ACTA bedroht Zugang zu Medikamenten

Das sogenannte „Anti-Counterfeiting Trade Agreement“ (ACTA) ist ein weiteres Beispiel dafür, wie internationale Handelsabkommen die Gesundheitssituation in Entwicklungsländern verschlechtern. Vorgeblich zielt ACTA auf Produktpiraterie ab. Jedoch wird es den Zugang zu bezahlbaren und legal hergestellten Medikamentenkopien gefährden.

Bis Ende 2010 erhielten rund 6,6 Millionen Menschen eine lebensrettende HIV/Aids
dank der Herstellung von Generika. Dies sind qualitativ gleichwertige und vor allem wesentlich kostengünstigere Kopien von Original-Produkten. In Subsahara-Afrika werden sogar 80% des Bedarfs an HIV/Aids-Medikamenten durch indische Generika gedeckt – und dies geschieht nach internationalem Recht absolut legal.

„ACTA könnte den rechtmäßigen Handel mit Generika behindern und lebenswichtige Medikamente verteuern. Das hätte fatale Konsequenzen für Millionen von Menschen, die noch immer auf eine lebensnotwendige HIV/Aids-Therapie warten“, sagt Astrid Berner-Rodoreda, Sprecherin des Aktionsbündnis gegen Aids und HIV-Expertin bei Brot für die Welt.

Denn ACTA stattet Zollbehörden mit weitreichenden Rechten aus, die allerdings ihre Kompetenzen oftmals übersteigen können. So besteht die Gefahr, dass Medikamentenlieferungen für Entwicklungsländer fälschlicherweise aufgehalten werden, wenn sie im Verdacht stehen Marken- und sonstige Rechte zu verletzen. Lieferverzögerungen und mögliche Versorgungsengpässe hätten gerade für HIV-Patienten schwerwiegende Folgen, da sie auf die tägliche Medikamenten-Einnahme angewiesen sind.

Zusätzlich sieht ACTA unverhältnismäßig hohe Schadensersatzforderungen vor. Dies betrifft bei potentiellen Rechtsverletzungen nicht nur den Hersteller, sondern auch sogenannte Dritte, wie Zulieferer oder Händler.

All das kann abschreckend auf Generikahersteller wirken und damit die Medikamente mangels ausreichenden Wettbewerbs wieder verteuern.

„Das Menschenrecht auf Gesundheit muss geschützt werden. Auch Handelsabkommen wie ACTA dürfen wirtschaftliche Interessen nicht über Menschenleben stellen“, so Berner-Rodoreda. Das Bundesjustizministerium hat die Empfehlung zur Unterzeichnung vorerst zurückgezogen. Auch in anderen Europäischen Ländern wachsen Bedenken und Kritik an dem Abkommen. Das Aktionsbündnis gegen AIDS fordert ACTA nun komplett zu stoppen.

(Pressemitteilung Aktionsbündnis gegen Aids)