UNITAID und Community-Organisationen fordern Pharmakonzern auf, Fabrik für Aids-Medikament nicht zu schließen (akt.)

Experten der Organisation UNITAID sowie zahlreiche Nichtregierungsorganisationen fordern den Pharmakonzern Bristol-Myers Squibb (BMS) auf, seine Fabrik in Frankreich nicht zu schließen. Die Versorgung mit einem wichtigen Aids-Medikament dürfe nicht unterbrochen werden.

Der Pharmakonzern Bristol-Myers Squibb (BMS) beabsichtigt, seine Fabrik in Frankreich zu schließen. Diese Schließung droht nun, die Versorgung von Babys und Kleinkindern mit einem lebenswichtigen Aids-Medikament zu gefährden.

In der Fabrik in Frankreich wird das Aids-Medikament Didanosin (Handelsname Videx®) hergestellt, u.a. in der Dosierungen 25mg. Die Organisation UNITAID erwirbt diese Medikamente mit Unterstützung der Clinton Health Access Initiative (CHAI), um damit 4.000 bis 7.000 Babys unter 10kg Gewicht in 40 Ländern zu behandeln.

UNITAID befürchtet, dass durch die Fabrik-Schließung bis zur Eröffnung einer neuen Produktionsanlage zwischen Juni 2010 und April 2011 die Behandlung und damit das Leben dieser Kindern aufgrund des fehlenden Medikaments gefährdet seien könnte. Didanosin sei für diese Babys die letzte Therapieoption.

UNITAID

UNITAID fordert in einem offenen Brief, der online auf dem Internetangebot der Fachzeitschrift The Lancet publiziert wurde, den Präsidenten von BMS Lamberto Andreotti auf, umgehend auf Anfragen zu reagieren. Die Schließung der Fabrik ist seit 2008 bekannt. UNITAID fordert vor allem aufzuzeigen, wie eine Unterbrechung der Therapie vermieden werden kann. Zudem bitten sie um Bestätigung, dass die Produktion von Didanosin in einer neuen Produktionsanlage in den USA 2011 wieder aufgenommen wird.
BMS-Sprecherin Sonia Choi betonte unterdessen, die neue Fabrik in den USA werde sofort nach der Zustimmung der Behörden im Februar 2011 ihren betrieb aufnehmen. Die Fabrik im französischen Meymac werden wie geplant im Rahmen von Produktions-Rationalisierungen in diesen Monat endgültig geschlossen.

Vor der Schließung habe BMS die Produktion von Didanosin erhöht, um einen Vorrat entsprechend dem zweifachen Bedarf des Jahres 2009 vorrätig zu haben. Dennoch werde es voraussichtlich zu Versorgungsproblemen kommen, da die Nachfrage nach dem Produkt jüngst unerwartet gestiegen sei. Gegenwärtig könne die Nachfrage aber befriedigt werden; man unternehme alles, um Störungen möglichst gering zu halten. Generische Versionen von Didanosin 25mg würden auch von anderen Unternehmen hergestellt, diese seien von der Weltgesundheitsorganisation WHO jedoch bisher nicht für die Verwendung durch US-Behörden zugelassen.

Didanosin war einst eines der ersten zugelassenen Aids-Medikamente. In den meisten industrialisierten Staaten spielt Didanosin in der Therapie der HIV-Infektion u.a. aufgrund von Nebenwirkungen (Lipoatrophie) kaum noch eine Rolle. Da es kostengünstig bei hoher Wirksamkeit ist, hat es jedoch insbesondere in wenig entwickelten Staaten eine Bedeutung als Aids-Medikament der zweiten Wahl (wenn erste Therapien versagt haben).

UNITAID ist eine internationale Einrichtung zum Erwerb von Medikamenten gegen HIV/AIDS, Malaria und Tuberkulose. Sie wurde im September 2006 auf Initiative Brasiliens und Frankreichs hin gegründet.

weitere Informationen:
The Lancet online 07.06.2010: Open letter to Lamberto Andreotti, Chief Executive Officer, Bristol-Myers Squibb (pdf, ai)
UNITAID
guradian 07.06.2010: HIV babies‘ lives at risk in drug giant’s plans to close factory, claim NGOs
usinenouvelle.com 30.09.2008: BMS ferme deux sites en France
Reuters new media 07.06.2010: Group urges Bristol to protect HIV-drug for babies

ACT UP Paris 09.06.2010: sida : Bristol Myers Squibb, Children serial killer
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2 Gedanken zu „UNITAID und Community-Organisationen fordern Pharmakonzern auf, Fabrik für Aids-Medikament nicht zu schließen (akt.)“

  1. Diese Meldung ist für mich neu. Gäbe sie es nicht, wäre es angenehmer…
    Und ein anderes Thema wird in Frankreich immer des öfteren aufgeworfen: dass mehr und mehr Patienten Schwierigkeiten haben, in den Apotheken ihre notwendigen Medikamente zu bekommen. Gründe: fehlender Vorrat, lange Lieferungszeiten, Lieferung von einem bestimmten Quota usw usw.
    Da sehe ich schwarz für die Ferienmonate.

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