Monopoly der Bücher – im Namen des Herrn

Die Frankfurter Buchmesse, gerade zuende gegangen, lässt mich noch einmal über Bücher und den Buchmarkt nachdenken.

Eigentlich habe ich ja (statt einer Literatur-Mail ) lieber ein Buch in den Händen. Emails sind etwas Praktisches, aber nicht „das Lesevergnügen“. Und auch Hörbücher probiere ich ab und zu ganz gerne aus, merke aber immer wieder, was für ein Unterschied es ist zu lesen oder vorgelesen zu bekommen. Am liebsten nehme ich also doch ein ‚echtes‘ Buch zu Händen. Nur in Büchern kann ich mich, wenn ich sie mag, richtig ‚verkriechen‘, sie fühlen, ganz abtauchen.

Das Kaufen der Bücher wird allerdings immer mehr zur „Glaubenssache“, und zwar im wahrsten Sinn des Wortes, leider.
Wenn ich in Berlin durch die City West gehe, oder in einem der Shopping Center bin – Bücher kauft man irgendwie immer häufiger (wenn man genauer nach dem Eigentümer des Geschäfts schaut) bei den katholischen Bischöfen.

Die Konzentration im Buchhandel schreitet munter voran, und einer der muntersten Player dabei scheint ausgerechnet die katholische Kirche zu sein:

Am 17. August 2006 haben Hugendubel und Weltbild bekannt gegeben, gemeinsam die Buchhandelsholding DBH zu bilden.
Damit ist ein Imperium entstanden, das u.a. die Buchhandelsketten Hugendubel, Weltbild, Weltbild plus, Jokers, Wohlthat und einige kleinere Buchhändler umfasst. Der Verlagsgruppe Weltbild gehören zudem u.a. 50% an der Verlagsgruppe Droemer Knaur und 25% an buecher.de. Hugendubel ist zudem zu 49% Eigentümer des größten Schweizer Buchhändlers Orell Füssli.

Dieses Konglomerat ist inzwischen der größte Buch-“Händler“ in Deutschland. Und als würde das noch nicht reichen, hat Weltbild – die am aggressivsten wachsende Mediengruppe in Deutschland – inzwischen angekündigt, zukünftig auch in Supermärkten Bücher zu verkaufen. Ein erster Test-Shop in einem Discounter wurde bereits im Sommer eröffnet.

Gesellschafter von Weltbild sind 14 katholische deutsche Diözesen sowie die Soldaten-Seelsorge Berlin.
Thalia, die Nummer 2 der Buch-“Händler“ in Deutschland, ist eine 75%ige Tochter der Douglas Holding.

Und wenn Sie nun antworten, ’na, ich kauf meine Bücher ja bei 2001′, und dabei denken, die sind doch immer noch ein wenig alternativ – weit gefehlt. Ende September verkauften die bisherigen Eigentümer (Lutz Kroth, Wolfgang Müller & Walter Treumann) das Unternehmen an Michael und seinen Bruder Rainer Kölmel.
Kölmel? Ja, genau der Kölmel, der nach der Insolvenz (andere sagen Milliarden-Pleite) seiner Kinowelt-Gruppe wegen Untreue und Insolvenzverschleppung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde – und die Firma kurz darauf in Leipzig statt München wiederbelebte.

Bleibt bald nur noch die Auswahl zwischen wenigen riesigen Buchhandelsketten, von denen die größte die katholische Kirche ist? Ich glaube ich muss mal wieder zu der kleinen Buchhandlung bei mir um die Ecke gehen …

2 Gedanken zu „Monopoly der Bücher – im Namen des Herrn“

  1. du armer spatz – warum tust du dir das alles bloß an?! und wozu erklären wir dir seit anfang der 80er das „prinzip schwuler buchladen“? – klein, fein, freundlich, kommunikativ (ja, auch „immer noch ein wenig alternativ“) – und zum schmökern ne tasse kaffee…

  2. @ Schwule Buchläden: es ist ja nicht so als ob ich euch nicht kenne (grins), ganz im Gegenteil. Aber manchmal stöbert man ja auch gern in anderen Buchläden, gell?
    Und trotz schwuler Buchläden – die Bischöfe expandieren…

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