Die Beiträge der Geberländer zum Globalen Fonds zur Bekämpfung von HIV/Aids, TB und Malaria, die nächste Woche bei der Konferenz zur Wiederauffüllung des Fonds in New York bekannt gegeben werden, liegen weit hinter den benötigten 20 Milliarden US Dollar zurück. Davor warnte die internationale medizinische Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) am 29.9.2010. Ein von der WHO heute veröffentlichter Bericht zeigt auf, dass eine bessere Behandlung von Aids-Patienten und eine Ausweitung der Behandlung auf mehr Menschen nur möglich ist, wenn eine entsprechende finanzielle Unterstützung durch Finanzierungsinstrumente wie den Globalen Fonds erfolgt.
Über den Globalen Fonds werden zwei Drittel aller internationalen Gelder im Kampf gegen Malaria und Tuberkulose und fast ein Viertel im Kampf gegen HIV/Aids bereitgestellt.
Mit 20 Milliarden US-Dollar über die kommenden drei Jahre könnten nach Schätzungen des Fonds 7,5 Millionen Menschen mit lebensverlängernden anti-retroviralen Medikamenten versorgt werden.
„Dank der Beiträge des Globalen Fonds konnten Länder wie Malawi lebensrettende Programme starten und durch Aids verwüstete Gemeinden wieder aufbauen“ erklärt Marielle Bemelmans, Einsatzleiterin von Ärzte ohne Grenzen in Malawi, wo Ärzte ohne Grenzen zusammen mit dem Gesundheitsministerium in Hilfsprogrammen 38.000 Menschen behandelt. „Allein in Malawi brauchen aber noch mehr als 200.000 Menschen dringend eine Behandlung – weltweit sind es zehn Millionen. Wenn die Geber diese Gelegenheit verpassen und sich nicht im Kampf gegen die Aids-Epidemie engagieren, machen sie somit all die bedeutenden Errungenschaften zunichte, die bereits erzielt wurden.“
Neue WHO-Richtlinien empfehlen den betroffenen Ländern, die Menschen früher und mit besseren und weniger toxischen – wenn zwar auch teureren – Medikamenten zu behandeln. Ein unterfinanzierter Globaler Fonds wird die Einführung der WHO-Richtlinien verhindern und dadurch die weltweite Reaktion auf die Aids-Epidemie für die kommenden Jahre massiv verändern.
Wenn die derzeitige Finanzierungslage anhält, werden die Patienten weniger Optionen haben, da die globale Antwort auf HIV/Aids sich zunehmend auf kleine private Programme konzentrieren wird, wie jene von Ärzte ohne Grenzen.
Deutschland, das drittgrößte Geberland nach den USA und nach Frankreich, stellt die größte Bedrohung für die Wiederauffüllung des Globalen Fonds dar: In der deutschen Bundesregierung gibt es Pläne, den deutschen Beitrag um zwei Drittel zu kürzen beziehungsweise bis Ende 2011 die Beiträge möglicherweise ganz einzustellen. Italien will für die kommende Finanzierungsperiode gar keine Gelder mehr zur Verfügung stellen.
Andere Länder haben nur eine leichte Mittelaufstockung angekündigt. Österreich hat den Globalen Fonds seit längerem überhaupt nicht unterstützt. Das Außenministerium hat bereits im Juli angekündigt, auch in den kommenden vier Jahren keinen Beitrag leisten zu wollen. „Es ist inakzeptabel, dass Österreich sich hier völlig seiner Verantwortung entzieht“ erklärt Franz Neunteufl, Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen Österreich: „Ich fordere die Bundesregierung auf, jetzt, wo die Finanzierung des Globalen Fonds in Gefahr ist, eine den Möglichkeiten Österreichs angemessene Unterstützung zuzusagen.
(Pressemitteilung Ärzte ohne Grenzen)