Lebensversicherungen für HIV-Infizierte

Lebensversicherungen sind immer noch ein schwieriges Thema für viele Menschen mit HIV. Viele empfinden sie als wichtig für ihre Vorsorge, manches Mal scheinen sie für die weitere berufliche Laufbahn unabdinglich. Bisher galt ‚mit HIV bekommt man keine Lebensversicherung‘. Doch nun hat sich die Situation verändert – wie Dr. Stefan Timmermanns berichtet, Referent für Menschen mit HIV/Aids der Deutschen Aids-Hilfe:

Seit Mitte 2008 besteht auch für Menschen mit HIV und Aids die Möglichkeit eine Lebensversicherung abzuschließen. Dabei wird das Risiko individuell kalkuliert. Das heißt, dass zunächst eine Risikoprüfung erfolgt, indem der HIV-positive Antragsteller einen Fragebogen beantworten muss und zusätzlich Arztberichte des behandelnden Hausarztes angefordert werden. In einem von der DAH gestellten Probeantrag wurde dem HIV-positiven Kunden ein Vertrag mit einem 30%-igen Risikozuschlag angeboten. Das entspricht in etwa der Höhe eines Risikozuschlages, der auch bei Diabetiker(inne)n gefordert wird. Man kann davon ausgehen, dass auf Grund des allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes demnächst alle Versicherer die Versicherbarkeit eines HIV-Positiven Antragstellers überprüfen. Relevant für die Versicherbarkeit sind Viruslast, Helferzellen, mögliche zusätzliche Erkrankungen, das Alter, etc. Das Ergebnis einer solchen Prüfung kann je nach Versicherungsgesellschaft unterschiedlich ausfallen. Denkbar sind je nach Schwere und Komplikation des bisherigen Krankheitsverlaufs Beitragszuschläge, Einschränkungen in der Versicherungslaufzeit oder eben auch Ablehnungen.

Insofern ist zu raten, bei mehreren Unternehmen gleichzeitig Anträge zu stellen, um dann hinterher das beste Angebot auswählen zu können. Viele Aidshilfen haben in den letzten Monaten Mails von unterschiedlichen Anbietern (u. a. Versicherungsmaklern) bekommen. Über die Seriosität und Qualität ihrer Angebote kann die DAH keine Auskünfte erteilen. Vor Antragsstellung sollte beim Makler nachgefragt werden, mit welcher Versicherungsgesellschaft er bzgl. der Lebensversicherung zusammenarbeitet.

Bei aller Euphorie über die positive Entwicklung am Versicherungsmarkt in den letzten Monaten, sollten HIV-Positive trotzdem besonnen bleiben. Über allem steht nämlich der Bedarf der Klient(inn)en. Die meisten Menschen mit HIV/ Aids brauchen voraussichtlich keine Lebensversicherung. Um Altersvorsorge zu betreiben, sind eine Rentenversicherung oder ähnliche Modelle ausreichend oder sogar besser geeignet. Dabei gibt es keine Gesundheitsprüfung und auch HIV-Positive können problemlos eine solche Versicherung abschließen. Die Lebensversicherung ist durch Kapitalaufbau und gleichzeitige Absicherung im Todesfall gekennzeichnet. Die sogenannte Risiko-Lebensversicherung sichert nur den Todesfall ab. Dies ist für Menschen erforderlich, die zum einen ihre Familie im Falle ihres Ablebens absichern möchten oder die einen größeren Kredit bei einer Bank absichern müssen. Auch Menschen, die sich selbständig machen wollen, brauchen oft eine Risiko-Lebensversicherung.

Dr. Stefan Timmermanns
Referent für Menschen mit HIV/Aids

Nachtrag
Telegraph 29.04.2009: Insurer offers life cover to people with Aids virus
privatehealth.co.uk 01.05.2009: PruProtect launches life cover for people living with HIV
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2 Gedanken zu „Lebensversicherungen für HIV-Infizierte“

  1. Hallo aus Frankfurt,

    vielen Dank für diesen aufschlussreichen Artikel.

    Bitte lassen Sie mich anmerken, dass wir eine Risikolebensversicherung bis zu einer Summe von 50.000 Euro über ein großes deutsches Versicherungsunternehmen anbieten.

    Herzlichen Gruß
    Olivcer Pangratz

  2. Vielen Dank für dieses ausführliche und realistische Statement. Wir werden es den Lesern unserer Webseite als Referenzwerk vorschlagen.

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