Kurz notiert … Februar 2012

23.02.2012: Die Finanzbehörden wollen überprüfen, ob Vorgaben für gemeinnützige Vereine eingehalten werden im Zusammenhang mit Vorwürfen, der Förderverein der Aids-Hilfe Mannheim habe Geld gehortet.

21.02.2012: Die Zahl der Toten in Folge von Hepatitis C ist in den USA inzwischen höher als die Zahl der Toten in Folge von Aids.

Rückschlag für Gileads Hepatitis-C– Substanz GS-7977 (aus der Übernahme des Unternehmens Pharmaset). Die Mehrzahl der Patienten in einem Studienarm hatte Medienberichten zufolge einen Relapse.

20.02.2012: Im Epidemiologischen Bulletin Nr. 07 / 2012 veröffentlicht das RKI eine „Stellungnahme der STIKO zur Impfung Erwachsener gegen Pneumokokken“.

17.02.2012: Das Justizministerium Mecklenburg-Vorpommern hat eine Anweisung herausgegeben, im Justizvollzug die Kennzeichnung ‚Blutkontakt vermeiden‘ zukünftig nicht mehr zu verwenden.

16.02.2012: Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat dem Zulassungsantrag der Kombination Tenofovir / Emtricitabine (Truvada®) für Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP) den Status „priority review“ eingeräumt.

14.02.2012: Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG) gibt zu HPV-Tests keine Empfehlung, diese sind weiterhin keine Kassenleistung. Es gebe keine Evidenz für Nutzen bezüglich Lebensqualität oder Überleben.

13.02.2012: Die Abnwendung von Tenofovir ist mit einer leichten Erhöhung des Risikos für Nierenerkrankungen verbunden, zeigt eine US-Studie.

09.02.2012: Die Autonome Region Gunagxi in China plant ein sehr restriktives Gesetz mit Pflicht zur Offenlegung der HIV-Infektion.

08.02.2012: Die Regierung Russlands hat über die Abnti-Drogen-Behörde die Internetseite der Andrey Rylkov Foundation blockieren lassen. Hintergrund ist die Diskussion um die Verwendung von Methadon. Methadon, in vielen Staaten weltweit eingesetzt zur Behandlung von iv-Drogengebrauchern, ist in Russland bisher illegal. Eine englischsprachige Version der Internetseite der Stiftung ist weiterhin hier online: rylkov-fond.org

Das Risiko für Analkarzinom ist für alle Gruppen von HIV-Positiven erhöht, nicht nur für schwule HIV-Positive. Dies zeigte eine US-amerikanische Studie.

07.02.2012: Die US- Centers for Disease Control empfehlen eine HPV-Impfung für junge Männer.

Schützt der HPV-Impfstoff Gardasil® gegen ein Wiederauftreten von AIN (anale intraepithale Neoplasien, mögliche Vorstufen von Analkarzinom)? Ergebnisse einer ersten Studie bei HIV-negativen schwulen Männern deuten darauf hin.

06.02.2012: China: Diskriminierung und gesellschaftlicher Druck führen dazu, dass 70% bis 90% der chinesischen Schwulen (heterosexuell) heiraten. Dies erschwere die HIV-Prävention, betont die Deutsche Aids-Hilfe.

Russland: erstmals HIV-Präventionsvideos für Schwule

Erstmals wendet sich in Russland eine HIV-Präventionskampagne mit Spots direkt an Schwule.

Premiere in Russland: Im Januar 2011 startete in Russland erstmals eine HIV- und Aids-Informationskampagne, die sich direkt an Männer wendet, die Sex mit Männern haben. Realisiert wurde die Kampagne vom unabhängigen ‚Social Laboratory Russland‘ (soclaboratory.ru) unter der Regie von Gueorgui Molotsov.

Die Kampagne besteht aus drei Videos, von denen bisher zwei vorgestellt wurden: „trust the condom – weapon detected“ und „trust the condom – hockey“. Im Mittelpunkt der Kampagne steht die Verwendung von Kondomen – „Vertrau dem Kondom“. Die Spots werden allerdings weder im Fernsehen noch im Kino gezeigt, zugänglich sind sie ausschließlich via Internet.

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weitere Informationen:
Tetu 04.02.2011: Russie: Les premières publicités de prévention pour les gays viennent de sortir
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Kurz notiert … Dezember 2010

22. Dezember 2010: Eine in Kenia geborene 28-jährige Frau wurde in Finnland zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt. Der Frau, die als ‚Erotik-Tänzerin‘ arbeitete, wurde vorgeworfen, zwischen 2005 und 2010 kondomlosen Sex mit 16 Männern gehabt zu haben, ohne ihren HIV-Status mitzuteilen.

Die US-Medikamentenbehörde FDA hat für die USA eine 200mg-Tablette von Etravirine (Handelsname Intellence®) zugelassen.

Die US-Medikamentenbehörde FDA hat erstmals einen Impfstoff auch zur Prävention von Anal-Karzinomen zugelassen (zur Anwendung bei Männern und Frauen im Alter von 9 bis 26 Jahren).

21. Dezember 2010: Der Pharmakonzern BMS erwirbt vom japanischen Unternehmen Oncolys BioPharma die Lizenz für den NRTI Festinavir. Die Substanz ist ein Derivat von d4T (Stavudin, Handelsname Zerit®). Festinavir soll Phase-I-Studien-Daten zufolge auch wirksam sein bei Resistenzen gegen Abacavir und Tenofovir. Für die weiteren Entwicklungsrechte zahlt BMS bis zu 286 Millionen US-$.

20. Dezember 2010: In den Vorgängen um die Verhaftung von Wikilekas-Gründer Julian Assange rückt immer mehr die Frage von Kondom-Benutzung und HIV-Test in den Vordergrund.

Ein Angeklagter vor dem Strafgericht Lüttich drohte dem Vorsitzenden, er werde den Richter mit HIV infizieren. Bevor er den Richter erreichte, überwältigten ihn Sicherheitsbeamte.

17. Dezember 2010: Auf den Zusammenhang zwischen der Verhaftung von Wikileaks-Gründer Julian Assange und den sehr repressiven HIV-Gesetzen in Schweden weist Edwin J. Bernard in seinem Artikel auf ‚Criminal HIV Transmission‘ hin.

In San Francisco hat am 10. Dezember 2010 das GLBT History Museum eröffnet. Betrieben wird es von der GLBT Historical Society.

16. Dezember 2010: Die USA und Südafrika haben eine auf fünf Jahren angelegte Partnerschaft zur Bekämpfung von Aids vereinbart.

15. Dezember 2010: Ein HIV-infizierter Amerikaner, der mit mehreren Frauen Sex ohne Kondom gehabt haben soll, wurde vom Landgericht Nürnberg-Fürth zu einem Jahr und sechs Monaten Haft verurteilt. Damit wurde das Urteil erster Instanz des Amtsgerichts Neumarkt bestätigt. Das Urteil ist rechtskräftig.

14. Dezember 2010: Richard Holbrooke stirbt im Alter von 69 Jahren. Der US-Star-Diplomat war neben vielen anderen Aktivitäten auch gegen Aids engagiert, war z.B. maßgeblich am Zustandekommen der Sitzung (wie der daraus folgenden Resolution) des Welt-Sicherheitsrates zu Aids im Jahr 2000 beteiligt.

HIV-Positive mit erhöhten Triglyzerid-Werten haben auch ein erhöhtes Risiko für Neuropathien, so eine (online auf AIDS publizierte) Studie.

9. Dezember 2010: In Südafrika startet 2011 ein „real life“ – test der ‚test-and-treat‚-Strategie (möglichst viele Menschen auf HIV testen, als HIV-positiv diagnostizierte Menschen direkt antiretroviral behandeln). Die Studie wird von der französischen ANRS durchgeführt.

8. Dezember 2010: In London solle ein Aids-Memorial errichtet werden, dass an diejenigen erinnert, die an den Folgen von HIV-Infektion und Aids verstorben sind, fordert eine neue Kampagne.

6. Dezember 2010: Tabu, Scham & Co. – eine im Auftrag der DAH erstellte Studie untersucht, warum viele HIV-Infektionen spät erkannt werden.

„Großer Erfolg“ – die DAH berichtet über erste Ergebnisse der EMIS-Befragung.

4. Dezember 2010: Die European Medicines Agency (EMA) weitet die Zugangsmöglichkeiten der Öffentlichkeit zu Unterlagen über Medikamente aus.

3. Dezember 2010: Die US-Medikamentenbehörde FDA erteilt einem „1-Minute – HIV-Schnelltest für die USA die Zulassung.

Schweiz: R. Staub, im Bundesamt für Gesundheit zuständig für Prävention und Promotion im BAG, benennt den gewünschten „kulturellen Wandel“ in der HIV-Prävention: Menschen mit neuer HIV-Diagnose sollen sich per SMS bekennen und Sexpartner zu informieren.

In New York wurden am Rand eines Benefiz-Events mehrere Aids-Aktivisten verhaftet. Sie hatten gegen die Aids-Politik von New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg protestiert.

2. Dezember 2010: Die Polizei in Russland hat am Welt-Aids-Tag zehn HIV-Positive festgenommen, die gegen die Politik des Gesundheitsministeriums protestiert hatten.

Das Pharmaunternehmen Vertex hat in den USA einen Zulassungsantrag für den Hepatitis-C – Proteasehemmer Telaprevir gestellt.

1. Dezember 2010:Auch Menschen ohne einen legalen Aufenthaltsstatus haben Anspruch auf Behandlung, darauf weist die Bundesärztekammer hin („Patientinnen und Patienten ohne legalen
Aufenthaltsstatus in Krankenhaus und Praxis“, pdf)

Der Pharmakonzern MSD hat nach Empfehlung des Sicherheits-Komitees eine Phase-III-Studie zur einmal täglichen Anwendung von Raltegravir (Isentress®) vorzeitig abgebrochen. Insbesondere bei HIV-Infizierten mit hoher Viruslast sei die virologische Antwort weniger gut gewesen als bei der zweimal täglichen Dosierung.

Pünktlich zum Welt-Aids-Tag startet auf Kuba eine neue Kampagne für Sexual-Aufklärung und Aids-Prävention.

In China wird ein Erstklässler wegen seiner HIV-Infektion nach Protesten anderer Eltern der Schule verwiesen.

Russland: weiterhin kein Methadon – trotz internationaler Appelle

In Russland steigen die HIV-Infektionszahlen unter Drogengebrauchern. Internationale Experten fordern von der russischen Regierung Methadon-Programme – doch diese lehnt ab.

Geschätzt eine Million Menschen mit HIV, und ca. zwei Millionen iv-Drogengebraucher/innen – Russland sei gerade dabei, die Kontrolle über die Situation zu verlieren, betonte Robin Gorna, Direktorin der International Aids Society (IAS) zum Auftakt einer internationalen Aids-Konferenz in Moskau. Internationale Experten kritisierten, insbesondere die HIV-Epidemie unter russischen Drogengebrauchern hätte verhindert werden können, wenn die Regierung sich frühzeitiger engagiert hätte.

Die russische Regierung müsse nun dringend aktiver werden im Kampf gegen Aids, betonte die IAS. Dazu gehöre auch, iv-Drogengebrauchern den Zugang zu sauberen Spritzen sowie zu Methadon zu ermöglichen.

Die russische Drogenpolitik basiert bisher weitestgehend auf einer Art ‚Abstinenz-Ansatz‘. Akzeptierende Drogenarbeit, Harm Reduction – Konzepte, die in der vor-Ort-Realität russischer Aids-Prävention kaum eine Rolle spielen.
Entsprechend fordern internationale Experten, Russland solle zur Reduzierung der Infektionsraten im Drogenbereich schnellstens Methadon-Programme sowie Harm-Reduction-Strategien einführen und in die Praxis umsetzen.

Doch Gennadi Onischenko, oberster ‚Hygienearzt‘ Russlands, steht diesen Gedanken alles andere als aufgeschlossen gegenüber. Er betonte am Rande der Konferenz, er sei „aus vollster Überzeugung gegen Substitutionstherapie“. Russland biete Drogenkonsumenten andere Programme abseits von Methadon an. Russland spreche sich kategorisch gegen Methadon als Bestandteil in Präventionsprogrammen aus, so Onischenko.

Michel Sidibé, Generalsekretär von UNAIDS, betonte hingegen, Substitutionsprogramme z.B. mit Methadon hätten sich vielerorts, auch in Nachbarländern Russlands, als hilfreich und sinnvolles Instrument der Aids-Prävention erweisen.

Methadon ist in Russland nicht zugelassen und nur illegal erhältlich.

weitere Informationen:
UNAIDS 27.10.2009: Eastern Europe and Central Asia HIV conference for joint efforts towards Universal Access
Michel Sidibe: Universal Access: Status of the Global Response and the Way Forward. Rede zur Eröffnung des 3. EECAAC am 28.10.2009 (pdf)
AFP 28.10.2009: Russia Rejects Methadone to Stem HIV Epidemic
POZ 28.10.2009: Advocates: Russia’s HIV Strategy Ineffective Among High-Risk Groups
International Aids Society 28.10.2009: Researchers, public pealth experts urge russia to expand HIV prevention programmes for people who inject drugs
SZ 29.10.2009: Aids-Problem in Russland: Infiziert und ignoriert
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Homo-Demo in Moskau gewaltsam aufgelöst (akt.4)

Eine für heute geplante Demonstration russischer Homosexueller wurde gleich zu Beginn von der russischen Polizei gewaltsam aufgelöst. Zahlreiche Teilnehmer wurden verhaftet, darunter auch mindestens 3 Ausländer.

„Gleiche Rechte für alle“ – unter diesem Slogan wollten am Tag des Eurovision Song Contest etwa 30 (andere Medienberichte sprechen von 40) Homosexuelle in Moskau vor der Lomonossow-Universität friedlich demonstrieren für ihre Rechte. Die Polizei (auf Terrorbekämpfung spezialisierte Omon-Truppen) schritt sofort gewaltsam ein, verhaftete die Teilnehmer.

Deutsche Welle meldet

„Die russische Polizei hat gewaltsam eine Demonstration Homosexueller in der Hauptstadt aufgelöst. Die Kundgebung sollte nach Angaben der Veranstalter am Tag des in Moskau ausgetragenen europäischen „Song Contest“ auf die Diskriminierung von Schwulen und Lesben in Russland hinweisen. Augenzeugen berichteten, Polizisten der Spezialeinheit OMON hätten Demonstranten nahe der Lomonossow-Universität gejagt und in Gefängniswagen gesperrt.“

„Arrested. Shortest march I’ve ever been on“, twittert der ebenfalls inhaftierte britische Menschenrechts- und Schwulenaktivist Peter Tatchell. Er berichtet über die Kundgebung: „Well that didn’t take long. Within 5mn 20 activists arrested by riot police in front of world’s media, including organiser Nikolai Alekseev.“

Nach zwei Stunden wurde Tatchell nach eigenen Angaben (Twitter) wieder aus der Haft entlassen. Er zeigte sich tief besorgt über das Schicksal von Nikolai Alexejew, über dessen Verbleib auch drei Stunden nach dessen Verhaftung nichts zu hören gewesen sei.

Und das Schweizer Fernsehen ergänzt: „Augenzeugen berichteten, dass Polizisten der Spezialeinheit OMON die Demonstranten jagten und sie in Gefängniswagen sperrten. Auch der Vorsitzende des russischen Homosexuellen-Verbands, Nikolai Alexejew, wurde an Händen und Füßen in ein Polizei-Fahrzeug gezerrt.“

Nikolai Alexejew, Organisator der Kundgebung, forderte zum Protest des heutigen Eurovision Song Contest auf:

„I call upon all of the artists who are due to perform at tonight’s Eurovision to boycott tonight’s event and send a message that Russia’s state oppression of human rights is not acceptable.“

Journalist Jan Feddersen, der für den NDR vor Ort berichtet, beschriebt im NDR-ESC-Blog das Klima der Angst in Moskau:

„Angst! Das erste Mal seit 30 Jahren habe ich so etwas wie Angst vor rechtsradikalen, klerikalistischen oder nationalistischen Schlägern gehabt. Moskau am Vormittag des ESC-Finales.“

Verhaftet wurden bei der Aktion der russischen Polizei mindestens 20 russische und weissrussische Kundgebungs-Teilnehmer, sowie zudem der US-Aktivist Andy Thayer.

Aktuelle Berichte vom „Slavic Pride“ hatten auf Moscow Gay Pride and Eurovision Latest (von ukgaynews) erscheinen sollen [via Steven Milverton].

Am Abend des 16. Mai wurden immer noch 31 Aktivisten festgehalten. Vom Verbleib Alexejews ist weiterhin nichts bekannt. Andy Thayer hingegen war am späten Nachmittag freigelassen worden. Die Botschaft Weissrusslands bestätigte inzwischen, ihre inhaftierten Bürger nicht unterstützen zu wollen.

Am Sonntag Abend meldet die FR online:

„Nikolaj Alexejew, der gegen 14 Uhr als Letzter freigelassen wurde, steht ein Prozess wegen Organisation einer nicht genehmigten öffentlichen Aktion bevor.“

Freiheit à la russe. Russische und ausländische Homosexuelle werden verhaftet – und der Kongress? – tanzt.  Der Eurovision Song Contest ESC geht vermutlich heute Abend über die Bühne als wäre nichts gewesen…
Abzuwarten bliebt, ob die Ankündigungen einiger Künstler, im Fall der Verhinderung der Kundgebung mit Auftritts-Boykott zu reagieren, umgesetzt werden.

Das „Lied vom Eurovision Song Contest“ – nun ist es noch ekliger geworden …
Wie man heute Abend noch den ESC “feiern” kann als sei nichts geschehen, wie man darüber noch im deutschen Fernsehen berichten, in vielen Großstädten lustige Parties veranstalten kann, ist mir unverständlich.
Solidarität heißt für mich, spätestens an diesem Punkt zu sagen Schluss, das ist nicht hinnehmbar.
Ein ESC, der dennoch und als wäre nichts geschehen stattfindet und gefeiert wird, der macht sich gemein mit der desolaten Situation, mit diesem Bürgermeister, mit der Unterdrückung von Menschenrechten und Homorechten.

Der für die ARD zuständige NDR sollte sich hier seiner Verantwortung nicht nur für laue Unterhaltung, sondern auch seiner politischen Verantwortung bewusst werden …

Jetzt sind europäische Politiker und Diplomaten gefordert, unmissverständlich deutlich zu machen, dass solches Verhalten der russischen Behörden nicht hinnehmbar ist.

Und Schwule und Lesben sollten sich überlegen, ob nicht nur Eisdielen Orte des Protests sein können, sondern auch z.B. die russische Botschaft …

weitere Informationen:
Andy Thayer (der am 16.5. in Moskau verhaftet wurde) am 15.5.2009 auf indymedia: Threats Mount Against Gay Pride in Moscow
netpilot24.de 16.05.2009: Russische Polizei geht gewaltsam gegen Schwulen-Demo vor
NZZ 16.05.2009: Moskauer Polizei geht gegen Schwule vor
queer.de 16.05.2009: Moskau: Aktivisten verhaftet
gayswithoutborders 16.05.2009: 40 Arrested as Moscow Anti-Riot Police Use Violence to Break up Slavic Pride March – Pride Organisers Call on Performers to Boycott Eurovision
Tetu 16.05.2009: Gay Pride de Moscou: la police interpelle les militants
PinkNews 16.05.2009: 40 arrested at Slavic Pride in Moscow by ‚violent‘ anti-riot police
samstagisteingutertag 16.05.2009: Moskau schlägt zu: Schwule & Lesben verhaftet
SZ online 16.05.2009: Moskau: im Würgegriff abgeführt
Peter Tatchell auf guardian 16.05.2009: Moscow riot police violently break up gay pride rally
alivenkickin 16.05.2009: Quo Vadis … CSD in Deutschland
gaywest 16.05.2009: Mütterchen du machst mich krank
SpON 16.05.2009: Moskau vor dem Grand Prix: Polizei löst Schwulen-Demo gewaltsam auf
Handelsblatt 16.05.2009: Polizei in Moskau löst Schwulendemo auf
Zeit online 16.05.2009: Russland: Moskaus Polizei nimmt Schwule vor Song Contest fest
Clamix 16.05.2009: Moskau
Pinknews 16.05.2009: Tatchell released from custody
Box Turtle Bulletin 16.05.2009: Russian Riot Police Break Up Slavic Pride
lesenswerter Augenzeugenbericht auf dem Blog des Vorwärts 16.05.2009: Moskau – die verbotene Stadt am Tag des Slavic Prides
tetu 17.05.2009: Un reportage vidéo sur la Gay Pride réprimée à Moscou
Gays without borders 17.05.2009: Behind the Scenes Story Of 2009 Gay Pride in Moscow by Andy Thayer
Peter Tatchell im Guardian-Blog am 19.05.2009: Thank you Mayor Luzhkov
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Proteste gegen HIV-Einreiseverbote

Einreiseverbote für Menschen mit HIV – ein immer noch in vielen Staaten bestehendes Ärgernis. In Großbritannien wendet sich nun eine junge Gruppe mit kreativen Aktionen gegen diese Form der Diskriminierung.

Das Einreiseverbot für HIV-Positive in die USA ist de facto immer noch in Kraft. US-Präsident Buch hat nach massiver Kritik an bestehenden Regelungen das Gesetz PEPFAR unterschrieben, aber das DHS hat die Durchführungsbestimmungen (letztlich: die Liste der ‚communicable diseases‘) immer noch nicht geändert. Auch wenn Übergangsbestimmungen angewandt werden sollen – derzeit können HIV-negative Europäer ohne Visum in die USA einreisen, während HIV-positive Europäer (und andere …) ein Visum beantragen, dort ihren HIV-Status deklarieren müssen.

HIV-Einreiseverbote sind ein Ärgernis schon seit vielen Jahren. Mindestens 70 Staaten der Welt verbieten die Einreise mit HIV oder schränken sie auf bestimmte Bedingungen und Umstände ein. Unter ihnen die USA, aber auch Russland (das zwar eine Änderung überlegt, aber eben bisher nicht mehr), China, Saudi-Arabien …

Viele Positive setzen sich in der Praxis über die Einreiseverbote hinweg, mit Risiken, oftmals mit Erfolg, gelegentlich mit teils gravierenden negativen Konsequenzen.

Aber sich wehren? Wie?

Ctrl.Alt.Shift – was beim Computer wie eine komplizierte Drei-Tasten-Abkürzung klingt, ist in Großbritannien der Name einer Gruppe junger Leute, die sich u.a. gegen Einreiseverbote und -Hemmnisse für HIV-Positive engagieren
Ctrl.Alt.Shift versteht sich als ‚Community leidenschaftlicher und engagierter Menschen, die gemeinsam gegen Armut und Ungerechtigkeit aktiv werden‘.

nothing to declare - keine Einreiseverbote für HIV-Positive!
nothing to declare - keine Einreiseverbote für HIV-Positive!

Unter dem Motto ‚Nothing to declare‘ wendet sich Ctrl.Alt.Shift mit kreativen Aktionen gegen HIV-Einreiseverbote. Immer noch würden zu viele Regierungen HIV-Positive an der Einreise hindern – auch wenn es hierfür keinerlei Rationale gebe, und das Problem so nur verlagert werde.

Fake Visas Aktion von Ctrl.Alt.Shift gegen HIV-Einreiseverbot in Russland (Ausschnitt)
Fake Visas Aktion von Ctrl.Alt.Shift gegen HIV-Einreiseverbot in Russland (Ausschnitt)

Dagegen wendet sich die Gruppe mit vielfältigen Aktionen. Mit Briefen, Postkarten-Aktionen und Emails an die Botschafter derjenigen Staaten, die Einreisehemmnisse und -verbote haben, mit einem Photo-Wettbewerb, mit Protest-Aktionen, so bisher vor den Londoner Botschaften von Saudi-Arabien, Süd-Korea und jetzt Russland.

Es bedarf keiner Sentimentalitäten und Blicke nach ‚damals‘, keiner Rufe nach ACT UP – es braucht nur Kreativität und engagierte, motivierte Leute – dann lassen sich auch Themen wie Einreiseverbote für Positive in kreative Aktionen umsetzen – wie das Beispiel Ctrl.Alt.Shift zeigt.

Die Website der Gruppe zeigt zudem beeindruckend, wie Aktionen optisch ansprechend präsentiert werden können – und so strukturiert, dass sie ein einfaches Mitmachen ermöglichen (wie z.B. die Emails an Botschafter von Staaten die HIV-Einreiseverbote haben).

Und – danke an einen aufmerksamen Leser für den Hinweis auf den Artikel! 🙂

siehe auch:
robertamsterdam.com: Russische Aktivisten fordern ein Ende der Einreisebeschränkungen für HIV-Positive
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Russland überlegt HIV-Einreiseverbot zu ändern

Nach der angekündigten Änderung des US-Einreiseverbots für HIV-Positive überlegt nun auch Russland eine Änderung des bisher bestehenden Verbots.

Die angekündigte Überarbeitung oder Aufhebung des US-Einreiseverbots für HIV-Positive und Aids-Kranke scheint auch andere Staaten zu Änderungen zu motivieren: Einem Bericht der moscowtimes zufolge haben russische Regierungsvertreter am 17. Juli 2008 angekündigt, sie würden überlegen, die amerikanische Änderung zum Anlass eigener Änderungen zu nehmen.

Seit 1995 gilt in Russland ein Gesetz, demzufolge ausländische Bürger, die sich länger als drei Monate in Russland aufhalten wollen, das Ergebnis eines HIV-Tests vorlegen  müssen, bevor sie das Visum erhalten. Das Gesetz wurde damals nahezu einstimmig verabschiedet (siehe Die Zeit 02.12.1994: „Russland: Einreise bald nur noch mit Aids-Test?„).
Für Touristen-Visa und Einreisen mit einer Dauer von weniger als drei Monaten ist kein HIV-Test erforderlich.

Derzeit gibt es in Russland noch keine konkreten Pläne für eine Gesetzesänderung, betonte eine Sprecherin des Gesundheits- und Sozialministeriums.
Das US-Einreiseverbot sei immer ein ‚Vorbild‘ für die ruissische regelung gewesen. Man wolle nun zunächst das Procedere der USA beobachten, heißt es in der Moscow Times. Ob das Einreiseverbot dann komplett aufgehoben oder das Gesetz nur durch Ergänzungen modifiziert werde, sei zur zeit noch unklar.

Moskau CSD live gebloggt

ukgaynews bemüht sich (fast) live aus Moskau über den dortigen Gay Pride zu berichten, mit sehr zeitnahen kurzen Meldungen einen Einblick in die dortigen Vorgänge um den Moskauer CSD zu geben.

Absolut lesenswert!
Selten bekommt man so ‚hautnah‘ mit, wie schwul-lesbischer Bürgerrechts-Aktivismus aussehen kann, unter welchen umstanden Menschen in Moskau für ihre Rechte einstehen und welchen Verfolgungen sie ausgesetzt sind.

Und ich frage mich, warum deutsche Homo-Medien solche Art homo-basis-nahen Journalismus nicht hinbekommen … mangelndes Interesse? Oder müssen wieder fehlende Ressourcen als Grund herhalten? Fehlende Sponsoren?

[via TheGayDissenter]

Russland: Trauerspiel um Aids-Prävention

Russland sei „noch nicht bereit“, notwendige Maßnahmen zur Aids-Bekämpfung umzusetzen, sagt ein russischer Spitzenpolitiker.

Auf mindestens 1,6 Millionen wird die Zahl der HIV-Infizierten in Russland geschätzt. Etwa 80% von ihnen infizieren sich Schätzungen zufolge über iv-Drogengebrauch. Eine wirksame Möglichkeit, Drogengebrauchern eine Alternative zu bieten, ist der Einsatz von Methadon. Mehrere Studien zeigen, dass iv-Drogengebraucher, die auf Methadon umgestellt werden, ein fünffach niedrigeres Risiko haben, sich mit HIV zu infizieren.

Methadonprogramme wären ein Lösungsansatz, der vermutlich auch in Russland zu einer deutlichen Reduzierung der Zahl der HIV-Infektionen bei Drogengebrauchern beitragen könnte (neben weiteren Maßnahmen wie Präventions- und Safer Use- Progammen, Verfügbarkeit sauberer Spritzbestecke etc.).

Könnte – denn bisher ist die Methadon-Therapie in Russland gesetzlich verboten.
Und Gennadi Onischtschenko, Russlands oberster für Public Health Verantwortlicher (‚Chefhygienearzt‘), meint, er sei „nicht überzeugt“ von der Wirksamkeit von Methadonprogrammen. Für derartige Maßnahmen sei Russland einfach „noch nicht reif“.

Die strikte russische Politik stößt auf breite Kritik. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch z.B. formuliert (nicht ganz korrekt, besser wäre HIV-Epidemie): „Strenge Drogenpolitik führt zur Ausbreitung der Aids-Epidemie“. Im Gegensatz zu Russland haben sich Moldawien und die Ukraine zu Methadonprogramme beschlossen.

Ein erneutes Trauerspiel der russischen Aids-Politik, diesmal auf dem Rücken der DrogengebraucherInnen. Es ist bestürzend zu erleben, wie Politiker immer wieder erst mit massiv steigenden Infektionszahlen konfrontiert werden müssen, bis Maßnahmen ergriffen werden, die sich längst als wirksam erwiesen haben.

[via 365gay.com, rianovosti]

Zarenzeit ?

Seit ich Sabines Blog über Dänemark und die Dänen lese, lerne ich ja vieles Wissens- und manchmal auch Staunenswertes über unseren Nachbarn im Norden.

Jetzt allerdings gibt’s wahrlich Bizarres aus Dänemark zu berichten: Die Zarenwitwe, 1928 verstorben, wird auf ihre nun wohl allerletzte Reise geschickt, nach St. Petersburg, an die Seite des Zaren.

Maria Fjodorowna, Mutter des russischen Zaren Nikolaus I., war eine Tochter des dänischen Königs Christian IX. In der Zeit nach der russischen Revolution entkam sie 1919 nach England, kehrte bald darauf nach Dänemark zurück, wo sie 1928 starb und in Roskilde (nicht nur Sitz eines bedeutenden Musik-Festivals, sondern auch Ruhestätte dänischer Könige) beigesetzt wurde.

Nun wird ihr Sarg tatsächlich mit offiziellen Feierlichkeiten nach St. Peterburg überführt, und – als ob das allein nicht schon absurd genug wäre – auf der selben Route wie ihre damalige Reise zur Hochzeit mit dem russischen Thronfolger.
Die halbe dänische Regierung (!) nahm am Auftakt der Feierlichkeiten teil, zusammen, selbstredend, mit über 40 Verwandten der Romanows.
Pikante Bei-Note: Bedingung des dänischen Königshauses für die Zustimmung zur Überführung war, dass der Sarg nicht geöffnet und keinerlei DNA-Proben entnommen werden dürfen…

Ich erspare mir alle Kommentare, frage mich nur, ob die dänische Regierung nichts Wichtigeres zu tun hat. Und wundere mich wieder einmal über unsere liebenswerten Nachbarn im Norden …

… und hoffe gleichzeitig, dass die lieben Niederländer uns von irgendwelchen Nachlassenschaften aus Doorn verschonen mögen.