5 Aminosäuren – der kleine Unterschied, der manche Positive ihre HIV-Infektion gut kontrollieren lässt

Fünf Aminosäuren könnten der entscheidende Unterschied sein, warum das Immunsystem mancher HIV-Positiver in der Lage ist, für lange Zeit die Infektion zu kontrollieren. Dies ist Ergebnis einer jüngst vorgestellten internationalen Studie.

Mit HIV infiziert, aber kein Fortschreiten der Erkrankung – dieses Phänomen wird immer wieder bei einer sehr kleinen Gruppe von Menschen beobachtet. Ihr Immunsystem scheint aus einem bisher unbekannten Grund in der Lage zu sein, die HIV-Infektion deutlich besser zu kontrollieren als üblicherweise.

Sie werden in der Aids-Forschung ‚HIV-Controller‘ oder ‚Elite Controller‘ genannt (früher: Long Term Non-Progressors), die wenigen HIV-Positiven, die trotz HIV-Infektion über viele Jahre nicht erkranken. Nun sind Forscher den Ursachen auf der Spur, glauben einen Grund gefunden zu haben, warum ihr Immunsystem besser mit HIV klarkommt.

Am 10. Dezember 2010 veröffentlichten Forscher unter der Leitung von Bruce Walker (Ragon Institute des Massachusetts General Hospital in Boston) ihre Studienergebnisse.

Schon länger war vermutet worden, dass die Ursache im Immunsystem der Betreffenden zu finden sein müsste. Die Forscher untersuchten im Rahmen der seit 2006 laufenden ‚International HIV Controllers Study‘ die Erbinformation (DNA) von HIV-Controllern und ’normalen‘ HIV-Infizierten. Insgesamt nahmen über 1.500 ‚HIV-Controller‘ an der Studie teil.

Aus früheren Studien war bereits vermutet worden, dass bestimmte Gene verantwortlich sein könnten, die am so genannten HLA-System beteiligt sind. Das HLA-System (humanes Leukozytenantigen-System, auch MHC major histocompatibility complex) ist als Teil des Immunsystems daran beteiligt zu unterscheiden zwischen ‚körpereigen‘ und ‚Fremdkörper‘.

Bei 1.000 HIV-Controllern und 2.600 HIV-Positiven mit fortschreitender Infektion wurde das Genom untersucht auf Veränderungen. Durch weitere Verfeinerungen und Folge-Analysen konnten schließlich fünf Aminosäuren des HLA-B – Proteins identifiziert werden, die eindeutig mit Unterschieden in der Kontrolle von HIV assoziiert sind. Dieses HLA-B-System ist daran beteiligt, wie das Immunsystem Virus-infizierte Zellen erkennt und zerstört (durch Markierung für CD8-Killer- T-Zellen).

Die Forscher sind sich sicher, dass die festgestellten Unterschiede bei 5 Aminosäuren mit dafür verantwortlich sind, warum das Immunsystem bei manchen HIV-Positiven besser in der Lage ist, die HIV-Infektion zu kontrollieren. Wenn es gelänge, den genauen Mechanismus besser zu verstehen, könnte dies Grundlage für die Entwicklung einer Impfung sein. Bis dahin seien aber noch viele Schritte erforderlich, so einer der beteiligten Forscher.

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weitere Informationen:
Science 10.12.2010: The Major Genetic Determinants of HIV-1 Control Affect HLA Class I Peptide Presentation (abstract)
International HIV Controllers Study (Website)
ScienceNews 04.12.2010: Immune gene variants help stop HIV
aidsmeds: Researchers Unravel a Secret of HIV Controllers
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