Forderungskatalog: die nicht-medizinischen Belange HIV-positiver Menschen

Menschen mit HIV haben Bedürfnisse und …, die weit über wirksame Medikamente und gute Therapien hinaus reichen. Englische Organisationen haben nun einen Forderungskatalog veröffentlicht.

Medizinisch gesehen hat sich die Situation von Menschen mit HIV und Aids in den vergangenen 10, 15 Jahren deutlich verbessert, besonders in den Industriestaaten, aber zunehmend auch in weniger entwickelten Staaten.

Doch die Situation von Menschen mit HIV wird nicht nur durch die medizinische Situation, durch Medikamente und Behandlungen bestimmt.

Für viele HIV-Positive ist ihr Leben auch geprägt von Sorgen ob ihrer finanziellen Situation (von Verarmung bis Hartz IV). Andere sorgen sich um ihre Wohnsituation, oder um ihre berufliche Zukunft. Manche haben Probleme, sich adäquat und ihrer Situation entsprechend zu ernähren. Oder leiden unter Problemen mit ihrer psychischen Gesundheit, oder unter sexuellen Problemen.

Der Umfang von nicht-medizinischen Faktoren, die die Lebensbedingungen von Menschen mit HIV beeinträchtigen können, ist groß.

Englische Organisationen aus dem Aids-Bereich wollen dies nun nicht weiter hinnehmen, sondern konzertiert dagegen vorgehen. Ihr erster Schritt: ein gemeinsamer Forderungskatalog, in dem sie die Probleme sichtbar machen und auf 17 Gebieten Ziele benennen:

FRAMEWORK FOR BETTER LIVING WITH HIV IN ENGLAND
FRAMEWORK FOR BETTER LIVING WITH HIV IN ENGLAND

Das „Framework for better Living with HIV in England“ wurde gemeinsam erstellt von mehreren englischen HIV- und Aids-Organisationen: African HIV Policy Network, Black Health Agency, George House Trust, NAM (National Aids Manual), NAT (National Aids Trust) und Positively Women.

Ziel des Forderungskatalogs soll es nach Aussage einer der Initiatorinnen auch sein, eine Vision zu erstellen, auf die zukünftig hingearbeitet werden könne, und so einen Rahmen für einzelnen Aktivitäten abzustecken.

weitere Informationen:
aidsmap 03.06.2009: Meeting the non-medical needs of people with HIV in England: document sets ambitious goals
Framework for better Living with HIV in England (pdf)
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4 Gedanken zu „Forderungskatalog: die nicht-medizinischen Belange HIV-positiver Menschen“

  1. Der englische Begriff ‚framework‘, Rahmenbedingungen, gefällt mir besser als Forderungskatalog.

    Forderungskatalog klingt so nach Opelaner. „Ihr müsste uns dieses und jenes geben damit es uns gut geht“

    Rahmenbedingungen ist nicht so einseitig, es ist eher ein Auftrag für alle Beteiligten. Und beteiligt sind wir alle.

  2. @ termabox:
    stimme deiner ersten einschätzung zu, und denke vielleicht könnten wir dies als anregung aufgreifen…
    bin auf deine einschätzung nach „in ruhe studieren“ gespannt 🙂

  3. Ich finde es ausserordentlich bedeutsam, dass in England diese Rahmenbedingungen aufgestellt wurden – in einer konzertierten Aktion unter Einschluss von Regierungsautoritäten (Kay Orton vom Department of Health) und Positivenselbsthilfe, bei der voll und ganz und ausschließlich der Fokus auf der Lebensqualität von Menschen mit HIV und AIDS liegt.

    Ausdrücklich wird in der Einleitung auf S. 12 darauf hignewiesen, dass es in diesem Papier NICHT um Primärprävention, NICHT um Ungetestete oder HIV-Negative geht, die von einem HIV-Risko bedroht sind, oder um sonstige Überlegungen zur Primärprävention.

    Hier geht es nur und ausschliesslich um Menschen mit HIV und AIDS.

    Ich finde dies umso bemerkenswerter, weil die AIDS-Hilfen in Deutschland von Politikern, Öffentlichkeit und Medien unzulässig stark auf ihre Bedeutung in der Primärprävention herabgestutzt werden und sich auch die öffentliche Förderung in ihren Förderzwecken so einseitig auf die Primärprävention bezieht.
    Selbst in den Grußworten der Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt oder BZgA-Direktorin Elisabeth Pott zum 25-jährigen Bestehen der DAH fand der Aspekt der Förderung der Lebensqualität für Menschen mit HIV und AIDS und welche bedeutende Rolle die AIDS-Hilfen dabei spielen, BESCHÄMEND wenig Beachtung. Siehe dazu mein Blogbeitrag: http://termabox.wordpress.com/2008/10/28/grusworte-von-merkel-schmidt-und-bzga-ohne-sekundarpravention/

    Dass es auch anders geht, macht uns nun England vor. Ich habe die große Erwartung, dass gerade auch die deutsche Bundesgesundheitspolitik sich hieran ein Beispiel nimmt. Man soll sich nicht zu eitel sein, von den Besseren zu lernen und sich inspirieren zu lassen.

    Den Inhalt des sehr umfangreichen Frameworks muss ich noch in Ruhe studieren.

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