Über Geschichtslosigkeit

Der Umgang des überwiegenden Teils der Schwulen ist ein Trauerspiel – wie Elmar Kraushaar heute in seinem Kommentar „der homosexuelle mann“ in der taz betont.

Dem ist kaum etwas hinzu zu fügen. (Leider. Es wäre schön, es gäbe einen Grund, ein Dementi, eine Erwiderung zu schreiben.)

Doch, eins vielleicht.

Der Umgang mit den an den Folgen von Aids Verstorbenen ist beinahe genauso enttäuschend, befremdend – von Gedenken, von Trauer- und Erinnerungskultur (über das Jahrestags-Ritual hinaus) kaum eine Spur.

6 Gedanken zu „Über Geschichtslosigkeit“

  1. Ich denke mit Schwulen ist das Wort „Sensibilität“ (siehe Artikel) ein nicht ganz korrektes Wort.

    Ich halte Schwule für „empfindsam“, nicht wenige eher sogar „empfindlich“, denn ihre „Sensibiltät“ scheint häufig nicht die Grenzen des eigenen Ichs zu durchdringen und nimmt aufgrund der vielleicht viel zu laut empfunden eigenen inneren Stimme, die Strömungen der Anderen weit weniger sensibel war, als viele uns zuschreiben würden.

  2. @ der toby:
    diese nach innen gerichtete sensibilität sehe ich auch.
    was die sensibilität nach außen angeht, mag sein, dass elmar da etwas scharf formuliert hat (was aber ja in einem kommentar angebracht sein mag).
    ich denke auch, dass viele schwule vielleicht durchaus sensibel genug sind, gefühle des trauers und gedenkens zu haben – allein, die äußerung ’nach außen‘ vermisse ich auch oft, und kann so den kommentar gut verstehen …
    lg ulli

  3. …und vielleicht weil Verdrängung eine vermeintlich typisch männliche Art ist mit unangehmen oder gar traumatischen Wirklichkeiten umzugehen?

    Die schwule Vergangenheit, AIDS-Tote, die Ansteckungsgefahr, usw… all das scheinen viele von „uns“ zu verdrängen.

  4. lieber ulli,
    vielen dank für die relativierung auf einen „überwiegenden teil“ – ich frage mich mal wieder, was denn das „besondere“ an „den schwulen“ sein soll, und warum überhaupt?
    was schwulen gemeinsam ist? kaum abendfüllend…
    aber nicht anders als andere männer zumindest runde 20 jahre lang sozialisiert: als männer!
    was wunder also?
    nicht schlechter und nicht besser (wieso auch?) als andere…
    dennoch und gerade drum kommen mir in solchen pauschalen betrachtungen die einzelnen engagierten, sensiblen und unentwegten zu kurz:
    warum nicht über sie berichten – ihren einsatz, ihre empathie und leistung positiv herausheben -, statt immer über das übrige kollektiv pauschal zu klagen??
    warum nicht endlich wahrnehmen, dass jenseiz der gestrigen kategorie „der homosexuelle mann“ (was für ein schrecklicher begriff!) manch bunte und vielfältige blüte zu entdecken ist, die jeweils für sich spannender wäre als dieser angestaubte prototyp der frühen 70er??
    die karawane der queeren und transgender zieht weiter und läßt den armen elmar und gigi mit ihren antipoden jan feddersen und volker beck im trostlosen mainstream zurück.
    war da mal was an aufbruch und (geschlechter-)rollenkritik? tuntenstreit??
    dunkle erinnerung hinter der geschichtslosigkeit…
    aber danke für den impuls, den ich gern in mein blog übernehme!

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