Myanmar: Ärzte ohne Grenzen ruft zum Handeln auf – 85.000 Menschen brauchen dringend lebenswichtige antiretrovirale Medikamente

Ärzte ohne Grenzen weist in dem heute veröffentlichten Bericht „Lives in the Balance“ auf den dringenden Bedarf an HIV- und Tuberkulose-Medikamenten in Myanmar hin. Dem Bericht zufolge haben in Myanmar derzeit 85.000 HIV-Infizierte, die dringend lebensverlängernde antiretrovirale Medikamente benötigen, dazu keinen Zugang. Von den geschätzten 9.300 neuinfizierten Tuberkulosepatienten jährlich haben bisher etwas mehr als 300 Menschen eine Therapie gegen multiresistente Tuberkulose (TB) erhalten. Ärzte ohne Grenzen ist der größte Anbieter von HIV/Aids-Therapien in Myanmar.

Der Bericht „Lives in the Balance“ zeigt die verheerenden Auswirkungen, die die Streichung einer Finanzierungsrunde des Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, TB und Malaria auf den Kampf gegen HIV und TB in Myanmar haben wird. Die Streichung der „Runde 11“ bedeutet, dass keine Finanzierung für die Ausweitung von HIV- und TB-Therapien sowie ihrer medikamentenresistenten Formen bis 2014 vorgesehen ist. „Wieder einmal haben die Geberländer HIV- und TB-Kranke in Myanmar im Stich gelassen“, erklärt Peter Paul de Groote, Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen in Myanmar. „Wir sind täglich mit den tragischen Auswirkungen dieser Entscheidungen konfrontiert, mit Schwerkranken und unnötigen Todesfällen.“

15.000 bis 20.000 Menschen, die mit HIV leben, sterben jährlich in Myanmar, weil sie keinen Zugang zu antiretroviralen Medikamenten haben. Die Prävalenzrate von TB ist dreimal höher als der weltweite Durchschnitt. Myanmar ist weltweit unter den 27 Ländern mit der höchsten Rate an multiresistenter TB, deren Behandlung komplex und langwierig ist. Auch vollkommen gesunde Menschen können sich sehr leicht anstecken. „Ohne neue Therapiemöglichkeiten wird sich HIV/Aids und TB weiterhin ungehindert ausbreiten“, betont Dr. Hin Nyein Chan von Ärzte ohne Grenzen. „Diese Gelegenheit darf nicht verpasst werden, denn die HIV-Raten in Myanmar sind relativ niedrig. Der fehlende Zugang zu einer Behandlung macht die Erkrankung zu einer der schwersten Epidemien in Asien.“

Myanmar ist das am wenigsten entwickelte Land Südostasiens und zählt zu den Ländern, die weltweit am wenigsten offizielle Entwicklungshilfe erhalten. Da es aufgrund des Engagements der internationalen Gemeinschaft zu politischen Reformen kommt, ist jetzt die Gelegenheit, den Zugang zu HIV- und TB-Therapien auf die Prioritätenliste der Geberländer zu setzen. Myanmar leidet unter einem unterfinanzierten staatlichen Gesundheitssystem. Trotz vielversprechender Bemühungen, das Gesundheitsbudget zu erhöhen, werden Jahre vergehen, bis das Land über ein umfassendes Gesundheitssystem verfügt. „Ich möchte, dass die Behandlung für jeden Patienten in Myanmar zugänglich wird. Ich möchte, dass die Menschen am Leben bleiben und wie wir eine Therapie bekommen“, sagt Zaw Zaw, eine 30-jährige Patientin, deren Mann und jüngstes Kind auch HIV-positiv sind und in einer Klinik von Ärzte ohne Grenzen behandelt werden.

„Wenn HIV- und TB-Behandlungsprogramme jetzt erweitert werden, können weitere Ansteckungen vermieden werden. Leben können gerettet und Geld gespart werden. Weniger infizierte Menschen bedeuten weniger verlorene Leben und weniger Menschen, die eine Behandlung brauchen“, betont de Groote. „Die Geber müssen Myanmar dabei helfen sicherzustellen, dass mehr Patienten im ganzen Land Therapien gegen HIV und multiresistente TB erhalten.“

(Pressemitteilung Ärzte ohne Grenzen)

Ärzte ohne Grenzen: EU-Indien-Freihandelsabkommen gefährdet die Versorgung von Patienten mit lebensnotwendigen Medikamenten

Mehrere hundert Personen, die mit HIV/Aids leben, haben zu Beginn des EU-Indien-Gipfels in Neu-Delhi gegen Bestimmungen des geplanten Freihandelsabkommens demonstriert. Auch Mitarbeiter der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen beteiligten sich an dem Protest, um vor den ernsten Folgen des Abkommens für den Zugang zu bezahlbaren Medikamenten in ärmeren Ländern zu warnen. Der internationale Präsident von Ärzte ohne Grenzen Unni Karunakara forderte in einem offenen Brief den indischen Ministerpräsidenten Manmohan Singh auf, Vorschläge der EU nicht zu akzeptieren, die die Produktion von Nachahmermedikamenten in Indien behindern würden.
„Wir haben in unseren Projektländern zu viele Menschen gesehen, die gestorben sind, weil die benötigten Medikamente zu teuer sind“, erklärt Karunakara. „Wir dürfen nicht zulassen, dass aufgrund dieses Handelsabkommens die Apotheke der ärmeren Länder schließen muss.“

Indien produziert kostengünstige, qualitativ hochwertige generische Medikamente, auf die Regierungen, die Vereinten Nationen und Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen angewiesen sind, um Patienten in ärmeren Ländern zu behandeln. Dank des Wettbewerbs durch Generika-Hersteller in Indien ist beispielsweise binnen eines Jahrzehnts der Preis von HIV/Aids-Medikamenten um mehr als 99 Prozent zurückgegangen. Diese signifikante Preissenkung hat weltweit eine massive Ausweitung der Behandlung von HIV/Aids ermöglicht: Mehr als 80 Prozent der HIV/Aids-Medikamente, die zur Behandlung von rund 6,6 Millionen Menschen in ärmeren Ländern eingesetzt werden, stammen von indischen Produzenten. Ärzte ohne Grenzen versorgt derzeit 170.000 Menschen in 19 Ländern mit lebensrettender HIV-Therapie. Auch zur Behandlung anderer Krankheiten ist Ärzte ohne Grenzen auf indische Generika angewiesen.

Ärzte ohne Grenzen ist vor allem über Durchsetzungsmaßnahmen des geplanten Abkommens besorgt, die von der EU forciert werden. Dadurch könnten lebensrettende Medikamente schon in indischen Häfen gestoppt werden. Sogar medizinische Hilfsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen könnten Ziel von Strafverfolgung werden.

„Das geplante Freihandelsabkommen behindert den Zugang von Patienten zu lebenswichtigen Medikamenten“, sagt Philipp Frisch von der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen in Berlin. „Zum ersten Mal haben wir durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse die Möglichkeit, bei der Bekämpfung der schlimmsten Krankheiten das Ruder herumzureißen. Wir wissen heute, dass beispielweise eine frühzeitige Behandlung von HIV-positiven Menschen das Ansteckungsrisiko massiv senkt und wir so zahlreiche neue Krankheitsfälle verhindern könnten. Doch dazu brauchen wir vor allem bezahlbare Medikamente. Anstatt dass die Investitionen in die Bekämpfung der Krankheiten jetzt massiv ausgeweitet werden, müssen wir beobachten, dass solche Abkommen den Zugang zu Behandlung wieder erschweren.“

(Prressemitteilung Ärzte ohne Grenzen)

Ärzte ohne Grenzen: EU gefährdet mit Investitionsschutz-Klauseln Zugang zu bezahlbaren Medikamenten aus Indien

Die medizinische Nothilfeorganisation Ärzte ohne Grenzen kritisiert anlässlich der Wiederaufnahme der Verhandlungen über das EU-Indien-Freihandelsabkommen Pläne der EU, die die Produktion bezahlbarer Medikamente in Indien einschränken könnten.

„Die EU will Pharmaunternehmen die Möglichkeit geben, juristisch gegen die patientenfreundliche Gesundheitspolitik Indiens vorzugehen“ erklärt Oliver Moldenhauer, Koordinator der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland. Als medizinische Nothilfeorganisation ist Ärzte ohne Grenzen auf Indien angewiesen, weil sie einen Großteil der Medikamente von dort bezieht. „Wir fordern die europäischen Regierungen auf, den Zugang von armen Patienten zu lebensnotwendigen Medikamenten nicht immer wieder aufs Neue zu gefährden“, so Moldenhauer.

Die EU drängt darauf, den Schutz geistiger Eigentumsrechte in das Investitionsschutzkapitel im Handelsabkommen zu integrieren. Das würde europäischen Pharmaunternehmen ermöglichen, die indische Regierung zu verklagen, wenn sie ihre Gewinne oder Investitionen durch politische Entscheidungen gefährdet sehen. Entscheidungen der indischen Regierung im Sinne der öffentlichen Gesundheit und im Interesse des Patientenwohls wären damit von einem privaten Unternehmen rechtlich angreifbar. Geklagt werden könnte beispielsweise gegen die Aufhebung eines Patents auf ein wichtiges Medikament oder gegen Preiskontrollen bei einem patentierten Wirkstoff. Die juristischen Prozesse würden dabei in nicht-öffentlichen Verhandlungen privater Schiedsgerichte stattfinden und so nationale Gerichte umgehen.

Diese Pläne stehen im deutlichen Widerspruch zu der gestern verabschiedeten Resolution des Europäischen Parlaments, wonach Investitionspolitik den Zugang zu Medikamenten nicht gefährden darf. „Immer wieder versucht die EU uns einzureden, dass keine ihrer Forderungen den Zugang zu bezahlbaren Medikamenten einschränkt, und immer wieder müssen wir feststellen, dass Wort und Tat nicht zusammenpassen“ sagt Michelle Childs von der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen. „Indische Gerichte haben bisher die öffentliche Gesundheit und den Zugang zu Medikamenten als wichtiger erachtet als Firmengewinne. Diese Prinzipien werden kaum bestehen können, wenn Unternehmen die Möglichkeit haben, vor privaten Schiedskommissionen zu klagen. Wir fordern die EU auf, diese Pläne fallen zu lassen.“

Bevor diese Klauseln ausverhandelt werden, bedarf es einer Zustimmung aller Regierungen der EU-Mitgliedsstaaten zum Verhandlungsmandat der EU-Kommission. „Wir fordern Bundeswirtschaftsminister Brüderle auf, solche Klauseln nicht weiter zu unterstützen und der Kommission kein Mandat zu geben, diese Teilverhandlungen abzuschließen“, so Moldenhauer.

Indien wird auch als “Apotheke der Armen” bezeichnet. Bezahlbare Medikamenten aus Indien spielten in der Vergangenheit eine große Rolle bei der Ausweitung der Behandlung von HIV/Aids auf über fünf Millionen Menschen. Mehr als 80 Prozent der Medikamente, die Ärzte ohne Grenzen zur Behandlung von über 170.000 Aidspatienten einsetzt, stammen aus Indien. Auch viele Medikamente gegen Tuberkulose und Malaria bezieht Ärzte ohne Grenzen aus Indien.

(Pressemitteilung Ärzte ohne Grenzen)

Indien: 3.000 HIV-Positive demonstrieren für bezahlbare Aids-Medikamente

Mitarbeiter der medizinischen Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen haben am 2. März 2011 in Neu-Delhi zusammen mit mehr als dreitausend HIV-Infizierten aus ganz Asien und dem UN-Sonderberichterstatter für das Menschenrecht auf Gesundheit gegen Pläne der Europäischen Union demonstriert. Sie riefen die indische Regierung dazu auf, dem Druck aus der EU zu widerstehen und keine Regelungen im Freihandelsabkommen zu akzeptieren, die Patienten in ärmeren Ländern den Zugang zu bezahlbaren Medikamenten verbauen würden. Heute wird über genau diese Fragen in Brüssel weiter verhandelt.
Mehr als 80 Prozent der Aidsmedikamente, mit denen Ärzte ohne Grenzen weltweit 175.000 Patienten in ärmeren Ländern behandelt, sind günstige Nachahmerpräparate aus Indien. „Wer den Kranken diese Medikamente nimmt, gefährdet ihr Leben. Sowohl bei der Behandlung von Aids als auch bei Krankheiten wie Tuberkulose und Malaria sind wir auf die Produzenten aus Indien angewiesen“, erklärt Oliver Moldenhauer, Koordinator der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland. „Deutschland ist innerhalb der EU leider einer der entschiedensten Verfechter der Interessen der Pharmaindustrie.“

Die EU besteht auf Regelungen zum Schutz geistigen Eigentums, die über das hinausgehen, was bisher für internationale Handelsverträge gefordert wird. Für die Patienten wäre vor allem die von der EU angestrebte so genannte „Datenexklusivität“ im Zulassungsverfahren verheerend. Diese Regelung wirkt wie ein Patentschutz für die Medikamente der Pharmafirmen und würde bezahlbare Nachahmerpräparate selbst dann vom Markt fernhalten, wenn diese nicht unter tatsächlichem Patentschutz stehen. Nach wie vor behauptet die EU fälschlicherweise, dass diese Regelungen den Zugang zu Medikamenten nicht behindern würden.

“Die schädliche Wirkung der Datenexklusivität auf die öffentliche Gesundheit ist bei Freihandelsabkommen zwischen anderen Ländern bereits nachgewiesen“, erklärt Anand Grover, UN-Sonderberichterstatter für das Menschenrecht auf Gesundheit. „Es wäre ein kolossaler Fehler, Datenexklusivität in Indien einzuführen, wenn Millionen von Menschen auf der ganzen Welt auf Indien als „Apotheke der Armen“ angewiesen sind.“

“Unser Überleben hängt von bezahlbaren Medikamenten aus Indien ab”, erklärt Rajiv Kafle aus Nepal vom „Asia Pacific Network of Positive People“. „Ein Rückschritt in die Zeit, als unsere Angehörigen und Freunde starben, weil sie sich keine Medikamente leisten konnten, wäre grauenhaft. Wir sind heute nach Delhi gekommen, um eine einfache Botschaft an die indische Regierung zu richten: Verkauft nicht unser Leben mit dem EU-Indien-Freihandelsabkommen.“

(Pressemitteilung Ärzte ohne Grenzen)

Weniger Finanzierung und teurere Medikamente gefährden Behandlungserfolge

Geringe Finanzierungszusagen und teurere Medikamente gefährden die Behandlung von HIV/Aids in ärmeren Ländern. „Der Preis für neuere Medikamente, die wir benötigen, steigt derzeit rapide an, gleichzeitig haben Geldgeber entschieden, sich zurückzuziehen“, sagt Dr. Gilles van Cutsem, medizinischer Koordinator von Ärzte ohne Grenzen für Südafrika und Lesotho, zwei Tage vor dem diesjährigen Welt-Aids-Tag. Dabei zeigen aktuelle Untersuchungen von UNAIDS, dass sich die Investitionen in Aids-Programme auszuzahlen beginnen. Die Zahl der Neuinfektionen und Tode sinkt.
„Wir behandelnden Ärzte haben das Gefühl, dass uns die Hände gebunden werden“, so van Cutsem. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt, Menschen mit HIV/Aids früher und mit neuen, besser verträglichen Medikamenten als bisher zu behandeln. Im Behandlungsprogramm von Ärzte ohne Grenzen in Lesotho hat die neue frühe Behandlung die Zahl der Tode um 68 Prozent und die der neuen opportunistischen Infektionen um 27 Prozent reduziert. Diese Behandlungsstrategie hilft aber nicht nur einzelnen Patienten, sondern der ganzen Gesellschaft, denn sie senkt auch die Gefahr einer Weitergabe des Virus‘. „Doch gerade jetzt, da wir sehen wie vielversprechend die neuen Empfehlungen sind, frieren die Geldgeber die Finanzierung der Programme ein.“

Dem Globalen Fonds, dem wichtigsten internationalen Finanzierungsinstrument im Kampf gegen Aids, Tuberkulose und Malaria, wurden für die kommenden drei Jahre nur 11,7 Milliarden Dollar statt der benötigten 20 Milliarden Dollar zugesagt. Die Gelder für das von den USA finanzierte Aids-Programm PEPFAR, das mindestens die Hälfte aller HIV/Aids-Behandlungen in ärmeren Ländern unterstützt, wurden seit drei Jahren nicht erhöht.

Gleichzeitig arbeiten die reichen Länder daran, die Möglichkeiten zur Generika-Produktion einzuschränken, was zu höheren Medikamentenpreisen führen würde. In den Verhandlungen um ein Freihandelsabkommen mit Indien will die Europäische Union Klauseln wie die so genannte Datenexklusivität durchsetzen. Dies würde bedeuten, dass Generika-Produzenten ihre kostengünstigen Medikamente künftig noch schwieriger auf den Markt bringen können. Derzeit stammen jedoch mehr als 80 Prozent der Aids-Medikamente, die mit internationalen Geldern finanziert werden, von Generika-Produzenten aus Indien. Auch 80 Prozent der Aids-Medikamente, mit denen Ärzte ohne Grenzen 160.000 HIV/Aids-Patienten behandelt, kommen aus der so genannten „Apotheke der Armen“.

Setzt sich die EU durch, steht der Zugang zu kostengünstigen generischen Versionen neuer Medikamente zur Bekämpfung von HIV/Aids auf dem Spiel. Innerhalb der EU gehört die deutsche Regierung zu den treibenden Kräften hinter dem Versuch, die Interessen der Pharmaindustrie über das Leben von Patienten zu stellen. „Wir rufen daher die Menschen auf, deutlich zu machen, dass sie mit der Politik der Bundesregierung und der Europäische Kommission diesbezüglich nicht einverstanden sind“, so Oliver Moldenhauer, Kooordinator der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland. Gegen den Vorstoß der EU hat Ärzte ohne Grenzen die Kampagne „Europa! Hände weg von unseren Medikamenten“ gestartet.

(Pressemitteilung Ärzte ohne Grenzen)

Ärzte ohne Grenzen warnt: Unterfinanzierung des Globalen Fonds hat dramatische Auswirkungen im globalen Kampf gegen Aids

Die Beiträge der Geberländer zum Globalen Fonds zur Bekämpfung von HIV/Aids, TB und Malaria, die nächste Woche bei der Konferenz zur Wiederauffüllung des Fonds in New York bekannt gegeben werden, liegen weit hinter den benötigten 20 Milliarden US Dollar zurück. Davor warnte die internationale medizinische Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) am 29.9.2010. Ein von der WHO heute veröffentlichter Bericht zeigt auf, dass eine bessere Behandlung von Aids-Patienten und eine Ausweitung der Behandlung auf mehr Menschen nur möglich ist, wenn eine entsprechende finanzielle Unterstützung durch Finanzierungsinstrumente wie den Globalen Fonds erfolgt.

Über den Globalen Fonds werden zwei Drittel aller internationalen Gelder im Kampf gegen Malaria und Tuberkulose und fast ein Viertel im Kampf gegen HIV/Aids bereitgestellt.
Mit 20 Milliarden US-Dollar über die kommenden drei Jahre könnten nach Schätzungen des Fonds 7,5 Millionen Menschen mit lebensverlängernden anti-retroviralen Medikamenten versorgt werden.

„Dank der Beiträge des Globalen Fonds konnten Länder wie Malawi lebensrettende Programme starten und durch Aids verwüstete Gemeinden wieder aufbauen“ erklärt Marielle Bemelmans, Einsatzleiterin von Ärzte ohne Grenzen in Malawi, wo Ärzte ohne Grenzen zusammen mit dem Gesundheitsministerium in Hilfsprogrammen 38.000 Menschen behandelt. „Allein in Malawi brauchen aber noch mehr als 200.000 Menschen dringend eine Behandlung – weltweit sind es zehn Millionen. Wenn die Geber diese Gelegenheit verpassen und sich nicht im Kampf gegen die Aids-Epidemie engagieren, machen sie somit all die bedeutenden Errungenschaften zunichte, die bereits erzielt wurden.“

Neue WHO-Richtlinien empfehlen den betroffenen Ländern, die Menschen früher und mit besseren und weniger toxischen – wenn zwar auch teureren – Medikamenten zu behandeln. Ein unterfinanzierter Globaler Fonds wird die Einführung der WHO-Richtlinien verhindern und dadurch die weltweite Reaktion auf die Aids-Epidemie für die kommenden Jahre massiv verändern.

Wenn die derzeitige Finanzierungslage anhält, werden die Patienten weniger Optionen haben, da die globale Antwort auf HIV/Aids sich zunehmend auf kleine private Programme konzentrieren wird, wie jene von Ärzte ohne Grenzen.

Deutschland, das drittgrößte Geberland nach den USA und nach Frankreich, stellt die größte Bedrohung für die Wiederauffüllung des Globalen Fonds dar: In der deutschen Bundesregierung gibt es Pläne, den deutschen Beitrag um zwei Drittel zu kürzen beziehungsweise bis Ende 2011 die Beiträge möglicherweise ganz einzustellen. Italien will für die kommende Finanzierungsperiode gar keine Gelder mehr zur Verfügung stellen.

Andere Länder haben nur eine leichte Mittelaufstockung angekündigt. Österreich hat den Globalen Fonds seit längerem überhaupt nicht unterstützt. Das Außenministerium hat bereits im Juli angekündigt, auch in den kommenden vier Jahren keinen Beitrag leisten zu wollen. „Es ist inakzeptabel, dass Österreich sich hier völlig seiner Verantwortung entzieht“ erklärt Franz Neunteufl, Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen Österreich: „Ich fordere die Bundesregierung auf, jetzt, wo die Finanzierung des Globalen Fonds in Gefahr ist, eine den Möglichkeiten Österreichs angemessene Unterstützung zuzusagen.

(Pressemitteilung Ärzte ohne Grenzen)

Auffüllung des Globalen Fonds droht nicht zuletzt an Deutschland zu scheitern – Leben Zehntausender Patienten in ärmeren Ländern in Gefahr

Die Geberkonferenz des Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria nächste Woche in New York droht zu scheitern. Es wird erwartet, dass die Zuweisungen der Geberländer deutlich unter den 20 Milliarden US-Dollar liegen, die benötigt werden, um die durch den Fonds geförderten Programme aufrechtzuerhalten und auszuweiten.

Deutschland, bislang drittgrößter Geber des Fonds, gefährdet den Erfolg der Konferenz neben Italien derzeit am stärksten. Dass beispielsweise eine bessere Behandlung von Aids-Patienten und eine Ausweitung der Behandlung auf mehr Menschen jedoch nur möglich sind, wenn ausreichend Mittel für Finanzierungsinstrumente wie den Globalen Fonds zur Verfügung stehen, zeigt ein heute veröffentlichter Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Über den Globalen Fonds werden zwei Drittel aller internationalen Gelder im Kampf gegen Malaria und Tuberkulose und fast ein Viertel im Kampf gegen HIV/Aids bereitgestellt. Mit 20 Milliarden US-Dollar über die kommenden drei Jahre könnten nach Schätzungen des Fonds 7,5 Millionen Menschen mit lebensverlängernden antiretroviralen Medikamenten versorgt werden.

„Die neuen Behandlungsrichtlinien der WHO empfehlen, dass Aids-Patienten früher und mit besseren, weniger giftigen Medikamenten behandelt werden. Diese kosten aber mehr Geld,“ sagt Oliver Moldenhauer, Koordinator der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen Deutschland. „Die drohende Unterfinanzierung des Globalen Fonds würde bedeuten, dass die WHO- Empfehlung ins Leere läuft und Millionen Menschen weiter ganz ohne Behandlung bleiben.“

In der Bundesregierung gibt es Pläne, den deutschen Beitrag um zwei Drittel von bislang 600 auf 200 Millionen Euro zu kürzen. Italien will für die kommende Finanzierungsperiode gar keine Gelder mehr zur Verfügung stellen. Andere Länder haben nur eine leichte Mittelaufstockung angekündigt.

„Dank des Globalen Fonds konnten Länder wie Malawi Menschenleben retten und durch Aids verwüstete Gemeinden wiederaufbauen“, sagt Marielle Bemelsmann, Landeskoordinatorin in Malawi, wo Ärzte ohne Grenzen zusammen mit dem Gesundheitsministerium 38.000 Patienten behandelt. „Allein in Malawi brauchen aber noch mehr als 200.000 Menschen dringend eine Behandlung – weltweit sind es zehn Millionen. Wenn die Staaten die Chance in New York vergeben und sich nicht weiter im Kampf gegen Aids engagieren, werden die bereits erzielten Erfolge einfach zunichte gemacht.“

(Pressemitteilung Ärzte ohne Grenzen)