Russland: Trauerspiel um Aids-Prävention

Russland sei „noch nicht bereit“, notwendige Maßnahmen zur Aids-Bekämpfung umzusetzen, sagt ein russischer Spitzenpolitiker.

Auf mindestens 1,6 Millionen wird die Zahl der HIV-Infizierten in Russland geschätzt. Etwa 80% von ihnen infizieren sich Schätzungen zufolge über iv-Drogengebrauch. Eine wirksame Möglichkeit, Drogengebrauchern eine Alternative zu bieten, ist der Einsatz von Methadon. Mehrere Studien zeigen, dass iv-Drogengebraucher, die auf Methadon umgestellt werden, ein fünffach niedrigeres Risiko haben, sich mit HIV zu infizieren.

Methadonprogramme wären ein Lösungsansatz, der vermutlich auch in Russland zu einer deutlichen Reduzierung der Zahl der HIV-Infektionen bei Drogengebrauchern beitragen könnte (neben weiteren Maßnahmen wie Präventions- und Safer Use- Progammen, Verfügbarkeit sauberer Spritzbestecke etc.).

Könnte – denn bisher ist die Methadon-Therapie in Russland gesetzlich verboten.
Und Gennadi Onischtschenko, Russlands oberster für Public Health Verantwortlicher (‚Chefhygienearzt‘), meint, er sei „nicht überzeugt“ von der Wirksamkeit von Methadonprogrammen. Für derartige Maßnahmen sei Russland einfach „noch nicht reif“.

Die strikte russische Politik stößt auf breite Kritik. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch z.B. formuliert (nicht ganz korrekt, besser wäre HIV-Epidemie): „Strenge Drogenpolitik führt zur Ausbreitung der Aids-Epidemie“. Im Gegensatz zu Russland haben sich Moldawien und die Ukraine zu Methadonprogramme beschlossen.

Ein erneutes Trauerspiel der russischen Aids-Politik, diesmal auf dem Rücken der DrogengebraucherInnen. Es ist bestürzend zu erleben, wie Politiker immer wieder erst mit massiv steigenden Infektionszahlen konfrontiert werden müssen, bis Maßnahmen ergriffen werden, die sich längst als wirksam erwiesen haben.

[via 365gay.com, rianovosti]