Kanada: Aids-Organisation wegen Betrug geschlossen

Eine Aids-Organisation in Toronto wurde von den kanadischen Finanzbehörden geschlossen – wegen betrügerischen Handelns in Millionenhöhe.

HIV-Positive in Afrika wolle man mit hochwirksamen Aids-Medikamenten versorgen. Mit diesem hehren Zweck hatte die Orion Foundation um Spenden geworben – und angegeben, hierfür auch bereits über 200 Millionen Dollar eingesetzt zu haben.

Doch Untersuchungen der zuständigen Finanzbehörden weckten bald Zweifel. Inzwischen ist klar: es handelte sich bei der Stiftung um ein ‚Steuersparmodell‘. Die vermeintliche Aids-Stiftung wurde am 10. Mai 2010 wegen Betrugs geschlossen.

Das Modell funktionierte einfach: Die Stiftung arbeitete zusammen mit der gemeinnützigen ‚Canadian Organization for International Philanthropy‘ (COIP). Über diese Organisation stellte die Stiftung Spendenquittungen aus – über Beträge, die bis zum Fünf- oder Sechsfachen der tatsächlichen Spenden betrugen. Für 10.000 Dollar Spende an die ‚Aids-Organisation‘ gab es so eine steuerwirksame Spendenquittung von bis zu 50.000 oder 60.000  Dollar.

COIP selbst wurde für seine ‚Dienstleistungen‘ entlohnt – die Organisation erhielt nach kanadischen Presseberichten 360.000 $ an ‚Fundraising-Gebühren‘ sowie weitere 320.000  $ an Zahlungen für die Direktoren der Organisation, dazu Geld für Urlaube und Renovierungen.

Die vermeintliche Aids-Stiftung selbst konnte mit dieser Masche in den Jahren 2006 und 2007 insgesamt Spendengelder in Höhe von 15 Millionen Dollar einwerben. Auch 2008 und 2009 war die ‚Stiftung‘ weiterhin aktiv, die Ermittler stießen auf ausgestellte ‚Spendenquittungen‘ über weitere 116 Millionen Dollar.
Die eingenommenen Gelder kamen jedoch, wie die Ermittlungen der Finanzbehörden ergaben, keineswegs HIV-Positiven in Afrika zugute. Stiftungsgründer James Arion und seine Direktoren verwandten das Geld vielmehr für Reisen nach Las Vegas oder eine nahezu 27.000 Dollar kostende Reise von Arion und Frau, sowie für Renovierungen ihrer Häuser sowie nicht weiter erläuterte ‚Management-Gebühren‘.

Tausende Spender an die vermeintliche Aids-Stiftung haben unterdessen Probleme mit den kanadischen Steuerbehörden – die Absetzbarkeit der vermeintlichen ‚Spenden‘ wurde inzwischen widerrufen. Ob die kanadischen Behörden auch gegen COIP vorgehen, ist bisher nicht bekannt.

Die Internetadresse der vermeintlichen Aids-Stiftung ist weiterhin erreichbar – inzwischen wird hier geworben für Spenden im Kampf gegen ‚feline infectious peritonitis‘, eine durch einen Corona-Virus verursachte unheilbare Erkrankung bei Katzen.

weitere Informationen:
the Star 11.05.2010: Charity closed after bad books revealed
UPI 11.05.2010: Canada shuts down fake AIDS charity
POZ 11.05.2010: Canadian Auditors Shut Down Bogus AIDS Charity
COIP Charity Partners – working together to deliver AIDS drugs to Africa (pdf)
.

4 Gedanken zu „Kanada: Aids-Organisation wegen Betrug geschlossen“

  1. Pingback: Tweets die Kanada: Aids-Organisation wegen Betrug geschlossen - Eine Aids-Organisation in Toronto wurde von den kanadischen Finanzbehörden geschlossen wegen betrügerischen Handelns in Millionenhöhe, Dollar, Stiftung, Spenden, Millionen, Aids-Stiftung,
  2. „Die Internetadresse der vermeintlichen Aids-Stiftung ist weiterhin erreichbar – inzwischen wird hier geworben für Spenden im Kampf gegen ‘feline infectious peritonitis’, eine durch einen Corona-Virus verursachte unheilbare Erkrankung bei Katzen.“

    Ähem…das ist nun aber wirklich schlecht oder gar nicht recherchiert: orionfoundation.com hat nichts mit orionfoundation.ca zu tun. Letzteres ist die Seite der kanadischen Stiftung, die andere Stiftung (?) ist nach einer Katze benannt und die Gelder soll man an den „University of Glasgow Finance Committee Account“ überweisen.

  3. @ leviathan:
    sorry – du hast recht, und deine anmerkung trifft offensichtlich zu. ich entschuldige mich für diesen detail-fehler.
    im text oben ist’s korrigiert.

Kommentare sind geschlossen.