Was bleibt. Ein Ratgeber der hms rund ums Erben und Vererben für Lesben und Schwule

In Zusammenarbeit mit dem Erbschaftsinstitut Berlin hat die hannchen mehrzweck stiftung (hms)  einen Ratgeber rund ums Erben und Vererben für Lesben und Schwule zusammengestellt.

Für viele Menschen ist die Frage, was nach ihrem Tod von ihnen bleibt, schon zu Lebzeiten von großer Bedeutung, andere sehen es eher so, dass sie das nach ihrem Ableben nicht mehr tangiert. Während sich Lesben und Schwule in diesem Punkt wohl eher nicht von der heterosexuellen Bevölkerungsmehrheit unterscheiden, stellen sich bestimmte Fragen in diesem Kontext für sie einmal mehr anders. Das mag daran liegen, dass der weit überwiegende Teil der Homosexuellen keine eigenen Kinder („natürliche Erben“) hat. Aber auch die häufig sehr ambivalenten Erfahrungen mit der Herkunftsfamilie wirken sich aus und haben ihren Anteil daran, dass Lesben und Schwule vielfältigere Bilder von Familie entwickelt haben. Wer Erbin oder Erbe werden soll, ist für uns eben nur selten eine Selbstverständlichkeit.

Was bleibt - Ein Ratgeber rund ums Erben und Vererben für Lesben und Schwule
Was bleibt - Ein Ratgeber rund ums Erben und Vererben für Lesben und Schwule

Klaus Müller fasst den Grundgedanken der Broschüre folgendermaßen zusammen: „Wir haben das Basiswissen zu Aspekten wie der gesetzlichen Erbfolge, zu Pflichtteils- und Steuerfragen zusammengestellt und dabei immer wieder unser Augenmerk darauf gelegt, welche Besonderheiten für Singles und für Eingetragene Lebenspartnerschaften bestehen. Mit den gesetzlichen Neuregelungen, die im letzten Jahr in Kraft getreten sind, haben sich hier nochmals wesentliche Veränderungen ergeben. In der Texterstellung haben wir auf die Expertise der BeraterInnen des Berliner Erbschaftsinstituts (www.erbschaftsinstitut) zurück gegriffen, in dem sich MediatorInnen, RechtsänwältInnen und Steuerfachleute zusammen geschlossen haben. Auf diese Weise ist der Ratgeber aus unserer Sicht zu einer guten Grundlage für eine weitere Beschäftigung mit dem Thema geworden.“

Karen Nolte erinnert daran, dass Andreas Meyer-Hanno mit dem Stiftungsgedanken eine politische Absicht verbunden hat: „Andreas, hat fast sein gesamtes Vermögen der hms vermacht. Er wollte damit nicht nur die Lesben- und Schwulenbewegung unterstützen und ihr zu mehr Autonomie verhelfen. Er wollte auch ein authentisches Zeichen setzen und deutlich werden lassen, dass aus seiner Sicht den Vermögenden unter uns eine besondere Verantwortung zukommt für die kommenden Generationen von Lesben und Schwulen.“ Auch diesem Gedanken ist unsere Broschüre verpflichtet, weshalb wir der Frage, wie man durch Zuwendungen die hms unterstützen kann, ein eigenes Kapitel gewidmet haben.

Die Broschüre ist Anfang April 2010 erschienen und kann über die Homepage der hms bestellt oder herunter geladen werden.

(Text der hms – Danke für die Übernahme-Genehmigung!)

Erzählt vom Leben. Das Ende kennen wir schon.

„Erzählt vom Leben. Das Ende kennen wir schon.“ Zu diesem Schluss kommt Richard Kämmerlings, Literarturkritiker der FAZ, in einem lesenswerten Artikel über „Krebsliteratur“.

Schlingensief, Diez – Literatur über Krebs und den eigenen oder bei nahen Menschen erlebten Krebs-Tod erfreut sich gerade wieder einer bemerkenswerten Aufmerksamkeit.
„Lasst mich damit in Ruhe“, meint der FAZ-Literatur-Kritiker Richard Kämmerlings, und erläutert warum.Das Werk des Künstlers, das leben des Menschen gerate in den Hintergrund angesichts einer ‚Kontamination mit dem Boulevard‘, die auch durch vermeintliche Tabubrüche nicht (mehr) gerechtfertigt sei.

Kämmerlings vergleicht die heutige „Krebs-Literatur“ auch wegen dieser Frage des Tabu-Bruchs mit der „Aids-Literatur“ der 1990er Jahre:

„Hier ist ein Vergleich mit anderen Krankheiten lehrreich. Die Aids-Literatur der neunziger Jahre, die Filme von Derek Jarman oder die „Geschichte meines Todes“ von Harold Brodkey standen tatsächlich gegen ein soziales Tabu, und insofern hatte der aufklärerische Impetus seine Berechtigung. Aids war keine Volkskrankheit, sondern ein Stigma, eine vermeintliche Minderheitenangelegenheit, mit deren genauen Ursachen und Folgen man sich nicht befassen wollte – und nicht musste, denn das war eine Sache bestimmter „Schichten“.“

Kämmerling bezieht sich auch auf Susan Sontags „Aids als Metapher“ – und konstatiert auch hier einen Wechsel:

„Schon Susan Sontag hatte in ihrer Fortsetzung „Aids und seine Metaphern“ Ende der Achtziger festgestellt, dass die einstige Tabuisierung und Metaphorisierung von Krebs durch Aids abgelöst worden war. Heute wäre es vielleicht angebracht, „Demenz als Metapher“ zu beschreiben.“

Sein klares Resümee: „Erzählt vom Leben. Das Ende kennen wir schon.“

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Richard Kämmerlings: „Krebsliteratur – Der Schleier über den letzten Dingen„, FAZ 14.08.2009