Vom 18. bis 23. Juli 2010 fand in Wien die XVIII. Welt-Aids-Konferenz statt. Großer Ort der Begegnung und auch für die Öffentlichkeit zugänglich war das „Global Village“, ein Ort der Treffen, Diskussionen, Vorführungen, Konzerte, Aktionen.
Im folgenden ein Gastbeitrag von Michèle Meyer, die ihre Eindrücke und Gedanken nach 5 Tagen „Global Village“ schildert:
AIDS 2010 – in the global village
Ein Resumé ist nicht einfach, so auf die Schnelle schon gar nicht.
Aber zwei, drei Gedankensprünge will ich euch nicht vorenthalten:
Ich habe vieles erlebt, vieles verpasst, beobachtet, zugehört, geplappert und bin einfach da gewesen.
Es war bunt, bewegt, schrill, leise, heftig, zu viel und zu wenig.
Der Eindruck, dass verschiedene Welten nicht wirklich aufeinander getroffen sind, überwiegt.
Die Community und die Communities blieben mehr oder weniger unter sich.
Die Condomize-Präsenz war mir schlicht zu viel des guten. Überall Kondome.
Ich bin nie ganz klar gekommen mit der Anzahl ihrer Stände im Global Village, in der Exhibition-Hall und im Zwischengang! Omnipräsent. Und plötzlich trugen alle diese T-Shirts. Fast alle.
Condomize. Kondomisieren lass ich mich ungern, auch wenn es Alltag ist auf der politischen Ebene. Schon gar nicht zwei Jahre nach „EKAF„.
Und wie viel Geld dahinter stecken muss… Pharmariesen hätten derlei Präsenz nicht wagen dürfen. Durex schon. Muss das sein? Ist das Global Village verkondomt? Versexualisiert sowieso. Um so mehr möchte ich dann Vielfalt auch bei den Schutz-Strategien und -Verhandlungen. Und nicht in Kondomen untergehen.
Condomize steht schlussendlich gut sichtbar für die (Primär-) Präventions-Überdosierung im Global Village und die tabuisierten, unaufgeklärten Innenansichten der Communities.
Mich erstaunt(e) immer wieder wie zentral die Primär-Präventions-Beteiligung unter Commnunities von Menschen mit HIV/AIDS gewertet ist.
Wie passt das alles zusammen mit „rights now, right here“? Das andere Schwergewicht im Global Village? Selbststigma und Entstigmatisierung / Entkriminalisierung …
Genügend dringende Probleme auf der Alltagsebene die sich ohne Kondome lösen lassen, weil sie sich gar nicht in sexueller Atmosphäre befinden, sind nicht zuletzt auch in Österreich gegeben. Z.B.: von HIV und Arbeit über Artikel 128/129 bis zur Frage ob schon tendenziell zwangs-getestet wird?
Zum Glück war der March …
Ganz viele Fragen und Eindrücke. Auch was die Organisation und Strategie angeht.
Wie viel Einfluss darf es sein?
Wie viel Vermischung? Wie holt das Global Village die lokale Bevölkerung an Bord?
Wie wird Leben mit HIV/AIDS und Leben von HIV/AIDS gewichtet?
Wann werden die Unterschiede der Interessen benannt und debattiert?
Wie werden die gesammelten Erfahrungen von Local-Team zu Local-Team weitergegeben?
Wer baut Brücken zwischen den Jahren und zwischen den Local-Teams und der IAS?
Denn soweit ich erfahren und verstanden habe, ist keine Kontinuität und kaum Weiterentwicklung gesichert.
Es gibt noch viel zu tun um wirklich in Bewegung zu kommen (zu bleiben?)
Danke an Michèle für ihren Beitrag!