Sparkurs bei der Aids-Stiftung

Die deutsche Aids-Stiftung, die bisher auch in Notlagen zahlreiche Menschen mit HIV und Aids unterstützt, leidet unter deutlich zurück gehendem Spendenaufkommen. Ein Sparkurs mit Reduzierungen und Einschränkungen bei Bewilligungen ist die Folge.

Die Deutsche Aids-Stiftung, 1996 hervorgegangen aus einer Fusion der 1987 gegründeten Deutschen Aids-Stiftung ‚Positiv leben‘ und der ebenfalls 1987 gegründeten Nationalen Aids-Stiftung, ist gerade für finanziell weniger gut gestellte Menschen mit HIV und Aids ein wichtiger, oftmals der einzige Ansprechpartner in finanziellen Notlagen.

Ob Geld für eine Heizkosten-Nachzahlung, die Teilnahme an einem Positiventreffen, eine krankengerechte Matratze oder den notwendigen Zahnersatz, gerade für HIV-Positive, die von Grundsicherung oder HartzIV leben, ist die Einzelfall-Hilfe der Deutschen Aids-Stiftung oftmals der letzte Rettungsanker.

Deutsche Aids-Stiftung
Deutsche Aids-Stiftung

Doch nun kommt die Stiftung selbst in finanzielle Bedrängnis.

„Wir haben leider sehen müssen, dass das freie Spendenaufkommen der Deutschen AIDS-Stiftung im zurückliegenden Jahr deutlich hinter den notwendigen Ergebnissen zur Aufrechterhaltung aller bisherigen Hilfsleistungen zurück geblieben ist“, schrieb die Stiftung Mitte Januar 2009 in einem Brief an alle Aids-Beratungsstellen.

Leider sei auch für 2009 „keine seriöse Prognose über das freie Spendenaufkommen“ möglich, so die Stiftung weiter. Erst im vierten Quartal des Jahres würden wieder (Spendenaufkommen-trächtige) Benefizze stattfinden. Bis dahin müsse die Stiftung daher „mit einem deutlichen Sparkurs auch in der Mittelvergabe auf die unsichere Situation reagieren“.

Was dies für Menschen mit HIV bedeutet, erläutert die Stiftung ebenfalls: „ab sofort und bis auf weiteres [würden] keine Bewilligungen mehr für Reisen“ ausgesprochen. „Auch bei anderen Antragsgegenständen ist mit deutlichen Reduzierungen in den Bewilligungssummen bzw. einer zurückhaltenden Bewilligungspraxis zu rechnen.“

Zudem diskutiere die Stiftung derzeit weitere Einschränkungen, so z.B. „regionale Schwerpunktsetzungen entlang der Zustiftungsentscheidungen der Länder“.

Stiftungen finanzieren üblicherweise einen überwiegenden Teil ihrer Ausgaben aus Zinserträgen des angelegten Stiftungsvermögens (das selbst nicht angetastet werden darf). Ob auch die Deutsche Aids-Stiftung in der Anlage ihres Stiftungsvermögens von Auswirkungen der internationalen Finanzkrise betroffen ist, teilte die Stiftung nicht mit.

Weitere Informationen:
Deutsche Aids-Stiftung
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3 Gedanken zu „Sparkurs bei der Aids-Stiftung“

  1. Tja . . . . Alle Jahre wieder um den 1.12. zum Weltaidstag wird gespendet – wird das Gewissen beruhigt. Die übrigen 11 Monate hat der gemeine Bedürftige Pech gehabt . . soll er doch sehen wie er zurecht kommt. Eine Tendenz mit der ich schon vor Jahren konfrontiert wurde als ich in einem Obdachlosenprojekt tätig war.

    Damals gab es die Finanzkrise noch nicht, ging es uns noch wirtschaftlich gut. Die Finanzkrise fand in den sogenannten Ländern der 3. Welt statt. Mittlerweile werden wir – was das betrifft – immer mehr zu einem 3. Welt Land. Die zur Verfügung stehenden Mittel – ob aus Spenden, aus kommunalen, staatlichen oder anderen Töpfen – für Menschen wie uns werden immer weniger. Zu diesem Umstand trägt imo auch die Haltung – Sichtweise die in vielen Teilen der Gesellschaft über Menschen wie uns – i.e. der Community = HIV Positive, Schwule, Lesben etc. – herrscht nicht unwesentlich dazu bei. Entweder sind wir – die HIV Positiven selbst dran schuld daran das wir HIV + sind, oder wir – die Schwulen – schwul sein ist/sind krank, abnormal. Der amoklaufende Kirchenfürst in Rom bzw andere fundamentalistische Verfechter anderer Religionsgemeinschaften tun da noch ihr übriges dazu um vorherrschende Vorurteile und Bilder die in den Köpfen in großen Teilen der Gesellschaft präsent sind zu bestätigen bzw. zu festigen.

    Willkommen in der schönen neuen Welt von „Du darfst“.

  2. @ Dennis:
    die Aids-Stiftung weist in ihrem schrieben auch auf einen konstatierten „bedeutungsverlust“ des themas aids hin, für den sie auch die debatten um eine etwaige „normalisierung“ mit verantwortlich macht (an dessen debatte sich auch selbsthilfe und aidshilfe beteilige).

  3. angst generiert geld. also keine angst, kein geld. und angst machen die bilder von siechenden menschen.
    und ja, die wollen viele von ns nicht mehr als das dominierende bild, weil es unserem leben nicht mehr entspricht.

    vielleicht wird andersherum ein schuh draus. je realistischer das bild vom leben mit hiv gezeichnet wird, desto eher können wir auch benennen, warum es das geld braucht.

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