rätselhafter Sex – Lösungen 3

Frage 7:

Aufgrund der heutigen Behandlungmöglichkeiten einer HIV-Infektion sind Lebensqualität und Lebenserwartung gegenüber früher erheblich gestiegen.

Antwortmöglichkeiten

1. stimmt nicht, das behaupten höchstens die Pharmafirmen
2. stimmt, deshalb ist es sinnvoll, sich regelmäßig auf HIV hin testen zu lassen, um den Schaden einer möglichen Infektion zu begrenzen (etwa alle 2 Jahre)
3. stimmt, aber man muss das geheimhalten, weil sich die Leute sonst nicht mehr schützen

Richtig ist Antwort 2.
Die Möglichkeiten mit Hilfe von Medikamenten die Vermehrung von HIV im Körper zu blockieren, haben sich in den letzten 20 Jahren enorm verbessert. Vor allem seit 1996 kann aufgrund der Entwicklung verschiedenartiger Wirkstoffe und -mechanismen besser auf die Bildung von Resistenzen reagiert werden.
Auch die Möglichkeiten der Behandlung von Folgeerkrankungen einer HIV-Infektion haben sich verbessert, gegen manche gibt es vorbeugende Mittel.
Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung ist aber die möglichst frühe Entdeckung einer Infektion. Diese erlaubt es, den individuellen Verlauf der HIV-Infektion zu beobachten und entsprechend mit dem Einsatz von Medikamenten darauf zu reagieren. Leider wird HIV bei etwa einem Viertel der Infizierten erst zu einem Zeitpunkt festgestellt, zu dem die Behandlung nicht mehr optimal eingesetzt werden kann. Bei einem Teil der Menschen, die an den Folgen einer HIV-Infektion sterben, wurde HIV zu spät entdeckt.
Die Befürchtung, dass die Kenntnis der verbesserten Behandlungsmöglichkeiten dazu führt, dass sich die Leute weniger oder überhaupt nicht mehr schützen, ist weit verbreitet. Dass dem nicht so ist, wird in einer neueren Studie belegt(Bochow et al. 2007: Lebensstile, Szene, Sex, AIDS.Kurzfassung der Befragungsergebnisse 2007 im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln)

Worauf wollen wir mir dieser Karte hinweisen ?
Die Vorstellung, dass man bei HIV medizinisch kaum was machen kann und der Tod ins Haus steht, ist immer noch weit verbreitet. Bei Leuten, die den HIV-Test meiden, kann neben anderen Gründen auch diese überholte Vorstellung eine Rolle spielen.
Wir klären über die Bedeutung des HIV-Tests für eure Gesundheit auf, damit so wenig Leute wie möglich zu spät von ihrer Ansteckung erfahren. Selbstverständlich setzen wir uns auch weiter dafür ein, dass niemand zum Test gezwungen wird, wir empfehlen dir aber:

Lass dich regelmäßig auf HIV hin testen, am besten alle 2 Jahre

Weil sich mit Safer Sex eine Ansteckung mit HIV nicht völlig ausschließen lässt, solltest du den Test auch dann regelmäßig durchführen, wenn du dich schützt und immer Kondome benutzt.
Manche Leute, die positiv getestet wurden, stellen sich weitreichende Fragen über ihre Zukunft und Lebensplanung, z.B. ob es noch sinnvoll ist, die Ausbildung abzuschließen oder für das Alter vorzusorgen.
Natürlich können auch wir nicht in die Zukunft sehen. Das Risiko krank zu werden sowie die Einschränkung von Lebensqualität und Lebenserwartung bestehen auch heute noch. Trotzdem geht die Forschung ja weiter und es spricht vieles dafür, sich trotz HIV nicht von seinen Plänen abhalten zu lassen.
Dass das nicht immer leicht fällt und Zeit braucht, ist uns klar.

Frage 8:

Ein erheblicher Anteil der Ansteckungen mit HIV geschieht bei Männern, die Sex mit Männern haben, während sie sich in einer Beziehung befinden. Bei jüngeren Männern dürfte dieser Anteil noch höher liegen.

Antwortmöglichkeiten:

1. falsch, in Beziehungen ist man doch weitgehend sicher
2. stimmt, häufig wird irgendwann auf das Kondom verzichtet, ohne dass sich beide vorher haben testen lassen
3. stimmt, viele glauben, man muss sich nur bei wechselnden Partnern schützen, vor allem bei Leuten, die man nicht gut kennt

Richtig sind Antworten 2 und 3.
Der hohe Anteil von Infektionen zeigt, dass die Beziehung letztlich keinen sicheren Schutzraum für HIV darstellt. Es gibt aber Möglichkeiten, ihn etwas sicherer zu machen.
Wenn du das Risiko von Ansteckungen gering halten willst, solltest du dich zu Beginn genau so schützen wie bei flüchtigem oder anonymem Sex auch.
In den meisten Beziehungen entsteht aber früher oder später der Wunsch nach ungeschütztem Sex. Wenn also auf Kondome verzichtet werden soll, empfiehlt es sich, dass ihr euch beide testen lasst, und das erst dann tut, wenn jeder zuvor 3 Monate lang keine Situation hatte, bei der eine Ansteckung mit HIV möglich war.
Ihr solltet am besten auch klären, wie ihr mit sexuellen Kontakten außerhalb der Beziehung umgehen wollt, auch wenn das gerade in der Phase des Frischverliebtseins schwierig ist.
Eine Möglichkeit wäre die Absprache, außerhalb der Beziehung grundsätzlich Kondome zu benutzen und dem Partner unbedingt zu erzählen, wenn das mal nicht geklappt hat, um dann erstmal wieder auf Kondome zurückzugreifen – manchmal ist auch das nicht einfach.
Wenn ihr euch stattdessen auf sexuelle Treue verständigt, solltet ihr darüber im Gespräch bleiben. Manche Paare halten das tatsächlich durch. Häufig entsteht aber irgendwann der Wunsch, auch wieder Sex mit anderen zu haben, ohne dass die Beziehung dadurch in Frage gestellt wird. Das als erster anzusprechen und es nicht einfach heimlich zu tun, fällt nicht leicht, es kann aber gut sein, dass du bei deinem Partner damit auf offene Türen triffst und er bloß den Anfang nicht machen wollte.

Frage 9:

Wenn man den Partner gut kennt, kann man auch mal auf das Kondom verzichten.

Antwortmöglichkeiten:

1. stimmt, wirklich riskant ist doch nur der anonyme Sex in Saunen, Parks und Darkrooms, vor allem in den Großstädten.
2. stimmt nicht, „gut kennen“ bedeutet im Hinblick auf HIV so gut wie gar nichts. Kondome bieten einen guten Schutz gegen HIV, egal an welchem Ort und mit welchem Partner.
3. HIV wird nur übertragen, wenn keine Liebe im Spiel ist.

Richtig ist Antwort 2.
Tatsächlich ist in den Großstädten Deutschlands HIV stärker verbreitet als in Kleinstädten und auf dem Land (vgl. Epidemiologisches Bulletin des Robert-Koch-Instituts, zuletzt Sonderausgabe A 2008, Tabelle 4).
Darüber, wo sich die Ansteckungen ereignen, sagt das jedoch nur bedingt etwas aus.
Denn zum Teil liegt das auch daran, dass Menschen, die sich auf dem Land mit HIV angesteckt haben, in die Metropolen ziehen, sei es wegen der größeren Anonymität, wegen der besseren Aussichten Partner zu finden, oder auch wegen der besseren medizinischen Infrastruktur.
Letztlich ist HIV in Deutschland bei Männern, die Sex mit Männern haben, zu stark verbreitet und dabei auch unabhängig von Szenen zu gleichmäßig verteilt, als dass sich daraus irgend ein sicheres Reservat ableiten ließe, in dem man ohne nennenswertes Risiko auf Kondome verzichten könnte.

Wozu diese Karte ?
Sich konsequent vor HIV zu schützen, jedesmal, bei jedem Partner, in jeder Situation, ohne jegliche Ausnahme ein Leben lang Kondome benutzen zu müssen, ist für viele von uns nicht realistisch.
Von daher ist es nur allzu verständlich, dass wir eigene Vorstellungen darüber entwickeln, an welchen Orten, bei welchen Partnern und in welchen Situationen eher von einem Risiko auszugehen ist und wo und bei wem wir glauben, uns sicherer fühlen zu können.
Oft spielt dabei eine Rolle, welchen „Lebenswandel“ man einem möglichen (Sex)Partner unterstellt, Aids verbinden wir häufig mit inneren Bildern, die von bestimmten Wertvorstellungen oder einer Sexualmoral gezeichnet sind und die einer realistischen Einschätzung eher im Wege stehen.
Um von anderen nicht als riskanter Partner eingestuft zu werden, geben sich manche von uns nach außen hin als wählerisch , monogam oder risikobewusst, auch wenn das selbstkritisch betrachtet gar nicht zutrifft.
Umgekehrt ziehen wir bei neuen Partnern Rückschlüsse aus den Eindrücken, die wir bekommen, wie sie sich geben, was sie von sich erzählen oder wir bauen auf das Urteil anderer. Dabei neigen wir vielleicht auch dazu, uns von Wunschdenken leiten zu lassen, z.B. wenn wir verliebt sind.
So verständlich das alles sein mag: Die Frage des Lebenswandels kann man knicken!
Der Partner, der den Ruf einer ‚Schlampe‘ hat, kann durchaus auch gerade der sein, der sich schützt, anders als der ‚Brave‘, der vielleicht meint auf Schutz verzichten zu können, weil er so brav ist.
Entscheidend für das Risiko sind nicht die Orte und nicht die Partner mit denen man Sex hat, und auch die Gefühlslage wie Verliebtsein hat auf das Risiko keinen günstigen Einfluss. Daher die Antwort b) : „gut kennen“ bedeutet im Hinblick auf HIV so gut wie gar nichts. Kondome bieten einen guten Schutz gegen HIV, egal an welchem Ort und mit welchem Partner.

Die kleine Rätsel-Runde ist damit vorerst zuende.
Die Aktion ist entstanden als ‚Rubbelkarten-Aktion‘ der hessischen Aidshilfen anlässlich der CSDs in Frankfurt und Kassel 2008. Vielen Dank nochmals an den Landesverband Aids-Hilfe Hessen für die Erlaubnis, die Aktion zu übernehmen!