USA: Krankenversicherer scannte gezielt nach HIV-positiven Kunden – um deren Verträge zu kündigen

Ein Krankenversicherer in den USA hat unter seinen Kunden gezielt mit spezieller Software nach HIV-Infizierten gesucht – um ihnen die Kostendeckungs-Zusage zu widerrufen und die Verträge zu kündigen.

Er hatte gerade mit dem College begonnen, als der 17jährige Jerome Mitchel erfuhr, dass er HIV-positiv ist. Vor Beginn des College hatte er glücklicherweise eine private Krankenversicherung abgeschlossen, glaubte insofern zumindest vor finanziellen Problemen aufgrund von Untersuchungen und Therapie geschützt zu sein.  Doch weit gefehlt – sein Versicherer kündigte ihm seine damals schon über ein Jahr bestehende Versicherung.
Nicht ganz zufällig, wie im Verlauf des Prozesses deutlich wurde, den er gegen seinen nun ehemaligen Versicherer anstrengte.

Der Versicherer, damals noch unter den Namen Fortis, soll mit Hilfe eines speziell dafür eingerichteten Programms und Algorithmus‘ gezielt nach jüngst diagnostizierten HIV-Positiven unter seinen Versicherten gesucht haben – im Rahmen einer Untersuchung auf ‚Betrugsverdacht‘, um dann anschließend die Kostendeckungszusage zurück zu ziehen und die Versicherungspolice zu kündigen. Dies geht aus Unterlagen hervor, die bei einem Gerichtsverfahren gegen den Versicherer vor dem South Carolina Supreme Court vorgelegt wurden.

Versicherer würden des öfteren die Akten von Versicherten genauer prüfen, bei denen kürzlich eine schwerwiegende Erkrankung festgestellt wurde. Gezieltes Scannen nach HIV-Positiven, um diese dann zu kündigen – dies als bewusste und absichtliche Geschäftspolitik, das habe es vorher noch nicht gegeben, betonte ein Ermittler Presseberichten zufolge die Besonderheit des Falles. Es sei hier angesichts lebenslanger Therapie bei inzwischen hoher Lebenserwartung klar um den Kostenfaktor gegangen.

Der Versicherer „Assurant Health“ wirbt auf seiner Internetseite mit dem Motto „Feel good about your health insurance choices“. Der Versicherer gehört zur Assurant-Gruppe. Das Unternehmen entstand als selbständiges Unternehmen im Februar 2004, als der belgisch-niederländische Finanzkonzern Fortis seine US-Versicherungsaktivitäten unter dem Namen Assurant an die Börse brachte. Assurant ist über Tochterunternehmen u.a. auch in Deutschland auf dem Markt ist, jedoch nicht mit Krankenversicherungen.

Die Akten, aus denen Assurants fragwürdige Geschäftspolitik hervorging, wurden im Rahmen des Prozesses bekannt, den Jerome Mitchel gegen Assurant Health angestrengt hatte. Er gewann in erster Instanz, der Versicherer kündigte jedoch an in Berufung zu gehen.

Jean Hoefer, Präsidentin des Supreme Court, bezeichnete das Verhalten des Versicherers unter anderem als „verwerflich“. Der Richter des Verfahrens kommentierte, die Gesellschaft habe mit dem Leben der ehemaligen Versicherten gespielt. Das Motiv hierfür sei klar erkennbar: Fortis habe die Maximierung von Profiten über die Rechte und Interessen seiner Kunden gestellt, so der Richter.

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weitere Informationen:
aegis 17.03.2010: Insurer targeted HIV patients to drop coverage
metro 17.03.2010: Report: HIV patients canceled by insurer
POZ 17.03.2010: Insurance Company Allegedly Targeted HIV-Positive People and Dropped Coverage
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3 Gedanken zu „USA: Krankenversicherer scannte gezielt nach HIV-positiven Kunden – um deren Verträge zu kündigen“

  1. Leider ist dies nicht nur bei HIV der Fall. Unlängst habe ich einen Bericht im TV gesehen da wurde über diese Praxis bei einigen amerikanischen privaten Krankenversicherungen berichtet. Wenn man nur das geringste vergessen hat oder es beim ausfüllen des Vertrages als nicht relevant gehalten/angegeben hat dann kündigen viel Versicherungen die Verträge oder lehnen Leistungen ab wenn man diese in anspruch nehmen will.

    Das abartige daran ist – DAS ist freiheit für viele Amerikaner – aber eine gesetzliche Krankenversicherung, was ja bedeutet das die Gemeinschaft die Ärmsten stüzt das setzen Viele in der Bevölkerung mit Sozialismus – Kommunismus gleich.

    Wenn eine Abgabe zum und für das Gemeinwohl nicht auf Freiweilligkeit basiert dann ist dies Unfreiheit, Zwang. sorry aber in dieser hinsicht spinnen viele amis.

    der Nächste ist vielen egal. wenn man sich mal überlegt das gerade die sorge um den Nächsten – dieses gemeinschaftsgefühl etwas für das wohlsein aller die basis für die gründung der usa war . . . . . da kann man heute nur noch den Kopf schütteln.

  2. @ alivenkickin:
    im konkreten fall geht es gemäß presseberichten nicht um tatsächliche falsche angaben im versicherungsantrag – sondern um den gezielten versuch des versicherers, im nachhinein den vertrag in frage zu stellen, und zwar als teil der geschäftspolitik, und trotz wahrheitsgemäßer angaben

    und – dass dies nur in den USA so ist, dies zu glauben schiene mir naiv …

  3. viele versicherer bedienen sich spezialisten die nichts anderes tun als im fall des falles im leben des versicherten solange zu suchen bis sie irgendwas krankheits relevantes gefunden haben das der versicherung einen grund gibt eine leistung abzulehnen bzw die eine kündigung nach sich ziehen kann. das hat mit VERSCHWEIGEN nichts zu tun da es vieles gibt woran bei bei dem ausfüllen eines antrages nicht im entferntesten daran dachte das dies als begründung einer ablehnung dienen könnte. selbst aus nem durchfall den man nachweisen kann wird n strick draus gedreht. so hat es sich bei vielen eingebürgert das ganz banalen geschichten ein zusammenhang konstruiert wurde der für eine begründung für den ausschluß dient.

    und ja – es geht nur um profit maximierung. das kam in einem bericht im tv über amerikanische versicherer eindeutig zum ausdruck und wurde durch ex spürhunde auch bestätigt.

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