Norvir-Preis vor Gericht

Der Pharmakonzern Abbott sieht sich vor Gericht gezerrt. In den USA wird gegen den Konzern geklagt, der 2003 den Preis für Norvir in den USA verfünffacht hatte.

Im Jahr 2003 erhöhte der Pharmakonzern Abbott den Preis für sein Aids-Medikament Norvir. Doch es folgte nicht eine ’normale‘ Preiserhöhung – der Pharmakonzern verfünffachte den Preis direkt (siehe Bericht „Gewinne Gewinne Gewinne„).

Nun ist Norvir nicht ‚irgendein‘ Proteasehemmer. Das Medikament wird vielmehr auch benötigt, um den Wirkstoffspiegel anderer Medikamente anzuheben, so dass diese dadurch erst ihre optimale Wirksamkeit erreichen (sog. Boosten).
Die Preiserhöhung, die Abbott damals in den USA durchsetzte, traf somit direkt auch zahlreiche Wettbewerber des Konzerns, die Norvir als Bosster für ihre Produkte benötigten. Kleine Petitesse dabei: Abbott hat selbst auch einen weiteren Proteasehemmer auf dem Markt, der ebenfalls mit Norvir geboostet wird (Lopinavir, Handelsname Kaletra). Dieser war natürlich von der wundersamen Verfünffachung nicht betroffen …

Gegen diese Preiserhöhung des Konzerns wenden sich nun in den USA vier große Apotheken-Ketten sowie ein Medikamenten-Großhändler. Sie haben gegen Abbott Klage erhoben (siehe Wall-Street-Journal vom 30.10.2007). Der Großhandelspreis von Norvir sei in den USA durch die Erhöhung von 51,30$ auf 257,10$ für 30 Kapseln à 100mg gestiegen. Damit missbrauche Abbott seine Monopolstellung.

Vorher hatten bereits zwei Patienten gegen Abbott Klage erhoben. Nun hat sich Anfang November auch der Pharmakonzern Glaxo dieser Klage angeschlossen (siehe Bericht Wall-Street-Journal vom 9.11.2007). Die Norvir-Preiserhöhung untergrabe die Marktposition des Glaxo-Proteasehemmers Fosamprenavir (Handelsnamen Lexiva, Telzir).

Abbott kommentierte die Klagen mit „this frivolous lawsuite is completely without merrit“.

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