Positive Begegnungen 2009: Grußwort der Bürgermeisterin Müller-Trimbusch

Die Positiven Begegnungen 2009 in Stuttgart wurden u.a. mit einem Grußwort der  Bürgermeisterin für Gesundheit, Soziales und Jugend,  Gabriele Müller-Trimbusch eröffnet, die in Vertretung für Stuttgarts Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Schuster sprach. Die Rede als Dokumentation:

Grußwort zur Veranstaltung der Deutschen Aidshilfe
„Positive Begegnungen – Konferenz zum Leben mit HIV/AIDS“
Rathaus, Großer Sitzungssaal
29. Januar 2009, 18:15 Uhr

Meine Damen und Herren,
liebe Gäste,

im Namen des Schirmherrn dieser Veranstaltung, Herrn Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Schuster, begrüße ich Sie sehr herzlich hier bei uns im Rathaus zu den „Positiven Begegnungen 2009“.

„Leben mit HIV und AIDS“ – so heißt der Untertitel der „Positiven Begegnungen“. Ein Leben mit HIV und AIDS, das war in den ersten Jahren der AIDS-Pandemie kaum vorstellbar. Wer an AIDS erkrankt war, hatte meist nur eine Lebenserwartung von wenigen Monaten. Heute ermöglichen hochwirksame Medikamente, dass HIV-positive Menschen über viele Jahre, manchmal Jahrzehnte mit ihrer Infektion leben können. Doch die Behandlung hat ihren Preis: So wirksam die Medikamente sind, so viele Nebenwirkungen können sie auch haben, die die Erkrankten in ihrem täglichen Leben oft erheblich beeinträchtigen. Und trotz aller Bemühungen der Forschung bleibt die HIV-Infektion eine chronische Erkrankung, die nicht heilbar ist.

Zusammen mit den Neuinfektionsraten, die in den letzten Jahren leider wieder ansteigen, ergibt sich eine immer größere Zahl von Menschen, die mit HIV und AIDS leben.

In der breiten Öffentlichkeit wird das Bild von HIV und AIDS von mehreren Aspekten geprägt: Einerseits erscheint AIDS durch die relativ guten Behandlungsmöglichkeiten vielen Menschen nicht mehr als bedrohlich, sondern als Krankheit wie viele andere. Das öffentliche Interesse hat im Vergleich zu den 80er und 90er Jahren leider deutlich abgenommen. Sich mit Kondomen gegen eine Ansteckung zu schützen, erscheint manch einem vielleicht unnötig; es gibt doch Medikamente.

Doch ganz anders sieht es häufig aus, wenn im beruflichen
oder privaten Umfeld ein Mensch seine HIV-Infektion offenbart. Dann machen sich Angst und Unsicherheit bei den Personen in der Umgebung breit. Aus Furcht vor Ansteckung wird Distanz gehalten oder der Kontakt zu einem Erkrankten ganz abgebrochen. Der Arbeitsplatz gerät in Gefahr, weil der Arbeitgeber krankheitsbedingte Fehlzeiten fürchtet; vielleicht könnten Kunden ausbleiben, die nichts mit einem HIV-positiven Mitarbeiter zu tun haben wollen. Dies zeigt: AIDS ist doch keine Krankheit wie alle anderen. Wer HIV-positiv ist, überlegt es sich in der Regel sehr genau, wem er davon erzählt.

Überdurchschnittlich viele Menschen mit HIV und AIDS sind arbeitslos und auf staatliche Unterstützung angewiesen. Ihre Möglichkeiten, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, sind deutlich reduziert.

Ein Besuch im Kino, im Café, im Museum, ein Wochenendbesuch bei Freunden in einer anderen Stadt – das alles sind Dinge, die für uns selbstverständlich sind, nicht aber für einen Menschen, der wegen seiner HIV-Infektion keine Arbeit mehr findet. Auch dies ist eine Form von Ausgrenzung.

Die Entstigmatisierung von Menschen mit HIV und AIDS ist eine der großen Aufgaben der nächsten Jahre. Hier haben die AIDS-Hilfen bundesweit eine wichtige Funktion, indem sie Öffentlichkeit schaffen und auf die Probleme von Betroffenen hinweisen.

Die Stadt Stuttgart unterstützt dieses Anliegen im regionalen Arbeitskreis AIDS zusammen mit der AIDS-Hilfe Stuttgart und einer Reihe von anderen Akteuren: der AIDS-Beratungsstelle der Evangelischen Gesellschaft, anderen kirchlichen AIDS-Beratungsstellen und den Gesundheitsämtern in der Region.

Wir freuen uns ganz besonders, die „Positiven Begegnungen“ dieses Jahr in Stuttgart begrüßen zu dürfen. Dass die Konferenz hier im Rathaus stattfindet, unterstreicht die besondere Bedeutung, die wir dem Thema beimessen.

Sie haben ein dichtes Programm mit zahlreichen interessanten Themen vor sich, dennoch hoffe ich, dass Sie auch die Zeit finden, das breite kulturelle Programm unserer Stadt zu genießen.

Ich wünsche den „Positiven Begegnungen 2009“ einen erfolgreichen Verlauf mit vielen neuen Impulsen!