Wird bei im Internet angebahnten Sex-Kontakten eher auf Safer Sex verzichtet? Diese Vermutung wird immer wieder geäußert. Nein, Vermutung falsch, zu diesem Ergebnis kommt nun eine vom Wissenschaftszentrum Berlin publizierte Studie.
Das Internet nimmt auch bei Kennenlernen und Anbahnen von Sex-Kontakten immer breiteren Raum ein. Die „blauen Seiten“ sind für viele schwule Männer fast schon unverzichtbar, doch auch bei heterosexuellen Kontakten spielt das Internet eine immer größere Rolle.
Seit der steigenden Bedeutung des Internets wird immer wieder auch postuiliert, das Internet sie -auch dank seiner Anonymität- ein Vehikel, vermehrt unsafen Sex zu haben. Doch – wie steht es wirklich um diese bisher nicht begründbare Vermutung? Eine Studie des Wissenschaftszentrums Berlin (WZB), deren Bericht nun publiziert wurde, widmete sich dieser Frage.
Das WZB schreibt zu der vom Bundesministerium für Gesundheit geförderten Studie:
„Der seit Ende der 1990er Jahre diskutierten Frage, ob bei Sexualkontakten, die über Kontaktseiten im Internet hergestellt werden, in geringerem Umfang präventive Vorkehrungen in Hinblick auf HIV-Übertragungen erfolgen als bei andernorts angebahnten Kontakten, sollte in einer im Frühjahr 2006 durchgeführten Online-Umfrage nachgegangen werden. Die Umfrage erfolgte über vier Dating-Portale für heterosexuelle Frauen und Männer und über vier Portale für homo- und bisexuelle Männer. Von den berücksichtigten 5.050 Fragebögen entfielen 76 Prozent auf Männer, die ausschließlich gleichgeschlechtliche Sexualkontakte in den 12 Monaten vor der Befragung angaben, 11 Prozent der Männer wurden aufgrund ihrer Angaben als bisexuell und weitere 11 Prozent als heterosexuell definiert. Frauen stellten lediglich 2 Prozent der BefragungsteilnehmerInnen.
Etwa die Hälfte der homo- und bisexuellen Männer haben ihre SexualpartnerInnen mehrheitlich oder ausschließlich über das Internet kennengelernt, während dies nur auf 39 Prozent der heterosexuellen Männer zutrifft (zwei Drittel geben dies in der kleinen Gruppe der Frauen an). Dass heterosexuelle Männer die geringsten Erfolge beim Anbahnen von Sexualkontakten über das Internet haben, zeigen auch andere erhobene Daten.
Unter den Befragungsteilnehmern erfolgte regelmäßiger Kondomgebrauch bei Vaginal- oder Analverkehr – je nach Gruppenzugehörigkeit – zu sehr unterschiedlichen Anteilen. 55 Prozent der homosexuellen und 47 Prozent der bisexuellen Männer benutzten grundsätzlich Kondome, 38 Prozent der heterosexuellen Männer und 34 Prozent der Frauen gaben dies an. Hinsichtlich des Risikos, sich mit HIV zu infizieren (ungeschützter Anal- oder Vaginalverkehr mit PartnerInnen mit unbekanntem oder diskordantem Serostatus – Expositionsrisiko), bestanden nur geringe Unterschiede zwischen homo- (27%), bi- (31%) und heterosexuellen Männern (26%) bzw. Frauen (27%). Ein Transmissionsrisiko konnte lediglich in der Teilgruppe der homosexuellen (8%) und bisexuellen (1%) Männer festgestellt werden, da in den anderen beiden Gruppen niemand HIV-positiv war.
Es zeigt sich, dass bei der überwiegenden Mehrheit aller Befragten das HIV-bezogene sexuelle Risikoverhalten bei online- und offline-Dates gleich ist.“
weitere Informationen:
Michael Bochow, Axel J. Schmidt, Stefanie Grote:
„Das schnelle Date“ – Internetgestützte Sexualkontakte und HIV-Infektionsrisiko
Studie im Volltest als pdf
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„Wird bei im Internet angebahnten Sex-Kontakten eher auf Safer Sex verzichtet? Diese Vermutung wird immer wieder geäußert.“
Das ist es, was mich sehr ärgert. Da werden irgendwelche dämlichen Spekulationen und Theorien in die Welt geblasen und dann müssen aufwendige und teure Studien betrieben werden, nur um belegen, dass das Quatsch ist.
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„Ein Transmissionsrisiko konnte lediglich in der Teilgruppe der homosexuellen (8%) und bisexuellen (1%) Männer festgestellt werden, da in den anderen beiden Gruppen niemand HIV-positiv war.“
Was will uns dieser Satz sagen?
Waren 8% der studienbeteiligten homosexuellen Männer HIV positiv ?
Obwohl ich dazu neige, das Internet in die Pflicht zu nehmen, weil es neu und noch nicht so „als Mileu bewusst wahrgenommen wird“, denke ich, dass es eher an der Persönlichkeitsstruktur der Männer liegt!