USA: erstmals nationale HIV/Aids-Strategie (akt.)

US-Gesundheitsministerin Kathleen Sebelius hat am 13. Juli eine neue „HIV/Aids-Strategie“ der USA bekannt gegeben – die erste nationale Aids-Strategie überhaupt in den USA.

„Auf nationaler Ebene das Vorgehen gegen HIV stärker koordinieren“, ist das übergeordnete Ziel der neuen Aids-Strategie der USA. Der von der Obama-Administration vorgelegte 60seitige Plan ist die erste bundesweite Aids-Strategie der USA. Vorangegangen waren 15 Monate Vorbereitungszeit, in der eine große Anzahl an Personen und Gruppierungen in insgesamt 14 „HIV/Aids community discussions“ in die Erarbeitung der Strategie mit einbezogen wurden (siehe Quellenverweise unten).

US-Gesundheitsministerin Kathleen Sebelius (Foto: hhs.gov)
US-Gesundheitsministerin Kathleen Sebelius (Foto: hhs.gov)

Die Präsentation der Aids-Strategie war online auf dem Internetangebot des Weißen Hauses übertragen worden. Später am Tag war US-Präsident Obama während eines Empfangs zu Ehren der HIV/Aids-Community auf die neue Strategie eingegangen und diskutierte Fragen.
Das Weiße Haus kündigte zudem ein ‚Memorandum des Präsidenten‘ an, mit dem Bundes-Agenturen angewiesen werden, konkrete Schritte zur Umsetzung der Aids-Strategie zu unternehmen. Dieses Memorandum soll am kommenden Dienstag (20.07.2010) veröffentlicht werden.

Im Mittelpunkt der neuen Aids-Strategie stehen die Reduzierung der Anzahl neuer HIV-Infektionen, die Verbesserung des Zugangs zu Medikamenten und Versorgung für HIV-Positive sowie ein Abbau von auf HIV basierenden gesundheitlichen Ungleichheiten.

Innerhalb der nächsten fünf Jahre soll die Zahl der HIV-Neuinfektionen um 25% reduziert werden, so der ambitionierte Plan. Derzeit infizieren sich Schätzungen zufolge jedes Jahr 56.000 US-Bürger mit HIV.

Zehntausende mit HIV infizierte US-Amerikaner erhalten keinerlei Behandlung. Bis zum Jahr 2015 soll mit der neuen Strategie erreicht werden, dass 85% der HIV-positiven US-Bürger innerhalb von drei Monaten Zugang zu medizinischer Betreuung haben. Derzeit sind dies 65%.

Die Aids-Strategie formuliert weitere Ziele:
– die Zahl der HIV-infizierten US-Bürger, die von ihrer Infektion auch wissen, soll bis 2015 von derzeit 79% auf 90% gesteigert werden;
– mit der neuen Gesundheits-Gesetzgebung soll der Zugang HIV-Infizierter zu Therapie und Behandlung wesentlich verbessert werden;
– Bundesmittel für die Durchführung von HIV-Tests sollen sich zukünftig stärker an der epidemiologischen Situation orientieren;
– innerhalb von fünf Jahren soll die HIV-Transmissionsrate (Maßstab für die Ausbreitungsgeschwindigkeit der HIV-Epidemie) um 30% reduziert werden.

Eines der wesentlichen Probleme wirksamer HIV-.Bekämpfung in den USA sei weiterhin die Stigmatisierung und Diskriminierung HIV-Positiver, betont der Report. Zivilgesellschaftliche Projekte, die sich für Menschen mit HIV einsetzen, sollen vermehrt unterstützt werden, verspricht die Strategie.

Eine Erhöhung der für den Kampf gegen Aids in den USA eingesetzten finanziellen Mittel ist in der neuen Strategie nicht vorgesehen. Insbesondere Schwulengruppen kritisieren, die Mittelausstattung müsse verbessert werden.

weitere Informationen:
Weißes Haus: National HIV/AIDS Strategy (pdf)
Weißes Haus: National HIV/AIDS Strategy Implementation Plan (pdf)
NYT 11.07.2010: Obama to Outline Plan to Cut H.I.V. Infections
Weißes Haus April 2010: „community ideas for improving the response to the domestic HIV epidemic – a report on a national dialogue on HIV/AIDS“ (pdf)
youtube: President Obama on the National HIV/AIDS Strategy
Weißes Haus 13.07.2010: Presidential Memorandum–Implementation of the National HIV/AIDS Strategy
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