Gesundheitsminister befreit Positive aus Isolation – symbolisch

Ein riesiges Red Ribbon vor dem Brandenburger Tor, und Bundesgesundheitsminister Rösler, der symbolisch einen Menschen aus der Kugel befreit, die die die gesellschaftliche Isolation von HIV-Positiven symbolisieren soll – mit einer symbolträchtigen Aktion fand in Berlin der Höhepunkt der diesjährigen Welt-Aids-Tags-Aktion statt.

Einen Tag vor dem Welt-Aids-Tag am 1. Dezember entrollte Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler zusammen mit mehreren hundert Aids-Botschafterinnen und -Botschaftern eine über 300m2 große Rote Schleife vor dem Brandenburger Tor.

Riesen - Aids-Schleife vor dem Brandenburger Tor
Riesen - Aids-Schleife vor dem Brandenburger Tor

Die Veranstaltung war gleichzeitig zentrales Abschluss-Event zur diesjährigen Welt-Aids-Tags – Aktion, die die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) gemeinsam mit dem Bundesministerium für Gesundheit, der Deutschen AIDS-Hilfe und der Deutschen AIDS-Stiftung durchgeführt hat.

Bundesgesundheitsminister Dr. Rösler - Gemeinsam gegen Aids
Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler bei der 'Kugel-Aktion' vor dem Brandenburger Tor

Zeitgleich mit dem Entrollen des Red Ribbon liefen vier Menschen in übergroßen, durchsichtigen Kugeln durch das Tor und symbolisierten die soziale Isolation von Menschen mit HIV/Aids. Was dann geschah, kündigte die BZgA wie folgt an:

„Vier „Menschen in der Kugel“ rollen durch das Brandenburger Tor und werden von Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler und weiteren Partnern symbolisch aus ihrer Isolation befreit.“

Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler bei der 'Kugel-Aktion' vor dem Brandenburger Tor[/caption]Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler erklärte angesichts der Aktion

„Die Aidsbekämpfung in Deutschland ist international vorbildlich. Sie ist erfolgreich, weil sie von vielen Unterstützerinnen und Unterstützern getragen wird. Ihnen danke ich für ihr Engagement und ich wünsche mir, dass wir auch in Zukunft gemeinsam gegen HIV/ AIDS kämpfen. Wir werden weiter hart arbeiten müssen, um die Zahl der Neuinfektionen zu senken. Die Präventionserfolge der vergangenen Jahre bilden eine gute Basis dafür. Ich freue mich, dass ich heute die Gelegenheit habe, mich als Botschafter für die Welt-Aids-Tag-Aktion stark zu machen. Ich hoffe, dass Viele es mir nachmachen.“

Die Deutsche AIDS-Hilfe (DAH) stellt die Bedeutung der Solidarität mit Menschen mit HIV und Aids heraus. Sylvia Urban, Vorstand der DAH:

„HIV-Positive werden in unserer Gesellschaft immer noch stigmatisiert – z.B. am Arbeitsplatz. Immer mehr Menschen mit HIV arbeiten – von den etwa 67.000 HIV-Infizierten in Deutschland sind es mehr als zwei Drittel. Viele verstecken ihre Krankheit aus Sorge um den Verlust des Arbeitsplatzes und aus Angst vor Diskriminierung und Mobbing. Daher macht die DAH das Thema „HIV und Arbeit“ anlässlich des Welt-Aids-Tags und 2010 zu einem ihrer Schwerpunkte, um Arbeitgeber, Beschäftigte, Betriebsräte, Mitarbeiter von Arbeitsagenturen, aber auch Betriebsärzte und die gesamte Gesellschaft auf die Missstände hinzuweisen und Lösungsansätze zu erarbeiten. Wir müssen auch irrationale und unbegründete Ängste abbauen, denn am Arbeitsplatz kann man sich nicht infizieren.“

Bilder zur Aktion folgen hier: Foto-Impressionen vom Abschluss der Welt-Aids-Tags-Aktion 2009 in Berlin

Neben der Primärprävention auch die Belange und Situation von HIV-Positiven zum Thema der Welt-Aids-Tags – Aktion zu machen, Diskriminierung und soziale Isolation von Menschen mit HIV zu thematisieren ist zu begrüßen.

Und dass Bundesgesundheitsminister Rösler symbolisch „Menschen mit HIV aus ihrer Isolation befreit“, setzt ein Zeichen. Möge die Aids- und Gesundheitspolitik diesem symbolischen Bekenntnis Taten folgen lassen.

Besonders schön wäre es gewesen, wenn in den Kugeln, die die gesellschaftliche Isolation symbolisierten, nicht Studenten zum Gelderwerb gelaufen wären, sondern reale Menschen mit HIV.

3 Gedanken zu „Gesundheitsminister befreit Positive aus Isolation – symbolisch“

  1. Also ich hätte als HIV-Positiver in so einer Kugel nicht laufen mögen. Die Aktionsidee ist schon gut, und dies mit „Statisten“ durchzuführen, auch.

    Mich selber in so einer Kugel zu denken, käme mir einer Selbststigmatisierung nahe und passt nicht in mein persönliches Selbstverständnis. Denn wer ist es denn, der frei oder der gefangen ist??

    Natürlich erlebe ich mit meiner HIV-Infektion auch Barrieren, aber ich erlebe ebenso auch Barrierefreiheit. Diese Freiheit zu erhalten und zu erweitern, ist eine tagtäglich neu zu gestaltende Aktion in meinem Lebensalltag. In diesem Sinne finde ich diese Aktion mit der Kugel als sehr begrüßenswert, und unterstützend solidarisch.

    Ich dreh den Spiegel viel lieber um und rege eine neue Blickrichtung an:

    Viel lieber würde ich „die Anderen“ mit ihren maßlosen irrationalen Ängsten und menschenverachtenden Dogmen als in ebendiesen Ängsten und Denkgefängnissen eingesperrt dargestellt sehen!

    DAfür würden sich die Passanten aber wohl nicht hergeben wollen 😉

  2. sehr schöne Idee, „die Anderen“ mit ihren Ängsten und Dogmen in Kugeln darzustellen. Da müssten dann viele Leute in so eine Kugel rein. Lässt sich leider schwerer umsetzen.
    Für das einprägsame Medienbild fand ich die Aktion so wie sie lief schon gut. Aber ich möchte mein Bild auch nicht so verstanden wissen, dass ich erst vom Gesundheitsminister oder anderen befreit werden muss… Wenn es reale HIV-positive Menschen gewesen wären, dann wäre der hilflose Opferstatus wieder übergestülpt worden. Besser war es also so.

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