liegt nahe: Verbrecher werden verhaftet, bevor sie ein Verbrechen begehen. HIV-Positive werden aufgespürt, bevor sie „andere anstecken können“. Aber es ist ja alles immer nur gut gemeint!

  5. Pingback: “Ach ja, im Übrigen, Sie sind HIV-positiv…” bei someabout.net | Ein queer Blog über Gesellschaft, Sexualität und Lifestyle – von Jungs für alle.
  6. Ich möchte die Frage über den Bereich des HIV-Test hinaus ausdehnen. Kann es sein, dass ich einem Arzt eine Generalzustimmung gebe, die ihn berechtigt, Jahre später, wenn ich mich womöglich gar nicht mehr an diese Zustimmung erinnere, Untersuchungen vorzunehmen?

    Ich halte es aus Sicht eines mündigen Patienten und mit Blick auf das Vertrauensverhältnis Arzt-Patient für unerlässlich, dass – von Notfallsituationen – abgesehen, jede Untersuchungs- und Behandlungsmaßnahme im Detail erklärt und selbstverständlich ohne Zustimmung des Patienten nicht durchgeführt wird. Als medizinischer Laie bin ich aber gar nicht in der Lage, heute in Untersuchungen einzuwilligen, die erst in ferner Zukunft, und womöglich aus einem Anlass heraus, der mit meinem aktuellen Arztbesuch nichts zu haben. Die Antwort auf die Frage ist deshalb ein klares ’nein‘.

    Wenn ein Arzt irgendetwas an mir untersuchen will, hat er mir das zu erklären, insbesondere die Gründe für die einzelnen Untersuchungsmaßnahmen darzulegen (allein die Verkündigung „Blutuntersuchung“ reicht nicht) und meine Zustimmung abzuwarten. Alles andere würde dazu führen, dass ich mich hintergangen fühle.

  7. Punkt 15 der „Denver Prinzipien“ Rechte für Menschen mit HIV . . . die ich auf Mneschen die noch nicht gestetet sind erweitere

    15. Wir haben das Recht auf Aufklärung über alle medizinischen Vorgänge und Risiken, auf Wahl oder Verweigerung einer Behandlungsmethode, auf Weigerung an wissenschaftlichen Forschungen teilzunehmen. Wir haben dieses Recht, ohne gleichzeitig riskieren zu müssen, die qualifizierte medizinische Behandlung zu verlieren. Wir haben das Recht, selbstverantwortlich Entscheidungen über unser Leben zu treffen.

  8. @ samstagisteingutertag
    Die DAH arbeitet nicht daran, neue Normen zu setzen, sondern ganz im Gegenteil. Unbestritten ist, dass ein Test heute viel mehr Sinn macht als z.B. vor 1996 oder auch dem EKAF-statement. Das ist aber noch wenig bekannt. Die alten Bilder feiern frohe Urstände. Es geht bei den Testwochen um eine awareness für diesen Zusammenhang und ein Angebot an die Leute, den Test zu machen, allerdings nur im Beratungssetting! Neu ist, dass die Testangebote niedrigschwelliger werden, ohne allerdings auf die bisherigen Qualitätskriterien zu verzichten.
    Es kann viel individuelles Leid verhindert werden, wenn man seinen positiven HIV-Status heute möglichst früh erkennt. Schätzungen des RKI gehen davon aus, dass ca. ein Drittel der HIVpositiven nichts von der Infektion wissen. Warum das so ist, das ist eine spannende Frage.
    Das Testwochen-Angebot ist eingebettet in die ICH WEISS WAS ICH TU-Kampagne, die sich u.a. auch die Aufgabe gestellt hat zu einer Entstigmatisierung von Positiven beizutragen. Dieser Zusammenhang erschließt sich nicht bei kurzer Betrachtung. Für die Gesamtstrategie der DAH ist die Entdiskriminierung/Entstigmatisierung HIVpositiver das erste Ziel.

  9. Es kann viel individuelles Leid verhindert werden, wenn man seinen positiven HIV-Status heute möglichst früh erkennt.

    Das steht außer Frage. . . und WIR wissen es. Es geht aber darum wie man Menschen die sich dessen nicht bewußt sind dazu zu bewegen. Wie kann man Menschen bewegen sich Ängsten und ihrer Leugnun, Verdrängung zu stellen damit sie zu ähnlicher Erkenntniss gelangen und sich als Ergebnis sagen: Ok ich lasse mich testen.

    Opt -out – oder durch von oben verordnetem Dekret möglicherweise noch mit repressiven Maßnahmen flankiert wenn sie sic nicht testen lassen, nachdem man ihnen alle rationellen Gründe für einen Test um die hren geschlagen hat – um es la überspitzt auszudrücken – ist ein absolutes NO Go. Leider so steht zu befürchten schert es immer Weniger an den entsprechenden Machtstellen was wir für ein NO GO halten und entscheiden darüber wie sie es für richtig halten wie wir funktionieren müssen -wie wir uns zu verhalten haben.
    gez Kassandra

  10. Ich denke, diese Diskussion ist ein bisschen mal wieder eine aus der Kategorie: „Jede Woche wird eine andere Sau durchs Dorf getrieben“.

    Ich sehe angesichts der Rechtslage in Deutschland, die ja auch in dem Artikel zitiert wird, keine Möglichkeit, eine Opt-out-Verfahren einzuführen. Jeder ärztliche Eingriff, welcher Art auch immer, bedarf der Einwilligung des Patienten. Bei Testverfahren – auf was auch immer – kommt hinzu, dass jeder ein Recht auf informationelle Selbstbestimmung hat (BVerfG, Volkszählungsurteil). Jedenfalls müsste ein Opt-out-Verfahren in Form einer gesetzlichen (!) Grundlage geschaffen werden. Mal eben so „umstellen“, wird kaum rechtlichen Bestand haben. Jenseits der Frage, ob ein früher HIV-Test medizinisch Sinn macht oder nicht und möglicherweise ein Opt-out-Verfahren überhaupt zulässig wäre, darf jemand die Kenntnis eines Umstands, der ihn ggf. großer Diskriminierung und Stigmatisierung nur dann „ohne seine Kenntnis“ ausgesetzt werden, wenn der Staat ganz umfangreiche Schutzmaßnahmen in Form von Antidiskriminierungsregelungen vorhält und sicher stellt, dass staatliche Behörden Menschen mit HIV schützen, dass Arbeitgeber nicht nach dem HIV-Status fragen, dass Menschen mit HIV im Gesundheitswesen arbeiten dürfen etc. etc. Solange es keine umfassende wirksame Antidiskriminierungspolitik für Menschen mit HIV in Deutschland gibt, wird angesichts der Folgen der Kenntnis des HIV-Status ein Opt-Out-Verfahren aus meiner Sicht nicht durchsetzbar sein. Dies scheint mir aber in Deutschland in weiter ferne. Noch nicht einmal die hauptsächlich betroffenen Gruppen bemühen sich hierum, sondern schreiten in der Ausgrenzung von Menschen mit HIV voran. Allein medizinische Gesichtspunkte sind nicht ausreichend, um diesen Verfahren zu rechtfertigen. Vor diesem Hintergrund scheint der Wunsch nach der Einführung eines Opt-Out.-Verfahrens für den HIV-Test in erster Linie das Ziel zu verfolgen, Ärzten oder anderen Personen, die in solchen Bereichen beraten, Aufwand und Dikussionen zu ersparen und ggf. „wertvoll“ Arbeitszeit zu schenken. Und es scheint auch, als verfolgt dieses Verfahren das Ziel, diejenigen HIV-infizierten mit einem Test zu „erwischen“, die die Bedeutung des HIV-Tests aufgrund der fehlenden Beratung nicht erfassen können. Denn warum soll man denn nicht mit jemanden über den HIV-Test sprechen, bevor man ihn durchführt? Doch nur, weil man Angst hat, dass der Betreffende, wenn er verstanden hat, worum es geht, den Test vielleicht nicht machen will. Und: Wie sieht es denn mit dem aus, der im Opt-Out-Verfahren den Test ausixt? Nimmt man sich den dann mal zur Brust?

    Solange die breite Bevölkerung einschließlich aller Verantwortungsträger in Politik und Wirtschaft den medizinischen Fortschritt einschließlich der Erkenntnis, dass Menschen mit HIV unter Medikation ein nahezu „natürliches“ Lebensalter erreichen können und bei denen die Viruslast längere Zeit stabil unter der Nachweisgrenze liegt nicht infektiös sind, nicht auf breiter Basis mit vollzogen hat, ist für die Einführung eines Opt-Out-Verfahrens leider die Zeit – noch – nicht reif und ich sehe sie auch nicht in absehbarer Zukunft gekommen.

    Jacob Hösl, Köln

  11. Ich finde Opt-Out ist aktuell und auch in Zukunft keine durchführbare Alternative!
    Zum Einen ist dafür eben nicht die gesetzliche Grundlage geschaffen.
    Zum Anderen mag ich mir garnicht vorstellen, wie das dan in der (Arzt-)Praxis aussehen könnte… Soll dann jede Landarzt-Praxis plötzlich Schwerpunktpraxen-Know-How aufweisen können und dem Patienten eine wirklich gute Pre- und Post-Test-Beratung anbieten? Die dann auch auf dem neusten Stand der Forschung aufbaut, Vorurteilsfrei ist und mit dem nötigen Fingerspitzengefühl durchgeführt wird…? Wie sollte das funktionieren? Und was das alles Kosten? HIV-Test-Seminar für alle deutschen Hausarzt-Praxisangestellten?
    Hab da grad ein Dejavue… Vor wenigen Jahren hab ich mal den Fehler gemacht einen Test bei meiner All-Time-Hausärztin vom Land zu machen… Nach zwei Tagen bekam ich von Ihr einen Anruf aufs Handy. Meine Nummer hatte sie von ihrem Sohn mit mir befreundeten Sohn. Die Kernaussage war dann: „Nochmal alles gut gegenagen – Glück gehabt – Weiter so – Gruß vom Sohnemann“… Ich will mir garnicht ausmalen wie (falsch) sie reagiert hätte wenn nicht „nochmal alles gut gegangen“ wäre.
    Und sowas dann flächendeckend im Rahmen von Opt-Out? Bestimmt sicher förderlich im Sinne der Entdiskriminierung/Entstigmatisierung…

    Die Testwochen von DAH und IWWIT sind da doch ein schon wesentlich pragmatischerer Ansatz. Das findet wenigstens in fundiertem Umfeld mit besten Absichten statt.
    Denkbar wäre hierbei ja auch evtl Zusammenarbeit mit den Krankenkassen. Beispielsweise für jedem Versicherten einen Infoflyer mit Gutschein zum anonym Testen lassen beim örtlichen Gesundheitsamt oder Aidshilfe.
    Keine Verpflichtung, keine Kosten für die Versicherten, persönliche Beratung aus qualifizierter Hand, keine anschließende Meldung oder Datenerhebung. Nur die kleine Hürde den Termin zu machen und vielleicht ein paar Meter zur nächstgrößeren Stadt fahren zu müssen.
    Nur leider die große Hürde der Kassen-Kooperation…

Kommentare sind geschlossen.