Nadja B.: 8 Monate Ruhe nach spektakulärer Verhaftung

Spektakuläre Verhaftung, und dann acht Monate Schwiegen, Ruhe – das Verhalten der Staatsanwaltschaft im Fall Nadja Benaissa scheint mehr als fragwürdig. Ein Presseanwalt kommentiert im Interview mit der FR.

Unter spektakulären Umständen wurde ‚No-Angels‘-Sängerin Nadja Benaissa Anfang April direkt vor einem bevorstehenden Konzert verhaftet. Eine Medien-Kampagne gegen sie wurde inszeniert, die zuständige Staatsanwaltschaft war nicht gerade untätig.

Und dann? Acht Monate Ruhe seitdem. Acht Monate, in denen Nadja Benaissa den Weg an die Öffentlichkeit gefunden hat, offen über ihre HIV-Infektion spricht, darüber, welche Folgen die spektakuläre Verhaftung für sie und ihre Tochter hat.

Und die Staatsanwaltschaft? Schweigen nach anfänglicher Hektik. Wurde die medienträchtige Verhaftung noch mit ‚Wiederholungsgefahr‘ begründet, scheint nun Zeit genug zu bestehen, keine Eile.

Warum dieses Verhalten, das so gar nicht zu einander zu passen scheint – erst hektische, öffentlichkeitswirksame Verhaftung, dann gemächliche Ermittlungen ohne Eile? Der Presseanwalt Felix Damm äußert sich in einem Interview der Frankfurter Rundschau.

Damm betont

„Die Art und Weise der Verhaftung, Ostersamstag gegen 21 Uhr, unmittelbar vor einem geplanten Bühnenauftritt, war sicherlich unglücklich und hätte unbedingt vermieden werden müssen.“

Er spekuliert, Nadja Benaissa könnte die Behörden haftbar machen für die ihr entstandenen persönlichen und geschäftlichen Schäden (Amtshaftung). Der Anspruch hierauf verjähre nach drei Jahren – werde deswegen das Verfahren verzögert?

Allerdings gehe er davon aus, dass es zu einer Anklage-Erhebung kommt – schon aus einem ganz banalen Grund: nach derartigem Wirbel könne sich die Staatsanwaltschaft keinen Gesichtsverlust erlauben.

Damm spricht in seine  Interview auch über Grenzüberschreitungen der Medien.

Der Medienanwalt Felix Damm ist neben Michele Meyer einer der Redner auf der Veranstaltung zum Welt-Aids-Tag in der Frankfurter Paulskirche, 2009 unter dem Motto „Die Würde des Menschen ist angetastet“.

weitere Informationen:
FR 27.11.2009: Interview zum Fall Benaissa: „Es wurde viel Wind gemacht“
beckblog 29.11.2009: Der Fall „No Angels“ – im April Untersuchungshaft und Vorverurteilung, im November immer noch keine Anklage oder Verfahrenseinstellung
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