rätselhafter Sex – Lösungen 1

Hast du’s gewusst?
Zu Beginn des Wochenendes heute die Auflösung der ersten drei Fragen des kleinen Sex-Rätselns:

Frage 1:

David hat Sex mit einem Mann, Helmut hat Sex mit einer Frau.
Ist die Wahrscheinlichkeit auf einen Partner/eine Partnerin mit HIV zu treffen für beide gleich hoch?

Antwort-Möglichkeiten:
1. Die Wahrscheinlichkeit ist für David und Helmut gleich hoch.
2. Die Wahrscheinlichkeit ist für David doppelt so hoch.
3. Die Wahrscheinlichkeit ist für David einige hundert Mal so hoch.

Richtig ist Antwort 3.

In Deutschland haben ca. 60.000 Menschen eine Infektion mit HIV. Etwa 2/3 davon sind Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), dies ist auch bei den geschätzten Neuansteckungen der Fall. Anders ausgedrückt: Die Verbreitung von HIV liegt in Deutschland bei MSM etwa bei 5%, in der Allgemeinbevölkerung (Frauen und Männer) bei etwa 0,02 %. Dass in Deutschland MSM in besonders hohem Maße von HIV betroffen sind, stellt keine neuere Entwicklung dar, sondern war mit leichten Schwankungen von Anfang an so.

Die Hauptursache dafür liegt in diesem Phänomen selbst begründet: Obwohl MSM sich in einem erheblich höheren Maße vor HIV schützen, gleicht dies die höhere Wahrscheinlichkeit, auf einen Partner mit HIV zu treffen, nicht aus.

Noch eine schlechte Nachricht:
Nicht nur HIV, sondern auch andere sexuell übertragbare Infektionen (Hepatitis A und B, Syphilis) sind bei Männern, die Sex mit Männern haben, deutlich stärker verbreitet als in der übrigen Bevölkerung.

Weshalb haben wir die Frage gestellt ?
Wir bekommen in unserer Arbeit immer wieder Aussagen wie diese zu hören: „Aids, das kann doch jeder kriegen, das betrifft doch alle. Aids als ne Schwulenkrankheit hinzustellen ist Diskriminierung, das hat vielleicht früher mal gestimmt.“

Diese Annahme wird auch dadurch gestützt, dass Menschen mit HIV ihre Infektion oftmals selbst in ihrem engeren Umfeld geheim halten und dies den Eindruck verstärkt, dass es so viele gar nicht sein können. Das kann dann dazu führen, dass Aids auch innerhalb der MSM-Lebenswelten auf einem niedrigen Level wahrgenommen wird – vergleichbar dem der übrigen Bevölkerung.

Die vergleichsweise hohe Verbreitung von HIV unter MSM sorgt aber für eine erheblich höhere Wahrscheinlichkeit, dass ein ungeschützter Sexkontakt unter Männern auch mit einem Ansteckungsrisiko verbunden ist.
Das ist leider so und stellt keine Hetze gegen Schwule dar.

Wer sich hinter „Aids kann jeder kriegen“ versteckt, macht sich was vor. Toll wär’s, wenn ihr das auch weitergeben würdet, falls ihr mal wieder was Gegenteiliges zu hören bekommt.

Frage 2:

Ein großer Teil der Ansteckungen mit HIV geschieht, wenn der Sex-Partner sich vor kurzem selbst erst angesteckt hat.

Antwortmöglichkeiten:

1. Stimmt, denn in den ersten Wochen nach einer HIV Infektion ist die Viruskonzentration besonders hoch.
2. Nein, man ist immer gleich ansteckend.
3. Stimmt nicht, infektiös wird man erst, wenn man Aids hat.

Richtig ist Antwort 1
Ob es beim ungeschützten Sex auch zu einer Ansteckung kommt (vorausgesetzt einer der Partner ist Träger von HIV), hängt von verschiedenen Faktoren ab, z.B. von der Dauer und der Intensität des Kontakts. Eine große Rolle spielt dabei die Viruskonzentration. Diese ist bei jemandem, der sich selbst vor kurzem erst angesteckt hat, sehr hoch (s. Grafik). Da HIV in den ersten Wochen einer Ansteckung oftmals nicht nachweisbar ist und der letzte Test ohnehin meist länger zurückliegt, kann ein solcher Partner von seiner Infektion noch gar nicht wissen.
Die Viruskonzentration kann nach dem ersten Absinken aber auch dann wieder steigen, wenn sich der positive Partner eine andere sexuell übertragbare Infektion zugezogen hat, z.B. eine Syphilis, oder wenn die HIV-Infektion bereits fortgeschritten ist. Wenn der negative Partner selbst gerade eine sexuelle Infektion durchmacht, erhöht dies das Risiko einer Ansteckung mit HIV ebenfalls. In der letzten Zeit haben sich Männer mit einer Syphilis oftmals auch eine Infektion mit HIV zugezogen.

Weshalb haben wir die Frage gestellt ?
Manche Männer gehen davon aus, dass ihre Partner wissen, ob sie HIV haben oder nicht. Dabei weiß – geschätzt – etwa jeder 3. Träger von HIV noch nichts von seiner Infektion. Und bei denjenigen, deren eigene Infektion noch nicht lange zurückliegt, ist wegen der höheren Viruskonzentration das eigene Risiko einer Ansteckung besonders hoch.
Auf die Aussage „ich bin gestestet“ solltest du dich daher besser nicht verlassen. Auch Rückschlüsse aus Mutmaßungen über den Lebenswandel von Sexualpartnern zu ziehen, sollte man sich möglichst aus dem Kopf schlagen. Und dass man HIV keinem ansehen kann, sollte sowieso klar sein.
All dies gilt auch dann, wenn du etwas mit einem Mann angefangen hast und sich eine Beziehung entwickelt. Bei vielen Paaren entsteht früher oder später der Wunsch nach ungeschütztem Sex. Wenn auf Kondome verzichtet werden soll, empfiehlt es sich, dass beide Partner sich testen lassen, nachdem jeder 3 Monate lang keine Situation hatte, bei der eine Ansteckung mit HIV möglich war. Auf Kondome zu verzichten bleibt letztlich immer riskant.

Tipps: Es gibt eine Reihe sexuell übertragbarer Infektionen, die man sich trotz Kondom zuziehen kann, daher:
– Lass dich gegen Hepatitis A und B impfen.
– Wenn du sexuell umtriebig bist, lass dich einmal im Jahr auf Syphilis hin untersuchen.
– Wenn du gesundheitliche Veränderungen bemerkst (z.B. Schmerzen, Ausfluss, Hautveränderungen) geh am besten immer gleich zum Arzt. Er sollte wissen, dass du (auch) Sex mit Männern hast.
– Lass alle 2 Jahre einen HIV-Test durchführen (auch wenn du Kondome benutzt), um ggf. die Behandlungsmöglichkeiten einer HIV-Infektion optimal nutzen zu können.

Frage 3:

Hepatitis B ist unter Männern, die Sex mit Männern haben, stark verbreitet. Hep B ist erheblich ansteckender als HIV und kann einen lebensbedrohlichen Verlauf nehmen.

Antwortmöglichkeiten

1. Da kann man nix machen.
2. Es gibt eine kostenlose Kombi-Impfung gegen Hepatitis A und B. Sprich Deinen Arzt darauf an.
3. Eine Ansteckung mit Hepatitis B ist trotz Safer Sex möglich.

Richtig sind Antworten 2 und 3

zu 2) Gegen Hepatitis A und B gibt es eine Kombi-Impfung, die in Abständen dreimal gegeben wird (2. Impfung ca. 4 Wochen nach der ersten, 3. Impfung nach einem halben Jahr). Danach sollte durch eine Blutuntersuchung sichergestellt werden, dass man den Impfschutz auch tatsächlich hat, wenn nicht, wird nochmal nachgeimpft. Den Impfschutz hat man dann für mindestens 10 Jahre, danach genügt eine Auffrischungsimpfung.
Für Menschen mit HIV gibt es eigene Impfempfehlungen zu Hepatitis B, von daher ist es sinnvoll, sich vorher auf HIV hin testen zu lassen bzw. den Arzt zu informieren, wenn man positiv ist.
zu 3) Anders als HIV ist das Hepatitis B Virus (HBV) bei sämtlichen Schleimhautkontakten leicht übertragbar. Daher sind Ansteckungen mit HBV trotz Safer Sex möglich.

Weshalb haben wir die Frage gestellt ?

Bei sexuell übertragbaren Infektionen steht meist HIV im Vordergrund. Dabei wird vor allem Hepatitis B erheblich unterschätzt. Vielen ist dieses Risiko nicht wirklich bewusst.
Wenn du gegen Hepatitis B noch nicht geimpft bist, empfehlen wir dir, das dringend zu tun!

Am besten du sprichst deinen Arzt direkt darauf an. Wir erfahren immer wieder, dass manche Ärzte sich mit der Kostenübernahme durch die Kassen und der Abrechnung dieser Impfung nicht gut auskennen und die Nachfrage abwimmeln.
Wenn’s also Schwierigkeiten gibt, sprich die Aids-Hilfe in deiner Nähe darauf an.

7 Gedanken zu „rätselhafter Sex – Lösungen 1“

  1. Tja, was soll ich da erbsenzählenderweise sagen? Die Frage zu Antwort 1 passt nicht zu der gegebenen Antwort; zumindest ist die Frage nicht vollständig formuliert. Und leider wird in der Antwort die Art von Zahlenakrobatik à la RKI betrieben, die mich regelmäßig auf die Palme bringt. Wie will man denn zu der Aussage kommen, das die Verbreitung von HIV bei den MSM bei 5 % liegt, wenn nicht einmal die Zahl der MSM auch nur Näherungsweise bekannt ist?

  2. @ TheGayDissenter:
    nun, verehtre erbsenzählerinnennund erbsenzähler, liebe knallerbsenstrauchbewunderer …
    nein, spaß beiseite …
    in sachen frage 1: ob es nun der faktor 100 ist oder 98 oder 101 – das mag sache der experten sein. worum es doch geht ist, dass ein schwuler mann mit einer viel höheren wahrscheinlichkeit auf einen sexpartner treffen kann, der hiv-positiv ist, als eine heterosexuelle frau oder ein heterosexueller mann bei seiner/ihrer sexpartnersuche …

  3. Also ficke ich demnächst nur noch heterosexuelle Frauen und/oder heterosexuelle Männer und bin damit auf der sicheren Seite! Das ist wohl die Botschaft dieser schrecklichen Vereinfacherer.

Kommentare sind geschlossen.