China: Einreiseverbot für Schriftsteller – wegen HIV

Chinesische Behörden verweigern dem australischen Schriftsteller Robert Dessaix die Einreise zu einem Literatur-Festival in Schanghai – aufgrund seiner HIV-Infektion.

Robert Dessaix ist einer der bekanntesten Autoren und Journalisten Australiens. Der 65jährige Dessaix wollte am 8. Internationalen Literaturfestival Schanghai (Shanghai International Literary Festival) teilnehmen, das am 5. März 2010 begann.Es ist das größte Literatur-Festival Chinas für ausländische Literatur.

Dessaix ist Teilnehmer der „Writers Tour“, die derzeit durch China tourt und von der australischen Regierung finanziert wird. Doch Dessaix kann nicht nach Schanghai reisen – China verweigert ihm ein Einreisevisum.

1996 verfasste Dessaix den Roman „Night Letters“, der von der Europa-Reise eines Mannes handelt, der an einer unheilbaren Krankheit leidet. Er verfasste u.a. auch den Roman „Corfu“ (2001) sowie 1994 die Autobiographie „A Mother’s Disgrace“. Zuletzt publizierte er 2004 „Twilight of Love: Travels with Turgenev“.

Das autobiographische Werk „A Mother’s Disgrace“ beschäftigt sich mit der Identität seiner leiblichen Mutter (Dessaix wurde adoptiert) sowie seiner eigenen Identität und Sexualität. Dessaix ist zudem Herausgeber der Anthologie „Australian Gay and Lesbian Writing“.

Dessaix wurde mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichnet. Sein Roman „Night Letters“ wurde u.a. auch ins Deutsche übersetzt („Briefe aus der Nacht. Eine Reise durch die Schweiz und Italien“).

Ein Sprecher des Chinesischen Außenministeriums sagte gegenüber Journalisten in Peking, er sei mit den Einzelheiten des konkreten Falles nicht vertraut. Falls es aber zutreffe, dass Dessaix HIV-infiziert sei, könne er nicht nach China einreisen. Diesbezüglich seien die chinesischen Regelungen sehr eindeutig. Er hoffe auf das Verständnis des Autors sowie der australischen Seite.

Über 80 australische Schriftsteller und Autoren, unter ihnen Nobelpreisträger J.M. Coetzee, wandten sich öffentlich gegen das Einreiseverbot Chinas und forderten die chinesischen Behörden auf, sich für das Vorgehen zu entschuldigen.
Dessaix selbst bezeichnete das Einreiseverbot als „mittelalterlich“. Er fühle sich brüskiert und schwer beleidigt. Es habe Intervention von höchster Stelle zu seinen Gunsten gegeben, diese seien jedoch von chinesischen Stellen zurück gewiesen worden.

weitere Informationen:
aegis 11.03.2010: Australian authors protest China visa refusal
shanghaiist.com 08.03.2010: Robert Dessaix barred from Shanghai International Literary Festival because of AIDS?
Sydney Morning Herald 06.03.2010: Author with HIV refused China visa
aidsmap 12.03.2010: Visa refusal shines spotlight on China’s HIV travel ban
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