Video: Gesundheitsministerin von Kanada bei Rede in Washington von Protesten unterbrochen

Die Gesundheitsministerin von Kanada , Leona Aglukkaq, sah sich auf der XIX. Internationalen Aids-Konferenz Protesten ausgesetzt – wegen ihrer Aids-Politik, insbes. ihrer Weigerung, Druckräume und harm reduction zu unterstützen.

Die Gesundheitsministerin Kanadas, Leona Aglukkaq, ist kein Fan von harm reduction. Harm Reduction bedeutet Strategien, die dazu dienen, Risiken zu minimieren, Schaden helfen abzuwenden. Konkret z.B., DrogengebraucherInnen die Möglichkeit zu bieten, Drogen sicher zu konsumieren, indem saubere Spritzbestecke oder Druckräume zur Verfügung stehen. Leona Aglukkaq, Gesundheitsministerin Kanadas, schwebt hingegen weiterhin eine drogenfreie Gesellschaft vor – pragmatische Politik wie Druckräume, Spritzbestecke bereitzustellen lehnt sie ab.

Als der Oberste Gerichtshof Kanadas jüngst in einem Urteil zu Gunsten des einzigen (!) in Kanada existiereden Druckraums (Insite) entschied (nach Versuchen, diesen zur Schließung zu zwingen), äußerte sie ihre Enttäuschung über das Urteil.

Enttäuscht, wütend über das Verhalten ihrer Gesundheistministerin, protestierten kanadische Aids-Aktivisten während der Rede, die Leona Aglukkaq auf der XIX. Internationalen Aids-Konferenz während einer Session hielt:

Seit Jahren protesieren Aktivisten gegen die sehr harte Drogenpolitik Kanadas, die sie als sehr einseitig auf ’no drugs‘ ausgerichtet sehen (siehe ondamaris 23.07.2012: ‘Krieg gegen Drogengebraucher’ – Proteste gegen Kanadas Drogen-Politik)

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weitere Informationen:
Insite 20.07.2012: Safe Injection Advocates Interrupt Health Minister Urging Visit to Insite
Health Canada 25.07.2012: Speech by the Minister of Health the Honourable Leona Aglukkaq – AIDS 2012 – Regional Session on USA and Canada
queer.de 26.07.2012: „Act Up“ ist zurück
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Kanada: Mann des Totschlags an HIV-positivem Freund für schuldig befunden

Ein 43-jähriger Mann wurde heute in Kanada für schuldig befunden des Totschlags an seinem 36-jährigen Freund. Im Januar 2007 tötete er seinen Freund, nachdem er verärgert darüber gewesen sei, als er von dessen HIV-Infektion erfuhr. Er stellte sich damals selbst der Polizei und teilte seine Tat mit.

Die Höhe der Strafe wird im Verlauf des Jahres entschieden.

Winnipeg Free Press 12.04.2012: Pearce found guilty of manslaughter in death of boyfriend

Kanada: Oberster Gerichtshof entscheidet voraussichtlich im Sommer über Pflicht zur Offenlegung der HIV-Infektion (akt.)

Müssen HIV-Positive in Kanada ihre Sex-Partner vorab informieren? Über diese Frage hat der Supreme Court of Canada (der oberste Gerichtshof Kanadas) zu entscheiden. Grundlage und Ausgangssituation ist ein Urteil des Supreme Court aus dem Jahr 1998 (Entscheidung ‚Cuerrier‘), derzufolge HIV-Positive unter allen Umständen ihre HIV-Infektion offen legen müssen. Die Staatsanwaltschaften zweier kanadischer Provinzen hatten Beschwerde eingelegt gegen Entscheidungen der Gerichten von Manitoba und Quebec, mit denen die Verurteilungen eines HIV-positiven Mannes sowie einer HIV-positiven Frau aufgehoben worden waren.

In beiden Fällen war der Tenor der Urteile, dass eine signifikante Gefährdung der Sexpartner/innen (z.B. wegen Benutzung von Kondomen, erfolgreicher antiretroviraler Therapie) nicht bestanden habe. Demgegenüber zeigte die Staatsanwaltschaft die Ansicht, es komme nicht darauf an, dass das Risiko niedrig sei, vielmehr habe die potentiell ein Risiko eingehende Person das Recht der Wahl.

Der Supreme Court of Canada verhandelte beide Fälle am gestrigen 8. Februar 2012 bis in die späten Abendstunden (MEZ). Eine Entscheidung wird für den Herbst erwartet.

Supreme Court of Canada (Foto: Supreme Court)
Supreme Court of Canada (Foto: Supreme Court)

Die Vorsitzende Richterin Beverley McLachlin und ihre Kollegen fragten die Vertreter der klagenden Staatsanwaltschaften im Verlauf des Verfahrens intensiv nach Beweggründen, warum wissenschaftliche Evidenz hinsichtlich der HIV-Therapie und Viruslast nicht berücksichtigt werde. McLachlin hinterfragte auch, in wie weit nicht der Test auf strafrechtliche Verantwortung bei Nicht-Offenlegung der HIV-Infektion zu wage sei:

„How is that person supposed to know if they are committing a criminal act? If the answer is, ‚They can’t know for sure,‘ then surely the crime isn’t really a crime. It would violate one of the fundamental principles of criminal law.“

Zudem warf sie die Frage auf, ob, wenn das Risiko sich überhaupt nicht materialisiere (keine Infektion stattfinde), überhaupt von einem Verbrechen (im strafrechtlichen Sinn) gesprochen wenden könne.

Vertreter der Staatsanwaltschaft hingegen argumentierten, jedes Infektionsrisiko (unabhängig von der Höhe des Risikos) sei ein „signifikantes Risiko“. Zudem sei eine Infektion mit HIV eine „schwerwiegende körperliche Beeinträchtigung“.

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Aktualisierung
09.02.2012, 10:30: Entscheidungen des Supreme Courts erfolgen üblicherweise nach mindestens vier Monaten Bearbeitungszeit nach der Verhandlung. Ein Kommentator geht allerdings davon aus, dass die Entscheidung noch später als Juni 2012 erfolgen könnte, und verweist darauf, dass zwei der neun Richter neu im Amt sind und mehr Zeit benötigen könnten. (Danke an Edwin J. Bernard für diese und weitere Infos!) [Artikel-Überschrift aufgrund dieser Infos geändert von „entscheidet im Herbst“ in „entscheidet voraussichtlich im Sommer“; d.Verf.]

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weitere Informationen:
Xtra 08.02.2012: Supreme Court grills government lawyers over HIV
Xtra 08.02.2012: Supreme Court hears landmark HIV case: five things to watch
le devoir 08.02.2012: Criminalisation de l’exposition au VIH – La Cour suprême doit trancher
Xtra 08.02.2012: Marucs McCann reports from Supreme Court (YouTube)
the spec 09.02.2012: Gathering evidence of HIV nondisclosure
PositiveLite 15.02.2012: Update: Criminalization of HIV non-disclosure
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Kanada: Müssen HIV-Positive ihre Sex-Partner vorab informieren? Entscheidung des Obersten Gerichtshofs erwartet (akt.2)

Der Oberste Gerichtshof Kanadas befasst sich an diesem Mittwoch, 8. Februar 2012 mit der Frage, ob es ein Verbrechen ist, wenn Menschen mit HIV ihre Sexpartner/innen nicht vorher von ihrem HIV-Status infirmieren, selbst wenn das HIV-Übertragungsrisiko niedrig ist.

Eine bisher geltende Entscheidung aus dem Jahr 1988 in gleicher Sache wurde von Richtern in Kanada auf verschiedene Weise interpretiert. Dies führe zu einem hohen Maß an Unischerheit bei HIV-Positiven, sagte Cecile Kazatchkine vom Canadian HIV/AIDS Legal Network. Klarheit schaffen soll nun die Verhandlung von dem Supreme Coiurt, Kanadas oberstem Gerichtshof.

Supreme Court of Canada (Foto: Supreme Court)
Supreme Court of Canada (Foto: Supreme Court)

So hob das Berufungsgericht in Manitoba vier Verurteilungen eines Mannes wegen Nicht-Information seiner Sexpartner wieder auf. Manche Sexpartner seien einfach keinem siginifikanten Risiko ausgesetzt gewesen, urteilte das Gericht. Der Mann nahm antiretrovirale Therapie, zudem verwendete er in einigen Fällen Kondome. Keiner seiner Sexpartner wurde mit HIV infiziert. Dennoch, so die Staatsanwaltschaft der Provinz vor dem Obersten Gerichtshof, sei jeder dieser Männer einem HIV-Infektionsrisko ausgesetzt worden.Es komme nicht darauf an, ob das Risiko niedrig sei, die Wahl das Risiko einzugehen müsse bei der das Risiko eingehenden Person liegen, nicht bei der, von der es ausgehe, so die Staatsanwaltschaft der Provinz:

„It does not matter that the chance of this occurring is small, the law aims to stop people from taking that chance. The choice whether to assume this risk must … lie with the person assuming the risk, not the person imposing it.“

Ähnlich argumentiert die Staatsanwaltschaft im zweiten Fall. Das Berufungsgericht Quebec hatte die Verurteilung einer HIV-positiven Frau aufgehoben, weil das Risiko einer HIV-Übertragung niedrig war. Die Verpflichtung, Sexpartner vom HIV-Status zu informieren, würde HIV-Infizierte auf unangemessene Art in ihrem Recht auf Privatsphäre beeinträchtigen, hatten die Anwälte argumentiert. Zudem sei dies für die öffentliche Gesundheit kontraproduktiv, der Zwang zu Offenlegung des eigenen HIV-Status halte möglicherweise mit HIV infizierte Menschen potentiell davon ab, einen HIV-Test durchführen zu lassen oder sich einer antiretroviralen Behandlung zu unterziehen. Sowohl die Benutzung von Kondomen als auch eine niedrige Viruslast sollten bei der Frage was ein signifikantes Risiko darstellen deutlicher berücksichtigt werden.

Die Positiven- und Aids-Organisationen COCQ-sida, Stella, PolitiQ-queers solidaires, Radical Queer Semaine sowie Warning fordern in einer gemeinsamen Erklärung

„Wir, die Unterzeichner ersuchen das Gericht diese Gelegenheit zu nutzen und ausdrücklich zu bestätigen, dass es keine strafrechtliche Verfolgung von Menschen mit HIV gibt, wenn keine erhebliche Gefährdung vorliegt – vor allem in Fällen, wenn ein Kondom benutzt wird oder wenn die Person erfolgreich antiretroviral behandelt wird. Wir fordern das Gericht auf, seine Entscheidung auf den besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnissen, nicht auf Vermutungen, Vorurteilen oder Ängsten zu basieren.“

Die Organisationen luden am Vor-Abend des Verhandlungsbeginns zu einer Protest-Demonstration vor dem Gerichtsgebäude.

Zuvor hatte bereits am 6. Februar 2012 ein Aktionstag unter dem Motto „We’re not criminals“ stattgefunden (Videos dazu siehe „weitere Informationen“ unten).

Toronto Day of Action against the criminalization of HIV
Toronto Day of Action against the criminalization of HIV

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Aktualisierung
08.02.2012, 09:15: An der 45-minütigen Demonstration vor dem Gerichtsgebäude am Vortag der Verhandlung nahmen einem Medienbericht zufolge ca. 50 Personen teil. Zahlreiche Medienvertreter waren anwesend.

08.02.2012, 14:30: Der Leitartikel des ‚Globe and Mail‘ am Tag der Verhandlung betont, es seien in Kanada Ansätze der HIV-Bekämpfung erforderlich, die über aggressive Polizeiaktionen und diskriminierende Verfolgung hinaus reichen:

„If we really want to address and, ultimately, end the epidemic of HIV in Canada, then we must look for approaches beyond aggressive police action and rampant, discriminatory prosecution.“

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Gibt es ein Recht auf absolute Sicherheit?
Gibt es ein Recht zu kriminalisieren?
Selbst wenn die Folgen lauten: Ansgt, Stigmatisierung, Diskriminieurng?
Selbst wenn die Folgen lauten: Schaden für Prävention, für Gesundheit, für Bürgerrechte?
Mit diesen Fragen ließe sich skizzieren, worum es geht vor dem obersten Gericht Kanadas.

Das Motto des Aktionstags in Toronto bringt auf den Punkt, worum es Menschen mit HIV geht. Nicht nur in Kanada:

„Wir sind keine Kriminellen!“

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weitere Informationen:
CTV News 05.02.2012: Do People with HIV Have to Tell Their Sex Partners? Supreme Court to Decide
Aids Action Now: Day of Action Videos
the warning 06.0p2.2012: A l’approche d’une affaire en cour supreme, des sympathisants du monde entier exhortent le canada à cesser de criminaliser les personnes vivant avec le VIH
2bemag 07.02.2012: Flash-demo against HIV criminalization brings media attention
the globe and mail 08.02.2012: Let’s draw reasonable lines on HIV disclosure
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Kanada: HIV-Positiver für unbegrenzte Zeit in Haft ? (akt.)

Ein HIV-positiver Mann muss in Kanada evtl. zeitlich unbegrenzt in Haft bleiben, falls sich die Staatsanwaltschaft mit einem Antrag durchsetzt, ihn zum „gefährlichen Straftäter“ zu erklären.

2009 wurde der HIV-positive Johnston Aziga des Mordes für schuldig befunden. Die Staatsanwaltschaft bemüht nun derzeit sich im Rahmen eines „dangerous offender hearing“ darum, Aziga als „gefährlichen Straftäter“ feststellen zu lassen. Dies würde ihr erlauben, Aziga für unbegrenzte Zeit in Haft zu halten.

Der inzwischen 54jährige Johnson Aziga war 2009 des zweifachen Mordes für schuldig befunden worden. Er befindet sich seit seiner Festnahme am 30. August 2003 in Haft.

Der aus Uganda stammende Aziga weiß seit 1996 von seiner HIV-Infektion. Nach kanadischem Recht ist er durch eine Anweisung der Gesundheitsbehörden seit 2002 verpflichtet, seine SexpartnerInnen von seiner HIV-Infektion zu informieren und Kondome zu verwenden. Er hatte dennoch fortgesetzt kondomlosen Sex mit verschiedenen Frauen. Trotz  Fragen seiner Sex-Partnerinnen nach HIV sagte er ihnen bewusst nichts von seiner Infektion.

Von elf  Sexpartnerinnen sind inzwischen sieben HIV-positiv, vier wurden HIV-negativ getestet. Zwei 49 und 51 Jahre alte Frauen verstarben inzwischen an Aids-bedingten Krebserkrankungen.

Aziga gab in der Anhörung zur Frage, ob er als gefährlicher Straftäter erklärt werden solle,  an, ein Hoden-Hochstand sei Ursache seines Verhaltens. Medien zitieren einen von der Staatsanwaltschaft eingeschalteten forensischen Psychiater

„I asked Mr. Aziga why he thought he found himself where he was and he reported that his difficulties have root in the fact that he was born with one undescended testicle. He said that because of this abnormality he hid sexual information about himself all his life.“

Azigas Anwalt betonte, sein Mandant sei in der Haft fortgesetzter Stigmatisierung als HIV-Positiver ausgesetzt.

Der Presse zufolge war der Prozess gegen Aziga in Kanada der erste Fall einer Verurteilung wegen Mordes aufgrund HIV-Infektion. Die derzeitige Anhörung könnte bis Ende Mai dauern. Sollte er daraufhin als „gefährlicher Straftäter“ erklärt werden, würde dies nach kanadischem Recht ermöglichen, ihn für unbegrenzte Zeit in Haft zu halten.  Erstmals nach Ablauf von sieben Jahren hätte er das Recht, die Aussetzung der Strafe zu beantragen (danach alle 2 Jahre). Sollte die Kommission für Haftentlassungen ihn jeweils nicht reif für eine Haftentlassung befinden, müsste er bis an das Ende seines Lebens in Haft bleiben.

Eine zeitlich unbegrenzte Haft („echtes ‚Lebenslänglich'“) wäre in Deutschland nicht mit dem Grundgesetz vereinbar. Einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 21. Juni 1977 zufolge muss jedem Verurteilten grundsätzlich die Möglichkeit eingeräumt werden, irgendwann wieder die Freiheit zu erlangen:

„Zu den Voraussetzungen eines menschenwürdigen Strafvollzugs gehört, daß dem zu lebenslanger Freiheitsstrafe Verurteilten grundsätzlich eine Chance verbleibt, je wieder der Freiheit teilhaftig zu werden.“

Mit Urteil vom 4. Mai 20211 hat das Bundesverfassungsgericht zudem alle bestehenden Regelungen zur Sicherungsverwahrung für verfassungswidrig erklärt. Zuvor hatte bereits am 13. Januar 2011 der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte erklärt, dass die Sicherungsverwahrung gegen das Recht auf Freiheit und Sicherheit (Artikel 5 § 1 Europäische Menschenrechtskonvention) verstößt.

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Aktualisierung
04. August 2011, 09:00
: Aziga wurde zum „gefährlichen Straftäter“ (dangerous offender) erklärt. Damit verbleibt er vermutlich lebenslang in Haft, berichtet criminal HIV transmission.

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weitere Informationen:
The Canadian Press 11.05.2011: Man guilty of HIV transmission murders blames problems on undescended testicle
The Star 10.05.2011: Man guilty of HIV transmission murders blames problems on undescended testicle
The Spec 11.05.2011: Aziga: A sex offender unlike any other
Montreal Gazette 10.05.2011: Dangerous offender hearing set for man whose HIV killed
Bundesverfassungsgericht: BVerfGE 45, 187 – Lebenslange Freiheitsstrafe
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Frankreich: Prä-Expositions-Prophylaxe „im Bedarfsfall“ wird in Studie getestet

Aids-Medikamente fallweise nehmen vor dem Sex, um eine eventuelle HIV-Infektion zu verhindern – dieses experimentelle Konzept will eine französische Studie ab Herbst 2011 untersuchen.

Frankreich startet seine eigene Studie zur Prä-Expositions-Prophylaxe. Die Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP) ist ein experimentelles Konzept. Es sieht vor, dass mit HIV nicht infizierte Personen Aids-Medikamente nehmen, um sich vor einer potentiellen Infektion zu schützen.

Unter Federführung der halbstaatlichen ANRS (Agence nationale de recherches sur le sida et les hépatites virales) soll das Konzept einer PrEP in einer Studie in Frankreich und Kanada untersucht werden. Leiter der Studie ist Prof. Jean-Michel Molina (Paris, hôpital Saint-Louis).

Die Studie wendet sich an ’nicht HIV-infizierte Homosexuelle, die Analverkehr haben, in den vergangenen 6 Monaten mindestens zwei verschiedene Sex-Partner hatten und nicht systematisch Kondome benutzen‘.

Im Gegensatz zu anderen PrEP-Studien, die eine kontinuierliche Einnahme von Aids-Medikamenten vorsehen, verfolgt die ANRS-Studie das Konzept ‚fallweiser‘ Einnahme im Bedarfsfall („à la demande“). Die Teilnehmer sollen die bereit gestellten Aids-Medikamente nur in den Phasen nehmen, in denen sie sexuelle Begegnungen planen: zwei Tabletten vor der ersten sexuellen Begegnung, anschließend währen der ‚Phase sexueller Aktivität‘ alle 24 Stunden eine Tablette, und eine Tablette nach der letzten sexuellen Aktivität.

Die Studie wird in zwei Gruppen strukturiert: die Teilnehmer einer Gruppe erhalten Plazebo (wirkungsloses Schein-Medikament), die der anderen Gruppe eine Pille mit den beiden Wirkstoffen Tenofovir und Emtricitabine (als Kombi-Pille vermarktet unter dem Handelsnamen Truvada®). Diese Kombination war auch in der ‚iPrEx‘-Studie eingesetzt worden. Alle Studien-Teilnehmer erhalten während der Studie individuelle Begleitung und Beratung, Impfungen gegen Hepatitis, Kondome sowie Test-Angebote auf HIV und sexuell übertragbare Krankheiten.

Die Studie soll im September 2011 in Frankreich und Kanada (Québec) beginnen. In einer ersten Pilotphase der Studie sollen 500 Teilnehmer rekrutiert werden. Sollte die Rekrutierung der ersten Teilnehmer erfolgreich verlaufen, sollen insgesamt bis zu 1.900 Personen an der Studie teilnehmen. Primäres Auswerte-Kriterium der Studie ist eine HIV-Infektion (Serokonversion).

Im Jahr 2010 hatte die Gruppe TRT-5 (die an der seit Frühjahr 2009 laufenden Planung der Studie beteiligt war)  in einer von ihr koordinierten ‚community consultation‘ (z.B. über Schwulengruppen, Artikel in der Schwulen-Presse, lokale Ansprechpartner) Mitgliedern der Zielgruppen die Möglichkeit zu Fragen, Stellungnahmen und Kritik am Entwurf des Studienplans gegeben. Hieraus wurde ein Bericht erstellt (Consultation communautaire essai PrEP ANRS – Rapport du TRT-5), der inzwischen veröffentlicht wurde. Zudem erstellte TRT-5 ein Positionspapier (Essai de PrEP de l’ANRS : position de TRT-5 et points de vigilance), in dem die Position der Gruppe dargelegt und wesentliche Fragestellungen formuliert wurden.

Die Gruppe Gruppe TRT-5 (‚Groupe inter-associatif „traitements et recherche thérapeutique“‚) ist ein Zusammenschluss der wichtigsten Organisationen in Frankreich, die sich gegen Aids einsetzen. Mitglieder sind Actif Santé, Actions Traitements, Act Up-Paris, Act Up-Sud Ouest, Aides, Arcat, Dessine Moi Un Mouton, Nova Dona, Sida info Service und Sol En Si.

Die ANRS (Agence nationale de recherches sur le sida et les hépatites virales) ist eine 1992 gegründete Einrichtung, in der staatliche und Forschungs-Einrichtungen ihre Bemühungen der Aids- und Hepatitis-Forschung koordinieren und evaluieren. Gründungs-Mitglieder der ANRS sind das französische Forschungsministerium (ministère de la Recherche), das Centre national de la recherche scientifique (CNRS), das ‚Institut national de la santé et de la recherche médicale (INSERM) und l’Institut Pasteur; ab 1995 ist auch das Gesundheitsministerium (le ministère de la Santé) Mitglied.

Ende November hatte bereits die ‚iPrEx‘-Studie für Aufmerksamkeit gesorgt. Die iPrEx-Studie hatte eine 44%ige Schutzwirkung von Prä-Expositions-Prophylaxe konstatiert – war aber auch auf viele Fragen und Kritik gestoßen. Das US-Magazin ‚Time‘ hatte die iPrEx-Studie zum ‚bedeutendsten medizinischen Durchbruch 2010‘ erklärt.

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weitere Informationen:
ANRS
ANRS 23.11.2010: Nouvelles stratégies pour le dépistage et la prévention du VIH – Le programme de l’ANRS (pdf)
TRT5 18.01.2011: Consultation communautaire essai PrEP ANRS – Rapport du TRT-5 (pdf)
TRT-5 18.01.2011: Essai de PrEP de l’ANRS : position de TRT-5 et points de vigilance
Yagg 18.01.2011: Traitement pré-exposition: l’essai de l’ANRS prend forme
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Quebec: Freispruch für HIV- positive Frau – die bewegende Geschichte von Diane

Eine HIV-positive Frau aus Québec, in erster Instanz verurteilt wegen vermeintlichem ungeschütztem Sex mit ihrem Partner, wurde in zweiter Instanz freigesprochen. Eine Geschichte um Liebe, Beziehung und Gewalt in der Beziehung- und den Umgang von Gerichten mit HIV-Positiven.

Diane (nicht ihr tatsächlicher Name) wurde in Québec 2008 angeklagt und verurteilt, weil sie ihrem ehemaligen Partner, mit dem sie vier Jahre zusammen war, nicht vor dem Sex ihren Serostatus mitgeteilt hatte. Im Dezember 2010 wurde sie vom Berufungsgericht freigesprochen.

Diane hatte sich vermutlich bei ihrem vorigen Partner und Ehemann mit HIV infiziert. Seit 1988 war sie mit ihm verheiratet, 1991 starb ihr Ehemann an den Folgen von Aids. Beide wussten bis zu dieser Zeit nicht von ihren HIV-Infektionen. 1991, kurz vor dem Tod seines Vaters,  kam ihr gemeinsamer Sohn zur Welt; er ist HIV-negativ.

Diane plante für den Fall ihrer möglichen (und zur damaligen Zeit angesichts nicht sehr wirksamer Therapien nicht unwahrscheinlichen) Erkrankung und eines etwaigen Todes – sie bemühte sich z.B. um mögliche Pflegeeltern für ihren Sohn. Doch sie lebt, länger als sie selbst es ursprünglich für möglich gehalten hatte – und lernte im Sommer 2000, am Rand eines Fußballspiels ihres Sohnes, einen Mann kennen, Vater eines Mitschülers ihres Sohnes. Eine Beziehung entwickelte sich.

Diane besprach sich die ganze Zeit über mit ihren Ärzten, nahm antiretrovirale Therapien – und als ihre Beziehung auch sexuell wurde, schützte sie sich. Ihre Ärzte hatten ihr, wie jeder HIV-positiven Person, gesagt, wenn sie für Schutz (Kondom) Sorge trage, sei in ihrer Situation der Partner nicht gefährdet, sondern in jedem Fall auf der sicheren Seite. Entsprechend verhielt sie sich – und teilte ihren Serostatus zu Beginn ihrer Beziehung (vor dem ersten Sex) dem neuen Partner zunächst nicht mit. Sie sorgte sich -ihr neuer Partner war selbst Vater eines Mitschülers ihres Sohnes- vor allem auch, bei einem unüberlegten Bekanntwerden ihres HIV-Status könne ihr Sohn diskriminiert werden.

Bevor beide zum zweiten Mal mit einander intim wurden, informierte sie ihren neuen Partner über ihren HIV-Status – er hatte begonnen von großer Liebe und gemeinsamer Zukunft zu sprechen. Er reagierte zunächst schockiert, mehrere Wochen hatten sie keinen Kontakt. Dann nahm er erneut Kontakt zu ihr auf, erklärte ihr seine Liebe, er wolle mit ihr zusammen leben. Ihr Serostatus war offensichtlich kein Hindernis.

Drei Jahre, bis 2003, lebten sie als Paar glücklich zusammen. Dann verschlechterte sich ihre Beziehung gravierend. ihr Partner wurde zunehmend kontrollierend, beschimpfte sie, stritt um die Erziehung ihres Sohnes. Schließlich beendete Diane von sich aus die Beziehung.

Ihr ehemaliger Partner wollte sich scheinbar mit dem Ende der Beziehung nicht abfinden. Im Dezember 2004 erwachte sie im Krankenhaus – wo sie eingeliefert worden war, mit Verletzungen an Kopf, Gesicht und Hals. Ihr Sohn, selbst am Arm verletzt beim Versuch seine Mutter zu schützen, hatte den Notruf gerufen, ihr damit das Leben gerettet.

Ihr ehemaliger Partner wurde für diese Aggression 2005 angeklagt und verurteilt. Kurz vor Verkünden des Urteils enthüllte er – offenbar in einem verzweifelten Versuch, freigesprochen zu werden – vor Gericht, dass Diane HIV-Positiv ist. Er warf ihr vor, beim ersten Kontakt ungeschützten Sex mit ihm gehabt zu haben, und ihm ihrem Serostatus nicht offenbart zu haben.

Diane, selbst Opfer der gewalttätigen Angriffe ihres (HIV-negativen) Ex-Partners, wurde nun wegen „krimineller Aggression“ angeklagt. 2008 wurde sie vom Gericht Saint-Valentin für schuldig befunden und zu zwölf Monaten Haft verurteilt. Der Richter hielt sie, obwohl sie sogar ihre gesamten medizinischen Akten und Berichte ihrer HIV-Spezialisten vorgelegt hatte, für nicht glaubwürdig. In seinem Urteil verkündet er zwei ‚fundamentale Verantwortungen‘ HIV-Positiver (in Kanada): ihrer Partner/innen vor Sex umfassend über ihren Gesundheitszustand zu informieren, und alles zu unternehmen, damit sexuelle Kontakte das kleinste nur denkbare Risiko bedeuten.

Am 14. März soll Diane ihre Haftstrafe antreten – ihr damals 17 Jahre alter Sohn würde allein bleiben müssen, bei Freunden. Sie hat einen Zusammenbruch, wird ins Krankenhaus eingeliefert. Ihr Anwalt beschließt kurz darauf mit ihrer Zustimmung, Berufung gegen das Urteil einzulegen.

Am 13. Dezember 2010 wird ihr Fall in Berufung erneut verhandelt, vor dem ‚Cour d’appel‘ von Québec. Das Berufungsgericht stellt fest, ein Fakt sei in der ersten Instanz nicht berücksichtigt worden – ihre Viruslast sei im fraglichen Jahr 2000 bereits unter der Nachweisgrenze gewesen. Selbst Mediziner hatten bestätigt, dass in diesem Fall das Infektionsrisiko „sehr minimal“ gewesen sei. Diane wird einstimmig freigesprochen.

Ihre Geschichte erzählte Diane exklusiv der kanadischen Positiven-Organisation und -Plattform ‚Fréquence VIH‘. Diane wurde bei ihrem Rechtsstreit stark unterstützt von der Gruppe COCQ-SIDA (Coalition des organismes communautaires québécois). Beide Gruppen unterstützen Diane auch beim Sammeln von Spenden für ihre Prozess-Kosten bzw. mit einem Rechtsanwalt. Sie bezeichneten den Fall als ‚herausragendes Beispiel für die Diskriminierung HIV-Positiver‘.

Einer ihrer Anwälte forderte nach dem Urteil den kanadischen Gesetzgeber auf, nun das kanadische Strafgesetz an die neuen Realitäten (Viruslast / Infektiosität) anzupassen und zu präzisieren, wann überhaupt noch strafrechtliche Verfolgung möglich sei.

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weitere Informationen:
seronet.fr 15.12.2010: Pénalisation: un acquittement au Québec qui fait date
COCQ-SIDA
Fréquence VIH
Interview mit Diane auf Fréquence VIH (html, dort ‚document audio‘)
Fréquence VIH: Défendre „Diane“, c’est aussi nous défendre toutes et tous
Canadian HIV/Aids Legal Network
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‚Krieg gegen Drogengebraucher‘ – Proteste gegen Kanadas Drogen-Politik (akt.)

Kanadas Regierung hält in der Drogen-Politik nichts von harm reduction. Keine sauberen Spritzbestecke für Drogengebraucher, dafür harte ’no drugs‘-Politik. Das sei kein ‚Krieg gegen Drogen‘, sondern Krieg gegen Drogengebraucher, kritisierten Demonstranten auf einer Aktion gegen den Stand Kanadas auf der XVIII. Welt-Aids-Konferenz.

Mit einem Die-In und einem Blockieren des Stands Kanadas auf der XVIII. Welt-Aids-Konferenz protestierten etwa 50 Aids-Aktivisten am 20. Juli 2010 gegen die Drogen-Politik der kanadischen Regierung. Sie ‚verpackten‘ den Stand Kanadas und riefen Parolen wie „The war on drugs is a war on us! Support harm reduction now“. Ein Demonstrant soll vom Konferenzort verwiesen worden sein, da er Banner des kanadischen Stands beschädigt habe.

Kanadas Regierung unter Steven Harper weigert sich seit langem, saubere Spritzbestecke und andere Maßnahmen des ‚harm reduction‚ anzubieten.

Dem gegenüber betonten die Demonstranten, es gebe überwältigend viel Evidenz, dass das Konzept der ‚harm reduction‘ ein Erfolgskonzept sei bei der Bekämpfung der HIV-Transmission.

Proteste gegen Kanadas 'neue' Drogenpolitik (Foto: Dirk Sander)
Proteste gegen Kanadas 'neue' Drogenpolitik (Foto: Dirk Sander)
Proteste gegen Kanadas 'neue' Drogenpolitik (Foto: Dirk Sander)
Proteste gegen Kanadas 'neue' Drogenpolitik (Foto: Dirk Sander)

Die Demonstranten verwiesen insbesondere auf die ‚Wiener Erklärung‚. Doch Kanadas Delegation bei der Wiener Welt-Aids-Konferenz weigert sich, diese Abschluss-Erklärung der Konferenz zu unterzeichnen. Einige Punkte der ‚Wiener Erklärung‚ passten nicht zur gültigen ‚Nationalen Anti-Drogen-Strategie‘, so Charlene Wiles von der Public Health Agency Kanadas zur Begründung.

Proteste gegen Kanadas 'neue' Drogenpolitik (Foto: Dirk Sander)
Proteste gegen Kanadas 'neue' Drogenpolitik (Foto: Dirk Sander)

Danke an Dirk Sander für die Fotos!

Nachtrag 23.07.2010, 13:50 Uhr:
Hram Reduction wird auch von internationalen Agenturen blockiert. So von UNODC, dem United Nation Office on Drugs and Crimes. ACT UP Paris fordert UNODC auf, seinen Krieg gegen Drogengebraucher/innen zu stoppen und die ‚Wiener Erklärung‚ zu unterzeichnen.
ACT UP Paris 23.07.2010: UNODC : War against drugs is war againt drug users

weitere Informationen:
canadian harm reduction network
Xtra 21.07.2010: Canadian booth shut down in Vienna

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Kanada: Aids-Organisation wegen Betrug geschlossen

Eine Aids-Organisation in Toronto wurde von den kanadischen Finanzbehörden geschlossen – wegen betrügerischen Handelns in Millionenhöhe.

HIV-Positive in Afrika wolle man mit hochwirksamen Aids-Medikamenten versorgen. Mit diesem hehren Zweck hatte die Orion Foundation um Spenden geworben – und angegeben, hierfür auch bereits über 200 Millionen Dollar eingesetzt zu haben.

Doch Untersuchungen der zuständigen Finanzbehörden weckten bald Zweifel. Inzwischen ist klar: es handelte sich bei der Stiftung um ein ‚Steuersparmodell‘. Die vermeintliche Aids-Stiftung wurde am 10. Mai 2010 wegen Betrugs geschlossen.

Das Modell funktionierte einfach: Die Stiftung arbeitete zusammen mit der gemeinnützigen ‚Canadian Organization for International Philanthropy‘ (COIP). Über diese Organisation stellte die Stiftung Spendenquittungen aus – über Beträge, die bis zum Fünf- oder Sechsfachen der tatsächlichen Spenden betrugen. Für 10.000 Dollar Spende an die ‚Aids-Organisation‘ gab es so eine steuerwirksame Spendenquittung von bis zu 50.000 oder 60.000  Dollar.

COIP selbst wurde für seine ‚Dienstleistungen‘ entlohnt – die Organisation erhielt nach kanadischen Presseberichten 360.000 $ an ‚Fundraising-Gebühren‘ sowie weitere 320.000  $ an Zahlungen für die Direktoren der Organisation, dazu Geld für Urlaube und Renovierungen.

Die vermeintliche Aids-Stiftung selbst konnte mit dieser Masche in den Jahren 2006 und 2007 insgesamt Spendengelder in Höhe von 15 Millionen Dollar einwerben. Auch 2008 und 2009 war die ‚Stiftung‘ weiterhin aktiv, die Ermittler stießen auf ausgestellte ‚Spendenquittungen‘ über weitere 116 Millionen Dollar.
Die eingenommenen Gelder kamen jedoch, wie die Ermittlungen der Finanzbehörden ergaben, keineswegs HIV-Positiven in Afrika zugute. Stiftungsgründer James Arion und seine Direktoren verwandten das Geld vielmehr für Reisen nach Las Vegas oder eine nahezu 27.000 Dollar kostende Reise von Arion und Frau, sowie für Renovierungen ihrer Häuser sowie nicht weiter erläuterte ‚Management-Gebühren‘.

Tausende Spender an die vermeintliche Aids-Stiftung haben unterdessen Probleme mit den kanadischen Steuerbehörden – die Absetzbarkeit der vermeintlichen ‚Spenden‘ wurde inzwischen widerrufen. Ob die kanadischen Behörden auch gegen COIP vorgehen, ist bisher nicht bekannt.

Die Internetadresse der vermeintlichen Aids-Stiftung ist weiterhin erreichbar – inzwischen wird hier geworben für Spenden im Kampf gegen ‚feline infectious peritonitis‘, eine durch einen Corona-Virus verursachte unheilbare Erkrankung bei Katzen.

weitere Informationen:
the Star 11.05.2010: Charity closed after bad books revealed
UPI 11.05.2010: Canada shuts down fake AIDS charity
POZ 11.05.2010: Canadian Auditors Shut Down Bogus AIDS Charity
COIP Charity Partners – working together to deliver AIDS drugs to Africa (pdf)
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Stop Serophobie!

„Stop Serophobie!“ – Stopp der Diskriminierung von HIV-Positiven, fordert ein neues Internetangebot aus Kanada.

Diskriminierung von HIV-Positiven ist das größte Hindernis im Kampf gegen Aids – weltweit, aber auch hierzulande. Ob Positiven Rechte vorenthalten werden, unterstützende Maßnahmen unterbleiben oder ‘einfach nur’ ihr soziales Leben beeinträchtigt wird – Stigmatisierung von HIV-Positiven hat viele Gesichter, und weit reichende Folgen.

Im kanadischen Québec widmet sich jetzt eine Internet-Site der Serophobie: Stop Sérophobie!

Stop Sérophobie! (Screenshot)
Stop Sérophobie! (Screenshot)

Die Site erklärt auch, wie sich Serophobie im Alltag zeigt: z.B. durch ungewolltes Outing einer Person als HIV-positiv. Denn so sehr es begrüßenswert sei, offen HIV-positiv zu sein, habe jede Person selbstverständlich ein Recht darauf, damit nicht offen umzugehen.

Zudem werden Beispiele genannt, wie aktiv mit Serophobie umgegangen werden kann. Die Grundregel sei sehr einfach: empathisch und respektvoll zu sein, und seine Worte und Handlungen mit Bedacht zu wählen.

Als Ziel benennt die Site einen „poz-friendly“-Zustand, einen Zustand von „Positiven-Freundlichkeit“. Jahrzehntelang habe man gegen Homophobie gekämpft, und niemand wolle in frühere homophobe Welten zurück. Ähnlich gelte es nun, gegen Serophobie vorzugehen und für einen Positiven-freundlicheren Alltag zu kämpfen.

„Stop Sérophobie!“ wurde eingerichtet von der Vereinigung der Aids-Organisationen in der kanadischen Provinz Québec COCQ-Sida.

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weitere Informationen:
Stop Sérophobie
the warning 31.07.2009: Stop Sérophobie!
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ungeschützter Sex: HIV-Positiver in Kanada wegen zweifachen Mordes verurteilt

Ein HIV-positiver Mann ist in Kanada wegen zweifachen Mordes schuldig gesprochen worden.

Der jetzt 52jährige Johnson A. ist HIV-infiziert und weiß seit 1996 von seiner HIV-Infektion. Nach kanadischem Recht ist er durch eine Anweisung der Gesundheitsbehörden verpflichtet, seine SexpartnerInnen von seiner HIV-Infektion zu informieren.

A. hatte dennoch fortgesetzt ungeschützten Sex mit verschiedenen Frauen. Trotz  Fragen seiner Sex-Partnerinnen nach HIV sagte A. ihnen bewusst nicht die Wahrheit.

Von elf  Sexpartnerinnen von A. sind inzwischen sieben HIV-positiv, vier wurden HIV-negativ getestet. Zwei 49 und 51 Jahre alte Frauen verstarben inzwischen an Aids-bedingten Krebserkrankungen.

Am 30. August 2003 wurde A. verhaftet. Ihm wurde die Gefährdung des Lebens von elf Frauen durch von grob fahrlässiges Verhalten vorgeworfen. Die Verteidigung von A. betonte in dem Verfahren, A. sei depressiv und krank.

A. wurde wegen der Infektion der zwei Frauen, die später an den Folgen von Aids starben, verurteilt. Zudem wurde er der sexuellen Nötigung in insgesamt elf Fällen für schuldig befunden.

Der Anwalt des Verurteilten betonte, dieses Urteil werde für viele HIV-Positive ein Anlass sein, nun erst recht sehr genau zu überlegen, ob sie ihren HIV-Status bei sexuellen Beziehungen offen legen.

Der Presse zufolge ist dies in Kanada der erste Fall einer Verurteilung wegen Mordes aufgrund HIV-Infektion. Das Strafmaß soll am 7. Mai verkündet werden.

[via]
weitere Informationen:
theglobeanddmail 05.04.2009: Hamilton man found guilty of murder by spreading HIV
cbcnews 05.04.2009: Ontario man found guilty in HIV murder trial
Udo Schuklenk BioethicsForum 31.10.2008: Why Some HIV Transmissions Should Be Punished
aidsmap 07.04.2009: Guilty verdict in first ever murder trial for sexual HIV transmission
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