Zum zu erwartenden Urteil im Prozess gegen Nadja Benaissa als Dokumentation eine Pressemitteilung von LHIVE, Organisation der Menschen mit HIV und AIDS in der Schweiz:
Es gibt kein Gesetz, das vorschreibt, dass Menschen mit HIV/AIDS ihre Infektion offenbaren müssen.
Trotzdem werden die Gesetze so angewandt, dass wer seine HIV-Infektion bei sexuellen Kontakten verschweigt, dafür bestraft werden kann.
Solange eine HIV-Infektion dazu führt, dass Menschen gemobbt werden, ihre Anstellung verlieren, sozial geächtet werden und als Patienten zweiter Klasse behandelt werden, solange sind Menschen mit HIV/AIDS erpressbar.
Nicht der eigene „falsche Umgang mit der Infektion“, sondern der „falsche Umgang mit den Infizierten“ ist der Grund für das Schweigen im entscheidenden Moment.
Wir erwarten Heute Mittwoch 25.8.2010 oder Morgen Donnerstag 26.8.2010 das Urteil im Prozess gegen Nadja Benaissa.
Frau Benaissa hatte nie wirklich eine freie Wahl, ob und wie sie ihre Infektion kommunizieren möchte.
Die Angst vor der sozialen Ächtung, insbesondere ihrer Tochter, und die Angst vor Vorurteilen, Diskriminierung und den ökonomischen Folgen daraus waren stärker.
Mit gutem Grund. Die Medienberichte und Reaktionen rund um die Verhaftung, Untersuchungshaft und den Prozess machen dies mehr als verständlich.
Wir sind erschüttert, wie in diesem Fall mit sensiblen Daten umgegangen worden ist.
Nadja Benaissa wurde medienwirksam inhaftiert, fremd geoutet und vorverurteilt.
Allen voran trägt hier die Staatsanwaltschaft Darmstadt dafür die Verantwortung, und sie hat einen Prozess angestrengt, der nie hätte stattfinden dürfen.
Auch wenn für Nadja Benaissa und ihre Liebsten damit nicht annähernd Gerechtigkeit geschaffen wird: Ein Freispruch ist das Mindeste.
Michèle Meyer
Präsidentin LHIVE
Organisation der Menschen mit HIV und AIDS
In der Schweiz
www.lhive.ch
(Pressemitteilung LHIVE)
Hola Michèle Meyer
was du schreibst ist nur all zu wahr. Nadja Benaissa wurde leider nicht frei gesprochen und das die Realitäten und Ungerechtigkeiten der deutschen Rechtsprechung. Bei deutschen Richtern ist die Umstände mit denen die meisten HIV-Positiven hier zu lande leben noch immer nicht angekommen. Es ist ein leichtes zu fordern dass jeder positive einem Sexualpartner seinen Status offenbaren muss, wenn man selber nicht betroffen ist.
Andererseits können nicht auf Akzeptanz hoffen, wenn wir uns immer nur verstecken. Für jeden Einzelnen ist die Entscheidung offen zu leben nicht leicht.
Es muss eine Art Revolution der HIV-Positiven durchs Land gehen, damit die Herren und Damen der staatlichen Gewalten wach werden. Wir müssen unsere Rechte einfordern, wie einst die Arbeiter- und die Schwulenbewegung es zum Teil noch heute macht. Wer nicht fordert, wird in diesem Staat niemals die ihm zustehenden Rechte bekommen. Das ist ein ewiger Kampf.
Aus diesen Gedanken ließe sich ein Motto für den Welt-Aids-Tag machen.
Kämpfen wir für unsere Rechte