Milliarden für unsere Inhalte

Blogger, MySpace, YouTube – immer mehr interessieren sich große Konzerne für die bunte Welt des user-generated content. Was da jedoch für viel Geld verkauft wird, sind eigentlich wir selbst. Ohne gefragt zu werden, klar. Demokratie im Web 2.0 …

Für 1,65 Milliarden Dollar kauft Google YouTube. Bereits 2003 hatte Google auch Blogger, eine der weltweit größten Blogging-Platformen (auf der auch dieses Blog läuft [damals …]) übernommen. Und Medienzar Murdoch übernahm im Juli 2005 das Online-Angebot MySpace für 580 Millionen Dollar – damals ebenfalls ein Rekordpreis.

YouTube, jetzt von Google übernommen, ist eines dieser Internet-Angebote, die auch als Web 2.0 bezeichnet werden – Stichwort ‚user generated content‘. Der Anbieter stellt ein System bereit, das Inhalte verwaltet und publiziert, die Nutzer sorgen für die Inhalte (nicht mehr, wie im Web 1.0, der Anbieter).
Das heißt andererseits aber auch: was diese Übernehmer kaufen, ist eigentlich zweierlei: die „Hülle“, der Programmrahmen, den der Anbieter bereitstellt, und unsere Inhalte.

Was wären Blogger, YouTube, MySpace und Co. ohne unsere Inhalte?
Nicht viel mehr als ein leerer Schuhkarton!
Das was da für absurde Beträge verkauft wird, sind unsere Inhalte, sind wir! Sind unsere Texte, unsere Bilder, unsere Videos, unsere Inhalte.

Ob die Damen und Herren, die jetzt Milliarden einnehmen bzw. ausgeben sich schon einmal überlegt haben, was ihre tollen Internetangebote wert sind, wenn wir plötzlich einmal keine Lust mehr haben sollten, darauf unsere Inhalte zu posten? Etwa, weil wir plötzlich mit Werbung zugeballert werden? Oder plötzlich Teile von Angeboten gebührenpflichtig werden? Über beides denkt Google in Sachen YouTube bereits nach, wie Googles Nordeuropa-Chef im Spiegel-Online-Interview bestätigt. Oder weil es uns nicht gefällt, dass wir rundum in unserem Surfverhalten ausspioniert werden, um die Werbemethoden zu verfeinern und die Werbeeinnahmen zu steigern? Oder gar, weil es uns irgendwann nicht mehr gefällt, dass einige wenige Unternehmen ganze Marktsegmente im Internet dominieren? Schließlich, Microsoft hat schon ein Image-Problem…

Irgendwie, wird mir immer bewusster, klemmt dieses tolle Web2.0 – Modell. Wir machen die Inhalte, und andere Leute setzen die Regeln, verdienen prächtig an unseren Inhalten.
Kann es das sein?
Wollen wir nicht langsam mal gefragt, beteiligt werden?
Ist die Tatsache, dass ich unentgeltlich eine Plattform bekomme, meine Gedanken Fotos Videos etc. ins Internet zu stellen es wert, dass andere über meine Inhalte verfügen, damit Geld verdienen?
Oder brauchen auch diese Modelle eine andere Form von Nutzer-Beteiligung, von Demokratie?

5 Gedanken zu „Milliarden für unsere Inhalte“

  1. Gründen wir doch WEB 3.0
    Jeder bietet sich selber an, den Rahmen und die Inhalte. Schnelle günstige Home Rechner und eine DSL Standleitung machen es möglich. Warum muss ich meinen Blog bei Blogger anbieten? Ich glaube, der Markt entwickelt sich weiter. Google ist mir unheimlich und die Aktie ist überbewertet.

  2. @ Stefan S.: Danke! Das etwas unheimliche Gefühl in Sachen Google & Co scheinen wir zu teilen – habe heute morgen gerade dazu eine „Fortsetzung“ geschrieben: http://www.ondamaris.de/?p=75
    … und mir erlaubt deine Idee des web 3.0 gleich mit einzubauen am Schluss 🙂

  3. Nachtrag: die Businessnews http://www.businessnews.com/business/art614,144750.html?fCMS=fdf2004b02c9e1ad36cbe25806f7b3af zitiert meinen Post-Titel und meint, ich würde fordern, „die Content-Lieferanten sollten an dem Deal beteiligt werden.“
    Nein nein – mißverstanden, das steht da nicht…
    Worum’s mir geht: der Wert Content-Sites à la MySpaceYouTubeWerWeissWie-Portale wird von Zahl und Inhalt der User geschaffen – den Profit streichen andere ein, da stimmt etwas nicht… Web 3.0 – User schaffen unabhängig Angebote?

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