Ethik-Konferenz – Gedanken über eigene Standards

Beinahe zwei Wochen ist sie nun her, die dreitägige Ethik-Konferenz. Einige persönliche Gedanken, nicht über die Inhalte, sondern die Organisation.

Einst hatte es sich Aidshilfe als Erfolg angerechnet, auf wissenschaftliche Konferenzen zu HIV/Aids in Strukturen und mit Rahmenbedingungen dermaßen Einfluß auszuüben, dass HIV-Positiven und Aids-Kranken eine aktive Teilnahme ermöglicht wurde. „Nicht über, sondern mit uns reden“, lautete damals eine der Devisen. Der Deutsche Aids-Kongress Essen 1999 mag hier in vielfacher Hinsicht als Beispiel dienen, von Community-Beteiligung in Planung und Entscheidungsgremien über Community-nahe Themen im Kongressprogramm bis zu Ruheräumen und Rückzugsmöglichkeiten.

Erinnert man sich an diese damals erreichten Standards, erscheint die Ethik-Konferenz in Frankfurt in erstaunlichem Licht:
– Eine Community-Beteiligung bei der Konferenz-Planung und -Gestaltung? Keine Spur.
– Menschen mit HIV und Aids als (womöglich gar gleichberechtigte) Partner nicht nur im Auditorium, sondern auch als Experten auf den Podien? Fehlanzeige.
– Stattdessen genau das, was wir früher zu vermeiden trachteten: professorale Frontalbeschallung, oft weit ab von dem, was Lebensrealitäten von Aidshilfen, von HIV-Positiven seit Jahren ausmacht.
– Programmgestaltung, die auch Ruhe- und Rückzugsmöglichkeiten (nicht nur für ausgepowerte Positive) vorsieht? Null.
– Stattdessen wissenschaftliches Programm von morgens 9:00 Uhr bis abends 22:00 Uhr, keine Ruheräume, ein Hotel, das Kilometer vom Tagungsort entfernt ist.
Die Aufzählung ließe sich fortsetzen …

Organisatorisch in der Summe: eine Konferenz weit ab von allem, was im Aids-Bereich schon an Standards erreicht wurde. Ein Rückfall in Zeiten frühester Aids-Konferenzen.
Ein Rückschritt, ein bemerkenswerter Rückfall. Sagt er auch etwas darüber aus, wie ernst die eigenen früher so hoch gehaltenen Standards noch genommen werden?

Eine Aidshilfe, die die einst selbst entwickelten und proklamierten Standards in ihren eigenen Veranstaltungen nicht einhalten mag, gerät in Gefahr unglaubwürdig zu werden. Erst recht, wenn sie diese dann beim nächsten (fremden) Kongress wieder einfordert.

2 Gedanken zu „Ethik-Konferenz – Gedanken über eigene Standards“

  1. . . . diese deine gedanken sind es wert u.a. auf die homepäitsch der dah zu verlinken . . . . . oder noch besser in die köpfe der geschäftsleitung – des vorstandes . . .

    was die beteiligung von hiv + betrifft . . . nun ja . . es geht uns einfach noch viel zu gut . . . .

    Eine Aidshilfe, die die einst selbst entwickelten und proklamierten Standards in ihren eigenen Veranstaltungen nicht einhalten mag, gerät in Gefahr unglaubwürdig zu werden.

    deine geduld bzgl einer neuen bewertung des o.g. vereines ist wirklich engelsgleich . . . . 😉

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