Der kürzlich publizierte Weltdrogenbericht der UN konstatiert zwar auf der einen Seite einen Stillstand bei der Anzahl der Konsumenten harter Drogen. Andererseits leben weltweit, wie auch in unserem Land, noch immer zu viele Drogengebraucher unter oftmals elendsten Lebensumständen. Dies insbesondere für die große Gruppe der intravenös Konsumierenden zu verändern, ist die neue Option einer Behandlung mit dem Originalstoff , also medizinisch reinem Heroin. Andere Länder hatten den Erfolg dieses Behandlungsangebots bereits demonstriert.
Allerdings dürfte es auf Grundlage der unlängst beschlossenen Richtlinien des GBA (Gemeinsamer Bundesausschuss) schwierig werden, die Möglichkeit zur Heroinbehandlung möglichst flächendeckend anzubieten. Unsere Bedenken teilt auch die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Frau Mechthild Dyckmans, in ihrer Pressemitteilung vom 18.03.2010.
„Wir sind überzeugt, dass die praktischen Auswirkungen der vorgelegten Richtlinien die Befürchtungen der Drogenbeauftragten in negativer Hinsicht noch bei weitem übertreffen werden. Diese unnötig strengen Richtlinien übertreffen nicht nur die Auflagen, die in der Heroinstudie Verwendung fanden. Nein, auch die vom Bundesgesetzgeber formulierten Vorgaben werden deutlich und überaus praxisfern verschärft“, befürchtet Mathias Häde vom JES Bundesvorstand.
Diese Praxisferne verdeutlichen u.a. folgende Regelungen: Die Forderung der ständigen Anwesenheit eines Arztes während der 12-stündigen Öffnungszeit an sieben Tagen der Woche, sowie die Einrichtung von 3,0 Arztstellen unabhängig von der Anzahl der zu behandelnden Patienten sind Auflagen, die für viele potentielle Träger der Heroinambulanzen nicht erfüllbar sein dürften – und die in dieser Form zudem fachlich nicht begründbar sind.
„Wir fordern die politisch Verantwortlichen daher auf, die nach 15 Monaten anstehende Bewertung der Auswirkungen der GBA Richtlinien eng zu begleiten und kritisch zu überprüfen, so Marco Jesse vom JES Bundesvorstand.
„Trotz einiger positiver Entwicklungen fristen Strategien der Überlebenshilfe und Schadensminderung in vielen Ländern weiterhin ein Schattendasein. Die Aufgabe der Bundesregierung muss darin bestehen, die menschenverachtende Drogenpolitik in einigen asiatischen, lateinamerikanischen und osteuropäischen Ländern zu skandalisieren und über eine ‚Koalition für Menschenwürde‘ dringend erforderliche Veränderungen zu bewirken“, erläutert Jochen Lenz als JES Bundesvorstand abschließend.
(Pressemitteilung JES Bundesvorstand)