Menschen mit HIV brauchen flexible Beschäftigungsmodelle

Welt-AIDS-Tag 2009: Menschen mit HIV brauchen flexible Beschäftigungsmodelle
Deutsche AIDS-Stiftung fördert Qualifizierungsprojekte

Heute leben in Deutschland rund 67.000 Menschen mit HIV und AIDS – mehr als je zuvor. Dies liegt an der verbesserten Therapierbarkeit der Infektion, die Betroffenen ein längeres Überleben ermöglicht. „Nach neuesten Schätzungen des Robert-Koch-Instituts haben sich im Jahr 2009 rund 3.000 Menschen neu infiziert – das bedeutet eine Stabilisierung der Neuinfektionen auf niedrigem Niveau“, so Dr. Christoph Uleer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen AIDS-Stiftung, anlässlich der Pressekonferenz zum Welt-AIDS-Tag. Die bessere gesundheitliche Situation geht allerdings nicht mit einer besseren materiellen Lage einher: Viele Betroffene – insbesondere die seit vielen Jahren infizierten und therapierten – haben ihre Arbeit verloren, sind auf Rente und Grundsicherung angewiesen. Um HIV-Infizierten, deren gesundheitliche Situation es erlaubt, die Chance auf einen Wiedereinstieg ins Berufsleben zu geben, fördert die Stiftung bundesweit insgesamt sechs Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojekte. Sie ermöglichen es Menschen, die in gewissem Umfang – zeitweise oder auf Dauer – arbeiten können, eine zu ihrer Situation passende Arbeit oder Ausbildung zu finden.

Experten schätzen, dass sich rund 50 Prozent aller HIV-Infizierten in einem Arbeitsverhältnis befinden. Eine Blitzumfrage der Stiftung unter AIDS-Hilfen und Beratungsstellen ergab, dass rund ein Viertel ihrer Klienten arbeitet. Dagegen sind unter den Antragsteller/innen bei der Stiftung nur 15 Prozent erwerbstätig. Dies erklärt sich daraus, dass die Deutsche AIDS-Stiftung vor allem denjenigen von HIV betroffenen Menschen hilft, denen es finanziell besonders schlecht geht.

Die Umfrage ergab außerdem, dass Betroffene immer noch nicht offen mit ihrer Erkrankung umgehen können. Die wenigsten trauen sich, ihre Infektion am Arbeitsplatz bekanntzumachen. Die Rückkehr in die Erwerbstätigkeit ist auch aus anderen Gründen schwierig: Wer einmal seine Rentenansprüche aufgibt und arbeitet, muss nach einem erneuten Ausscheiden wieder das gesamte Anerkennungsverfahren für eine Rente durchlaufen. Viele Betroffene wissen nicht, wie sich ihre gesundheitliche Situation entwickelt, und verzichten daher aus Angst, Rentenansprüche zu verlieren und schließlich noch schlechter dazustehen, auf einen Wiedereinstieg. „Die Deutsche AIDS-Stiftung fordert daher die Möglichkeit einer „Arbeit auf Probe“, die der oft wechselhaften gesundheitlichen Situation von Menschen mit HIV und AIDS Rechnung trägt. Einstieg und Ausstieg aus der Berufstätigkeit müssten vereinfacht werden, Rentenansprüche erhalten bleiben“, betont Dr. Ulrich Heide, geschäftsführender Vorstand der Deutschen AIDS-Stiftung.

(Pressemitteilung der Deutschen Aids-Stiftung)