„Ihr müsst euch enagagieren“, fordert Aids-Experten von Chinas Schwulen

Chinesische Homosexuelle müssen ihre Verantwortung wahrnehmen und sich in ihren Communities im Kampf gegen Aids engagieren. Dies fordert Dr. Ray Yip, internationaler Aids-Experte, von Chinas Schwulen. Ihr Beteiligung sei ein Schlüssel in der HIV-Prävention in China.

Eine der größten Herausforderungen sei die Ausbreitung von HIV unter Homosexuellen. HIV-Übertragung zwischen Männern, die Sex mit Männern haben, hätten Angaben von Statistiken des chinesischen Gesundheitsministeriums  zufolge im Jahr 2009 einen Anteil von 32,5% an allen HIV-Infektionen. 2005 habe dieser Anteil bei nur 0,4% gelegen.

„Es sind diejenigen, die nichts von ihrer Infektion wissen, die gefährlich sind“, betont Dr. Yip, „wir müssen sie finden.“ Yip sprach um chinesischen Satelliten-TV-Kanal CNC World. Der Schlüssel sei, hoch risikobehaftetes Verhalten zu reduzieren.

Dr. Ray Yip (Foto: Bill and Melinda Gates Foundation)
Dr. Ray Yip (Foto: Bill and Melinda Gates Foundation)

Yip stellte fest, sozialer Druck zwinge viele „HIV-Träger“, weiterhin versteckt zu leben. Viele würden sich weigern zuzugeben, dass sie mit HIV infiziert seien.

Dr. Ray Yip war früher China-Repräsentant der us-amerikanischen Seuchenkontrollbehörde CDC. Er ist derzeit Direktor des China-Programms der ‚Bill and Melinda Gates Foundation‘. Die Stiftung arbeitet in China eng mit dem chinesischen Gesundheitsministerium zusammen.

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Aktives Engagement einzufordern ist eine leichte Sache. Bemerkenswert, dass Dr. Yip scharfe Forderungen nach aktivem Engagement stellen kann, sich jedoch zumindest den Presseberichten zufolge weitgehend Äußerungen über die Verbesserung der Situation Homosexueller sowie HIV-Positiver in China enthält.

Als Schwuler offen zu leben, ist in China immer noch äußerst schwer, besonders außerhalb von Großstädten wie Shanghai oder Peking. Als HIV-Positiver offen über seinen Serostatus zu sprechen, offen positiv zu leben, dürfte noch um vieles schwieriger sein. Diskriminierung und Stigmatisierung sind Probleme, denen sich chinesische Homosexuelle alltäglich gegenüber sehen – HIV-Positive in noch größerem Maß.

Hinzu kommt, dass immer wieder Berichte zu lesen sind über die Verfolgung, Verhaftung und Verurteilung chinesischer Aids-Aktivisten. Vorurteilsfreie Prävention entsprechend den Bedürfnissen der Zielgruppen scheint in China immer noch wenig gefragt zu sein – zu oft ist Repression die Antwort.

Beides, Diskriminierung und Stigmatisierung Homosexueller und HIV-Positiver wie auch Repressionen gegen Aids-Aktivisten sind kein soziales Umfeld, das eben zu gesellschaftlichem Engagement ermuntert. HIV-Infizierte als „gefährlich“ zu bezeichnen, ist zynisch und dürfte zu einer Verbesserung der Situation ebenfalls wenig beitragen.

Scharfe Forderungen an chinesische Homosexuelle zu richten, scheint in dieser Situation wenig produktiv. Wirksamer könnte es sein zu prüfen, wie die Situation Homosexueller sowie HIV-Positiver in China so verbessert werden kann, dass ein Engagement für die eigene Situation, auch für HIV-Prävention, für chinesische Homosexuelle gefahrlos möglich und attraktiv wird.

weitere Informationen:
Xinhua 30.07.2010: AIDS expert tells China’s gay men to face up to responsibilities
advocate 30.07.2010: AIDS Director to China Warns Gays of High Risk Behavior
Bill and Melinda Gates Foundation: Biographie Dr. Ray Yip
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