HIV-Neudiagnosen: erstmals seit 10 Jahren in Deutschland gesunken

Weniger HIV-Neudiagnosen: die Zahl der HIV-Neudiagnosen ist in Deutschland 2011 erstmals seit zehn Jahren wieder gesunken. Besonders deutlich war der Rückgang der HIV-Neudiagnosen bei Schwulen.

In seinem heute veröffentlichten „Bericht zur Entwicklung von HIV und AIDS im Jahr 2011“ meldet das Robert-Koch-Institut RKI:

„Dem RKI wurden für das Jahr 2011 insgesamt 2.889 neu diagnostizierte HIV-Infektionen gemeldet. Gegenüber dem Jahr 2010 (2.939 Neudiagnosen) bedeutet dies eine – allerdings nur geringfügige (1,7 %) – Abnahme der Gesamtzahl der HIV-Neudiagnosen.“

Besonders deutlich sank die Zahl der HIV-Neudiagnosen bei Schwulen: wurden 2010 noch 1.697 HIV-Neudiagnosen bei Männern, die Sex mit Männern haben registriert, lag die Zahl 2011 bei 1.574 (minus 7%):

„Betrachtet man die Entwicklung der HIV-Neudiagnosen in den verschiedenen Übertragungskategorien, so sinkt die absolute Zahl der HIV-Neudiagnosen bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), im Jahr 2011 gegenüber dem Vorjahr (2010) um 7 % (von 1.697 auf 1.574). …
In den meisten Bundesländern sanken die Diagnosezahlen oder blieben stabil, leichte Anstiege wurden nur in den nördlichen Bundesländern Niedersachsen, Bremen und Schleswig-Holstein sowie im Bundesland Sachsen registriert.“

Geändert wurde in dem Bericht die Darstellung zu den Überrtagungswegen: „die bisherigen Kategorien der Personen, bei denen ein heterosexuelles Infektionsrisiko angegeben wurde und die nicht aus HIV-Hochprävalenzländern stammen (HET) sowie Personen, die aus HIV-Hochprävalenzländern (HIVPrävalenz > 1 % in der allgemeinen Bevölkerung der Altersgruppe 15 – 45 Jahre) stammen, in denen die heterosexuelle Übertragung der vorherrschende Übertragungsweg ist (HPL)“ wurden zusammengefasst zu einer Gruppe HET zusammengefasst.

Der „Bericht zur Entwicklung von HIV und AIDS im Jahr 2011“ wurde vom Robert-Koch-Institut im Vorfeld der bald in Washington beginnenden Welt-Aids-Konferenz publiziert. Er ist in der aktuellen Ausgabe des Epidemiologischen Bulletins veröffentlicht.

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weitere Informationen:
Robert-Koch-Institut: Bericht zur Entwicklung von HIV und AIDS im Jahr 2011. in: Epidemiologisches Bulletin 28/2012 (pdf)
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5 Gedanken zu „HIV-Neudiagnosen: erstmals seit 10 Jahren in Deutschland gesunken“

  1. Also werden Personen aus Afrika pauschal als „Hetero“ kategorisiert. So kann man mit einfachen statistischen Tricks Homosexualität unsichtbar machen und tot schweigen. Kein guter Trend.

  2. Freigeist,

    in der alten Gruppe „HPL“ wurden aufgenommen: „Personen aus Hochprävalenzländern (HIV-Prävalenz in der allgemeinen Bevölkerung >1%), in denen HIV endemisch ist und überwiegend heterosexuell übertragen wird (z. B. Karibik, Subsahara-Afrika)“. War für einen Mann aber ein anderes Übertragungsrisiko bekannt, so wurde die Neudiagnose in der entsprechenden Gruppe angegeben, siehe Bulletin 2011/21. Die Diagonose bei einem schwulen Afrikaner wurde also schon immer in der Gruppe „MSM“ geführt – wenn er denn seine sexuelle Orientierung angegeben hatte. Das wird auf Seite 215 des aktuellen Bulletins 2012/28 auch noch en détail erklärt. Da lt. Bulletin 2012/03 bei 86% der neudiagnostizierten Menschen das Infektionsrisiko bekannt ist, erfolgt also eine weitestgehend korrekte Zuordnung; mit Unzulänglichkeiten werden wir aber sicher leben müssen.

    Kurz und gut, sofern du dich nicht das erste Mal mit dem Epidemiologischen Bulletin auseinandersetzt, kommt der ungerechtfertigte Aufschrei ein paar Jahre zu spät oder könnte einfach nur als reflexartiges Geschnappe verstanden werden.

  3. In meinem obigen Beitrag erwähne ich die Seite 215 des Epidemiologischen Bulletins 2012/28. Es ist aber Seite 256 gemeint.

  4. @Flaneur

    Danke für den Hinweis, ich nehme meine Aussage, die ich nur auf Grund des Artikels ohne Kenntnisnahme des Bulletins getätigt hatte, hiermit zurück.

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